Gesundheit heute

Gastroösophageale Refluxkrankheit (GERD)

Als Gastroösophageale Refluxkrankheit (abgekürzt GERD für gastroesophageal reflux disease) bezeichnen Mediziner das Auftreten von vermehrtem Rückfluss (Reflux) von saurem Mageninhalt in die Speiseröhre infolge eines gestörten Verschlussmechanismus des unteren Speiseröhrenschließmuskels.

Beschwerden wie Sodbrennen, Aufstoßen und Schluckbeschwerden sind Folge der Reizung und Schädigung der Speiseröhrenschleimhaut. Der Übergang zur refluxbedingten Speiseröhrenentzündung (Refluxösophagitis) ist fließend.

Die gastroösophageale Refluxkrankheit ist eine der häufigsten Erkrankungen des Verdauungstrakts: Rund 10 % der Bevölkerung haben die Beschwerden einer Refluxkrankheit, und etwa ein Viertel der Betroffenen hat die Symptome einer refluxbedingten Speiseröhrenentzündung.

Symptome und Leitbeschwerden

  • Sodbrennen und saures Aufstoßen, besonders nach den Mahlzeiten
  • (Schmerzhafte) Schluckbeschwerden
  • Druckgefühl hinter dem Brustbein
  • Eventuell Reizhusten, Heiserkeit
  • Eventuell Übelkeit und Erbrechen.

Die Beschwerden verstärken sich im Liegen sowie durch Bücken, Pressen oder bei Anstrengung.

Wann zum Arzt

In den nächsten Tagen, wenn

  • mehrmals pro Woche Sodbrennen auftritt, das Schlucken Beschwerden verursacht oder Schmerzen in der Brustregion auftreten.

Die Erkrankung

Krankheitsentstehung

Normalerweise verhindert der Schließmuskel am Übergang der Speiseröhre zum Magen, dass Mageninhalt in die Speiseröhre gelangt. Gelegentlich kommt es jedoch vor, dass diese Refluxbarriere versagt und saurer Mageninhalt in die Speiseröhre zurückfließt. Folgen sind Sodbrennen mit brennenden Schmerzen und Druckgefühl hinter dem Brustbein. Dieser Reflux tritt gelegentlich auf, z. B. nach einer fettreichen Mahlzeit, kann allerdings in eine krankhafte Form übergehen und dann die typischen Refluxbeschwerden auslösen: Das Sodbrennen häuft sich, der Betroffene muss oft aufstoßen, wobei nicht selten Speisebrei in die Speiseröhre zurückströmt. Möglicherweise leidet er auch unter Schluckbeschwerden. Das Druckgefühl hinter dem Brustbein kann so heftig sein, dass zunächst eine Herzerkrankung vermutet wird.

Begleitend treten oft Beschwerden wie Reizhusten (Refluxhusten) und Heiserkeit auf, was eine Atemwegserkrankung vortäuschen kann.

Eine drohende Langzeitkomplikation ist die Umbildung der chronisch entzündeten Speiseröhrenschleimhaut zu Speiseröhrenkrebs.

Ursachen und Risikofaktoren

Warum die Refluxbarriere versagt, bleibt letztlich oft ungeklärt. Unbestritten ist jedoch ein Zusammenhang zwischen Lebensweise und Krankheitsentstehung, allen voran der häufige Verzehr von fettreichen Speisen, regelmäßiger Nikotin-, Alkohol- und/oder starker Kaffeekonsum.

Die Refluxkrankheit scheint demnach eine typische "Wohlstandskrankheit" zu sein, deren Auftreten sich in den letzten 30 Jahren verzehnfacht hat. Weitere begünstigende Faktoren sind Übergewicht oder die Druckbelastung durch die stark vergrößerte Gebärmutter im letzten Drittel einer Schwangerschaft.

Auch viele heutzutage oft verordnete Medikamente können Refluxbeschwerden auslösen oder verschlimmern, z. B. Antihypertensiva, Medikamente zur Therapie von Asthma, koronarer Herzerkrankung und Harninkontinenz, Östrogenpräparate, Psychopharmaka, Schmerzmittel vom NASR-Typ wie Acetylsalicylsäure oder Diclofenac, Präparate gegen Eisenmangel sowie einige Antibiotika.

Die Refluxkrankheit tritt ferner auch als Folge einer Grunderkrankung wie Sklerodermie oder einer Verengung des Magenausgangs (Magenpförtnerenge) auf. Hierbei gelangt der Speisebrei aus dem Magen nicht mehr vollständig in den Dünndarm. Dadurch füllt sich der Magen zunehmend, bis schließlich so viel Druck auf dem Mageneingang lastet, dass ein Teil des sauren Mageninhalts wieder zurück in die Speiseröhre fließt. Manchmal tritt die Refluxkrankheit auch nach einer Magenoperation auf.

In 90 % der Fälle besteht gleichzeitig zur Refluxkrankheit ein Zwerchfellbruch (Hiatushernie): Die Funktion des Speiseröhrenschließmuskels bleibt zwar intakt, der durch den Zwerchfelleinriss in den Brustkorb verlagerte Anteil des Magens fördert jedoch den Rückfluss sauren Mageninhalts in die Speiseröhre.

Komplikationen

Durch die fortwährende Benetzung der empfindlichen Schleimhaut der Speiseröhre mit aggressivem, saurem Magensaft kommt es zunächst zu einzelnen oberflächlichen, örtlich begrenzten Schleimhautschädigungen und später dann zu großflächigen Geschwüren (Gewebedefekten) und narbigen Verengungen.

Dadurch wird im unteren Speiseröhrendrittel das dort heimische Plattenepithel zurückgedrängt und durch magenschleimhautähnliches Zylinderepithel ersetzt, das an dieser falschen Stelle zur Bildung von Geschwüren (Barrett-Ulkus) neigt und schließlich sogar zu einem Speiseröhrenkrebs entarten kann. Dieser Verlauf wird als Barrett-Syndrom bezeichnet. Das Barrett-Syndrom ist häufig: Es betrifft rund 15 % der Patienten mit gastroösophagealer Refluxkrankheit (GERD), von denen ein erheblicher Teil später an Speiseröhrenkrebs erkrankt. Um dies zu verhindern, müssen Refluxbeschwerden frühzeitig und konsequent behandelt und chronische Verläufe engmaschig endoskopisch kontrolliert werden.

Weitere Komplikationen der Refluxkrankheit umfassen chronischen Husten, Asthma und Zahnerosionen.

Diagnosesicherung

Speiseröhrenspiegelung. Die Diagnose wird mithilfe der Speiseröhrenspiegelung (Ösophagoskopie; da immer auch der Magen gleich mit inspiziert wird, spricht der Arzt zumeist von Ösophagogastroskopie) mit gleichzeitiger Gewebsentnahme gesichert. Dazu wird ein dünner, beweglicher Schlauch – das Endoskop – in die Speiseröhre vorgeschoben. Eine kleine Videokamera an der Endoskopspitze zeigt Veränderungen an der Innenwand der Speiseröhre, etwa Entzündungen oder Verengungen. Gleichzeitig können andere Erkrankungen ausgeschlossen werden, z. B. Speiseröhrenkrebs. Die Speiseröhrenspiegelung ermöglicht auch die Feststellung des Schweregrads bei bestehender Refluxerkrankung.

PPI-Test. Viele Ärzte empfehlen eine Behandlung mit Protonenpumpenhemmern (PPI) auf Probe. Der Patient nimmt für die Dauer von etwa 2 Wochen Protonenpumpenhemmer ein, das sind Medikamente wie Omeprazol, die die Magensäureproduktion hemmen. Verschwinden durch die Medikamenteneinnahme die Beschwerden, liegt wahrscheinlich eine Refluxkrankheit vor. In diesem Fall wird die Medikamenteneinnahme fortgeführt.

Bestehen die Beschwerden trotz Medikamenteneinnahme weiter, sind weiterführende Untersuchungen angezeigt, die Aufschluss geben über die Aktivität des Magenschließmuskels bzw. über Menge und Häufigkeit des Säurerückflusses in die Speiseröhre. Dazu zählen die Langzeit-Säuremessung (pH-Metrie) und die kombinierte pH-Metrie/Impedanzmessung (pH-Metrie-MII).

  • pH-Metrie. Dem Patienten wird über die Nase eine pH-Sonde eingeführt, ein etwa 1,5 mm dünner und mit einem Sensor ausgestatteter Schlauch. Die Sonde misst 24 Stunden lang den Säurerückfluss in die Speiseröhre. Ein Registriergerät, das sich der Patient über die Schulter hängt, zeichnet die Messwerte auf, die dann später vom Arzt mithilfe eines Computers ausgewertet werden. Während der Untersuchung kann sich der Patient frei bewegen sowie normal essen und trinken. Für eine korrekte Katheterplatzierung in der Speiseröhre erfolgt vor der Säuremessung meist eine Speiseröhren-Druckmessung. Die pH-Metrie kann stationär oder ambulant durchgeführt werden.
  • pH-Metrie-MII. Der Ablauf entspricht der pH-Metrie. Im Unterschied zu dieser wird jedoch zusätzlich zum pH-Wert der Wechselstromwiderstand (Impedanz) in verschiedenen Speiseröhrenabschnitten ermittelt. Der diagnostische Aussagewert der pH-Metrie-MII ist höher als bei der pH-Metrie, weshalb sie bei Verfügbarkeit bevorzugt werden sollte.

Speiseröhrendruckmessung (Ösophagusmanometrie). Die Speiseröhrendruckmessung kommt vor allem zur Differenzialdiagnose und vor operativen Eingriffen an der Speiseröhre zum Einsatz. Sie gilt als Goldstandard, um die Höhe des unteren Speiseröhrenschließmuskels für eine akute Platzierung einer pH-Metrie-Sonde zu ermitteln. Bei der Speiseröhrendruckmessung wird in einer halbstündigen, schmerzlosen Untersuchung mithilfe einer Sonde der Druck an verschiedenen Stellen in der Speiseröhre und im Mageneingang gemessen, um die Aktivität des unteren Speiseröhrenschließmuskels sowie die Beweglichkeit der Speiseröhre zu beurteilen.

Die dünnwandige Sonde, die über die Nase in Speiseröhre oder Magen geschoben wird, enthält einen Ballon mit verschiedenen Messfühlern. Für die Messung wird der Ballon mit Wasser gefüllt und dann Stück für Stück wieder zurückgezogen. Der Patient erhält dabei schluckweise Wasser zu trinken. Bei jedem Schluck entsteht ein Druck auf den Ballon, dessen Messwerte dann im Computer registriert und dokumentiert werden.

Seit neuerem ermöglicht die High-Resolution-Manometrie eine noch präzisere Speiseröhrendruckmessung.

Behandlung

Die Therapie der Refluxkrankheit steht sozusagen auf 3 Beinen: Den Rückfluss von Magensäure in die Speiseröhre 1. durch Medikamente und/oder 2. durch eine Operation zu stoppen sowie 3. die Rückfallgefahr durch gesündere Ernährungsgewohnheiten zu minimieren.

Initial steht die medikamentöse Behandlung im Vordergrund. Sie führt meist zu einem raschen Abklingen der Symptome. Bei zu frühem Absetzen der Medikamente sind Rückfälle jedoch häufig. Aber auch nach der operativen Therapie sind Rückfälle nicht selten – und das saure Aufstoßen, das Sodbrennen, die Blähungen sind wieder da. Deshalb ist entscheidend, dass der Arzt im Gespräch mit dem Patienten die Lebens- und Ernährungsgewohnheiten bespricht, und, wo nötig, Verbesserungen empfiehlt.

Pharmakotherapie

Die medikamentöse Behandlung zielt darauf ab, den Reflux zu verringern, seine schädigende Wirkung zu vermindern sowie die Fähigkeit der Speiseröhre zur Selbstreinigung zu verbessern. Dabei richtet sich die Wahl der Medikamente auch nach dem Schweregrad der Erkrankung.

Protonenpumpenhemmer. Bei Anzeichen regelmäßiger Refluxbeschwerden werden Protonenpumpenhemmer wie Omeprazol oder Pantoprazol eingesetzt, die die Säureproduktion im Magen am stärksten und sichersten blockieren. Um richtig wirken zu können, müssen sie auf nüchternen Magen eingenommen werden.

  • Die Therapie erfolgt je nach Schwere der Beschwerden für 4–8 Wochen. Danach wird versucht, ohne Medikamente auszukommen (Auslassversuch).
  • Um einem Säure-Rebound (übermäßige Bildung von Magensäure bei abruptem Absetzen der Medikamente) vorzubeugen, kann die Therapie ausschleichend beendet werden.
  • Kommt es zu einem Rückfall, kann eine Langzeittherapie mit minimal noch ausreichend wirksamer Dosis eingeleitet werden.
  • Zu den häufigsten Nebenwirkungen zählen Durchfall, Kopfschmerzen und Oberbauchschmerzen. Werden Protonenpumpenhemmer in hoher Dosierung über längere Zeit eingenommen, steigt das Risiko für Knochenbrüche.
  • Niedrig dosierte Protonenpumpenhemmer sind seit 2015 rezeptfrei erhältlich.

H2-Rezeptorenblocker. H2-Rezeptorenblocker wie Ranitidin oder Famotidin hemmen die Bildung von Magensäure und gelten als Mittel der zweiten Wahl, wenn Protonenpumpenhemmer nicht eingesetzt werden können. Sie wirken nach etwa 30 Minuten, die Wirkung hält bis zu zehn Stunden an. Daher eignen sie sich besonders gut für nächtliches oder länger anhaltendes Sodbrennen. Ihre Einnahme kann unabhängig von den Mahlzeiten erfolgen. Ranitidin ist in niedriger Dosierung rezeptfrei erhältlich, es sollte maximal sieben Tage angewendet werden.

Antazida. Treten nur gelegentlich Refluxbeschwerden ohne Entzündungszeichen der Speiseröhrenschleimhaut auf, helfen Antazida, indem sie die Magensäure durch basische Mineralien neutralisieren. Sie sind gut verträglich und rezeptfrei erhältlich. Ihre Wirkung tritt bereits nach wenigen Minuten ein, ist aber schwächer als die von H2-Rezeptorenblockern oder Protonenpumpenhemmern.

Wenn die medikamentöse Therapie nicht (mehr) vertragen wird, erfolglos bleibt oder schwerwiegende Komplikationen drohen, wird der Arzt eine operative Verengung zur dauerhaften Unterbindung des Refluxes vorschlagen.

Die Standardoperation ist die Fundoplikatio, die meist minimal-invasiv über eine Bauchspiegelung (Laparoskopie) erfolgt. Um den unteren Ringmuskel der Speiseröhre zu stärken, näht der Arzt Anteile des Magens manschettenartig, ganz oder teilweise rund um den unteren Abschnitt der Speiseröhre. Ummanteln die angenähten Magenanteile die Speiseröhre vollständig, handelt es sich um eine Fundoplikatio nach Nissen und Rosetti. Bei einer teilweisen Ummantelung spricht man von einer Fundoplikatio nach Toupet. Letzteres kommt bevorzugt zum Einsatz, wenn die Speiseröhrenbeweglichkeit gestört ist.

Die genannten Eingriffe sind meist erfolgreich: 80 % der Patienten sind nach der Operation beschwerdefrei und brauchen keine Medikamente mehr, insbesondere keine Protonenpumpenhemmer. Bei den übrigen verschlimmern sich allerdings nicht selten die Beschwerden (Postfundoplikatio-Syndrom) oder es kommt zum Roemheld-Syndrom, das charakterisiert ist von Druckgefühl im Oberbauch und Blähungen aufgrund von Luftansammlungen im Magen. Weil die Luft nach oben drückt, haben die Patienten dadurch manchmal den Eindruck, nun zusätzlich an Herzbeschwerden zu leiden.

Deshalb werden zunehmend endoskopische Anti-Refluxtherapien angewandt, so:

  • Hochfrequenztherapie nach Stretta. Der Chirurg sticht endoskopisch mit Nadeln in den unteren Ringmuskel, um dessen Muskelschicht zu erhitzen. Wenn die so provozierte Verletzung heilt, bilden sich Narben, die den Übergang von der Speiseröhre zum Mageneingang verengen und den Reflux somit verhindern.
  • Einspritzung von Kunststoffen. Diese erfolgt ebenfalls mit dem Ziel, den Übergang von der Speiseröhre zum Magen zu veröden und vernarben zu lassen. Eingesetzte Verfahren sind Enteryx und Gatekeeper Reflux Repair. Alternativ werden auch Kollagenimplantate vom Rind eingesetzt. Alle 3 Verfahren sind erfolgreich.
  • Endocinch: Hier rafft der Chirurg die Schleimhaut knapp oberhalb des Mageneingangs und modelliert mit einem Spezialendoskop Schleimhautfalten als Barriere für den Magensaft. Dadurch wird der Mageneingang enger und der Reflux vermindert.

Bei einem Großteil der Betroffenen ist die Erfolgsrate der endoskopischen Anti-Refluxtherapien mit denen der Fundoplikatio vergleichbar. Jedoch gibt es noch wenige Langzeiterfahrungen für diese neueren Methoden.

Ihr Apotheker empfiehlt

Was Sie selbst tun können

Lebens- und Ernährungsgewohnheiten verbessern. Ebenso wichtig wie die medikamentöse Therapie ist eine Änderung Ihrer Lebens- und Ernährungsgewohnheiten. Diese Maßnahmen sind daher Teil der Standardbehandlung:

  • Nehmen Sie häufige, kleine, eiweißreiche, fettarme Mahlzeiten ein.
  • Essen Sie im Sitzen und legen Sie sich 2 Stunden nach den Mahlzeiten nicht hin. Dies gilt besonders für die Abendmahlzeit.
  • Schlafen Sie nachts mit erhöhtem Oberkörper, empfohlen wird eine Anhebung des Kopfendes um 10–12 cm. Wenn Sie trotzdem flach schlafen möchten, dann können Sie sich auf die linke Seite drehen.
  • Gehen Sie zum Bücken besser in die Hocke, statt den Oberkörper herunter zu beugen.
  • Tragen Sie keine einengende Kleidung wie straff verschlossene Gürtel, enge Bundhosen oder Röcke.
  • Stellen Sie das Rauchen ein.
  • Falls Übergewicht besteht, ist es hilfreich, wenn Sie dieses abbauen, am besten ganz allmählich über Monate und zusammen mit einer Ernährungsumstellung.
  • Meiden Sie Alkohol, Kaffee, Pfefferminze, bitterstoffhaltige Magentees, fettreiche Speisen, Fruchtsäfte, Kohlensäure und Tomatensoße, da diese die Magensäureproduktion anregen bzw. den Speiseröhrenschließmuskel entspannen.
  • Wenn möglich, meiden Sie auch Schmerzmittel – diese belasten fast alle den Magen.
  • Wenn Sie mit andauerndem Stress schlecht umgehen können, empfiehlt sich eine Mind-Body-Therapie zum Stressabbau wie beispielsweise Yoga, Meditation oder Autogenes Training.

Komplementärmedizin

Phytotherapie. Bei Refluxbeschwerden häufig empfohlen werden Phytopharmaka mit Iberis-amara-Extrakt als Hauptwirkstoff (wie z. B. der Extrakt STW-5. Seine Wirksamkeit ist für Reizmagen- und Reizdarmbeschwerden durch Studien belegt, erfahrungsgemäß bessert es aber auch Refluxbeschwerden.

Rollkur. Bei leichten Refluxbeschwerden empfiehlt die traditionelle Naturheilkunde eine 14-tägige Rollkur mit Kamillenblüten: Kochen Sie einen möglichst starken Kamillentee. Nach dem Abkühlen trinken Sie ein Viertel davon auf nüchternen Magen. Legen Sie sich nun für zehn Minuten auf den Rücken. Trinken Sie dann das nächste Viertel und nehmen Sie jetzt die Seitenlage ein. Wiederholen Sie die gleiche Prozedur dann noch je einmal in der Bauch- und der rechten Seitenlage. Es dauert also 40 Minuten, bis Sie sich einmal um Ihre eigene Achse "gerollt" haben.

Da die Wirkung oft nur schwach ist, sollten Sie frischen Kartoffelsaft in den Tee mischen, weil Kartoffelsaft dem Sodbrennen als basischer Puffer entgegenwirkt. Alternativ lösen manche Patienten Talcid im Kamillentee auf, ein rezeptfreies Medikament gegen Sodbrennen mit dem Wirkstoff Hydrotalcit. Auch das verbessert die entspannende Wirkung.

Homöopathie. Bei regelmäßigem Sodbrennen empfiehlt die Homöopathie zur Akutbehandlung u. a. die engmaschige Einnahme von Acidum sulfuricum, Capsicum und Robinia pseudacacia in niederen Potenzen oder als individuelle Konstitutionstherapie. Als Komplexmittel eignet sich Collinsonia Oligoplex. Eingenommen werden vor der Mahlzeit 3-mal täglich 10–15 Tropfen mit 1 Esslöffel Wasser.

Hinweise: Alle naturheilkundlichen Verfahren können eine ernsthafte Refluxkrankheit nicht heilen, wenngleich sie auch die Beschwerden lindern. Deshalb sollten Sie sich, wenn die Beschwerden trotz naturheilkundlicher Therapie innerhalb von 14 Tagen nicht verschwinden, zu einem Gastroenterologen überweisen lassen – denn eine endoskopische Abklärung ist dann wohl notwendig (siehe oben).

Ist die schulmedizinische Behandlung erfolgt – oder aber eine ernsthafte Refluxkrankheit ausgeschlossen –, sind naturheilkundliche Verfahren zur Verhütung von Rückfällen und Folgeschäden (wieder) indiziert.

Weiterführende Informationen

  • www.gesundheitsinformation.de – Informationsportal des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen.
  • www.dgvs.de – Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten.

Von: Dr. med. Arne Schäffler, Dr. Bernadette Andre-Wallis in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski
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Schluss mit den Blähungen !

Jedem fünften Erwachsenen machen Blähungen immer wieder das Leben schwer.

Schluss mit den Blähungen !

Quälende Darmwinde?

Blähungen sind nicht nur peinlich. Die Ansammlung von Gasen im Darm kann auch Krämpfe und erhebliche Schmerzen verursachen. Glücklicherweise gibt es einiges, was man gegen einen Blähbauch tun kann von Hausmitteln wie Kümmel bis zum Entschäumer aus der Apotheke.

Blähungen sind häufig

Etwa jeder fünfte Erwachsene leidet immer wieder unter zu viel Luft in Magen und Darm-. Dabei variieren die Beschwerden: Manche Betroffenen haben vor allem einen aufgeblähten, schmerzhaften Bauch – in diesem Fall spricht man von einem Meteorismus. Andere quälen sich mit Blähungen, die als Winde abgehen (der Fachbegriff dafür lautet Flatulenz). Beide luftbedingten Beschwerden können unabhängig voneinander auftreten. Häufig sind sie allerdings kombiniert.

Auch im gesunden Darm befinden sich Gase. Denn zum einen schluckt man Luft mit den Mahlzeiten. Zum anderen entstehen Kohlendioxid, Sauerstoff, Wasserstoff, Stickstoff und Methan bei den alltäglichen Verdauungsprozessen. Normalerweise wird der Hauptanteil der Gase von der Darmschleimhaut aufgenommen, zur Lunge transportiert und dort abgeatmet. Der Rest verlässt den Körper unauffällig durch den After.

Befinden sich jedoch zu große Mengen an Gasen im Darm, sammeln sich die Gase an. Sie werden dann als Blasen oder Schaum in Richtung Darmausgang transportiert. Unterwegs können die Blasen den Darm vorübergehend verschließen. Das führt zu Krämpfen, Schmerzen und Rumoren im Bauch. Am After angekommen, werden die Gase als Winde entlassen – mal lauter und mal leiser.

Hinweis: Der unangenehme Geruch der Darmwinde kommt durch schwefelhaltige Gase zustande. Sie entstehen im Dickdarm beim Zersetzen von Nahrungsresten durch die Darmbakterien.

Warum zu viel Luft im Darm ist

Es gibt mehrere Möglichkeiten, wie zu viel Luft in den Darm gelangt. Eine davon ist zu starkes Luftschlucken bei der Nahrungsaufnahme. Etwas Luft zu schlucken ist ganz normal. Durch zu hastiges Essen oder kohlensäurehaltige Getränke gelangt allerdings leicht zuviel davon in den Magen. Das Gleiche droht auch bei intensivem Kaugummikauen und beim Rauchen.

Die andere wichtige Ursache ist eine vermehrte Gasbildung im Darm. Gelangen unverdaute Nahrungsbestandteile in den Dickdarm, werden sie dort von Darmbakterien vergoren. Dabei entstehen Darmgase, die durch den After abgegeben werden. Verschiedene harmlose Ursachen lösen eine solche Gasbildung aus:

  • Blähende Nahrungsmittel. Kohl, Zwiebeln, Vollkorngetreide und Hülsenfrüchte sind schwer verdaulich – vor allem, wenn man diese Nahrungsmittel nicht gewohnt ist. Dann gelangen große Mengen unverdauter Bestandteile in den Dickdarm, wo sie von Bakterien unter Gasbildung zerlegt werden. Das erhöhte Angebot führt dazu, dass sich die gasbildenden nBakterien vermehren und immer mehr Gase entstehen.
  • Stress. Stress führt dazu, dass das sympathische Nervensystem hochtourig arbeitet. Gehirn und Muskeln werden aktiviert und unter Spannung gehalten. Der Darm arbeitet währenddessen auf Sparflamme und kann nicht für die ordnungsgemäße Verwertung der Nahrung sorgen. Die Folge sind Blähungen und Völlegefühl. Auch bei zu üppigen Mahlzeiten ist der Darm oft überfordert und reagiert mit Verdauungsstörungen und Blähungen.
  • Übergewicht. Übergewicht kann Blähungen verursachen, weil durch die volumenbedingte Dehnung die Wandspannung der Bauchmuskulatur abnimmt. In der Folge wird die Verdauung verlangsamt und erschwert.

Hinweis: Blähungen gehören auch zu den Beschwerden vieler Schwangeren. Das liegt unter anderem daran, dass das im Mutterleib heranwachsende Kind auf den Magen-Darm-Trakt drückt und die Verdauung erschwert.

Wann in die Arztpraxis bei Blähungen?

Meistens sind Blähungen selbstgemacht und harmlos. Manchmal sind sie aber auch ein Zeichen für eine Darmerkrankung. In bestimmten Fällen ist es deshalb wichtig, Blähungen nicht zu ignorieren, sondern bei der Ärzt*in abklären zu lassen, etwa bei

  • Blähungen, die lange anhalten und nicht besser werden,
  • gleichzeitig auftretenden veränderten Stuhleigenschaften, vor allem nächtlicher Durchfall,
  • neu aufgetretenen Beschwerden nach dem 50. Lebensjahr,
  • Blut im Stuhl und
  • Fieber und Abgeschlagenheit.

Dann stecken hinter den Blähungen vielleicht Nahrungsmittelunverträglichkeiten (Laktoseintoleranz oder Fruktoseintoleranz) oder der Mangel an Verdauungsenzymen, z. B. im Rahmen einer Pankreaserkrankung. Bei beiden Erkrankungen gelangen unverdauten Nahrungsbestandteile in den Dickdarm und werden dort unter starker Gasbildung vergoren. Vor allem Blut im Stuhl kann aber auch ein Hinweis auf einen Darmtumor sein.

Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen wie der Morbus Crohn oder die Colitis ulcerosa lösen auch Blähungen aus, aber aus anderen Gründen: Sie schädigen die Darmwand. Das führt dazu, dass die normalen Darmgase schlechter über die Darmwand ins Blut aufgenommen und dadurch nicht abgeatmet werden können. Stattdessen werden sie dann als Winde über den Darmausgang entlassen. Gleichzeitige krankheitsbedingte Verdauungsstörungen vermehren die Gasbildung weiterhin.

Hinweis: Auch Medikamente begünstigen Blähungen. Typisch ist dies für Antibiotika, aber auch für Diabetesmedikamente wie Metformin, Acarbose und den neuen Wirkstoff Semaglutid. Wer unter Blähungen leidet und Medikamente einnimmt, sollte diese von der Ärzt*in überprüfen lassen.

Selbstmedikation mit Entschäumern

Bei harmlosen Blähungen steht einer Behandlung in Eigenregie nichts im Wege. Nützlich sind dabei Präparate aus der Apotheke und allgemeine Verhaltenstipps.

Schnelle Hilfe bieten die beiden Entschäumer Dimeticon und Simeticon. Sie setzen wie Tenside die Oberflächenspannung der Gasblasen herab. Dadurch zerplatzen die Blasen und geben die darin enthaltenen Gase frei. Diese können jetzt entweder über die Darmwand aufgenommen oder über den After ausgeschieden werden. Entschäumer wirken physikalisch und gelangen nicht in den Blutkreislauf. Sie dürfen deshalb – je nach Präparat - auch von Schwangeren und Kindern eingenommen werden. Es gibt sie als Kautabletten, Tropfen, Emulsionen und Kapseln. Typische Vertreter sind beispielsweise Sab simplex® Tropfen und Espumisan® Emulsion, die schon für Säuglinge zugelassen sind, oder Lefax® intens Flüssigkapseln für Jugendliche ab 14 Jahren und Erwachsene.

Es gibt auch Präparate, die sowohl den Entschäumer Simeticon enthalten als auch ein Enzymgemisch aus Pankreasenzymen. Diese Enzyme sollen die Verdauung fördern. Ihr Nutzen ist in Studien allerdings nachgewiesen, weshalb die Leitlinien ihren Einsatz auch nicht empfehlen. Manche Patient*innen profitieren aber trotzdem von dieser Kombination. Für Menschen, die aus religiösen oder anderen Gründen kein Schweinefleisch essen, sind diese Kombipräparate jedoch nicht empfehlenswert. Denn die enthaltenen Extrakte stammen von Pankreasenzymen des Schweins.

Tipp: Bei Blähungen, die mit Krämpfen verbunden sind, hilft auch die Einnahme des krampflösenden Butylscopolamins. Es ist rezeptfrei in der Apotheke zu haben.

Pflanzliche Karminativa

Auch das Pflanzenreich hat einiges gegen Blähungen zu bieten. Besonders häufig eingesetzt werden Kamille, Kümmel, Anis, Pfefferminze und Fenchel. Diese natürlichen Karminativa (karminativ bedeutet „blähungstreibend“) wirken auf verschiedene Weise. Einige tragen dazu bei, dass die Gasbläschen im Verdauungstrakt aufgelöst werden. Manche fördern die Darmbewegung und erleichtern die Ausscheidung der Gase. Andere wirken krampflösend und lindern dadurch die Blähungen.

Zur Förderung der Verdauung nutzt man Kamille, Kümmel & Co. schon seit eh und je als Gewürze in der normalen Küche. So mischt man beispielsweise gerne Anis und Kümmel in frischen Brotteig und würzt schwer verdaulichen Kohl mit Kümmel. In indischen Restaurants ist es Tradition, durch das Kauen von Fenchelsamen nach dem Essen die Verdauung anzukurbeln.

In der Pflanzenmedizin setzt man die natürlichen Karminativa als Tee, als Extrakte in Tropfen oder als Öle in Kapseln ein:

Tee. Teezubereitungen werden entweder als fertige Mischungen gekauft und aufgegossen oder selbst aus Samen, Blättern oder Früchten zubereitet. Sie sollten mehrmals am Tag zwischen den Mahlzeiten getrunken werden.

Kapseln. Pfefferminzöl und Kümmelöl gibt es kombiniert in magensaftresistenten Kapseln. Beide Öle entspannen nachgewiesenermaßen die Darmmuskulatur, Kümmel bessert zudem Blähungen und Völlegefühl. Ihre Wirkung ist bewiesen, weshalb die Kombination auch von Expert*innen empfohlen wird. Die Öle gibt es auch einzeln in Kapselform. Egal für welche Variante man sich entscheidet: Wichtig ist, die Kapseln unzerkaut als Ganzes etwa 30 Minuten vor der Mahlzeit zu schlucken. Man darf sie auch nicht zusammen mit Antazida einnehmen, da diese die Kapseln auflösen und die Öle so nicht weit genug in den Darm gelangen.

Tropfen aus Extrakten. Zur Anregung von Verdauung und Appetit werden vor dem Essen häufig alkoholhaltige Extrakte aus Kamillenblüten, Pfefferminzblättern, Kümmel- und Fenchelfrüchten angeboten. Das ist allerdings nicht empfehlenswert, denn sie bewirken eher das Gegenteil. Weil Leber und Stoffwechsel sich zuerst um die Entgiftung des Alkohols kümmern müssen, wird die Verdauung der Mahlzeit erst einmal verzögert. Sinnvoll ist dagegen die Einnahme von alkoholfreien Tropfen, z. B. Bitterelixier.

Tipp: Wer sich Tee aus Kümmelsamen selbst zubereiten möchte, sollte diese erst kurz vor dem Übergießen mit heißem Wasser zermörsern. Auf diese Weise entfalten sich die wohltuenden ätherischen Öle besser.

Allgemeine Maßnahmen gegen die üblen Winde

Wer häufig von Blähungen geplagt wird, sollte einige allgemeine Verhaltensregeln beherzigen. Das fängt beim Essen an: Langsames und bewusstes Kauen führt dazu, dass weniger Luft geschluckt wird. Außerdem wird so die Nahrung besser für die Verdauung vorbereitet. Günstig sind auch kleine Mahlzeiten, die man über den Tag verteilt. Zu üppige und späte Mahlzeiten belasten den Magen-Darm-Trakt.

Dass man gasbildende Getränke und blähende Nahrungsmittel besser meidet, liegt auf der Hand. Das bedeutet z.B., lieber Tee statt kohlensäurehaltiges Bizzlwasser zu trinken. Lebensmittel, auf die man mit Blähungen reagiert, sollte man entweder ganz weglassen oder sich langsam und schrittweise daran gewöhnen. Neben den bekannten Übeltätern Kohl und Zwiebel begünstigen auch die Zuckeraustauschstoffe Sorbit, Mannit und Xylit Blähungen. Die Stoffe findet man in vielen kalorienreduzierten Getränken, aber auch in Zahnpflegekaugummis.

Körperliche Aktivität unterstützt den Darm. Eine allseits bekannte gesunde und verdauungsfördernde Maßnahme ist der Spaziergang nach dem Essen. Regelmäßige Gymnastik ist ebenfalls anzuraten. Außerdem können leichte, kreisende Bauchmassagen im Uhrzeigersinn die Verdauung fördern.

Tipp: Stress belastet den Darm. Deshalb sollte man versuchen, Stress abzubauen. Dazu dienen Sport und Bewegung, aber auch regelmäßige Entspannungsübungen oder Yoga.

Quelle: DAZ 2023, 32:26

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: mauritius images / Andriy Popov / Alamy / Alamy Stock Photos