Gesundheit heute

Analfissuren

Analfissur: Einriss in der Analschleimhaut, der zwar meist harmlos ist, aber starke Schmerzen beim Stuhlgang verursacht. Die Analfissur gehört zu den häufigsten Erkrankungen am After und betrifft Männer und Frauen gleichermaßen. Ursachen sind Verletzungen der empfindlichen Analschleimhaut, z. B. durch harten Stuhl oder sexuelle Praktiken. Mit Salben, Sitzbädern und Stuhlregulierung heilt die Analfissur in den meisten Fällen innerhalb von 6–8 Wochen ab. Tut sie dies nicht, hilft eine kleine Operation oder das Einspritzen von Botulinumtoxin in den Schließmuskel.

Symptome und Leitbeschwerden

  • Stechen und Brennen beim Stuhlgang
  • Schmerzhafte Schließmuskelkrämpfe
  • Schwache hellrote Blutungen beim Stuhlgang
  • Juckreiz um den Anus herum bei chronischer Fissur.

Wann zum Arzt

In den nächsten Tagen, wenn

  • beim Stuhlgang starke Schmerzen auftreten
  • Blutauflagerungen auf dem Stuhl sichtbar sind.

Die Erkrankung

Krankheitsentstehung

Ganz genau weiß man noch nicht, warum die empfindliche Analschleimhaut einreißt. Eine Ursache soll harter Stuhl sein, der z. B. bei Verstopfung durch den Anus gepresst wird und die Schleimhaut dabei verletzt. Manchmal entstehen Analfissuren auch unter der Geburt durch die starke Dehnung der Haut im Bereich des Beckenbodens. Schließlich kann die Analschleimhaut auch beim Geschlechtsverkehr einreißen, z. B. beim Analverkehr oder bei Sexualpraktiken, bei denen Gegenstände in den Anus geschoben werden.

Eine schlechte Durchblutung der Analschleimhaut begünstigt Analfissuren – und zwar auf zweierlei Weise: Schlecht durchblutete Schleimhäute sind empfindlicher und reißen leichter ein. Außerdem sind dadurch die Heilungsprozesse behindert. Mögliche Ursache für eine schlechte Schleimhautdurchblutung ist ein erhöhter Druck im Schließmuskel. Schmerzbedingte Schließmuskelkrämpfe sind deshalb bei der Analfissur mit dafür verantwortlich, wenn diese nicht abheilen wollen.

Auch wenn die Schleimhaut durch andauernde Durchfälle gereizt oder entzündliche Prozesse vorgeschädigt ist, reißt sie leichter ein. Das kommt zum Beispiel bei infektiösem Durchfall, Nahrungsmittelunverträglichkeiten oder einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung vor. Analfissuren, die sich aufgrund einer anderen Erkrankung entwickeln, nennt man auch sekundäre Analfissuren.

Klinik

Bemerkbar macht sich die Analfissur meist durch einen starken brennenden oder stechenden Schmerz beim Stuhlgang. Manchmal findet sich auch hellrotes Blut auf dem Toilettenpapier oder im WC, weswegen Patienten die Analfissur oft mit Hämorrhoiden verwechseln. Der Schmerz kann dabei so stark sein, dass die Patienten den Stuhlgang meiden, was eine Verstopfung verursacht. Damit beginnt ein Teufelskreis: Die Verstopfung verhärtet den Stuhl weiter, der (unausweichliche) Stuhlgang schmerzt noch mehr, die Schmerzen lassen den Analbereich samt Schließmuskel verkrampfen, das Ausscheiden wird noch schwieriger, die Angst vor dem nächsten Stuhlgang wird noch größer und der nächste Stuhldrang erneut unterdrückt.

Verlauf

Die spontane, akute Analfissur heilt in der Regel innerhalb von 6–8 Wochen ab. Bleibt die Analfissur länger als 8 Wochen bestehen, liegt eine chronische Analfissur vor. Chronische Analfissuren zeichnen sich dadurch aus, dass sie gar nicht oder nur oberflächlich abheilen und immer wieder aufreißen.

Komplikationen

Die chronische Analfissur ist eine Wunde, in die fortwährend Keime aus dem Darm einwandern. Deshalb ist die Infektionsgefahr bei chronischen Analfissuren hoch. Folge solcher bakteriellen Infektionen sind z. B. Analabszess oder Analfisteln. Außerdem führen die chronischen entzündlichen Prozesse in der Analschleimhaut oft zur Bildung von Hautverdickungen bzw. Hautfalten. Diese Hautfalten werden Vorpostenfalten genannt. Sie sind zwar ungefährlich, stören aber bei der Analhygiene und können wiederum Entzündungen begünstigen.

Diagnosesicherung

Schmerzen beim Stuhlgang und hellrotes Blut auf dem Stuhl sind für den Arzt typische Anzeichen für eine Analfissur. Bestätigt wird die Diagnose durch die klinische Untersuchung des Afters. Der Arzt spreizt dabei die Gesäßhälften, und erkennt die Analfissur, die meist an typischer Stelle sitzt. Zusätzlich tastet der Arzt den Anus vorsichtig aus, manchmal ist zum Ausschluss von anderen analen Erkrankungen auch eine Proktoskopie oder Rektoskopie nötig. Aufgrund der starken Schmerzen führt der Arzt diese Untersuchungen nur unter lokaler Betäubung durch.

Differenzialdiagnosen. Schmerzen beim Stuhlgang und Blut auf dem Stuhl kommen auch bei zahlreichen anderen Erkrankungen am Anus vor. Die wichtigsten sind die Analfistel, Hämorrhoiden, die Perianalthrombose und das Analkarzinom (ein seltener, aber zunehmend häufiger Tumor im Analkanal oder außen am Anus).

Behandlung

Akute Analfissur. Die Behandlung der Analfissur erfolgt zunächst mit Salben, Stuhlregulierung und Bädern und dauert etwa 6–8 Wochen. Dem Arzt stehen zur Therapie verschiedene Wirkstoffe und Maßnahmen zur Verfügung:

  • Leichte Abführmittel, um den Stuhl weich zu machen, z. B. Macrogol
  • Schmerzstillende Salben mit einem lokalen Betäubungsmittel wie z. B. Lidocain (z. B. Posterisan®akut) gegen Brennen und Stechen
  • Krampflösende Salben, z. B. mit Isosorbiddinitrat, Glyceroltrinitrat (z. B. Rectogesic®) oder Diltiazem, die den erhöhten Druck im Schließmuskel senken. Dadurch entspannt sich der Schließmuskel, die Durchblutung wird besser, die Abheilung gefördert und das Absetzen des Stuhls für den Patienten leichter. Da die Wirkstoffe über die Salbe auch in den Blutkreislauf gelangen und dort die Gefäße erweitern, können sie Kopfschmerzen auslösen, den Blutdruck senken und die Wirkung von Herz-Kreislauf-Medikamenten verstärken. Deshalb dürfen z. B. Patienten, die an einer Herzerkrankung oder einer Arteriosklerose, leiden diese Salben nicht anwenden. Auch die gleichzeitige Einnahme von Potenzmitteln zur Behandlung der erektilen Dysfunktion wie z. B. Sildenafil (z. B. Viagra®) sollte vermieden werden, da ein gefährliches Absinken des Blutdrucks droht.
  • Vorsichtige mehrmals tägliche Dehnung des Anus mit einem Analdehner zur Entspannung der verkrampften Schließmuskulatur. Zum leichteren Einführen wird die Spitze mit Vaseline eingeschmiert
  • Sitzbäder mit Kamillenextrakt oder gerbenden Zusätzen (z. B. Tannolact®), um den Heilungsprozess zu unterstützen. Auch warme Wannenbäder sind hilfreich, weil sie die gesamte Muskulatur entspannen
  • Injektion von Botulinumtoxin A in den Schließmuskel. Manche Ärzte empfehlen die Injektion schon in der akuten Phase, andere erst, wenn die Fissur durch die Salbentherapie nicht zum Abheilen gebracht wird. Durch eine einmalige lokale Einspritzung erschlafft der Schließmuskel im Gebiet der Analfissur für etwa 2 Monate. Dadurch verschwinden nicht nur die Schmerzen, die Fissur heilt auch besser ab. Nachteil dieser Behandlung sind die Kosten, die der Patient selbst tragen muss. Außerdem führt die Methode bei jedem 10. Patienten zu einer vorübergehenden Inkontinenz.

Chronische Analfissur. Heilt eine Analfissur innerhalb von etwa 8 Wochen nicht aus, erwägen die Ärzte die Operation, um den oben genannten Komplikationen vorzubeugen.

Operative Therapie

Bei dieser sog. Fissurektomie nach Gabriel schneidet der Arzt die krankhaften Veränderungen (Geschwüre, narbige Veränderungen, störende Hautfalten wie die Vorpostenfalte) vorsichtig aus der Analschleimhaut heraus. Der Eingriff erfolgt meist ambulant unter lokaler Betäubung, die Abheilung der Operationswunde dauert etwa 6–8 Wochen.

Behandlungskomplikationen

Leider birgt die OP die Gefahr, dass der Schließmuskel verletzt und der Patient dadurch stuhlinkontinent wird.

Prognose

90 % der akuten Analfissuren heilen unter Therapie innerhalb von 6–8 Wochen folgenlos ab.

Ihr Apotheker empfiehlt

Was Sie selbst tun können

  • Vermeiden Sie eine Verstopfung. Ernähren Sie sich ballaststoffreich, trinken Sie ausreichend viel Flüssigkeit und bewegen Sie sich regelmäßig (ausführliche Selbsthilfetipps unter Verstopfung).
  • Unterdrücken Sie den Stuhldrang nicht, sondern gehen Sie auf die Toilette, sobald der Stuhl sich meldet.
  • Wenn Sie Analsex praktizieren, verwenden Sie dabei Gleitmittel.

Von: Dr. med. Arne Schäffler, Dr. Bernadette Andre-Wallis in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski
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Schluss mit den Blähungen !

Jedem fünften Erwachsenen machen Blähungen immer wieder das Leben schwer.

Schluss mit den Blähungen !

Quälende Darmwinde?

Blähungen sind nicht nur peinlich. Die Ansammlung von Gasen im Darm kann auch Krämpfe und erhebliche Schmerzen verursachen. Glücklicherweise gibt es einiges, was man gegen einen Blähbauch tun kann von Hausmitteln wie Kümmel bis zum Entschäumer aus der Apotheke.

Blähungen sind häufig

Etwa jeder fünfte Erwachsene leidet immer wieder unter zu viel Luft in Magen und Darm-. Dabei variieren die Beschwerden: Manche Betroffenen haben vor allem einen aufgeblähten, schmerzhaften Bauch – in diesem Fall spricht man von einem Meteorismus. Andere quälen sich mit Blähungen, die als Winde abgehen (der Fachbegriff dafür lautet Flatulenz). Beide luftbedingten Beschwerden können unabhängig voneinander auftreten. Häufig sind sie allerdings kombiniert.

Auch im gesunden Darm befinden sich Gase. Denn zum einen schluckt man Luft mit den Mahlzeiten. Zum anderen entstehen Kohlendioxid, Sauerstoff, Wasserstoff, Stickstoff und Methan bei den alltäglichen Verdauungsprozessen. Normalerweise wird der Hauptanteil der Gase von der Darmschleimhaut aufgenommen, zur Lunge transportiert und dort abgeatmet. Der Rest verlässt den Körper unauffällig durch den After.

Befinden sich jedoch zu große Mengen an Gasen im Darm, sammeln sich die Gase an. Sie werden dann als Blasen oder Schaum in Richtung Darmausgang transportiert. Unterwegs können die Blasen den Darm vorübergehend verschließen. Das führt zu Krämpfen, Schmerzen und Rumoren im Bauch. Am After angekommen, werden die Gase als Winde entlassen – mal lauter und mal leiser.

Hinweis: Der unangenehme Geruch der Darmwinde kommt durch schwefelhaltige Gase zustande. Sie entstehen im Dickdarm beim Zersetzen von Nahrungsresten durch die Darmbakterien.

Warum zu viel Luft im Darm ist

Es gibt mehrere Möglichkeiten, wie zu viel Luft in den Darm gelangt. Eine davon ist zu starkes Luftschlucken bei der Nahrungsaufnahme. Etwas Luft zu schlucken ist ganz normal. Durch zu hastiges Essen oder kohlensäurehaltige Getränke gelangt allerdings leicht zuviel davon in den Magen. Das Gleiche droht auch bei intensivem Kaugummikauen und beim Rauchen.

Die andere wichtige Ursache ist eine vermehrte Gasbildung im Darm. Gelangen unverdaute Nahrungsbestandteile in den Dickdarm, werden sie dort von Darmbakterien vergoren. Dabei entstehen Darmgase, die durch den After abgegeben werden. Verschiedene harmlose Ursachen lösen eine solche Gasbildung aus:

  • Blähende Nahrungsmittel. Kohl, Zwiebeln, Vollkorngetreide und Hülsenfrüchte sind schwer verdaulich – vor allem, wenn man diese Nahrungsmittel nicht gewohnt ist. Dann gelangen große Mengen unverdauter Bestandteile in den Dickdarm, wo sie von Bakterien unter Gasbildung zerlegt werden. Das erhöhte Angebot führt dazu, dass sich die gasbildenden nBakterien vermehren und immer mehr Gase entstehen.
  • Stress. Stress führt dazu, dass das sympathische Nervensystem hochtourig arbeitet. Gehirn und Muskeln werden aktiviert und unter Spannung gehalten. Der Darm arbeitet währenddessen auf Sparflamme und kann nicht für die ordnungsgemäße Verwertung der Nahrung sorgen. Die Folge sind Blähungen und Völlegefühl. Auch bei zu üppigen Mahlzeiten ist der Darm oft überfordert und reagiert mit Verdauungsstörungen und Blähungen.
  • Übergewicht. Übergewicht kann Blähungen verursachen, weil durch die volumenbedingte Dehnung die Wandspannung der Bauchmuskulatur abnimmt. In der Folge wird die Verdauung verlangsamt und erschwert.

Hinweis: Blähungen gehören auch zu den Beschwerden vieler Schwangeren. Das liegt unter anderem daran, dass das im Mutterleib heranwachsende Kind auf den Magen-Darm-Trakt drückt und die Verdauung erschwert.

Wann in die Arztpraxis bei Blähungen?

Meistens sind Blähungen selbstgemacht und harmlos. Manchmal sind sie aber auch ein Zeichen für eine Darmerkrankung. In bestimmten Fällen ist es deshalb wichtig, Blähungen nicht zu ignorieren, sondern bei der Ärzt*in abklären zu lassen, etwa bei

  • Blähungen, die lange anhalten und nicht besser werden,
  • gleichzeitig auftretenden veränderten Stuhleigenschaften, vor allem nächtlicher Durchfall,
  • neu aufgetretenen Beschwerden nach dem 50. Lebensjahr,
  • Blut im Stuhl und
  • Fieber und Abgeschlagenheit.

Dann stecken hinter den Blähungen vielleicht Nahrungsmittelunverträglichkeiten (Laktoseintoleranz oder Fruktoseintoleranz) oder der Mangel an Verdauungsenzymen, z. B. im Rahmen einer Pankreaserkrankung. Bei beiden Erkrankungen gelangen unverdauten Nahrungsbestandteile in den Dickdarm und werden dort unter starker Gasbildung vergoren. Vor allem Blut im Stuhl kann aber auch ein Hinweis auf einen Darmtumor sein.

Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen wie der Morbus Crohn oder die Colitis ulcerosa lösen auch Blähungen aus, aber aus anderen Gründen: Sie schädigen die Darmwand. Das führt dazu, dass die normalen Darmgase schlechter über die Darmwand ins Blut aufgenommen und dadurch nicht abgeatmet werden können. Stattdessen werden sie dann als Winde über den Darmausgang entlassen. Gleichzeitige krankheitsbedingte Verdauungsstörungen vermehren die Gasbildung weiterhin.

Hinweis: Auch Medikamente begünstigen Blähungen. Typisch ist dies für Antibiotika, aber auch für Diabetesmedikamente wie Metformin, Acarbose und den neuen Wirkstoff Semaglutid. Wer unter Blähungen leidet und Medikamente einnimmt, sollte diese von der Ärzt*in überprüfen lassen.

Selbstmedikation mit Entschäumern

Bei harmlosen Blähungen steht einer Behandlung in Eigenregie nichts im Wege. Nützlich sind dabei Präparate aus der Apotheke und allgemeine Verhaltenstipps.

Schnelle Hilfe bieten die beiden Entschäumer Dimeticon und Simeticon. Sie setzen wie Tenside die Oberflächenspannung der Gasblasen herab. Dadurch zerplatzen die Blasen und geben die darin enthaltenen Gase frei. Diese können jetzt entweder über die Darmwand aufgenommen oder über den After ausgeschieden werden. Entschäumer wirken physikalisch und gelangen nicht in den Blutkreislauf. Sie dürfen deshalb – je nach Präparat - auch von Schwangeren und Kindern eingenommen werden. Es gibt sie als Kautabletten, Tropfen, Emulsionen und Kapseln. Typische Vertreter sind beispielsweise Sab simplex® Tropfen und Espumisan® Emulsion, die schon für Säuglinge zugelassen sind, oder Lefax® intens Flüssigkapseln für Jugendliche ab 14 Jahren und Erwachsene.

Es gibt auch Präparate, die sowohl den Entschäumer Simeticon enthalten als auch ein Enzymgemisch aus Pankreasenzymen. Diese Enzyme sollen die Verdauung fördern. Ihr Nutzen ist in Studien allerdings nachgewiesen, weshalb die Leitlinien ihren Einsatz auch nicht empfehlen. Manche Patient*innen profitieren aber trotzdem von dieser Kombination. Für Menschen, die aus religiösen oder anderen Gründen kein Schweinefleisch essen, sind diese Kombipräparate jedoch nicht empfehlenswert. Denn die enthaltenen Extrakte stammen von Pankreasenzymen des Schweins.

Tipp: Bei Blähungen, die mit Krämpfen verbunden sind, hilft auch die Einnahme des krampflösenden Butylscopolamins. Es ist rezeptfrei in der Apotheke zu haben.

Pflanzliche Karminativa

Auch das Pflanzenreich hat einiges gegen Blähungen zu bieten. Besonders häufig eingesetzt werden Kamille, Kümmel, Anis, Pfefferminze und Fenchel. Diese natürlichen Karminativa (karminativ bedeutet „blähungstreibend“) wirken auf verschiedene Weise. Einige tragen dazu bei, dass die Gasbläschen im Verdauungstrakt aufgelöst werden. Manche fördern die Darmbewegung und erleichtern die Ausscheidung der Gase. Andere wirken krampflösend und lindern dadurch die Blähungen.

Zur Förderung der Verdauung nutzt man Kamille, Kümmel & Co. schon seit eh und je als Gewürze in der normalen Küche. So mischt man beispielsweise gerne Anis und Kümmel in frischen Brotteig und würzt schwer verdaulichen Kohl mit Kümmel. In indischen Restaurants ist es Tradition, durch das Kauen von Fenchelsamen nach dem Essen die Verdauung anzukurbeln.

In der Pflanzenmedizin setzt man die natürlichen Karminativa als Tee, als Extrakte in Tropfen oder als Öle in Kapseln ein:

Tee. Teezubereitungen werden entweder als fertige Mischungen gekauft und aufgegossen oder selbst aus Samen, Blättern oder Früchten zubereitet. Sie sollten mehrmals am Tag zwischen den Mahlzeiten getrunken werden.

Kapseln. Pfefferminzöl und Kümmelöl gibt es kombiniert in magensaftresistenten Kapseln. Beide Öle entspannen nachgewiesenermaßen die Darmmuskulatur, Kümmel bessert zudem Blähungen und Völlegefühl. Ihre Wirkung ist bewiesen, weshalb die Kombination auch von Expert*innen empfohlen wird. Die Öle gibt es auch einzeln in Kapselform. Egal für welche Variante man sich entscheidet: Wichtig ist, die Kapseln unzerkaut als Ganzes etwa 30 Minuten vor der Mahlzeit zu schlucken. Man darf sie auch nicht zusammen mit Antazida einnehmen, da diese die Kapseln auflösen und die Öle so nicht weit genug in den Darm gelangen.

Tropfen aus Extrakten. Zur Anregung von Verdauung und Appetit werden vor dem Essen häufig alkoholhaltige Extrakte aus Kamillenblüten, Pfefferminzblättern, Kümmel- und Fenchelfrüchten angeboten. Das ist allerdings nicht empfehlenswert, denn sie bewirken eher das Gegenteil. Weil Leber und Stoffwechsel sich zuerst um die Entgiftung des Alkohols kümmern müssen, wird die Verdauung der Mahlzeit erst einmal verzögert. Sinnvoll ist dagegen die Einnahme von alkoholfreien Tropfen, z. B. Bitterelixier.

Tipp: Wer sich Tee aus Kümmelsamen selbst zubereiten möchte, sollte diese erst kurz vor dem Übergießen mit heißem Wasser zermörsern. Auf diese Weise entfalten sich die wohltuenden ätherischen Öle besser.

Allgemeine Maßnahmen gegen die üblen Winde

Wer häufig von Blähungen geplagt wird, sollte einige allgemeine Verhaltensregeln beherzigen. Das fängt beim Essen an: Langsames und bewusstes Kauen führt dazu, dass weniger Luft geschluckt wird. Außerdem wird so die Nahrung besser für die Verdauung vorbereitet. Günstig sind auch kleine Mahlzeiten, die man über den Tag verteilt. Zu üppige und späte Mahlzeiten belasten den Magen-Darm-Trakt.

Dass man gasbildende Getränke und blähende Nahrungsmittel besser meidet, liegt auf der Hand. Das bedeutet z.B., lieber Tee statt kohlensäurehaltiges Bizzlwasser zu trinken. Lebensmittel, auf die man mit Blähungen reagiert, sollte man entweder ganz weglassen oder sich langsam und schrittweise daran gewöhnen. Neben den bekannten Übeltätern Kohl und Zwiebel begünstigen auch die Zuckeraustauschstoffe Sorbit, Mannit und Xylit Blähungen. Die Stoffe findet man in vielen kalorienreduzierten Getränken, aber auch in Zahnpflegekaugummis.

Körperliche Aktivität unterstützt den Darm. Eine allseits bekannte gesunde und verdauungsfördernde Maßnahme ist der Spaziergang nach dem Essen. Regelmäßige Gymnastik ist ebenfalls anzuraten. Außerdem können leichte, kreisende Bauchmassagen im Uhrzeigersinn die Verdauung fördern.

Tipp: Stress belastet den Darm. Deshalb sollte man versuchen, Stress abzubauen. Dazu dienen Sport und Bewegung, aber auch regelmäßige Entspannungsübungen oder Yoga.

Quelle: DAZ 2023, 32:26

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: mauritius images / Andriy Popov / Alamy / Alamy Stock Photos