Gesundheit heute

Hämorrhoiden

Hämorrhoiden: knotige Erweiterungen des im Analkanal gelegenen arterio-venösen Schwellkörpers (Plexus hämorrhoidalis), der wesentlich für die Kontinenz ist, also den unabsichtlichen Abgang von Stuhl verhindert.

Hämorrhoidalleiden (oft ungenau ebenfalls als "Hämorrhoiden" bezeichnet, so auch in diesem Beitrag). Hämorrhoiden, die Beschwerden machen wie Jucken, Nässen und schmerzlose Blutungen am After. Es handelt sich um die häufigste Enddarmerkrankung: Rund 80 % der über 30-Jährigen sind zumindest einmal im Leben betroffen, Männer häufiger als Frauen.

Begünstigend wirken neben erblicher Veranlagung und angeborener Bindegewebsschwäche ungünstige Ernährungs-, ungünstige Stuhl- und Bewegungsgewohnheiten, langes Sitzen, aber auch eine Schwangerschaft.

Symptome und Leitbeschwerden

  • 1. Grad. Beim Pressen (noch) keine Beschwerden, manchmal machen sich kleine, hellrote Blutauflagerungen am Toilettenpapier und Juckreiz am After bemerkbar.
  • 2. Grad. Hämorrhoidalknoten sinken beim Pressen nach außen und verursachen gelegentlich Schmerzen; sie sind außerhalb des Afters sichtbar, verschwinden aber nach dem Beenden des Pressens wieder.
  • 3. Grad. Die Hämorrhoidalknoten ziehen sich nach Beenden des Pressens nicht mehr zurück, lassen sich aber von Hand wieder zurückschieben. Es bestehen Entzündungen, Schwellungen und starke Schmerzen beim Stuhlgang sowie Juckreiz und Schleimabsonderungen.
  • 4. Grad. Die Knoten befinden sich dauerhaft außerhalb des Analkanals, sonst wie 3. Grad.

Wann zum Arzt

In den nächsten Tagen, wenn

  • Knoten über einen längeren Zeitraum immer wieder beim Pressen austreten
  • Blutauflagerungen am Toilettenpapier oder auf dem Stuhl bemerkt werden und die Analregion juckt
  • Schmerzen beim Stuhlgang auftreten.

Die Erkrankung

Krankheitsentstehung

Im unteren Mastdarm, auf der Höhe der beiden Schließmuskeln, liegt in der Hämorrhoidalzone ein arterio-venöses Gefäßgeflecht (Plexus hämorrhoidalis). Dieses Gefäßgeflecht ist mit Blut gefüllt und trägt wesentlich zur Feinabdichtung des Analkanals bei. Füllt sich die Ampulle des Mastdarms mit Stuhl, leiten Nervenimpulse diese Information an das Gehirn weiter. Daraufhin erschlafft der innere Schließmuskel und das Blut aus dem Gefäßgeflecht fließt ab. Das Gefäßpolster und damit die Schleimhaut werden dünner und machen damit Platz für den hindurchtretenden Stuhl. Nach dem Stuhlgang füllt sich das Gefäßgeflecht wieder und dichtet den Anus zusammen mit der Muskulatur ab.

Verstärkt sich der Druck im Bauchraum, etwa durch Pressen eines sehr harten Stuhls (Verstopfung), durch breiigen Stuhl als Folge von Abführmitteln, häufiges Sitzen, Übergewicht oder eine Schwangerschaft, staut sich das Blut im Hämorrhoidal-Plexus. Dadurch werden die Gefäßwände überdehnt und der Plexus hämorrhoidalis erweitert sich zu Hämorrhoiden. Oft bilden sich durch die Gefäßdehnung Aussackungen, die sich ebenfalls mit Blut füllen. Diese Aussackungen oder Hämorrhoidalknoten treten dann beim Pressen durch die Darmschleimhaut hindurch und ragen ins Innere des Enddarms. Wenn sie Beschwerden wie z. B. Schmerzen oder hellrote Blutungen verursachen, entsteht das sogenannte Hämorrhoidalleiden, vereinfacht Hämorrhoiden.

Häufigste Beschwerde bei Hämorrhoiden sind schmerzlose, sogenannte transanale (aus dem After austretende) Blutungen. Sie machen sich bemerkbar durch hellrotes Blut auf dem ausgeschiedenen Stuhlgang, am Toilettenpapier oder in der Unterwäsche. Diese Blutungen treten auf, wenn fester Stuhl die dünnen Gefäßwände der Hämorrhoidalknoten beschädigt und Blut in den Analkanal gelangt.

Je nach Schweregrad (siehe unten) beeinträchtigen Hämorrhoiden und Hämorrhoidalknoten auch die Abdichtung des Afters. Es gelangen feuchte Gase und Stuhl nach außen und rufen Juckreiz, Nässen, Brennen, Entzündungen und Hautausschlag um den After hervor; durch Nachschmieren kommt es häufig zu verschmutzter Unterwäsche. Manchmal verspüren die Betroffenen durch die Hämorrhoiden auch ein Druck- bzw. Fremdgefühl im After. Schmerzen beim Stuhlgang treten meistens erst auf, wenn das Ausmaß der Hämorrhoidalknoten beträchtlich ist (Grad 3 und 4).

Risikofaktoren

Gefördert wird die Bildung von Hämorrhoiden durch

  • Angeborene Schwäche des Bindegewebes der Blutgefäßwände
  • Höheres Lebensalter
  • Übergewicht
  • Schwangerschaft (in den letzten Monaten)
  • Überwiegend sitzende Arbeits- und Lebensweise
  • Chronische Verstopfung (Obstipation)
  • Häufige oder regelmäßige Einnahme von Abführmitteln (Laxanzien)
  • Geringe Stuhlmengen durch ballaststoffarme und energiedichte Ernährung.

Schweregrade und Klinik

Je nach Größe der Hämorrhoiden werden 4 Schweregrade unterschieden:

  • Grad 1: Die Hämorrhoiden sind leicht vergrößert, nicht sicht- oder tastbar, aber bereits behandlungsbedürftig.
  • Grad 2: Die Hämorrhoiden sind stärker vergrößert und können beim Stuhlgang aus dem After hervortreten, ziehen sich aber von selbst wieder zurück.
  • Grad 3: Die Hämorrhoiden sind stark vergrößert, treten beim Stuhlgang aus dem After hervor, ziehen sich nicht von selbst wieder zurück, lassen sich aber mit der Hand zurückschieben.
  • Grad 4 (Aftervorfall oder Hämorrhoidal-Prolaps): Die Hämorrhoiden sind sehr stark vergrößert, liegen dauerhaft außerhalb des Afters und lassen sich auch mit der Hand nicht mehr zurückschieben; durch die fortbestehende Einklemmung nimmt die Schwellung infolge eines Staus der Blutzirkulation weiter zu.

Diagnosesicherung

Ausgeprägte Grad 4-Hämorrhoiden erkennt der Arzt schon bei der Blickuntersuchung der Analregion. Die anderen Formen entdeckt er beim vorsichtigen Austasten des Enddarms oder beim Pressversuch, bei dem der Patient während der Untersuchung wie beim Stuhlgang presst. Dabei werden die Hämorrhoiden tast- oder sogar sichtbar.

Um eine Krebserkrankung auszuschließen, greift der Arzt zur Enddarmspiegelung (Rektoskopie). Dazu wird der Enddarm mithilfe eines Einlaufs von Stuhlresten gereinigt. Der Arzt schiebt anschließend ein 30 cm langes, starres Endoskop in den Darm. Damit sich die Mastdarmschleimhaut besser entfaltet, wird etwas Luft eingeblasen. Die Untersuchung ist nicht schmerzhaft.

Differenzialdiagnosen. Nicht zu verwechseln mit Hämorrhoiden 1. und 2. Grades sind Marisken, kleine Hautläppchen am After. Ähnliche Symptome wie Hämorrhoiden verursachen zudem Wurmerkrankungen (Juckreiz!), Analfissuren oder Perianalthrombosen (Schmerzen beim Stuhlgang), selten auch anorektale Varizen bei portaler Hypertension durch Umkehr des Blutflusses. Bei jeder Form von Blut im oder auf dem Stuhl muss ein Darmkrebs ausgeschlossen werden.

Behandlung

Bei Hämorrhoiden steht und fällt der Erfolg der Behandlung mit dem Essverhalten, der Hygiene beim Stuhlgang sowie der Radikalität der lokalen Therapie.

1. Grad. In diesem Krankheitsstadium verordnet der Arzt meist schmerzstillende Salben oder Zäpfchen und legt dem Betroffenen vor allem Verhaltensänderungen nahe:

  • Stuhlregulierende Maßnahmen durch ballaststoffreiche Ernährung und Steigerung der Flüssigkeitszufuhr
  • Vorübergehender Einsatz von milden Abführmitteln (z. B. Quellstoffe, siehe unten) bei Verstopfung
  • Sorgfältige Analhygiene sowie Sitzbäder mit entzündungshemmenden Zusätzen (z. B. Kamille)
  • Gewichtsreduktion bei Übergewicht
  • Schmerzstillende, entzündungshemmende Salben und Zäpfchen zur lokalen Anwendung (Übersicht siehe unten).

2. Grad. Hier sind die Maßnahmen des 1. Grades nicht mehr ausreichend, sodass der Arzt in der Regel die Hämorrhoidalknoten verödet (sklerosiert). Bei allen Verödungsverfahren sind oft mehrere Sitzungen nötig, um alle Hämorrhoidalknoten zu behandeln. Die Komplikationsrate der Verfahren liegt unter 1 %.

  • Bei der intrahämorrhoidalen Sklerosierung nach Bond und Hoff spritzt der Arzt ein Verödungsmittel (z. B. Polidocanol) in die krankhaften Hämorrhoidalknoten, wodurch diese schrumpfen, vernarben und schließlich innerhalb weniger Wochen verschwinden.
  • Eine andere Form der Verödung ist die Sklerosierung nach Blanchard. Hier spritzen die Ärzte das Verödungsmittel in die Region der zuführenden Hämorrhoidalarterien. Dadurch wird eine Entzündungsreaktion hervorgerufen, die die Hämorrhoidalknoten ebenfalls verklebt und vernarbt.
  • Eine ähnliche Methode ist die Infrarotkoagulation, wobei der Arzt die Hämorrhoiden über eine lokale Erwärmung mithilfe einer Infrarotsonde verödet.

Kurz nach dem Eingriff sind vorübergehend leichte Schmerzen oder ein Druckgefühl möglich. Selten kommt es zu Infektionen oder schmerzhaften Blutgerinnseln im Analbereich. Leider ist der Behandlungserfolg bei vielen Menschen nicht von Dauer: Häufig vergrößern sich die Hämorrhoiden nach wenigen Jahren wieder, sodass der Eingriff wiederholt werden muss.

Größere Knoten verödet der Arzt durch eine Ligaturbehandlung, entweder unter Sicht oder mithilfe eines Dopplerultraschallgeräts. Durch eine Gummibandligatur werden die Hämorrhoidalknoten abgeschnürt, sodass die Blutversorgung unterbricht und der Hämorrhoidalknoten schrumpft. Nach einigen Tagen fällt er ab und wird mit dem Stuhl ausgeschieden. Das Verfahren ist schmerz- und risikoarm. In seltenen Fällen kann es allerdings zu stärkeren Blutungen kommen. Auch die Ligaturbehandlung muss unter Umständen wiederholt werden, um alle Hämorrhoidalknoten zu erwischen oder nach einigen Jahren neu aufgetretene zu entfernen.

3. und 4 Grad. Diese Grade erfordern die operative Entfernung der Hämorrhoidalknoten, z. B. mittels Hämorrhoidektomie. Verschiedene OP-Verfahren stehen zur Verfügung:

  • Bei der offenen Hämorrhoidektomie, nach ihrem Erfinder Milligan-Morgan benannt, bleibt die Wunde nach dem Eingriff offen. So kann das Wundsekret problemlos abfließen und es drohen keine Komplikationen mit der Naht. Dafür heilt die Wunde langsamer. Die offene Hämorrhoidektomie erfolgt stationär und unter Vollnarkose oder Rückenmarksanästhesie, meist ist ein Krankenhausaufenthalt von 5–7 Tagen erforderlich. Sie ist wegen der starken postoperativen Schmerzen unangenehm und außerdem nicht risikolos, weil es zu Verletzungen des Schließmuskels mit nachfolgender Stuhlinkontinenz und/oder narbigen Einengungen des Enddarms kommen kann.
  • Schonendere Verfahren sind die HAL-Hämorrhoidektomie und die Longo-Operation. Beide sind postoperativ weniger schmerzhaft und unangenehm:

  • Bei der HAL-Methode benutzt der Arzt Ultraschall zur Lokalisierung der vergrößerten, vorgefallenen Hämorrhoidalknoten und unterbindet mit einer speziellen Nahttechnik deren Blutzufluss. Nach einigen Wochen "verhungern" die Knoten, sacken in sich zusammen und verkümmern. Diese Operation kann ambulant durchgeführt werden.
  • Die Longo-Operation (auch Stapler-Hämorrhoidopexie genannt) kommt vor allem bei aus dem After heraustretenden Hämorrhoiden in Frage. Hier wird mit einem Klammergerät die Darmschleimhaut oberhalb der Hämorrhoiden gerafft und angeheftet, das vorgefallene Gewebe also in den Darm hineingezogen. Man spricht auch von einem "Schleimhautlifting". Diese Methode ist nur bis zum 3. Grad möglich. Die Schmerzen sind geringer und die Heilungszeit ist kürzer als bei der offenen Hämorrhoidektomie. Allerdings vergrößern sich Hämorrhoiden nach der Stapler-Operation schneller wieder als nach einer offenen Hämorrhoidektomie. Bei dieser Operationsform ist ein stationärer Aufenthalt von 1–2 Tagen notwendig.

Bestehen gleichzeitig entzündliche Analerkrankungen wie Analabszess oder Analfistel muss die Hämorrhoidektomie verschoben werden bis die Entzündung abgeklungen ist.

Nach der Hämorrhoidaloperation

Am Abend nach der Operation entfernen die Ärzte die in den operierten Anus eingelegte Tamponade und kontrollieren die Wunde. Je nach Stärke der Schmerzen verordnen die Ärzte Ibuprofen, evtl. auch in Kombination mit Novaminsulfat. In den nächsten Tagen muss der Patient das Wundgebiet mehrfach täglich ausduschen, vor allem nach dem Stuhlgang. Um den Anus zu schonen empfehlen sich milde Abführmittel, die den Stuhl weicher machen.

Medikamentöse Behandlung

Eines haben alle Arzneimittel gemeinsam: Sie lindern zwar die Beschwerden, verkleinern jedoch die Hämorrhoidalknoten nicht. Zäpfchen, Salben und Pasten verordnet der Arzt deshalb bei Hämorrhoiden mit geringen Beschwerden und initial zur Überbrückung bis zu einer Hämorrhoidenoperation. Als Wirkstoffe zur Behandlung am After stehen Salben, Pasten oder Zäpfchen zur Verfügung:

  • Zink oder Panthenol lindern den Juckreiz am After.
  • Hamamelis (Zaubernuss) wie beispielsweise in Faktu® lind oder Hametum® Hämorrhoidenzäpfchen wirkt dank des Gerbstoffgehalts gefäßverengend, zusammenziehend und entzündungshemmend und wird vor allem bei Nässen und Blutungen empfohlen.
  • Lokalanästhetika wie Lidocain betäuben die Analhaut örtlich und helfen dadurch bei Schmerzen und Juckreiz (z. B. Posterisan® akut).
  • Kortisonhaltige Präparate (Kortikosteroide, z. B. Postericort®) dämmen die Entzündung ein und kommen bei entzündlichen, angeschwollenen Läsionen zum Einsatz.

Ihr Apotheker empfiehlt

Was Sie selbst tun können

Rechtzeitig zum Arzt. Zögern Sie bei einem Verdacht auf Hämorrhoiden den Arztbesuch nicht hinaus. Je früher Hämorrhoiden erkannt und behandelt werden, desto besser sind sie zu kontrollieren. Viele Proktologen sind völlig überlaufen – und verlangen deshalb eine Überweisung. Es ist deshalb sinnvoll, erstmal zum Allgemeinarzt zu gehen. Weil Hämorrhoidalleiden sehr häufig sind, kann Ihr Hausarzt meistens gut entscheiden, ob ein Besuch beim Proktologen notwendig ist, oder Sie erstmal selbst versuchen sollten, Ihre Hämorrhoidalknoten in den Griff zu bekommen. Änderungen Ihrer Lebens- und Ernährungsgewohnheiten können sehr wirksam sein. Die Schwerpunkte sind:

Ernährung. Vollwertkost mit einem hohen Ballaststoffanteil ist für einen gesunden Stuhlgang unverzichtbar. Da viele Menschen zunächst mit Unverträglichkeitsreaktionen wie Blähungen und Völlegefühl auf eine ballaststoffreiche Ernährung reagieren, sollten Sie bei der Ernährungsumstellung schrittweise vorgehen, damit der Körper genug Zeit hat, sich umzugewöhnen:

  • Anfangs erhöhen Sie den täglichen Obst- und Gemüseanteil; auch Trockenfeigen, Dörrbirnen und -pflaumen sind geeignet.
  • Als Nächstes ersetzen Sie Weiß- oder Mischbrot durch Vollkornbrot und Müsli. Aber essen Sie nichts, was Ihnen nicht bekommt. Wenn Sie z. B. Weißbrot deutlich besser vertragen als Vollkornbrot, hilft vielleicht stattdessen ein täglicher Apfel, Ihre Verdauung anzuregen.
  • Erhöhen Sie den Faseranteil im Essen, indem Sie hin und wieder Haferflocken in Milch oder Joghurt einweichen. Sauermilchprodukte wie Joghurt oder Dickmilch sollten ebenfalls regelmäßig auf dem Speiseplan stehen. Sie wirken sich positiv auf die Darmflora aus und helfen damit, die Verdauung zu normalisieren.

Quellstoffe. Damit Sie beim Stuhlgang nicht so stark pressen müssen, sind Quellstoffe die beste Wahl. Flohsamenschalen (auch indischer Flohsamen oder kurz Flohsamen genannt) sind in Reformhäusern oder Apotheken erhältlich. Sie regen schon in Mengen von 1 Teelöffel die Verdauung an und machen den Stuhl voluminöser, weicher und geschmeidiger. Starten Sie mit 1/2 Teelöffel pro Tag und steigern Sie die Dosis allmählich, bis der Stuhl ausreichend weich ist. 1–2 Teelöffel reichen zumeist. Achten Sie auf eine ausreichende Trinkmenge (2 Liter sind das Minimum). Zu Beginn der Behandlung kommt es häufig vermehrt zu Blähungen. Für den, der Flohsamen nicht mag (manche finden das Gefühl der winzigen Körnchen im Mund unangenehm), sind Leinsamen und Weizenkleie eine Alternative.

Hinweis: Nehmen Diabetiker Quellstoffe ein, ist eventuell die Insulindosis anzupassen.

Darmmassage. Eine 10-minütige Morgenmassage, bei der man beide Hände auf den Bauch legt und dann wiederholt mit sanftem Druck im Uhrzeigersinn nach unten streicht, regt den Dickdarm an. Eine Wärmflasche, feuchtwarme oder trockenwarme Wickel (z. B. mit Schafgarbe oder Heilerde) für den Unterbauch lindern Druckgefühle und steigern ebenfalls die Darmtätigkeit.

Bei Stuhldrang reagieren. Achten Sie auf Körpersignale: Suchen Sie bei Stuhldrang stets möglichst rasch die Toilette auf und unterdrücken Sie ihn nicht.

Manche Menschen schaffen es, ihren Darm zu "erziehen", indem sie immer zur gleichen Uhrzeit auf die Toilette gehen. Andere schaffen das aber nicht – und sollten es dann auch nicht erzwingen.

Ausreichende Flüssigkeitszufuhr. Trinken Sie mindestens 2 Liter pro Tag und steigern Sie Ihre Trinkmenge eventuell auf 3 Liter, wenn Sie Ihre Ernährung auf eine überwiegend ballaststoffreiche Kost umstellen. Da Ballaststoffe stark quellen, fördern sie bei einer zu geringen Flüssigkeitsaufnahme die Verstopfung.

Regelmäßige Bewegung. Sorgen Sie für regelmäßige Bewegung. Ideal sind Sportarten wie Gymnastik, Laufen, Schwimmen oder Radfahren, die den Beckenboden nicht einseitig belasten. Wenn kein regelmäßiger Sport möglich ist, lässt sich bestimmt ein Spaziergang von 20–30 Minuten Dauer in den Tagesablauf einfügen. Fehlt Ihnen auch dafür die Zeit, sollten Sie sich angewöhnen, Treppen zu laufen und konsequent auf Lift und Rolltreppen zu verzichten.

Unterwäsche. Tragen Sie möglichst Unterwäsche aus reiner Baumwolle und meiden Sie enge Hosen. Damit nach Verabreichung von Salben oder Zäpfchen die Wäsche nicht verschmutzt, helfen in der Apotheke erhältliche spezielle Analvorlagen, z. B. Teufel Pomild® Analvorlagen.

Sorgfältige Hygiene. Achten Sie auf eine sorgfältige Analhygiene. Reinigen Sie nach dem Stuhlgang den After sorgfältig mit weichem Papier oder mit einem Einmalwaschlappen und lauwarmem Wasser. Tupfen Sie ihn vorsichtig trocken.

Beckenbodentraining. Trainieren Sie Ihre Beckenbodenmuskulatur durch geeignete Übungen. Kurse dafür gibt es in vielen Krankenhäusern oder auch bei den Volkshochschulen.

Komplementärmedizin

Warme Sitzbäder. Juckreizstillend und heilungsfördernd wirken warme Sitzbäder (38 °C) mit Kamillen- und Eichenrindenzusatz.

Phytotherapie. Hamamelis (Zaubernuss) verengt die Gefäße und hemmt die Entzündung am After. Der Wirkstoff ist in Form von Salben und Zäpfchen erhältlich.

Homöopathie. Häufig eingesetzte homöopathische Akutmittel gegen Hämorrhoiden sind Kalzium phosphoricum, Kalium carbonicum, Lachesis, Nux vomica und Sulfur. Evtl. bietet sich auch eine homöopathische Konstitutionstherapie an.

Von: Dr. med. Arne Schäffler, Dr. Bernadette Andre-Wallis; Sandra Göbel in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung der Sektionen "Die Erkrankung", "Behandlung" und "Ihre Apotheke empfiehlt": Dr. med. Arne Schäffler, Sandra Göbel, Dr. med. Sonja Kempinski.
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Schluss mit den Blähungen !

Jedem fünften Erwachsenen machen Blähungen immer wieder das Leben schwer.

Schluss mit den Blähungen !

Quälende Darmwinde?

Blähungen sind nicht nur peinlich. Die Ansammlung von Gasen im Darm kann auch Krämpfe und erhebliche Schmerzen verursachen. Glücklicherweise gibt es einiges, was man gegen einen Blähbauch tun kann von Hausmitteln wie Kümmel bis zum Entschäumer aus der Apotheke.

Blähungen sind häufig

Etwa jeder fünfte Erwachsene leidet immer wieder unter zu viel Luft in Magen und Darm-. Dabei variieren die Beschwerden: Manche Betroffenen haben vor allem einen aufgeblähten, schmerzhaften Bauch – in diesem Fall spricht man von einem Meteorismus. Andere quälen sich mit Blähungen, die als Winde abgehen (der Fachbegriff dafür lautet Flatulenz). Beide luftbedingten Beschwerden können unabhängig voneinander auftreten. Häufig sind sie allerdings kombiniert.

Auch im gesunden Darm befinden sich Gase. Denn zum einen schluckt man Luft mit den Mahlzeiten. Zum anderen entstehen Kohlendioxid, Sauerstoff, Wasserstoff, Stickstoff und Methan bei den alltäglichen Verdauungsprozessen. Normalerweise wird der Hauptanteil der Gase von der Darmschleimhaut aufgenommen, zur Lunge transportiert und dort abgeatmet. Der Rest verlässt den Körper unauffällig durch den After.

Befinden sich jedoch zu große Mengen an Gasen im Darm, sammeln sich die Gase an. Sie werden dann als Blasen oder Schaum in Richtung Darmausgang transportiert. Unterwegs können die Blasen den Darm vorübergehend verschließen. Das führt zu Krämpfen, Schmerzen und Rumoren im Bauch. Am After angekommen, werden die Gase als Winde entlassen – mal lauter und mal leiser.

Hinweis: Der unangenehme Geruch der Darmwinde kommt durch schwefelhaltige Gase zustande. Sie entstehen im Dickdarm beim Zersetzen von Nahrungsresten durch die Darmbakterien.

Warum zu viel Luft im Darm ist

Es gibt mehrere Möglichkeiten, wie zu viel Luft in den Darm gelangt. Eine davon ist zu starkes Luftschlucken bei der Nahrungsaufnahme. Etwas Luft zu schlucken ist ganz normal. Durch zu hastiges Essen oder kohlensäurehaltige Getränke gelangt allerdings leicht zuviel davon in den Magen. Das Gleiche droht auch bei intensivem Kaugummikauen und beim Rauchen.

Die andere wichtige Ursache ist eine vermehrte Gasbildung im Darm. Gelangen unverdaute Nahrungsbestandteile in den Dickdarm, werden sie dort von Darmbakterien vergoren. Dabei entstehen Darmgase, die durch den After abgegeben werden. Verschiedene harmlose Ursachen lösen eine solche Gasbildung aus:

  • Blähende Nahrungsmittel. Kohl, Zwiebeln, Vollkorngetreide und Hülsenfrüchte sind schwer verdaulich – vor allem, wenn man diese Nahrungsmittel nicht gewohnt ist. Dann gelangen große Mengen unverdauter Bestandteile in den Dickdarm, wo sie von Bakterien unter Gasbildung zerlegt werden. Das erhöhte Angebot führt dazu, dass sich die gasbildenden nBakterien vermehren und immer mehr Gase entstehen.
  • Stress. Stress führt dazu, dass das sympathische Nervensystem hochtourig arbeitet. Gehirn und Muskeln werden aktiviert und unter Spannung gehalten. Der Darm arbeitet währenddessen auf Sparflamme und kann nicht für die ordnungsgemäße Verwertung der Nahrung sorgen. Die Folge sind Blähungen und Völlegefühl. Auch bei zu üppigen Mahlzeiten ist der Darm oft überfordert und reagiert mit Verdauungsstörungen und Blähungen.
  • Übergewicht. Übergewicht kann Blähungen verursachen, weil durch die volumenbedingte Dehnung die Wandspannung der Bauchmuskulatur abnimmt. In der Folge wird die Verdauung verlangsamt und erschwert.

Hinweis: Blähungen gehören auch zu den Beschwerden vieler Schwangeren. Das liegt unter anderem daran, dass das im Mutterleib heranwachsende Kind auf den Magen-Darm-Trakt drückt und die Verdauung erschwert.

Wann in die Arztpraxis bei Blähungen?

Meistens sind Blähungen selbstgemacht und harmlos. Manchmal sind sie aber auch ein Zeichen für eine Darmerkrankung. In bestimmten Fällen ist es deshalb wichtig, Blähungen nicht zu ignorieren, sondern bei der Ärzt*in abklären zu lassen, etwa bei

  • Blähungen, die lange anhalten und nicht besser werden,
  • gleichzeitig auftretenden veränderten Stuhleigenschaften, vor allem nächtlicher Durchfall,
  • neu aufgetretenen Beschwerden nach dem 50. Lebensjahr,
  • Blut im Stuhl und
  • Fieber und Abgeschlagenheit.

Dann stecken hinter den Blähungen vielleicht Nahrungsmittelunverträglichkeiten (Laktoseintoleranz oder Fruktoseintoleranz) oder der Mangel an Verdauungsenzymen, z. B. im Rahmen einer Pankreaserkrankung. Bei beiden Erkrankungen gelangen unverdauten Nahrungsbestandteile in den Dickdarm und werden dort unter starker Gasbildung vergoren. Vor allem Blut im Stuhl kann aber auch ein Hinweis auf einen Darmtumor sein.

Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen wie der Morbus Crohn oder die Colitis ulcerosa lösen auch Blähungen aus, aber aus anderen Gründen: Sie schädigen die Darmwand. Das führt dazu, dass die normalen Darmgase schlechter über die Darmwand ins Blut aufgenommen und dadurch nicht abgeatmet werden können. Stattdessen werden sie dann als Winde über den Darmausgang entlassen. Gleichzeitige krankheitsbedingte Verdauungsstörungen vermehren die Gasbildung weiterhin.

Hinweis: Auch Medikamente begünstigen Blähungen. Typisch ist dies für Antibiotika, aber auch für Diabetesmedikamente wie Metformin, Acarbose und den neuen Wirkstoff Semaglutid. Wer unter Blähungen leidet und Medikamente einnimmt, sollte diese von der Ärzt*in überprüfen lassen.

Selbstmedikation mit Entschäumern

Bei harmlosen Blähungen steht einer Behandlung in Eigenregie nichts im Wege. Nützlich sind dabei Präparate aus der Apotheke und allgemeine Verhaltenstipps.

Schnelle Hilfe bieten die beiden Entschäumer Dimeticon und Simeticon. Sie setzen wie Tenside die Oberflächenspannung der Gasblasen herab. Dadurch zerplatzen die Blasen und geben die darin enthaltenen Gase frei. Diese können jetzt entweder über die Darmwand aufgenommen oder über den After ausgeschieden werden. Entschäumer wirken physikalisch und gelangen nicht in den Blutkreislauf. Sie dürfen deshalb – je nach Präparat - auch von Schwangeren und Kindern eingenommen werden. Es gibt sie als Kautabletten, Tropfen, Emulsionen und Kapseln. Typische Vertreter sind beispielsweise Sab simplex® Tropfen und Espumisan® Emulsion, die schon für Säuglinge zugelassen sind, oder Lefax® intens Flüssigkapseln für Jugendliche ab 14 Jahren und Erwachsene.

Es gibt auch Präparate, die sowohl den Entschäumer Simeticon enthalten als auch ein Enzymgemisch aus Pankreasenzymen. Diese Enzyme sollen die Verdauung fördern. Ihr Nutzen ist in Studien allerdings nachgewiesen, weshalb die Leitlinien ihren Einsatz auch nicht empfehlen. Manche Patient*innen profitieren aber trotzdem von dieser Kombination. Für Menschen, die aus religiösen oder anderen Gründen kein Schweinefleisch essen, sind diese Kombipräparate jedoch nicht empfehlenswert. Denn die enthaltenen Extrakte stammen von Pankreasenzymen des Schweins.

Tipp: Bei Blähungen, die mit Krämpfen verbunden sind, hilft auch die Einnahme des krampflösenden Butylscopolamins. Es ist rezeptfrei in der Apotheke zu haben.

Pflanzliche Karminativa

Auch das Pflanzenreich hat einiges gegen Blähungen zu bieten. Besonders häufig eingesetzt werden Kamille, Kümmel, Anis, Pfefferminze und Fenchel. Diese natürlichen Karminativa (karminativ bedeutet „blähungstreibend“) wirken auf verschiedene Weise. Einige tragen dazu bei, dass die Gasbläschen im Verdauungstrakt aufgelöst werden. Manche fördern die Darmbewegung und erleichtern die Ausscheidung der Gase. Andere wirken krampflösend und lindern dadurch die Blähungen.

Zur Förderung der Verdauung nutzt man Kamille, Kümmel & Co. schon seit eh und je als Gewürze in der normalen Küche. So mischt man beispielsweise gerne Anis und Kümmel in frischen Brotteig und würzt schwer verdaulichen Kohl mit Kümmel. In indischen Restaurants ist es Tradition, durch das Kauen von Fenchelsamen nach dem Essen die Verdauung anzukurbeln.

In der Pflanzenmedizin setzt man die natürlichen Karminativa als Tee, als Extrakte in Tropfen oder als Öle in Kapseln ein:

Tee. Teezubereitungen werden entweder als fertige Mischungen gekauft und aufgegossen oder selbst aus Samen, Blättern oder Früchten zubereitet. Sie sollten mehrmals am Tag zwischen den Mahlzeiten getrunken werden.

Kapseln. Pfefferminzöl und Kümmelöl gibt es kombiniert in magensaftresistenten Kapseln. Beide Öle entspannen nachgewiesenermaßen die Darmmuskulatur, Kümmel bessert zudem Blähungen und Völlegefühl. Ihre Wirkung ist bewiesen, weshalb die Kombination auch von Expert*innen empfohlen wird. Die Öle gibt es auch einzeln in Kapselform. Egal für welche Variante man sich entscheidet: Wichtig ist, die Kapseln unzerkaut als Ganzes etwa 30 Minuten vor der Mahlzeit zu schlucken. Man darf sie auch nicht zusammen mit Antazida einnehmen, da diese die Kapseln auflösen und die Öle so nicht weit genug in den Darm gelangen.

Tropfen aus Extrakten. Zur Anregung von Verdauung und Appetit werden vor dem Essen häufig alkoholhaltige Extrakte aus Kamillenblüten, Pfefferminzblättern, Kümmel- und Fenchelfrüchten angeboten. Das ist allerdings nicht empfehlenswert, denn sie bewirken eher das Gegenteil. Weil Leber und Stoffwechsel sich zuerst um die Entgiftung des Alkohols kümmern müssen, wird die Verdauung der Mahlzeit erst einmal verzögert. Sinnvoll ist dagegen die Einnahme von alkoholfreien Tropfen, z. B. Bitterelixier.

Tipp: Wer sich Tee aus Kümmelsamen selbst zubereiten möchte, sollte diese erst kurz vor dem Übergießen mit heißem Wasser zermörsern. Auf diese Weise entfalten sich die wohltuenden ätherischen Öle besser.

Allgemeine Maßnahmen gegen die üblen Winde

Wer häufig von Blähungen geplagt wird, sollte einige allgemeine Verhaltensregeln beherzigen. Das fängt beim Essen an: Langsames und bewusstes Kauen führt dazu, dass weniger Luft geschluckt wird. Außerdem wird so die Nahrung besser für die Verdauung vorbereitet. Günstig sind auch kleine Mahlzeiten, die man über den Tag verteilt. Zu üppige und späte Mahlzeiten belasten den Magen-Darm-Trakt.

Dass man gasbildende Getränke und blähende Nahrungsmittel besser meidet, liegt auf der Hand. Das bedeutet z.B., lieber Tee statt kohlensäurehaltiges Bizzlwasser zu trinken. Lebensmittel, auf die man mit Blähungen reagiert, sollte man entweder ganz weglassen oder sich langsam und schrittweise daran gewöhnen. Neben den bekannten Übeltätern Kohl und Zwiebel begünstigen auch die Zuckeraustauschstoffe Sorbit, Mannit und Xylit Blähungen. Die Stoffe findet man in vielen kalorienreduzierten Getränken, aber auch in Zahnpflegekaugummis.

Körperliche Aktivität unterstützt den Darm. Eine allseits bekannte gesunde und verdauungsfördernde Maßnahme ist der Spaziergang nach dem Essen. Regelmäßige Gymnastik ist ebenfalls anzuraten. Außerdem können leichte, kreisende Bauchmassagen im Uhrzeigersinn die Verdauung fördern.

Tipp: Stress belastet den Darm. Deshalb sollte man versuchen, Stress abzubauen. Dazu dienen Sport und Bewegung, aber auch regelmäßige Entspannungsübungen oder Yoga.

Quelle: DAZ 2023, 32:26

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: mauritius images / Andriy Popov / Alamy / Alamy Stock Photos