Gesundheit heute

Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten und Nahrungsmittel-Allergien

Nahrungsmittelunverträglichkeiten und Nahrungsmittelallergien (Lebensmittelallergien): Reaktionen wie Juckreiz, Ausschläge, Atemnot oder auch Bauchschmerzen und Durchfälle nach Verzehr bestimmter Nahrungsmittel. Die Ursachen sind entweder eine echte Allergie, eine pseudoallergische Reaktion oder Störungen im Verdauungsbereich wie der Mangel an bestimmten Verdauungsenzymen.

Nahrungsmittelallergien treten bei bis zu 5 % der Bevölkerung auf, am häufigsten im Kleinkindalter; Frauen und Mädchen sind doppelt so häufig betroffen wie Männer und Jungen. Die Allergien lösen sowohl am Magen-Darm-Trakt Beschwerden aus, als auch an der Haut, den Atemwegen und dem Kreislaufsystem. Wenn es gelingt, das Allergen zu identifizieren und zu meiden, kann die Nahrungsmittelallergie bei Kindern in bis zu 50 % und bei Erwachsenen in bis zu 30 % der Fälle wieder völlig verschwinden.

Nahrungsmittelunverträglichkeiten aufgrund von Enzymmangel werden auch Nahrungsmittelintoleranzen genannt. Ein Beispiel dafür ist die Laktoseintoleranz, bei der Betroffene keinen Milchzucker vertragen. Werden die jeweiligen Nahrungsmittel gemieden, treten keine Beschwerden auf.

Symptome und Leitbeschwerden

Allergien und Pseudoallergien:

  • Hautausschlag, mit 50 % am häufigsten
  • Juckreiz und pelziges Gefühl an Lippen und Gaumen, seltener Bauchschmerzen, Erbrechen oder Durchfall (20 %)
  • Allergischer Schnupfen, Atemnot bei Schwellung des Rachens oder Verengung der Bronchien (20 %)
  • Bei schweren akuten Reaktionen: Pulsanstieg und Blutdruckabfall mit Schwäche, Schwindel, kaltschweißiger Haut bis zum allergischen Kreislaufschock.

Enzymmangel:

  • Durchfall
  • Bauchkrämpfe
  • Blähungen (besonders nach Milchgenuss).

Wann zum Arzt

In den nächsten Wochen, wenn

  • auf bestimmte Nahrungsmittel immer wieder mit einer oder mehreren der oben genannten Beschwerden reagiert wird, z. B. Ausschlag, Erbrechen oder Durchfall.

Sofort den (Not-)Arzt rufen, wenn

  • nach einem Essen Atemnot, Schweißausbruch, Schwäche, Schwindel und/oder Bewusstseinsstörungen auftreten!

Die Erkrankung

Es gibt viele verschiedene Ursachen, warum ein Betroffener ein Lebensmittel oder einen Bestandteil nicht verträgt. Darum werden beim Thema Nahrungsmittelallergie oder -unverträglichkeit die Bezeichnungen oft missverständlich angewendet und durcheinandergeworfen.

Nahrungsmittelallergien

Bei einer echten Nahrungsmittelallergie bildet der Organismus Antikörper gegen Bestandteile der Nahrung (= Antigen). Lagern sich Antigen und Antikörper zu einem Immunkomplex zusammen, wird Histamin freigesetzt. Histamin wiederum verursacht die typischen allergischen Symptome wie Schwellung, Rötung und Juckreiz. Gefährlich wird die Situation, wenn allergische Reaktionen so stark sind, dass es zu Atemnot und allergischem Kreislaufschock kommt.

Auslöser. Die häufigsten Allergene, also Nahrungsmittel oder -bestandteile, die eine echte Nahrungsmittelallergie verursachen, sind Milch, Eier, Fische und Schalentiere, aber auch Soja, Nüsse, verschiedene Obst- und Gemüsesorten und Mehle. Zu den Nahrungsmittelallergien gehört z. B. auch die Weizenallergie. Oft leiden die Betroffenen zusätzlich an Pollenallergien, die dann über Kreuzreaktionen Nahrungsmittelallergien auslösen.

Pseudoallergie

Bei Pseudoallergien verursachen unterschiedliche Substanzen eine direkte Histaminfreisetzung, ohne dass das Immunsystem beteiligt ist. Die Symptome sind allerdings die gleichen.

Auslöser. Die wichtigsten Auslöser einer pseudoallergischen Reaktion sind in Nahrungsmitteln enthaltene Substanzen wie

  • Histamin (Sauerkraut, Käse, Rotwein)
  • Serotonin (Bananen, Walnüsse)
  • Tyramin (Käse, Fisch, Tomaten, Avocados, Wein, Hefe, Bananen)
  • Phenyläthylamin (Schokolade)
  • Lebensmittelzusätze Tartrazin, Benzoesäure und Sulfit
  • natürlich vorkommende Sulfite (Bier, Wein)
  • Salycilate (Obst und Kartoffeln)
  • Glutamat (Geschmacksverstärker, vor allem in der chinesischen Küche).

Nahrungsmittelunverträglichkeiten durch Enzymmangel

Neben Allergie und Pseudoallergie führt auch ein Mangel an bestimmten Verdauungsenzymen zur Nahrungsmittelunverträglichkeit (Nahrungsmittelintoleranz). Der Enzymmangel ist entweder angeboren oder entsteht durch Schädigung der Darmschleimhaut.

Milchzuckerunverträglichkeit (Laktoseintoleranz). Die Milchzuckerunverträglichkeit ist ein weit verbreitetes Phänomen, das mit zunehmendem Alter häufiger auftritt. So leiden bis zu 15 % der Erwachsenen in Europa an einem angeborenen Mangel des Enzyms Laktase. Laktase spaltet im Darm Milchzucker (Laktose) in seine zwei Zuckerbestandteile Glukose und Galaktose. Diese werden dann von der Dünndarmschleimhaut aufgenommen und zur weiteren Verarbeitung vom Blut in die Leber transportiert. Fehlt die Laktase, gelangt der nicht aufgespaltene Milchzucker unverdaut in den Dickdarm. Dort wird er von den Darmbakterien in Milchsäure, Kohlendioxid und Wasserstoff abgebaut, was Durchfall, Blähungen und krampfartige Schmerzen verursacht.

Auch Erkrankungen des Dünndarms mit Schädigung der Schleimhaut (wie z. B. bei der Zöliakie) führen dazu, dass Laktose nicht richtig verdaut und aufgenommen wird und stattdessen im Dickdarm zu Blähungen und Durchfall führt.

Neben der häufigen Milchzuckerunverträglichkeit gibt es noch andere, seltenere Enzymmangelkrankheiten, bei denen die verminderte Verdauung von Galaktose, Fruktose, Sorbit u. a. zu ähnlichen Beschwerden führt.

Bei der angeborenen Fruchtzuckerunverträglichkeit (Fruktoseintoleranz) ist die Leber durch einen Enzymmangel nicht in der Lage, den durch Früchte und Fruchtsäfte aufgenommenen Fruchtzucker (Fruktose) abzubauen. Es kommt schon im Säuglingsalter nach dem Abstillen und den ersten Mahlzeiten mit Früchten oder Fruchtsäften zu schweren Unterzuckerungen, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall und zu schweren Nieren- und Leberschäden. Die Betroffenen meiden im Kleinkindalter instinktiv alle fruchtzuckerhaltigen Nahrungsmittel.

Zu Blähungen, Durchfällen und Bauchschmerzen nach dem Verzehr von Obstsäften und Früchten kommt es auch bei der Fruktosemalabsorption (d. h. der verminderten Aufnahme von Fruktose über die Darmschleimhaut). Hier ist der Transportmechanismus durch die Darmschleimhaut gestört.

Die Galaktoseunverträglichkeit (besser Galaktosämie) ist eine angeborene Stoffwechselerkrankung, bei der gleich 3 verschiedene Enzyme für den Abbau der Galaktose fehlen können. Galaktose wird im Darm von Laktose abgespalten und kommt daher sowohl in Muttermilch als auch in Kuhmilch vor. Betroffene Säuglinge reagieren ab der ersten Fütterung mit Durchfällen, Erbrechen und Gewichtsabnahme. Durch Ansammlung der nicht abgebauten Galaktose können schon wenige Wochen nach der Geburt Leberschäden und Linsentrübung entstehen, langfristig droht eine Intelligenzminderung durch Ablagerung der nicht abbaubaren Galaktose im Gehirn. Deswegen werden Neugeborene direkt nach der Geburt auf eine Galaktosämie getestet (Neugeborenen-Screening). Ist der Test positiv hilft nur eine sofortige lebenslange galaktosefreie Diät, unter der sich die Kinder dann ganz normal entwickeln.

Neben dieser angeborenen Störung entstehen Galaktoseunverträglichkeiten auch dann, wenn die Darmschleimhaut durch eine Erkrankung geschädigt und die Aufnahme der Galaktose dadurch gestört ist. Diese Unverträglichkeit führt aber nur zu Darmsymptomen wie Blähungen und Durchfall.

Weizenallergie, Zöliakie und Weizensensitivität

Bei diesen drei Nahrungsmittelunverträglickeiten reagiert der Körper auf Weizenbestandteile.

  • Bei der Weizenallergie sind die Eiweißbestandteile des Weizens wie Weizenalbumin, -globulin und das Klebereiweiß Gluten die auslösenden Allergene. Zusätzlich zu Verdauungsbeschwerden können Beschwerden außerhalb des Magen-Darm-Traktes auftreten, zum Beispiel Kopfschmerzen, chronische Müdigkeit, Muskel- und Gelenkschmerzen. Besonders schwer trifft die Weizenallergie Menschen mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen oder Autoimmunerkrankungen wie Multipler Sklerose. Studien zufolge verstärken sich deren Symptome durch die Weizenproteine. Die Therapie besteht aus dem ein- bis zweijährigen Verzicht auf Weizen und verwandte Getreidesorten wie Dinkel und Grünkern. Tritt die allergische Reaktion danach erneut auf, muss der Patient evtl. lebenslang auf diese Nahrungsmittel verzichten. In akuten Fällen mildert Kortison die Symptome.
  • Die [einheimische] Sprue oder Zöliakie, auch glutensensitive Enteropathie genannt, beruht auf einer autoimmunen Reaktion auf das in vielen Getreidesorten vorkommende Gluten (Klebereiweiß). Bei den Betroffenen kommt es zu einer schweren Darmentzündung, sodass der Darm schließlich keine Nährstoffe mehr aufnehmen kann. Die Folge sind Malabsorptionszeichen (mangelhafte Versorgung mit Nährstoffen) wie Durchfall und Gewichtsabnahme. Ältere Säuglinge leiden manchmal kurz nach dem Abstillen an schweren Gedeihstörungen. Auch Hauterkrankungen kommen bei einer Zöliakie häufig vor. In vielen Fällen tritt die Zöliakie gemeinsam mit einer Milchzuckerunverträglichkeit auf und erhöht die Gefahr, dass sich Lymphdrüsenkrebs entwickelt. Eine lebenslange glutenfreie Kost lässt die Beschwerden meist völlig verschwinden; auch das Krebsrisiko nimmt ab.
  • Die Symptome der Weizensensitivität ähneln oft denen der Zöliakie. Die Betroffenen reagieren mit Blähungen, Durchfall und Bauchschmerzen auf den Verzehr von Weizenprodukten. Es handelt sich um eine Unverträglichkeitsreaktion, deren genaue Ursache noch nicht geklärt ist. Die Diagnose erfolgt, indem eine Weizenallergie, eine Zöliakie und andere Lebensmittelunverträglichkeiten ausgeschlossen werden. Die Therapie besteht wie bei der Zöliakie aus dem Verzicht auf Gluten. Nach 2 Jahren glutenfreier Ernährung können Betroffene erneut testen, ob sie weizenhaltige Lebensmittel vertragen.

Diagnosesicherung

Um herauszufinden, welche Nahrungsmittel die Beschwerden auslösen, wird etwa 3 Wochen lang ein Ernährungstagebuch geführt. Genügt dies nicht, um das verdächtige Lebensmittel zu identifizieren, versucht man, dieses durch eine Eliminationsdiät zu finden. Der Betroffene nimmt 7 Tage lang eine allergenarme Kost auf der Basis von Reis und Kartoffeln zu sich. Lassen dabei die Beschwerden nach, ist eine Nahrungsmittelallergie bzw. -unverträglichkeit wahrscheinlich. Danach werden schrittweise weitere Nahrungsmittel auf den Speiseplan gesetzt (Suchdiät), bis wieder Beschwerden auftreten. Verringern sich diese nach Weglassen des verdächtigen Lebensmittels und treten nach erneutem Verzehr wiederum auf, ist der Auslöser erkannt.

Hauttestungen auf verschiedene Allergene und Blutuntersuchungen vervollständigen die Diagnose; allerdings fallen sie häufig falsch aus. Deshalb ist das Auslösen der Beschwerden durch das identifizierte Nahrungsmittel die wichtigste diagnostische Methode.

Diagnose bei Laktoseintoleranz

Laktose-Toleranztest. Die Diagnose liegt nahe, wenn nach dem Verzehr von Milch und Milchprodukten immer wieder Blähungen, Bauchschmerzen und Durchfälle auftreten, und diese Beschwerden ausbleiben, sobald der Betroffene auf diese Nahrungsmittel verzichtet. Mit dem Laktose-Toleranztest (Milchzucker-Toleranztest) weist der Arzt den Mangel des für die Milchverdauung notwenigen Enzyms Laktase (Milchzuckerunverträglichkeit) nach. Der Test ist billig und einfach durchzuführen: Für die Untersuchung trinkt der Patient morgens 50 g in Wasser gelösten Milchzucker. Nach 30, 60, 90 und 120 Minuten wird Blut entnommen und der Blutzuckerspiegel wird bestimmt. Wenn ausreichend viel Laktase in der Dünndarmschleimhaut vorhanden ist, nimmt der Körper die aus dem Milchzucker gespaltene Glukose ins Blut auf und der Arzt kann eine Erhöhung des Blutzuckerwertes feststellen. Heute wird jedoch zunehmend der direkte Enzymnachweis im Rahmen feingeweblicher Untersuchungen von Dünndarm-Gewebeproben bevorzugt, die durch eine Darmspiegelung gewonnen werden.

Wasserstoff-Atemtest. Auch der Wasserstoff-Atemtest (H2-Atemtest) zeigt, wie gut Milchzucker im Dünndarm durch das Enzym Laktase gespalten wird. Diesen Test kombiniert der Arzt in der Regel mit dem Laktose-Toleranztest. Nachdem der Patient eine Milchzuckerlösung getrunken hat, pustet er in ein Gerät. Bei einem Mangel an Laktase wird der aufgenommene Milchzucker im Darm nicht ausreichend in Glukose und Galaktose gespalten, sondern gelangt in den Dickdarm. Dort wird der Milchzucker abgebaut, wobei Wasserstoff (H2) entsteht, der dann beim Ausatmen in der Atemluft nachgewiesen werden kann.

Diagnose bei Fruchtzuckerunverträglichkeit

Bei Verdacht auf eine angeborene Fruchtzuckerunverträglichkeit erfolgt die Diagnose durch eine Leberbiopsie. Die Erkrankung ist nicht heilbar; meidet der Betroffene größere Mengen von Fruchtzucker, besteht für ihn aber eine normale Lebenserwartung. Die Fruktosemalabsorption (also die Störung in der Aufnahme der Fruktose durch die Darmschleimhaut) lässt sich wie die Laktoseintoleranz durch einen Wasserstoff-Atemtest nachweisen.

Differenzialdiagnosen: Bei Blähungen, Durchfällen und Bauchkrämpfen im Zusammenhang mit der Nahrungsaufnahme muss der Arzt weitere Erkrankungen des Verdauungstrakts ausschließen, wie z. B. Zöliakie, chronische Bauchspeicheldrüsenentzündung und Morbus Crohn.

Behandlung

Die Behandlung besteht darin, das oder die auslösende(n) Nahrungsmittel zu meiden. Vielfach müssen die Betroffenen sich auch gegen verschiedene Pollen schützen, gegen die oft eine Kreuzallergie besteht. So sind Birkenpollenallergiker oft auch gegen Äpfel, Steinobst und Haselnüsse allergisch; während Latexallergiker auch allergisch auf Avocados, Bananen, Feigen und Pfirsiche reagieren.

Bei Milchzuckerunverträglichkeit ist es ebenfalls wichtig, auf Milch und Milchprodukte zu verzichten oder – in leichteren Fällen – diese nur in reduzierter Menge zu sich zu nehmen. Außerdem kann der Betroffene auf laktosefreie Milch und Milchprodukte zurückgreifen.

Im Alltag ist es jedoch nicht immer möglich, Nahrungsmittel vollständig zu meiden, in denen z. B. Milch und Eier verarbeitet sind. Dann können Medikamente, die die Mastzellen vor einer Histaminausschüttung bewahren (z. B. Colimune®) oder auch Antihistaminika eingesetzt werden. Sofern nicht mehr als drei Allergien gleichzeitig bestehen, hilft eine Hyposensibilisierung.

Notfalltherapie

Allergiker, die schon einmal einen allergischen Schock erlitten haben oder unter schwerem Asthma leiden, sollten immer ein Notfallset mit sich führen. Mit den darin befindlichen Medikamenten kann sich der Patient bei einer schweren allergischen Reaktion selbst behelfen, bis ein Arzt vor Ort ist. In der Regel befinden sich in einem solchen Notfallset

  • Adrenalin in einem Auto-Injektor, mit dem der Wirkstoff vom Patienten selbst oder einem Helfer direkt in die Oberschenkelmuskulatur gespritzt wird. Adrenalin wirkt innerhalb von 5–10 Minuten, bessert die Atemnot und stabilisiert den Kreislauf.
  • Antihistaminikum, am besten als Tropfen. Es lindert den Juckreiz und wirkt krampflösend.
  • Kortison als Spray oder Tabletten. Die Wirkung tritt erst nach ca. 1 Stunde ein, hält dafür aber länger an als bei Adrenalin oder einem Antihistaminikum.

Prognose

Wird die auslösende Substanz jahrelang gemieden, verschwindet eine echte Nahrungsmittelallergie manchmal wieder von selbst. Betroffene Kinder entwickeln häufig mit zunehmendem Alter eine Toleranz auf das ursprüngliche Allergen. Deshalb empfehlen Experten, bei Kindern jährlich zu überprüfen, ob die Diät noch notwendig ist.

Bei angeborenem Enzymmangel (Fruktoseintoleranz, Galaktosämie, Laktoseintelorenz) ist eine lebenslange Diät nötig. Vor allem bei der Galaktosämie – wird hier die Diät nicht eingehalten, drohen schwere Schäden wie Leberzirrhose, motorische und geistige Störungen sowie die Erblindung.

Ihr Apotheker empfiehlt

Was Sie selbst tun können

Nahrungsmittelunverträglichkeiten haben viele Gesichter: ihr Schweregrad reicht von im Alltag vernachlässigbaren bis hin zu schwersten Beeinträchtigungen. Entsprechend können die folgenden Tipps nur einige allgemeine Maßnahmen beschreiben:

  • Meiden Sie Fertigprodukte, deren Verträglichkeit Sie nicht kennen bzw. deren Inhaltsstoffe Sie nicht eindeutig ermitteln können.
  • Machen Sie sich mit den verschiedenen Bezeichnungen vertraut, mit denen die Allergie auslösende bzw. unverträgliche Substanz auf den Lebensmitteln gekennzeichnet ist, z. B. die E-Nummer bei unverträglichen Konservierungsmitteln.
  • Hilfreich sind Apps für das Handy, die Informationen über Lebensmittelzusätze bieten. Ein Beispiel dafür ist die App "E Nummern Lebensmittelzusätze" für Android oder iOS (kostenpflichtig).
  • Manche Nahrungsmittel verursachen nur im rohen Zustand eine allergische Reaktion. Geben Sie deshalb, wann immer möglich, erhitzten Speisen den Vorzug.
  • Viele Betroffene profitieren davon, dass sie grundsätzlich Gewürzmischungen, histaminreiche Lebensmittel sowie Alkohol und Fruchtsäfte meiden.
  • Wenn Sie auf Grundnahrungsmittel oder eine Vielzahl von Nahrungsmitteln allergisch reagieren, empfiehlt sich eine Ernährungsberatung. Hier erhalten Sie Auskunft darüber, welche Alternativnahrungsmittel Sie verwenden können, um Ihren täglichen Nährstoffbedarf zu decken.

Besprechen Sie mit Ihrem Hausarzt oder Internisten, ob er Ihnen ein Rezept für Kortison (z. B. zwei Tabletten Dexamethason mit je 8 mg) zur Selbstbehandlung im Notfall ausstellt. Diese Medikamente sollten Sie immer mit sich führen und bei akuten Unverträglichkeitsreaktionen vorsorglich einnehmen, um einen allergischen Schock zu verhindern. Eventuell gehören Sie auch zu den Patienten, die vorsorglich ein Notfallset mit einem Adrenalin-Autoinjektor bei sich führen sollten. Auch dafür stellt Ihnen Ihr behandelnder Arzt ein Rezept aus.

Weiterführende Informationen

  • www.DZG-online.de – Website der Deutschen Zöliakie Gesellschaft, Stuttgart: Mit Informationen zur Diät und zu glutenfreien Lebensmitteln.
  • https://www.mein-allergie-portal.com/allgemein/115-allergie-selbshilfegruppen.html - Website für Betroffene, auf der man Selbsthilfegruppen für eine Vielzahl von Nahrungsmittelunverträglichkeiten findet.

Von: Dr. med. Arne Schäffler, Dr. Bernadette Andre-Wallis in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski
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Schluss mit den Blähungen !

Jedem fünften Erwachsenen machen Blähungen immer wieder das Leben schwer.

Schluss mit den Blähungen !

Quälende Darmwinde?

Blähungen sind nicht nur peinlich. Die Ansammlung von Gasen im Darm kann auch Krämpfe und erhebliche Schmerzen verursachen. Glücklicherweise gibt es einiges, was man gegen einen Blähbauch tun kann von Hausmitteln wie Kümmel bis zum Entschäumer aus der Apotheke.

Blähungen sind häufig

Etwa jeder fünfte Erwachsene leidet immer wieder unter zu viel Luft in Magen und Darm-. Dabei variieren die Beschwerden: Manche Betroffenen haben vor allem einen aufgeblähten, schmerzhaften Bauch – in diesem Fall spricht man von einem Meteorismus. Andere quälen sich mit Blähungen, die als Winde abgehen (der Fachbegriff dafür lautet Flatulenz). Beide luftbedingten Beschwerden können unabhängig voneinander auftreten. Häufig sind sie allerdings kombiniert.

Auch im gesunden Darm befinden sich Gase. Denn zum einen schluckt man Luft mit den Mahlzeiten. Zum anderen entstehen Kohlendioxid, Sauerstoff, Wasserstoff, Stickstoff und Methan bei den alltäglichen Verdauungsprozessen. Normalerweise wird der Hauptanteil der Gase von der Darmschleimhaut aufgenommen, zur Lunge transportiert und dort abgeatmet. Der Rest verlässt den Körper unauffällig durch den After.

Befinden sich jedoch zu große Mengen an Gasen im Darm, sammeln sich die Gase an. Sie werden dann als Blasen oder Schaum in Richtung Darmausgang transportiert. Unterwegs können die Blasen den Darm vorübergehend verschließen. Das führt zu Krämpfen, Schmerzen und Rumoren im Bauch. Am After angekommen, werden die Gase als Winde entlassen – mal lauter und mal leiser.

Hinweis: Der unangenehme Geruch der Darmwinde kommt durch schwefelhaltige Gase zustande. Sie entstehen im Dickdarm beim Zersetzen von Nahrungsresten durch die Darmbakterien.

Warum zu viel Luft im Darm ist

Es gibt mehrere Möglichkeiten, wie zu viel Luft in den Darm gelangt. Eine davon ist zu starkes Luftschlucken bei der Nahrungsaufnahme. Etwas Luft zu schlucken ist ganz normal. Durch zu hastiges Essen oder kohlensäurehaltige Getränke gelangt allerdings leicht zuviel davon in den Magen. Das Gleiche droht auch bei intensivem Kaugummikauen und beim Rauchen.

Die andere wichtige Ursache ist eine vermehrte Gasbildung im Darm. Gelangen unverdaute Nahrungsbestandteile in den Dickdarm, werden sie dort von Darmbakterien vergoren. Dabei entstehen Darmgase, die durch den After abgegeben werden. Verschiedene harmlose Ursachen lösen eine solche Gasbildung aus:

  • Blähende Nahrungsmittel. Kohl, Zwiebeln, Vollkorngetreide und Hülsenfrüchte sind schwer verdaulich – vor allem, wenn man diese Nahrungsmittel nicht gewohnt ist. Dann gelangen große Mengen unverdauter Bestandteile in den Dickdarm, wo sie von Bakterien unter Gasbildung zerlegt werden. Das erhöhte Angebot führt dazu, dass sich die gasbildenden nBakterien vermehren und immer mehr Gase entstehen.
  • Stress. Stress führt dazu, dass das sympathische Nervensystem hochtourig arbeitet. Gehirn und Muskeln werden aktiviert und unter Spannung gehalten. Der Darm arbeitet währenddessen auf Sparflamme und kann nicht für die ordnungsgemäße Verwertung der Nahrung sorgen. Die Folge sind Blähungen und Völlegefühl. Auch bei zu üppigen Mahlzeiten ist der Darm oft überfordert und reagiert mit Verdauungsstörungen und Blähungen.
  • Übergewicht. Übergewicht kann Blähungen verursachen, weil durch die volumenbedingte Dehnung die Wandspannung der Bauchmuskulatur abnimmt. In der Folge wird die Verdauung verlangsamt und erschwert.

Hinweis: Blähungen gehören auch zu den Beschwerden vieler Schwangeren. Das liegt unter anderem daran, dass das im Mutterleib heranwachsende Kind auf den Magen-Darm-Trakt drückt und die Verdauung erschwert.

Wann in die Arztpraxis bei Blähungen?

Meistens sind Blähungen selbstgemacht und harmlos. Manchmal sind sie aber auch ein Zeichen für eine Darmerkrankung. In bestimmten Fällen ist es deshalb wichtig, Blähungen nicht zu ignorieren, sondern bei der Ärzt*in abklären zu lassen, etwa bei

  • Blähungen, die lange anhalten und nicht besser werden,
  • gleichzeitig auftretenden veränderten Stuhleigenschaften, vor allem nächtlicher Durchfall,
  • neu aufgetretenen Beschwerden nach dem 50. Lebensjahr,
  • Blut im Stuhl und
  • Fieber und Abgeschlagenheit.

Dann stecken hinter den Blähungen vielleicht Nahrungsmittelunverträglichkeiten (Laktoseintoleranz oder Fruktoseintoleranz) oder der Mangel an Verdauungsenzymen, z. B. im Rahmen einer Pankreaserkrankung. Bei beiden Erkrankungen gelangen unverdauten Nahrungsbestandteile in den Dickdarm und werden dort unter starker Gasbildung vergoren. Vor allem Blut im Stuhl kann aber auch ein Hinweis auf einen Darmtumor sein.

Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen wie der Morbus Crohn oder die Colitis ulcerosa lösen auch Blähungen aus, aber aus anderen Gründen: Sie schädigen die Darmwand. Das führt dazu, dass die normalen Darmgase schlechter über die Darmwand ins Blut aufgenommen und dadurch nicht abgeatmet werden können. Stattdessen werden sie dann als Winde über den Darmausgang entlassen. Gleichzeitige krankheitsbedingte Verdauungsstörungen vermehren die Gasbildung weiterhin.

Hinweis: Auch Medikamente begünstigen Blähungen. Typisch ist dies für Antibiotika, aber auch für Diabetesmedikamente wie Metformin, Acarbose und den neuen Wirkstoff Semaglutid. Wer unter Blähungen leidet und Medikamente einnimmt, sollte diese von der Ärzt*in überprüfen lassen.

Selbstmedikation mit Entschäumern

Bei harmlosen Blähungen steht einer Behandlung in Eigenregie nichts im Wege. Nützlich sind dabei Präparate aus der Apotheke und allgemeine Verhaltenstipps.

Schnelle Hilfe bieten die beiden Entschäumer Dimeticon und Simeticon. Sie setzen wie Tenside die Oberflächenspannung der Gasblasen herab. Dadurch zerplatzen die Blasen und geben die darin enthaltenen Gase frei. Diese können jetzt entweder über die Darmwand aufgenommen oder über den After ausgeschieden werden. Entschäumer wirken physikalisch und gelangen nicht in den Blutkreislauf. Sie dürfen deshalb – je nach Präparat - auch von Schwangeren und Kindern eingenommen werden. Es gibt sie als Kautabletten, Tropfen, Emulsionen und Kapseln. Typische Vertreter sind beispielsweise Sab simplex® Tropfen und Espumisan® Emulsion, die schon für Säuglinge zugelassen sind, oder Lefax® intens Flüssigkapseln für Jugendliche ab 14 Jahren und Erwachsene.

Es gibt auch Präparate, die sowohl den Entschäumer Simeticon enthalten als auch ein Enzymgemisch aus Pankreasenzymen. Diese Enzyme sollen die Verdauung fördern. Ihr Nutzen ist in Studien allerdings nachgewiesen, weshalb die Leitlinien ihren Einsatz auch nicht empfehlen. Manche Patient*innen profitieren aber trotzdem von dieser Kombination. Für Menschen, die aus religiösen oder anderen Gründen kein Schweinefleisch essen, sind diese Kombipräparate jedoch nicht empfehlenswert. Denn die enthaltenen Extrakte stammen von Pankreasenzymen des Schweins.

Tipp: Bei Blähungen, die mit Krämpfen verbunden sind, hilft auch die Einnahme des krampflösenden Butylscopolamins. Es ist rezeptfrei in der Apotheke zu haben.

Pflanzliche Karminativa

Auch das Pflanzenreich hat einiges gegen Blähungen zu bieten. Besonders häufig eingesetzt werden Kamille, Kümmel, Anis, Pfefferminze und Fenchel. Diese natürlichen Karminativa (karminativ bedeutet „blähungstreibend“) wirken auf verschiedene Weise. Einige tragen dazu bei, dass die Gasbläschen im Verdauungstrakt aufgelöst werden. Manche fördern die Darmbewegung und erleichtern die Ausscheidung der Gase. Andere wirken krampflösend und lindern dadurch die Blähungen.

Zur Förderung der Verdauung nutzt man Kamille, Kümmel & Co. schon seit eh und je als Gewürze in der normalen Küche. So mischt man beispielsweise gerne Anis und Kümmel in frischen Brotteig und würzt schwer verdaulichen Kohl mit Kümmel. In indischen Restaurants ist es Tradition, durch das Kauen von Fenchelsamen nach dem Essen die Verdauung anzukurbeln.

In der Pflanzenmedizin setzt man die natürlichen Karminativa als Tee, als Extrakte in Tropfen oder als Öle in Kapseln ein:

Tee. Teezubereitungen werden entweder als fertige Mischungen gekauft und aufgegossen oder selbst aus Samen, Blättern oder Früchten zubereitet. Sie sollten mehrmals am Tag zwischen den Mahlzeiten getrunken werden.

Kapseln. Pfefferminzöl und Kümmelöl gibt es kombiniert in magensaftresistenten Kapseln. Beide Öle entspannen nachgewiesenermaßen die Darmmuskulatur, Kümmel bessert zudem Blähungen und Völlegefühl. Ihre Wirkung ist bewiesen, weshalb die Kombination auch von Expert*innen empfohlen wird. Die Öle gibt es auch einzeln in Kapselform. Egal für welche Variante man sich entscheidet: Wichtig ist, die Kapseln unzerkaut als Ganzes etwa 30 Minuten vor der Mahlzeit zu schlucken. Man darf sie auch nicht zusammen mit Antazida einnehmen, da diese die Kapseln auflösen und die Öle so nicht weit genug in den Darm gelangen.

Tropfen aus Extrakten. Zur Anregung von Verdauung und Appetit werden vor dem Essen häufig alkoholhaltige Extrakte aus Kamillenblüten, Pfefferminzblättern, Kümmel- und Fenchelfrüchten angeboten. Das ist allerdings nicht empfehlenswert, denn sie bewirken eher das Gegenteil. Weil Leber und Stoffwechsel sich zuerst um die Entgiftung des Alkohols kümmern müssen, wird die Verdauung der Mahlzeit erst einmal verzögert. Sinnvoll ist dagegen die Einnahme von alkoholfreien Tropfen, z. B. Bitterelixier.

Tipp: Wer sich Tee aus Kümmelsamen selbst zubereiten möchte, sollte diese erst kurz vor dem Übergießen mit heißem Wasser zermörsern. Auf diese Weise entfalten sich die wohltuenden ätherischen Öle besser.

Allgemeine Maßnahmen gegen die üblen Winde

Wer häufig von Blähungen geplagt wird, sollte einige allgemeine Verhaltensregeln beherzigen. Das fängt beim Essen an: Langsames und bewusstes Kauen führt dazu, dass weniger Luft geschluckt wird. Außerdem wird so die Nahrung besser für die Verdauung vorbereitet. Günstig sind auch kleine Mahlzeiten, die man über den Tag verteilt. Zu üppige und späte Mahlzeiten belasten den Magen-Darm-Trakt.

Dass man gasbildende Getränke und blähende Nahrungsmittel besser meidet, liegt auf der Hand. Das bedeutet z.B., lieber Tee statt kohlensäurehaltiges Bizzlwasser zu trinken. Lebensmittel, auf die man mit Blähungen reagiert, sollte man entweder ganz weglassen oder sich langsam und schrittweise daran gewöhnen. Neben den bekannten Übeltätern Kohl und Zwiebel begünstigen auch die Zuckeraustauschstoffe Sorbit, Mannit und Xylit Blähungen. Die Stoffe findet man in vielen kalorienreduzierten Getränken, aber auch in Zahnpflegekaugummis.

Körperliche Aktivität unterstützt den Darm. Eine allseits bekannte gesunde und verdauungsfördernde Maßnahme ist der Spaziergang nach dem Essen. Regelmäßige Gymnastik ist ebenfalls anzuraten. Außerdem können leichte, kreisende Bauchmassagen im Uhrzeigersinn die Verdauung fördern.

Tipp: Stress belastet den Darm. Deshalb sollte man versuchen, Stress abzubauen. Dazu dienen Sport und Bewegung, aber auch regelmäßige Entspannungsübungen oder Yoga.

Quelle: DAZ 2023, 32:26

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: mauritius images / Andriy Popov / Alamy / Alamy Stock Photos