Gesundheit heute

Darmdivertikel und Divertikulitis

Darmdivertikel (Divertikulose): Ausstülpungen der Dickdarmschleimhaut nach außen. Divertikel finden sich am häufigsten im S-förmigen Dickdarm (Sigma-Kolon). Warum sie entstehen, ist noch nicht eindeutig geklärt, begünstigend ist jedoch eine zunehmende Bindegewebsschwäche im höheren Lebensalter: Mehr als die Hälfte der 70-Jährigen weisen symptomlose Divertikel auf. Bei 20 % der Betroffenen kommt es zu einer akuten Entzündung eines oder mehrerer Divertikel, der Divertikulitis mit Bauchschmerzen und Fieber. Behandelt wird je nach Ausmaß der Beschwerden mit ballaststoffarmer Kost, Nahrungskarenz, Schmerzmitteln und Antibiotika. Bei schwerer Entzündung wird der betroffene Darmabschnitt manchmal auch entfernt.

Der Arzt nennt die hier besprochenen Darmdivertikel des höheren Lebensalters auch falsche Darmdivertikel, weil sich hier nur die Darmschleimhaut ausstülpt. Davon abgegrenzt werden echte oder angeborene Darmdivertikel, bei denen sich die gesamte Darmwand ausstülpt. Diese sind aber selten.

Symptome und Leitbeschwerden

Darmdivertikel:

  • Wenn Symptome, dann am häufigsten Verstopfungsneigung.

Divertikulitis:

  • Stuhlunregelmäßigkeiten, Durchfall und Verstopfung im Wechsel
  • Blähungen
  • Krampfartige Schmerzen im linken Unterbauch ("Linksappendizitis") oder im rechten Unterbauch (Symptome einer Blinddarmentzündung)
  • Fieber.

Wann zum Arzt

Am gleichen Tag bei

  • starken Unterbauchschmerzen und Fieber.

In den nächsten Tagen bei

  • immer wiederkehrenden Bauchschmerzen und Stuhlunregelmäßigkeiten.

Die Erkrankung

Krankheitsentstehung und Verlauf

Darmdivertikel entstehen als Folge einer Schwäche des Dickdarmbindegewebes und eines erhöhten Drucks im Innern des Darms. Vor allem dort, wo die Gefäße (Arterien und Venen) durch die Darmwand treten, drückt sich die Darmwand durch die Muskelschicht hindurch nach außen. Besonders häufig sind die beiden letzten Dickdarmabschnitte, das absteigende Kolon und das S-förmige Kolon (Sigma-Kolon) betroffen, weil hier der Druck durch den gesammelten Stuhl am größten ist. In den Ausstülpungen der Darmwand sammelt sich Stuhl zusammen mit Bakterien; dies führt früher oder später zu einer Entzündung der Darmwand (Divertikulitis). Die Betroffenen klagen über krampfartige Schmerzen im linken Unterbauch, vor allem nach dem Essen. Verstopfung und Durchfall wechseln sich dabei häufig ab, bei starker Entzündung stellt sich auch Fieber ein.

Risikofaktoren. Hauptrisikofaktor für Divertikel sind das fortgeschrittene Alter: In Industrieländern hat jeder 2. über-70-Jährige Divertikel. Weitere Risikofaktoren sind

  • Übergewicht
  • Rauchen
  • Bewegungsmangel
  • Ballaststoffarme Ernährung (umstritten).

Komplikationen

Entzünden sich in der Nähe des Blinddarms gelegene Divertikel, treten Schmerzen im rechten Unter- oder Mittelbauch auf, die den Beschwerden einer akuten Blinddarmentzündung gleichen können. Manchmal kommt es zu Blutungen oder es bilden sich Fisteln. Fisteln sind durch Entzündungen und Entzündungsreaktionen neu gewachsene Gänge, die entweder blind im Bauchraum oder in einem anderen Hohlorgan (Darm, Scheide, Blase) enden. Weiter kann ein örtlich begrenzter Wanddurchbruch des Darms mit lokaler Eiteransammlung (Abszess) entstehen oder ein freier Durchbruch mit einer nachfolgenden lebensbedrohlichen Entzündung des Bauchfells (Peritonitis). Bestehen Fisteln, Abszesse oder ein Durchbruch, spricht man von einer akuten komplizierten Divertikulitis.

Eine chronische Divertikulitis liegt vor, wenn immer wieder Entzündungsschübe auftreten. Hier drohen durch die wiederholten Entzündungen Komplikationen wie Fisteln, aber auch Darmeinengungen. Bei starker Verengung des Darms droht sogar ein akuter Darmverschluss.

Diagnosesicherung

Treten bei älteren Menschen Schmerzen im linken (oder seltener auch im rechten) Unterbauch auf, erkennt der Arzt zugrunde liegende entzündete Divertikel eventuell bereits mithilfe eines Bauchultraschalls. Oft liegt Fieber vor und die Blutuntersuchung weist auf eine Entzündung hin. Reicht der Ultraschall zur Diagnose nicht aus, ist ein CT (oder Kernspin) nach rektaler Gabe eines wasserlöslichen Kontrastmittels die sicherste Nachweismethode. Eine Darmspiegelung ist während der Akutphase zu gefährlich, da das Risiko besteht, mit dem Endoskop die entzündliche und dadurch sehr verletzliche Darmwand durchstoßen. Nach Behandlung und Abklingen der akuten Entzündung ist die Darmspiegelung jedoch unumgänglich, um weitere krankhafte Darmveränderungen, wie z. B. Polypen oder Darmkrebs, auszuschließen.

Differenzialdiagnosen. Die wichtigsten Differenzialdiagnosen sind die akute Blinddarmentzündung, der Reizdarm, der Dickdarmkrebs und chronisch-entzündliche Darmerkrankungen wie Colitis ulcerosa und Morbus Crohn. Bei Frauen rufen auch gynäkologische Erkrankungen ganz ähnliche Beschwerden wie eine Divertikulitis hervor.

Behandlung

Eine Divertikulose erfordert keine spezielle Behandlung.

Tritt eine leichte Divertikulitis zum ersten Mal auf, weist der Arzt den Patienten häufig vorsichtshalber in eine Klinik ein. Ansonsten wird eine akute unkomplizierte Divertikulitis ambulant unter regelmäßiger ärztlicher Kontrolle behandelt. Damit der Darm in Ruhe ausheilt, sind körperliche Schonung und ballaststoffarme Kost angesagt. Gegen die bakterielle Infektion verordnet der Arzt Antibiotika, gegen die Schmerzen Schmerzmittel (z. B. Metamizol oder Buprenorphin).

Eine akute komplizierte Divertikulitis zeichnet sich durch kleine oder größere Abszesse aus, die der Arzt sowohl bei der Ultraschalluntersuchung als auch in der CT gut erkennt. Da Darmdurchbruch und Bauchfellentzündung drohen, ist in komplizierten Fällen immer eine stationäre Behandlung mit Antibiotika- und Schmerzmittelgabe notwendig. Meist wird der Darm stillgelegt, d. h., der Patient darf bis zum Abklingen der Entzündung nichts essen und wird über eine Infusion ernährt.

Operation. Schlägt bei der komplizierten Divertikulitis die Therapie mit Antibiotika nicht innerhalb von 3 Tagen an, müssen die Ärzte meist operieren, d. h. den betroffenen Darmabschnitt entfernen. Sofort operiert wird bei einem Darmwanddurchbruch (Darmperforation) oder bei einem Darmverschluss. In einer solchen Notfalloperation entfernen die Chirurgen den betroffenen Darmabschnitt und legen einen künstlichen Darmausgang an. Der Stuhl wird dann über die Bauchwand in einen Auffangbeutel abgeleitet. Wenn sich nach 3 bis 4 Monaten die Entzündung wieder beruhigt hat und der Patient stabil ist, wird der künstliche Ausgang in einer erneuten Operation wieder rückverlegt.

Nicht lebensbedrohliche Einengungen des Dickdarms oder Fisteln, die sich durch die Entzündung gebildet haben, operieren die Chirurgen in der Regel erst in einem entzündungsfreien Intervall. Denn ohne eine parallel schwelende Entzündung im Bauch verheilt der Darm viel besser.

Auch bei der chronischen, immer wiederkehrenden Divertikulitis empfiehlt der Arzt eine Entfernung des betroffenen Darmabschnitts.

Prognose

Divertikel machen meist keine Beschwerden – sie sind häufig nur Nebenbefund bei einer Darmspiegelung. Das Risiko, dass sich solche symptomlosen Divertikel entzünden und zu einer Divertikelkrankheit führen, beträgt etwa 4 %.

Was Sie selbst tun können

Verstopfung vermeiden. Chronische Verstopfung erhöht den Druck im Enddarm und erhöht das Risiko für die Entstehung neuer Divertikel. Degegen hilft es, sich ballaststoffreich ernähren und dem Körper viel Flüssigkeit zuführen. Körperliche Bewegung und eine zeitnahe Darmentleerung, sobald Stuhldrang bemerkt wird, beugen ebenso einer Verstopfung vor. Auch der Verzehr von Weizenkleie, Leinsamen oder Flohsamen mit reichlich Flüssigkeit und Laktulose führen zu einem weicheren, gleitfähigeren Stuhl. Weitere Tipps gibt es direkt beim Artikel Verstopfung.

Bei einer leichten Divertikulitis indes empfiehlt es sich, auf Ballaststoffe eher zu verzichten, weil diese die Beschwerden verstärken können.

Unterbauch kühlen. Schmerzlindernd bei einer leichten Divertikulitis wirkt die Kühlung des Unterbauchs, z. B. mit einer Eisblase. Dafür füllt man Eiswürfel oder auch ein Kühlelement in einen Plastikbeutel, wickelt diesen in ein Handtuch und legt das Paket auf den Bauch. Vorsicht, das Eis darf nicht direkt mit der Haut in Berührung kommen, da sonst Erfrierungen drohen.

Von: Dr. med. Arne Schäffler, Dr. Bernadette Andre-Wallis in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski
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5 Tipps gegen Reflux

Bei Refluxbeschwerden ist es besser Wasser statt Kaffee oder Limo zu trinken.

5 Tipps gegen Reflux

Immer wieder Sodbrennen?

Refluxbeschwerden wie Sodbrennen und saures Aufstoßen lassen sich mit Medikamenten gut beherrschen. Doch in vielen Fällen es geht auch ohne Gel und Pillen. Und zwar mit einem gesunden Lebensstil.

Säure am falschen Ort

Magensäure am falschen Ort verursacht eine Reihe von Beschwerden: Gelangt sie beispielsweise in die Speiseröhre, kommt es oft zu saurem Aufstoßen, Schmerzen hinter dem Brustbein und Sodbrennen. Manche Betroffenen leiden aber auch unter Zungenbrennen, Husten oder Atemstörungen; und langfristig drohen Schleimhautschäden bis hin zu Krebs in der Speiseröhre.

Gewichtsreduktion statt Säureblocker

Säureblocker oder säurehemmende Medikamente können das Zurückfließen (also den Reflux) von Säure in die Speiseröhre wirksam verhindern. Doch immer wieder wird betont, dass man Refluxbeschwerden auch mit Lebensstiländerungen gut in den Griff bekommt. Empfohlen werden vor allem diese 5 Tipps:

  • Normalgewicht halten oder erreichen, definiert als BMI zwischen 18,5 und 25,0
  • Nicht rauchen
  • Ausreichend bewegen, d.h. mindestens 30 Minuten pro Tag moderate bis starke körperliche Aktivität
  • Kaffee, Tee und Limo einschränken, d.h. Konsum von jeweils weniger als zwei Tassen davon täglich
  • Ausgewogen ernähren, u.a. mit wenig Zucker und wenig rotem Fleisch.

Übergewicht reduzieren bringt am meisten

Dass die Tipps helfen, zeigten amerikanische Forscher*innen anhand der Daten aus der Nurses Health Study. Über 9000 Frauen mit Refluxbeschwerden wurden darin bis zu 10 Jahre lang nachbeobachtet. Die Frauen, die sich an alle 5 Empfehlungen hielten, halbierten ihr Reflux-Risiko im Vergleich zu den übrigen Teilnehmerinnen. Bezogen auf die Bevölkerung ließen sich durch das konsequente Einhalten der Faktoren etwa 37% der Refluxfälle vermeiden, errechneten die Autor*innen.

Doch nicht nur im Fünfer-Pack, auch einzeln beeinflussten die Faktoren das Sodbrennen. Am wichtigsten war dabei das Übergewicht, am wenigsten relevant das Rauchen: So senkte ein Normalgewicht das Refluxrisiko um etwa 30%, das Nichtrauchen um 6%.

Effekte auch unter Säureblocker

In einer Subgruppenanalyse zeigte sich zudem, dass der gesunde Lebensstil auch unter einer Therapie mit säurehemmenden Medikamenten das Risiko für Refluxbeschwerden zusätzlich verringert. Lebensstiländerungen haben also eine große Bedeutung bei der Behandlung der Refluxerkrankung, folgerten die Forscher*innen, und zwar sowohl mit als auch ohne Säureblocker.

Quelle: SpringerMedizin

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: GBALLGIGGSPHOTO/Shutterstock.com