Gesundheit heute

Candida-Pilze: Die Wurzel von allerhand Übel?

„Haben Sie sich schon einmal auf Darmpilze untersuchen lassen?“ – Diese Frage wird oft gestellt, wenn ein Betroffener im Bekanntenkreis erzählt, dass er sich müde und abgeschlagen fühlt und Verdauungsprobleme hat. Inzwischen hat sich eine regelrechte Industrie rund um die Darmpilze entwickelt, die mit Pilzdiagnoseverfahren und Diätmaßnahmen den Pilz im Darm bekämpfen will und so dem Patienten neues Wohlbefinden verspricht. Beseitigt werden soll das Übel Candida mit einer Diät, die auf Zucker und Weißmehl verzichtet und so den Pilz aushungern soll. Selbst manche ansonsten seriöse Fernsehsendung widmete sich bereits sehr eingehend dieser „Therapie“. Die Sorge der Patienten und ihre angstvolle Frage, „ob sie verpilzt seien“, treibt zum Teil schlimme Blüten, denn praktisch jeder Mensch ist scheinbar betroffen.

Da sich in der gesunden Darmflora neben Hunderten von verschiedenen Bakterienarten auch einige Pilzarten befinden, zu denen auch der Hefepilz Candida albicans gehört, sind Pilze Zaungäste in jedem Darm.

Aber sie machen den Menschen genauso wenig krank wie die im Darm lebenden Bakterien – mit einer Ausnahme: Gelangen die Bakterien (oder Pilze) z. B. nach einer Operation oder einem Darmdurchbruch in die Bauchhöhle, können sie lebensbedrohliche Infektionen verursachen, indem sie eine Bauchfellentzündung hervorrufen.

Gefährlich werden Pilze in Einzelfällen auch, wenn das Immunsystem geschwächt ist (z. B. bei HIV oder Leukämie) und sie sich unkontrolliert im Körper ausbreiten können; in diesen Fällen sind lebensbedrohliche Erkrankungen wie Lungenentzündung (Pilzpneumonie) oder Blutvergiftung (Pilzsepsis) die Folge.

Ansonsten gilt: „Pilzdiäten“ sind die Erfindung cleverer Marketingstrategen.

Es ist nicht möglich und auch nicht nötig, Pilze im Darm abzutöten, da sie dort weder Entzündungen hervorrufen können noch für irgendeine der ihnen zugeschriebenen Beschwerden wie chronisches Kopfweh, Müdigkeit, Antriebsarmut, Depressionen oder Infektanfälligkeit verantwortlich sind.

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Leberschaden inklusive

Kurkumapulver sorgt im Curry für Geschmack und färbt den Reis schön gelb.

Leberschaden inklusive

Giftige Kurkuma-Kur

Kurkuma ist nicht nur im Curry beliebt. Immer mehr Menschen nehmen Kurkumaextrakte ein, um damit diverse Zipperlein zu behandeln. Doch Vorsicht: Die Gelbwurz kann die Lebergesundheit gefährden

Gegen Alzheimer, Arthrose und Infektionen

Kurkuma wird aus den Wurzeln der Kurkumapflanze gewonnen. Als traditionelle Zutat für Curry-Mischungen ist das gelbe Gewürz aus der indischen Küche nicht wegzudenken. Doch die zu Pulver gemahlenen Wurzeln sind nicht nur schmackhaft – sie sollen auch gesund sein: Vor allem im Internet werden kurkumahaltige Nahrungsergänzungsmittel als Wundermittel gegen Alzheimer, Arthrosen, Infektionen und Verdauungsbeschwerden beworben.

2 g pro Tag waren zuviel

Doch die gelbe Knolle birgt auch ihre Tücken, wie kürzlich eine 36-jährige Amerikanerin am eigenen Leib erfahren musste. Sie hatte aufgrund einer Kniegelenksarthrose an starken Knieschmerzen gelitten. Weil Kurkuma immer wieder als schmerzlindernd und entzündungshemmend beworben wird, verordnete sie sich selbst eine Kurkuma-Kur. Über sechs Monate lang nahm sie täglich 30 ml eines Nahrungsmittelergänzungsmittels und damit 2 g Curcuminextrakt zu sich.

Gelbsucht statt Schmerzlinderung

Die Knieschmerzen konnte die gelbe Kur nicht beseitigen. Stattdessen griff sie die Leber an: Einige Wochen nach Beginn der Kurkumaeinnahme entwickelte die Frau eine Gelbsucht und starken Juckreiz, außerdem fühlte sie sich extrem krank und müde. Bei der Blutuntersuchung fielen stark erhöhte Leberwerte auf. Der Verdacht auf eine Leberbeteiligung wurde durch die Punktion und die Untersuchung des Lebergewebes erhärtet: Erkennbar waren Zeichen einer schweren Schädigung von Leberzellen und Gallengängen. Die Leber erholte sich nach dem Absetzen des Kurkumas wieder, brauchte dazu aber mehrere Wochen.

Pfeffrige Beimischung erhöht Giftigkeit

Nicht nur die hohe Dosierung des Kurkumas war über die vielen Wochen und Monate giftig für die Leber, schreiben die behandelnden Ärzt*innen. Problematisch ist auch das aus schwarzem Pfeffer stammende Piperin, das Kurkumaextrakten häufig beigefügt wird. Denn Piperin erhöht die Aufnahme von Kurkuma durch die Darmschleimhaut und dadurch dessen Effekte auf die Leber.

Quelle: Springer Medizin

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: mauritius images / foodcollection / Anna Bogush