Gesundheit heute

Darmkrebs

Darmkrebs (Kolorektales Karzinom): Zweithäufigster bösartiger Tumor in den Industriestaaten. Pro Jahr erkranken in Deutschland 67.000 Menschen; etwa jeder Vierte stirbt daran. Darmkrebs kommt besonders häufig im Alter zwischen 50 und 79 Jahren vor, bei Männern häufiger als bei Frauen. Das Darmkrebsrisiko beträgt für die Normalbevölkerung etwa 6 %, bei Risikogruppen (z. B. mit genetischer Disposition) beträgt es bis zu 15 % und bei einigen seltenen vererbten Formen sogar 100 %.

Darmkrebs verursacht zunächst meist keine bzw. uncharakteristische Symptome und wird deshalb oft erst im fortgeschrittenen Stadium erkannt. Bei frühzeitiger operativer Behandlung und eventuell zusätzlicher Chemo- und Strahlentherapie ist die Prognose gut.

Symptome und Leitbeschwerden

  • Veränderungen beim Stuhlgang (wie Verstopfung oder Durchfälle) ohne erkennbare Ursache, besonders verdächtig ist der abrupte Wechsel zwischen beiden (paradoxe Diarrhö)
  • Ungewöhnlich viele Winde, typischerweise mit unmerklichem Stuhlabgang ("falscher Freund")
  • Blut im Stuhl
  • Gewichtsabnahme
  • Bauchschmerzen.

Wann zum Arzt

In den nächsten beiden Tagen, wenn

  • mehrere der obigen Beschwerden neu auftreten.

Die Erkrankung

Krankheitsentstehung und Risikofaktoren

In den meisten Fällen entwickelt sich ein Darmkrebs aus einem zunächst gutartigen Dickdarmpolypen. Bei 10 % der Darmkrebsfälle sind genetische Faktoren beteiligt, die zu Zellveränderungen (Dysplasien) führen und die Entstehung eines Krebses begünstigen. Die größte Rolle bei der Entstehung spielen aber Begleiterkrankungen und Ernährungsgewohnheiten. Während eine ballaststoffarme, an tierischen Fetten und Eiweißen reiche Ernährung, Übergewicht, Bewegungsmangel sowie langjähriger Nikotin- und Alkoholkonsum das Risiko erhöhen, schützt eine fett- und fleischarme, ballaststoffreiche Ernährung vor Darmkrebs. Eine Studie hat ergeben, dass mehr als 7 Gläser Alkohol pro Woche das Darmkrebs-Risiko bereits um 60 % ansteigen lassen. Auch lange bestehende entzündliche Darmerkrankungen erhöhen das Risiko, insbesondere die Colitis ulcerosa, sowie bei der Frau Krebserkrankungen von Brust, Eierstöcken und Gebärmutter.

Übergewicht, v. a. ein vermehrter Taillenumfang scheint bei der Dickdarmkrebsentstehung ebenfalls eine Rolle zu spielen. Studien geben Hinweise darauf, dass die von Fettzellen abgegebenen Substanzen eine Krebsentstehung begünstigen. Deshalb ist es sinnvoll, auf ein normales Körpergewicht und insbesondere auf den Taillenumfang zu achten, um der Erkrankung vorzubeugen.

Lokalisation

Der Arzt unterscheidet beim Darmkrebs zwischen Kolonkarzinom (Dickdarmkrebs, 40 % der Fälle, je hälftig den S-förmigen Dickdarm und den weiter oben liegenden Dickdarm betreffend) und Rektumkarzinom (Mastdarmkrebs, 60 % der Fälle). Letzteres liegt vor, wenn der Krebs sich im Anus oder maximal 16 cm aufwärts befindet. 90 % der Darmkrebse gehen von den Drüsenzellen der Schleimhaut aus. Die übrigen 10 % entstehen aus anderen Zelltypen der Schleimhaut (für diese gilt das im Folgenden besprochene therapeutische Vorgehen nur zum Teil).

Komplikationen

Mit zunehmendem Wachstum des Darmkrebses beginnt dieser häufig zu bluten – manchmal hat ein Patient zum Zeitpunkt der Diagnose literweise Blut verloren. Weitere Komplikationen sind Darmverschluss und Darmwanddurchbruch (Perforation) mit Gefahr einer Bauchfellentzündung (Perforationsperitonitis). Manchmal breitet sich der Krebs durch infiltrierendes Wachstum auch direkt in die Nachbarorgane aus, z. B. in Blase und weibliche Geschlechtsorgane. Oder Tumorzellen werden über Lymph- und Blutgefäße in andere Organe verschleppt und wachsen dort zu Tochtergeschwülsten (Metastasen) heran. Von Metastasen werden vor allem benachbarte Lymphknoten oder die Leber befallen. Oftmals führen erst eingetretene Komplikationen wie massiver Blutabgang im Stuhl, ein Darmverschluss oder die Entdeckung von Metastasen zur Diagnose.

Diagnosesicherung

Bei Verdacht auf Darmkrebs untersucht der Arzt zunächst den Stuhl auf verborgenes Blut (Stuhluntersuchung) und tastet den Enddarm aus.

Stuhluntersuchungen

Der Nachweis von okkultem Blut im Stuhl erfolgt mit einem immunologischen Verfahren (i-FOBT oder i-FOB-Test) (Hämoccult®-Test). Der immunologische Test weist menschliches Hämoglobin, also den körpereigenen Farbstoff des Blutes nach. Ist der Test positiv, so kann das auf einen (blutenden) Tumor im Darm hinweisen. Möglicherweise stammt das Blut aber auch aus anderen Quellen, z. B. aus einer Magenschleimhautentzündung, Hämorrhoiden, aus Zahnfleischverletzungen oder bei Frauen durch Blutspuren während der Menstruation. Ein positiver Stuhltest muss immer abgeklärt werden, in der Regel mit einer Darmspiegelung.

Zwar weist der Test nur blutende Krebsgeschwüre nach, dafür ist aber weder gefährlich noch aufwändig.

Hinweise zur Testdurchführung: Bei Zahnfleisch- und Nasenbluten oder bei Frauen während der Menstruation wird der Test verschoben.

Weitere Stuhltests. Neuere Tests weisen genetische Veränderungen an Erbgut-Fragmenten im Stuhl (DNA-Stuhltests) oder ein Enzym nach, das in entarteten Zellen besonders häufig vorkommt (Tumor-M2-Pyruvatkinasetest). Überdiagnosen sind bei beiden Verfahren so häufig, dass diese Stuhltests zur Früherkennung als nicht geeignet gelten.

Austasten des Enddarms

Bei dieser klassischen Methode führt der Arzt einen Finger durch den After ein und tastet das untere Ende des Dickdarms aus. Zur Früherkennung ist die Tastuntersuchung des Enddarms ungenau, weil viele Darmtumore höher sitzen – trotzdem werden mit dieser Methode jährlich viele Tausend Mastdarmkrebsfälle entdeckt.

Darmspiegelung

Auch bei fehlendem Blutnachweis im Stuhltest und normalem Befund der Tastuntersuchung des Enddarms schließt sich bei weiter bestehendem Verdacht in jedem Fall eine Darmspiegelung an. Nur wenn dies nicht möglich ist, wird auf eine indirekte Darmuntersuchung wie Kolon-Doppelkontrast, CT oder Kernspin oder auch eine Kapselendoskopie zurückgegriffen.

Koloskopie (große Darmspiegelung). Die endoskopische Darmspiegelung (Koloskopie), bei der der gesamte Dickdarm gespiegelt wird, ist aussagefähiger als die Tastuntersuchung des Enddarms. Häufig stößt der Arzt bei der Untersuchung auf Vorwölbungen der Schleimhaut (Polypen). 95 % dieser Polypen erweisen sich bei der späteren feingeweblichen Untersuchung im Labor als gutartig. Bei 5 % befinden sich aber im Zentrum des Polypen entartete Zellen, also ein beginnender Darmkrebs, weshalb Polypen grundsätzlich in ihrer Gesamtheit entfernt werden.

Die Bilanz der Früherkennung durch Darmspiegelung in Zahlen: Bei 270 von 1000 Teilnehmern werden Polypen gefunden und abgetragen; bei 6 von 1000 Teilnehmern der Untersuchung wird ein Darmkrebs entdeckt. Die Treffsicherheit des Verfahrens ist gut; nur etwa 10 % der Polypen und damit auch nur wenige Krebsfälle werden übersehen. Experten nehmen an, dass die Darmspiegelung das Risiko, an Darmkrebs zu sterben, um etwa zwei Drittel verringert.

Ganz risikofrei ist die Untersuchung aber nicht: Bei einer von 2000 Darmspiegelungen kommt es zu einer Verletzung oder Blutung, die eine Einlieferung ins Krankenhaus oder eine Operation erfordert. Einer von 1000 Patienten leidet an unerwünschten Nebenwirkungen des Beruhigungsmittels. Insgesamt ist die Früherkennungsuntersuchung durch die Darmspiegelung zwar belastend und auch nicht ganz risikolos, wegen der Schwere der möglicherweise verhinderten Erkrankung aber dennoch zu empfehlen.

Sigmoidoskopie (Kleine Darmspiegelung). Auch die kleine Darmspiegelung (Sigmoidoskopie) wird zur Früherkennung eingesetzt. Untersucht werden die letzten 50–60 cm des End- und Dickdarms. Jedoch werden dabei im Vergleich zu der den ganzen Dickdarm spiegelnden Koloskopie (Darmspiegelung) ein Drittel der Krebsfälle übersehen, entsprechend niedriger ist die Aussagekraft.

Kapselendoskopie. Auch die Kapselendoskopie ermöglicht einen Blick in das Innere des Darms. Hier schluckt der Patient eine Kapsel mit einer Videokamera, die dann durch den Verdauungstrakt wandert. Auf ihrem Weg funkt die Kamera Bilder aus dem Inneren des Darms auf den Computer des Untersuchers. Auch wenn diese Methode für den Patienten angenehmer erscheint, hat sie in puncto Krebserkennung doch Nachteile: Sie ist weniger genau als eine normale Darmspiegelung, und entdeckte Darmpolypen können nicht direkt abgetragen werden. Die Kapselendoskopie wird daher nur in sehr seltenen Fällen eingesetzt, z. B. wenn der Patient eine Koloskopie ablehnt.

Weitere Untersuchungen

Septin-9-Test. Bei der Entstehung von Darmkrebs spielt die Aktivität des Gens Septin-9 eine wichtige Rolle. Die Aktivität des Gens wird durch sein so genanntes Methylierungsmuster bestimmt. Das bedeutet, dass sich an ein Gen Methylreste anlagern. Je mehr Methylreste ein Gen hat, umso weniger aktiv ist es. Bei vielen Krebsarten finden sich spezifische Methylierungsmuster. Das Septin-9-Gen liegt beispielsweise nur in Darmkrebszellen methyliert vor, aber nicht in gesundem Gewebe. Da der Septin-9-Test eben dieses methylierte Septin-9 nachweist, eignet er sich auch für die Früherkennung von Darmkrebs. Die Wissenschaftler, die den Test überprüften, weisen allerdings darauf hin, dass der Test ungeeignet ist, um Krebsvorstufen oder gutartigen Darmkrebs zu erkennen. Daher ist die Darmspiegelung noch immer die wichtigste Vorsorgemaßnahme.

Untersuchungen nach Tumordiagnose

Bestätigt sich der Tumorverdacht, wird die Ausdehnung des Tumors in weiteren Untersuchungen abgeschätzt. Diese Untersuchung nennen die Ärzte auch Staging. Nach den Ergebnissen des Stagings planen die Ärzte dann die passende Therapie. Zu den Staging-Untersuchungen gehören

  • Bauchultraschall zum Ausschluss von Metastasen in der Leber
  • Ultraschall durch den Enddarm, um zu erkennen, wie tief sich ein Mastdarmkrebs in die Darmwand ausgedehnt hat
  • Spiral-CT
  • Blasenspiegelung, gynäkologische Untersuchungen
  • Röntgenaufnahme des Brustraums zum Ausschluss von Lungenmetastasen
  • Bestimmung des Tumormarkers CEA im Blut als Ausgangswert vor Therapie für die Verlaufskontrolle.

Behandlung

Operative Behandlung

Wann immer möglich, werden der betroffene Darmabschnitt und die regionalen Lymphknoten operativ entfernt.

Beim Dickdarmkrebs entfernen die Ärzte je nach Lage des Tumors die rechte oder die linke Seite des Dickdarms und nähen die verbliebenen Darmenden wieder aneinander. Ein künstlicher Darmausgang ist beim Dickdarmkrebs deshalb nur selten nötig. In der gleichen Operation entfernen die Ärzte auch die zu dem Darm gehörenden Lymphknoten. Sowohl die Lymphknoten als auch der entnommene Darm werden nach der Operation feingeweblich untersucht, um zu prüfen, ob der Tumor auch wie gewünscht im Gesunden entfernt wurde – d. h., ob keine Tumorreste verblieben sind.

Auch beim Mastdarmkrebs gilt es, den Tumor vollständig mitsamt Lymphknoten zu entfernen. Bei ausgedehntem Befall versuchen die Ärzte, den Tumor vor der Operation mit einer Bestrahlung oder Chemotherapie zu verkleinern. Dann lässt er sich leichter entfernen. Ob beim Mastdarmkrebs ein künstlicher Darmausgang nötig wird, hängt von der Lage des Tumors ab. In 85 % der Fälle wird der Schließmuskel erhalten, nämlich immer dann, wenn der Tumor sich im oberen oder mittleren Drittel des Enddarms befindet oder wenn ein im unteren Drittel befindlicher Tumor nur auf die Darmwand beschränkt ist. Liegt der Tumor nahe am Darmausgang oder ist der Krebs sehr weit fortgeschritten, müssen die Ärzte den gesamten Enddarm einschließlich Schließmuskel entfernen und einen künstlichen Darmausgang anlegen.

Sofern keine Metastasen außerhalb der Leber nachweisbar sind und der Primärtumor vollständig entfernt wurde, werden Einzelmetastasen der Leber ebenfalls operativ entfernt.

Behandlung nach der Krebsoperation

Chemotherapie. Liegen viele Metastasen vor oder ist die Leber von Metastasen durchsetzt, wird vom Arzt eine Chemotherapie angeboten. Auch wenn Tumorgewebe in den Lymphknoten nachgewiesen wurde, empfehlen die Ärzte in der Regel eine Chemotherapie. Diese kann den Krebs nicht heilen, aber lebensverlängernd wirken. Übliche Therapieschemata sind Kombinationen aus 5-Fluorouracil, Folinsäure und Oxaliplatin, die meist über ein halbes Jahr in regelmäßigen Abständen per Infusion oder Tabletten verabreicht werden.

Zielgerichtete Therapien. Zusätzlich verordnen die Ärzte manchen Patienten mit fortgeschrittenem Darmkrebs auch sogenannte zielgerichtete Therapien. Ziel dieser Wirkstoffe sind entweder die Tumorzellen selbst oder die Blutgefäße, die den Tumor ernähren.

  • So haben beispielsweise Dickdarmkrebszellen häufig Rezeptoren für Wachstumsfaktoren, die das Größerwerden und die Vermehrung der bösartigen Zellen fördern. Einige Medikamente wie z. B. Cetuximab besetzen diese Rezeptoren mit Antikörpern und bremsen so das Tumorwachstum. Ob ein Patient von diesen Wirkstoffen profitiert, testen die Ärzte vor der Therapie an einer Gewebeprobe im Labor. Cetuximab wird wöchentlich über mehrere Monate hinweg als Infusionslösung verabreicht.
  • Andere Medikamente mit Antikörpern, wie z. B. Bevacizumab, besetzen die Rezeptoren für Wachstumfaktoren auf den Gefäßen des Tumors. Diese verhindern das Andocken des Wachstumsfaktors und bremsen damit das weitere Aussprossen der Gefäße in das Tumorgewebe. In der Folge wird der Tumor weniger gut mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt und am Weiterwachsen gehindert. Solche Wirkstoffe können zusätzlich zu den Chemotherapiekombinationen das Überleben des Patienten verlängern. Auch Bevacizumab wird als Infusion verabreicht, allerdings in Abständen von 2–3 Wochen.

Bestrahlung. Der Mastdarmkrebs wird nach der Operation oft zusätzlich bestrahlt, da er dazu neigt, vor Ort wiederaufzutauchen. Die Strahlenmenge wir dazu auf mehrere Sitzungen über mehrere Wochen hinweg aufgeteilt, um die Nebenwirkungen der Strahlentherapie (Blasenentzündungen, Bauchschmerzen, Durchfall) möglichst gering zu halten.

Nachsorge

In vielen Fällen folgt nach der Entlassung aus dem Krankenhaus zunächst eine Anschlussheilbehandlung in Rehazentren für 3–4 Wochen, um die notwendige Ernährungsumstellung und den Umgang mit dem künstlichen Darmausgang zu erlernen. Die Betroffenen müssen sich lebenslang in 3 bis 12-monatlichen Abständen untersuchen lassen.

Um ein erneutes Tumorwachstum oder Metastasen frühzeitig zu erkennen, gehört zum regelmäßigen Nachsorgeprogramm die Bestimmung des Tumormarkers CEA im Blut, Darmspiegelungen, Bauchultraschall (insbesondere der Leber), Röntgenuntersuchungen des Brustraums und gegebenenfalls CTs.

Prognose

Die Aussichten sind dann gut, wenn der Tumor im Frühstadium entdeckt und entfernt wird und keine Metastasen vorliegen.

Hat der Tumor bereits die tieferen Darmwandschichten erreicht, kann aber herausoperiert werden, beträgt die 5-Jahres-Überlebensrate beim Dickdarmkrebs 80 % und beim Mastdarmkrebs 45 %. Beim Befall regionaler Lymphknoten oder benachbarter Organe verschlechtert sich die Prognose beim Dickdarmkrebs auf unter 55 %. Sind Fernmetastasen entstanden, leben nach 5 Jahren nur noch 10 % der Erkrankten.

Ihr Apotheker empfiehlt

Was Sie selbst tun können

Ernährung umstellen. Nach einer Darmkrebsoperation sind wochen- bis monatelange Bauchschmerzen und Verdauungsprobleme regelmäßige Komplikationen. Meist hilft es, das Essen auf mehrere kleine Mahlzeiten zu verteilen. Achten Sie besonders darauf, was Sie nicht vertragen, und notieren Sie Ihre Beobachtungen in einem Ernährungstagebuch. Mit der Zeit spielt sich vieles wieder bis zu einem gewissen Grad ein: Die meisten Betroffenen vertragen nicht mehr alles, leben aber trotzdem gut und essen auch wieder mit Freude.

Flüssigkeitsverluste ausgleichen. Bei dünnflüssigem Stuhl eignen sich stille Mineralwässer, Kräuter- und Früchtetees, um den Flüssigkeitsverlust wieder auszugleichen. Ballaststoffe helfen, die Stuhlbeschaffenheit zu steuern, Weizenkleie bindet überschüssiges Wasser im Darm, getrocknete Heidelbeeren wirken stopfend. Frisches Obst und frische Milch sollten Sie bei Durchfällen nur in kleinen Mengen zu sich nehmen. Joghurt hat dagegen einen ausgleichenden Effekt auf die Verdauung; auch Knäcke- und Knusperbrote oder Reiskräcker werden gut vertragen.

Vorsorgeuntersuchungen vereinbaren. Je nach Alter stehen Krankenversicherten unterschiedliche gesetzlichen Leistungen zur Darmkrebs-Früherkennung (Dickdarmkrebs-Früherkennung) zu. Bei 50- bis 55-Jährigen erstatten die Krankenkassen einmal jährlich das Austasten des Dickdarms und den Stuhltest auf verborgenes Blut. Ab 55 Jahren besteht ein Anspruch auf entweder zwei Darmspiegelungen (die erste ab 55, die zweite 10 Jahre später) oder alle zwei Jahre auf einen immunologischen Stuhltest (i-FOBT) auf verborgenes Blut.

Weiterführende Informationen

  • www.krebshilfe.de – Informative Website der Deutschen Krebshilfe e. V., Bonn (Hrsg.): Unter der Rubrik Informieren finden Sie Broschüren und Ratgeber zum Thema, so den blauen Ratgeber Nr. 06: Darmkrebs. Kostenlos bei der Deutschen Krebshilfe zu bestellen oder herunterzuladen.
  • www.darmkrebs.de – Website der Felix Burda Stiftung, München: Schöner und übersichtlicher Internetratgeber zum Thema Darmkrebs. Es werden sämtliche Themen wie Diagnose, Behandlung, Nachsorge, Ernährung, soziale Aspekte behandelt.
  • www.ilco.de - Website für Menschen mit künstlichem Darmausgang, Darmkrebspatienten und deren Angehörige mit Veranstaltungsinformationen, Kontakt zu Selbsthilfegruppen und vielen hilfreichen Informationen.

Von: Dr. med. Arne Schäffler, Dr. Bernadette Andre-Wallis in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski
Zurück
Schluss mit den Blähungen !

Jedem fünften Erwachsenen machen Blähungen immer wieder das Leben schwer.

Schluss mit den Blähungen !

Quälende Darmwinde?

Blähungen sind nicht nur peinlich. Die Ansammlung von Gasen im Darm kann auch Krämpfe und erhebliche Schmerzen verursachen. Glücklicherweise gibt es einiges, was man gegen einen Blähbauch tun kann von Hausmitteln wie Kümmel bis zum Entschäumer aus der Apotheke.

Blähungen sind häufig

Etwa jeder fünfte Erwachsene leidet immer wieder unter zu viel Luft in Magen und Darm-. Dabei variieren die Beschwerden: Manche Betroffenen haben vor allem einen aufgeblähten, schmerzhaften Bauch – in diesem Fall spricht man von einem Meteorismus. Andere quälen sich mit Blähungen, die als Winde abgehen (der Fachbegriff dafür lautet Flatulenz). Beide luftbedingten Beschwerden können unabhängig voneinander auftreten. Häufig sind sie allerdings kombiniert.

Auch im gesunden Darm befinden sich Gase. Denn zum einen schluckt man Luft mit den Mahlzeiten. Zum anderen entstehen Kohlendioxid, Sauerstoff, Wasserstoff, Stickstoff und Methan bei den alltäglichen Verdauungsprozessen. Normalerweise wird der Hauptanteil der Gase von der Darmschleimhaut aufgenommen, zur Lunge transportiert und dort abgeatmet. Der Rest verlässt den Körper unauffällig durch den After.

Befinden sich jedoch zu große Mengen an Gasen im Darm, sammeln sich die Gase an. Sie werden dann als Blasen oder Schaum in Richtung Darmausgang transportiert. Unterwegs können die Blasen den Darm vorübergehend verschließen. Das führt zu Krämpfen, Schmerzen und Rumoren im Bauch. Am After angekommen, werden die Gase als Winde entlassen – mal lauter und mal leiser.

Hinweis: Der unangenehme Geruch der Darmwinde kommt durch schwefelhaltige Gase zustande. Sie entstehen im Dickdarm beim Zersetzen von Nahrungsresten durch die Darmbakterien.

Warum zu viel Luft im Darm ist

Es gibt mehrere Möglichkeiten, wie zu viel Luft in den Darm gelangt. Eine davon ist zu starkes Luftschlucken bei der Nahrungsaufnahme. Etwas Luft zu schlucken ist ganz normal. Durch zu hastiges Essen oder kohlensäurehaltige Getränke gelangt allerdings leicht zuviel davon in den Magen. Das Gleiche droht auch bei intensivem Kaugummikauen und beim Rauchen.

Die andere wichtige Ursache ist eine vermehrte Gasbildung im Darm. Gelangen unverdaute Nahrungsbestandteile in den Dickdarm, werden sie dort von Darmbakterien vergoren. Dabei entstehen Darmgase, die durch den After abgegeben werden. Verschiedene harmlose Ursachen lösen eine solche Gasbildung aus:

  • Blähende Nahrungsmittel. Kohl, Zwiebeln, Vollkorngetreide und Hülsenfrüchte sind schwer verdaulich – vor allem, wenn man diese Nahrungsmittel nicht gewohnt ist. Dann gelangen große Mengen unverdauter Bestandteile in den Dickdarm, wo sie von Bakterien unter Gasbildung zerlegt werden. Das erhöhte Angebot führt dazu, dass sich die gasbildenden nBakterien vermehren und immer mehr Gase entstehen.
  • Stress. Stress führt dazu, dass das sympathische Nervensystem hochtourig arbeitet. Gehirn und Muskeln werden aktiviert und unter Spannung gehalten. Der Darm arbeitet währenddessen auf Sparflamme und kann nicht für die ordnungsgemäße Verwertung der Nahrung sorgen. Die Folge sind Blähungen und Völlegefühl. Auch bei zu üppigen Mahlzeiten ist der Darm oft überfordert und reagiert mit Verdauungsstörungen und Blähungen.
  • Übergewicht. Übergewicht kann Blähungen verursachen, weil durch die volumenbedingte Dehnung die Wandspannung der Bauchmuskulatur abnimmt. In der Folge wird die Verdauung verlangsamt und erschwert.

Hinweis: Blähungen gehören auch zu den Beschwerden vieler Schwangeren. Das liegt unter anderem daran, dass das im Mutterleib heranwachsende Kind auf den Magen-Darm-Trakt drückt und die Verdauung erschwert.

Wann in die Arztpraxis bei Blähungen?

Meistens sind Blähungen selbstgemacht und harmlos. Manchmal sind sie aber auch ein Zeichen für eine Darmerkrankung. In bestimmten Fällen ist es deshalb wichtig, Blähungen nicht zu ignorieren, sondern bei der Ärzt*in abklären zu lassen, etwa bei

  • Blähungen, die lange anhalten und nicht besser werden,
  • gleichzeitig auftretenden veränderten Stuhleigenschaften, vor allem nächtlicher Durchfall,
  • neu aufgetretenen Beschwerden nach dem 50. Lebensjahr,
  • Blut im Stuhl und
  • Fieber und Abgeschlagenheit.

Dann stecken hinter den Blähungen vielleicht Nahrungsmittelunverträglichkeiten (Laktoseintoleranz oder Fruktoseintoleranz) oder der Mangel an Verdauungsenzymen, z. B. im Rahmen einer Pankreaserkrankung. Bei beiden Erkrankungen gelangen unverdauten Nahrungsbestandteile in den Dickdarm und werden dort unter starker Gasbildung vergoren. Vor allem Blut im Stuhl kann aber auch ein Hinweis auf einen Darmtumor sein.

Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen wie der Morbus Crohn oder die Colitis ulcerosa lösen auch Blähungen aus, aber aus anderen Gründen: Sie schädigen die Darmwand. Das führt dazu, dass die normalen Darmgase schlechter über die Darmwand ins Blut aufgenommen und dadurch nicht abgeatmet werden können. Stattdessen werden sie dann als Winde über den Darmausgang entlassen. Gleichzeitige krankheitsbedingte Verdauungsstörungen vermehren die Gasbildung weiterhin.

Hinweis: Auch Medikamente begünstigen Blähungen. Typisch ist dies für Antibiotika, aber auch für Diabetesmedikamente wie Metformin, Acarbose und den neuen Wirkstoff Semaglutid. Wer unter Blähungen leidet und Medikamente einnimmt, sollte diese von der Ärzt*in überprüfen lassen.

Selbstmedikation mit Entschäumern

Bei harmlosen Blähungen steht einer Behandlung in Eigenregie nichts im Wege. Nützlich sind dabei Präparate aus der Apotheke und allgemeine Verhaltenstipps.

Schnelle Hilfe bieten die beiden Entschäumer Dimeticon und Simeticon. Sie setzen wie Tenside die Oberflächenspannung der Gasblasen herab. Dadurch zerplatzen die Blasen und geben die darin enthaltenen Gase frei. Diese können jetzt entweder über die Darmwand aufgenommen oder über den After ausgeschieden werden. Entschäumer wirken physikalisch und gelangen nicht in den Blutkreislauf. Sie dürfen deshalb – je nach Präparat - auch von Schwangeren und Kindern eingenommen werden. Es gibt sie als Kautabletten, Tropfen, Emulsionen und Kapseln. Typische Vertreter sind beispielsweise Sab simplex® Tropfen und Espumisan® Emulsion, die schon für Säuglinge zugelassen sind, oder Lefax® intens Flüssigkapseln für Jugendliche ab 14 Jahren und Erwachsene.

Es gibt auch Präparate, die sowohl den Entschäumer Simeticon enthalten als auch ein Enzymgemisch aus Pankreasenzymen. Diese Enzyme sollen die Verdauung fördern. Ihr Nutzen ist in Studien allerdings nachgewiesen, weshalb die Leitlinien ihren Einsatz auch nicht empfehlen. Manche Patient*innen profitieren aber trotzdem von dieser Kombination. Für Menschen, die aus religiösen oder anderen Gründen kein Schweinefleisch essen, sind diese Kombipräparate jedoch nicht empfehlenswert. Denn die enthaltenen Extrakte stammen von Pankreasenzymen des Schweins.

Tipp: Bei Blähungen, die mit Krämpfen verbunden sind, hilft auch die Einnahme des krampflösenden Butylscopolamins. Es ist rezeptfrei in der Apotheke zu haben.

Pflanzliche Karminativa

Auch das Pflanzenreich hat einiges gegen Blähungen zu bieten. Besonders häufig eingesetzt werden Kamille, Kümmel, Anis, Pfefferminze und Fenchel. Diese natürlichen Karminativa (karminativ bedeutet „blähungstreibend“) wirken auf verschiedene Weise. Einige tragen dazu bei, dass die Gasbläschen im Verdauungstrakt aufgelöst werden. Manche fördern die Darmbewegung und erleichtern die Ausscheidung der Gase. Andere wirken krampflösend und lindern dadurch die Blähungen.

Zur Förderung der Verdauung nutzt man Kamille, Kümmel & Co. schon seit eh und je als Gewürze in der normalen Küche. So mischt man beispielsweise gerne Anis und Kümmel in frischen Brotteig und würzt schwer verdaulichen Kohl mit Kümmel. In indischen Restaurants ist es Tradition, durch das Kauen von Fenchelsamen nach dem Essen die Verdauung anzukurbeln.

In der Pflanzenmedizin setzt man die natürlichen Karminativa als Tee, als Extrakte in Tropfen oder als Öle in Kapseln ein:

Tee. Teezubereitungen werden entweder als fertige Mischungen gekauft und aufgegossen oder selbst aus Samen, Blättern oder Früchten zubereitet. Sie sollten mehrmals am Tag zwischen den Mahlzeiten getrunken werden.

Kapseln. Pfefferminzöl und Kümmelöl gibt es kombiniert in magensaftresistenten Kapseln. Beide Öle entspannen nachgewiesenermaßen die Darmmuskulatur, Kümmel bessert zudem Blähungen und Völlegefühl. Ihre Wirkung ist bewiesen, weshalb die Kombination auch von Expert*innen empfohlen wird. Die Öle gibt es auch einzeln in Kapselform. Egal für welche Variante man sich entscheidet: Wichtig ist, die Kapseln unzerkaut als Ganzes etwa 30 Minuten vor der Mahlzeit zu schlucken. Man darf sie auch nicht zusammen mit Antazida einnehmen, da diese die Kapseln auflösen und die Öle so nicht weit genug in den Darm gelangen.

Tropfen aus Extrakten. Zur Anregung von Verdauung und Appetit werden vor dem Essen häufig alkoholhaltige Extrakte aus Kamillenblüten, Pfefferminzblättern, Kümmel- und Fenchelfrüchten angeboten. Das ist allerdings nicht empfehlenswert, denn sie bewirken eher das Gegenteil. Weil Leber und Stoffwechsel sich zuerst um die Entgiftung des Alkohols kümmern müssen, wird die Verdauung der Mahlzeit erst einmal verzögert. Sinnvoll ist dagegen die Einnahme von alkoholfreien Tropfen, z. B. Bitterelixier.

Tipp: Wer sich Tee aus Kümmelsamen selbst zubereiten möchte, sollte diese erst kurz vor dem Übergießen mit heißem Wasser zermörsern. Auf diese Weise entfalten sich die wohltuenden ätherischen Öle besser.

Allgemeine Maßnahmen gegen die üblen Winde

Wer häufig von Blähungen geplagt wird, sollte einige allgemeine Verhaltensregeln beherzigen. Das fängt beim Essen an: Langsames und bewusstes Kauen führt dazu, dass weniger Luft geschluckt wird. Außerdem wird so die Nahrung besser für die Verdauung vorbereitet. Günstig sind auch kleine Mahlzeiten, die man über den Tag verteilt. Zu üppige und späte Mahlzeiten belasten den Magen-Darm-Trakt.

Dass man gasbildende Getränke und blähende Nahrungsmittel besser meidet, liegt auf der Hand. Das bedeutet z.B., lieber Tee statt kohlensäurehaltiges Bizzlwasser zu trinken. Lebensmittel, auf die man mit Blähungen reagiert, sollte man entweder ganz weglassen oder sich langsam und schrittweise daran gewöhnen. Neben den bekannten Übeltätern Kohl und Zwiebel begünstigen auch die Zuckeraustauschstoffe Sorbit, Mannit und Xylit Blähungen. Die Stoffe findet man in vielen kalorienreduzierten Getränken, aber auch in Zahnpflegekaugummis.

Körperliche Aktivität unterstützt den Darm. Eine allseits bekannte gesunde und verdauungsfördernde Maßnahme ist der Spaziergang nach dem Essen. Regelmäßige Gymnastik ist ebenfalls anzuraten. Außerdem können leichte, kreisende Bauchmassagen im Uhrzeigersinn die Verdauung fördern.

Tipp: Stress belastet den Darm. Deshalb sollte man versuchen, Stress abzubauen. Dazu dienen Sport und Bewegung, aber auch regelmäßige Entspannungsübungen oder Yoga.

Quelle: DAZ 2023, 32:26

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: mauritius images / Andriy Popov / Alamy / Alamy Stock Photos