Gesundheit heute

Stuhluntersuchungen

Bei vielen Erkrankungen ist eine Stuhluntersuchung (Stuhldiagnostik) nötig, bei der eine möglichst frische Stuhlprobe unter einer bestimmten Fragestellung analysiert wird.

Blut im Stuhl. Bei der häufigsten Stuhluntersuchung wird nach verborgenem, mit bloßem Auge nicht sichtbarem Blut im Stuhl gesucht. Dieser Test zum Nachweis von okkultem Blut im Stuhl (chemischer Stuhltest auf verborgenes Blut, fäkaler okkulter Bluttest, FOBT, z. B. Hämoccult®) gehört zum Vorsorgeprogramm zur Früherkennung von Darmkrebs.

Positive Testergebnisse müssen weiter abgeklärt werden, wozu eine endoskopische Magen-Darm-Spiegelung notwendig ist.

Bakterien, Parasiten und Würmer. Vor allem zur Klärung von Durchfallerkrankungen kann Stuhl auf bakterielle Durchfallerreger, z. B. Salmonellen, untersucht werden. Dazu wird eine kleine Stuhlprobe auf speziellen Nährmedien bebrütet (Stuhlkultur). Nach 1–2 Tagen können so Krankheitserreger nachgewiesen werden. Im Stuhl sind weiterhin Parasiten und Würmer nachweisbar. Würmer und Wurmeier werden auf Ausstrichpräparaten mikroskopisch beurteilt; ein Untersuchungsergebnis liegt noch am selben Tag vor.

Dysbiose und Pilzbefall. Die im Rahmen einer Dysbiose (Ungleichgewicht zwischen den einzelnen Mikroorganismen im Darm, (etwa beim Reizdarm) vor allem als IGeL-Leistung angebotene Untersuchung ist eine mikrobiologische Keimuntersuchung des Stuhls, wobei das Keimwachstum im Stuhl weniger auf direkte Krankheitserreger als vielmehr auf ein Ungleichgewicht der Normalflora hin untersucht wird. Diese Untersuchung ist jedoch in den wenigsten Fällen aussagekräftig und kann nicht empfohlen werden. Oft wird auch nach einem Pilzbefall des Darms geforscht, wobei Pilze (Candida-Arten) zur Normalflora des Darms gehören.

Der Nachweis von Candida im Stuhl ist nicht für die Symptome des Reizdarms verantwortlich zu machen. Nur bei extrem abwehrgeschwächten Patient*innen, die eine Antibiotikatherapie oder Chemotherapie hinter sich haben, kann eine massive Darmbesiedlung mit Candida zu chronischen Durchfällen führen.

Fettausscheidung. Die Messung der Fettausscheidung im Stuhl dient zur Beurteilung der Funktion der Bauchspeicheldrüse. Auch ein Gallensäuremangel kann zur vermehrten Fettausscheidung führen. Allerdings setzt die Messung der Fettausscheidung voraus, dass über drei Tage korrekt die Stuhlmengen gesammelt werden. Die Patient*in muss während dieser Zeit eine definierte Mindestmenge an Fett zu sich nehmen. Die Messung ist ungenau, aufwendig und für das Laborpersonal unangenehm und wird heutzutage selten durchgeführt.

Die Verdauungsstörung, häufig durch einen Mangel an Pankreasenzymen hervorgerufen, kann frühzeitig durch die Messung der pankreatischen Elastase im Stuhl nachgewiesen werden. Der Sekretin-Pankreozymin-Test ist zwar ebenfalls sehr aufwendig, erlaubt aber eine Klassifizierung der Pankreasinsuffizienz.

Eiweißausscheidung. Alpha-1-Antitrypsin wird als Leitprotein aus dem Pankreas für Eiweißverluste im Darm benutzt, da es nicht während der Darmpassage von Proteasen verdaut wird. Vermehrte Eiweißverluste über den Darm finden sich bei entzündlichen Darmerkrankungen (z. B. Morbus Crohn) oder der Zöliakie. Es kann entweder die Konzentration in einer Einzelstuhlprobe gemessen werden oder es wird eine Clearance berechnet, für die dann eine 24-Stunden-Stuhlmenge zusammen mit dem Serumwert des Bluts verrechnet wird.

Von: Dr. med. Arne Schäffler, Dr. Bernadette Andre-Wallis in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski
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Mehr Darmkrebs bei den Jüngeren

Ein Darmkrebsscreening erfolgt mittels Stuhltest auf Blut oder eine Darmspiegelung.

Mehr Darmkrebs bei den Jüngeren

Vorsorge nicht vergessen!

Darmkrebs gehört zu den häufigsten Krebsarten. Erfreulich ist, dass die Erkrankungsraten schon seit Jahren sinken. Das trifft allerdings nicht für alle Altersgruppen zu.

Krebstodesraten jährlich berechnet

Seit 1970 werden von europäischen Behörden die Daten zu den jährlichen Krebs-Todesfällen gesammelt. Nehmen bestimmte Krebsarten dabei ab oder zu, lassen sich daraus interessante Schlüsse ziehen: Z. B. ob Vorbeugemaßnahmen greifen oder ob bestimmte Bevölkerungsgruppen krebserregenden Einflüssen ausgesetzt sind.

Berechnet werden dabei immer die Gesamttodesraten und die einzelner Krebserkrankungen. Die neuesten Zahlen sind ermutigend: Denn insgesamt sterben in Europa immer weniger Menschen an Krebs. Seit 2018 sind die Krebstodesraten bei den Frauen um etwa 4% und Männern um etwa 6% gesunken. Auch beim Darmkrebs hat sich der günstige Trend der letzten Jahrzehnte in Europa weiter fortgesetzt. Das gilt allerdings nur für Menschen höheren Alters, wie die europäischen Statistiker*innen berechnet haben.

Bei jungen Frauen steigt die Rate

Denn in der Gruppe der 25- bis 49-Jährigen ist die Anzahl der Darmkrebs-Todesfälle in vielen Ländern nicht nur nicht gesunken, sondern in einigen Regionen sogar angestiegen. Bei den spanischen Männern wurden 5,5% mehr Darmkrebstote verzeichnet, bei den polnischen 5,9%. Am stärksten mit plus 7,9% ist der Anstieg jedoch bei den deutschen Frauen.

Warum immer mehr jüngere Menschen an Darmkrebs erkranken und daran sterben, ist unklar. Womöglich spielt es eine Rolle, dass die Menschen in Europs immer ungesünder leben und häufiger die für den Darmkrebs bekannten Risikofaktoren entwickeln. Dazu gehören Übergewicht und Fettleibigkeit, hohe Blutzuckerspiegel und der Typ-2-Diabetes. Auch wer übermäßig Alkohol trinkt und sich zu wenig bewegt, läuft Gefahr, einen Darmkrebs zu entwickeln.

Früheres Screening gefordert

Doch nicht nur in Europa, auch in den USA werden Darmkrebserkrankte immer jünger. Fachleute fordern deshalb weltweit, das Alter für das Darmkrebsscreening auf 45 Jahre zu senken. Denn je früher man den Krebs erkennt, desto besser lässt er sich behandeln. In Deutschland wird die Früherkennung ab 50 Jahren empfohlen, bei Risikofaktoren wie einer chronischen Darmerkrankung oder einer familiären Belastung auch schon früher.

Quelle: Ärzteblatt

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: mauritius images / BSIP / B. Boissonnet