Gesundheit heute

Vergiftungen

Vergiftungen kommen weitaus häufiger vor, als man annimmt. Allein in Deutschland vergiften sich jährlich 30 000 Kinder, meist durch herumliegende Medikamente, aggressive Putzmittel oder Pflanzenschutzmittel. Häufigste Ursache bei Erwachsenen ist der Selbstmordversuch (~ 85 % aller Vergiftungen), an zweiter Stelle stehen Vergiftungen durch gefährliche Arbeitsstoffe.

Giftnotrufzentralen in Deutschland, Österreich und in der Schweiz geben Auskunft, ob bestimmte Substanzen giftig sind und wie gefährlich der Kontakt mit ihnen ist. Sie geben auch konkrete Anweisungen, was Sie tun sollen.

Arzneimittelvergiftungen

Beim Selbstmordversuch nehmen Betroffene meist eine Überdosis Medikamente (Schlaftabletten) zu sich, häufig in Kombination mit viel Alkohol. Bei rechtzeitiger Einweisung ins Krankenhaus (Auspumpen des Magens) kann der Mensch gerettet werden. Bedrohlich sind aber Vergiftungen mit einigen Schmerzmitteln wie z. B. Paracetamol (Ben-u-ron®).

Anzeichen und Beschwerden

  • Bewusstseinstrübung, Bewusstlosigkeit
  • Atem- und Kreislaufstörungen
  • Übelkeit, Erbrechen, Durchfälle
  • Komaähnlicher Tiefschlaf
  • Unkoordiniertes Sprechen und Lallen.

Maßnahmen

  • Notarzt rufen
  • Giftreste sicherstellen und ins Krankenhaus mitgeben.

Helfen auch bei Suizidversuch?

Auch bei einem Selbstmordversuch besteht die Pflicht, Erste Hilfe zu leisten. Einen Menschen, der beschlossen hat, mit seinem Leben Schluss zu machen, aus seinem Koma zu reißen, ihm den Magen auszupumpen und auf einer geschlossenen psychiatrischen Station unterzubringen – verstößt das nicht gegen das Selbstbestimmungsrecht eines jeden Menschen?

Die Frage ist berechtigt, aber die Rechtsprechung geht davon aus, dass ein Selbstmordwilliger seine Tat nicht bis zum Ende durchführen will und fordert deshalb das Recht, ja die Pflicht, auf lebensrettende Maßnahmen im Sinne einer „Geschäftsführung ohne Auftrag“. Dies entspricht auch der Lebenserfahrung. Die meisten Menschen, die einen Selbstmordversuch überlebt haben, sind – nach einer gewissen Zeit – dankbar dafür, gerettet worden zu sein.

Lebensmittelvergiftungen

Werden insbesondere Milchprodukte und Fleisch nicht ausreichend gekühlt, sind sie Nährböden für unerwünschte Bakterien und Pilze. Diese Organismen produzieren Giftstoffe, die auch durch Erhitzen (teils sogar durch Kochen) nicht vernichtet werden. Nach der Nahrungsaufnahme kommt es zu Vergiftungserscheinungen.

Die häufigsten Erreger sind Salmonellen, die die Mehrzahl der Legehennen in sich trägt. Vornehmlich werden sie über Speisen mit rohen Eiern wie selbst gemachte Tiramisu und Mayonnaise übertragen. Von Mensch zu Mensch hingegen wird das Bakterium Staphylococcus aureus übertragen, der zweithäufigste Verursacher von Lebensmittelvergiftungen. Dieses Bakterium ist vor allem in der Großküchenverpflegung ein Problem.

Anzeichen und Beschwerden

  • Ungefähr drei Stunden nach der Nahrungsaufnahme heftiges Erbrechen und sofort oder später massive Durchfälle
  • Kopf- und Bauchschmerzen
  • Durch den Flüssigkeitsverlust möglicherweise Schockzeichen.

Maßnahmen

Gefahr droht in erster Linie durch den Flüssigkeitsverlust; dieser lässt sich oft nur durch Infusionen ausgleichen. Übersteigen Durchfall und Erbrechen ein bestimmtes Maß, sollte der Betroffene deshalb ins Krankenhaus. Insbesondere bei Säuglingen, Kleinkindern und alten Menschen sollte damit nicht gezögert werden.

  • Vorsichtig Wunschgetränke, Tee oder Mineralwasser verabreichen
  • Falls erforderlich, Schocklage.

Vergiftungen durch Pilze, Pflanzen und Beeren

Unkenntnis oder mangelnde Aufsicht bei Kindern sind die häufigsten Ursachen für eine Vergiftung durch Beeren, Pflanzen und Pilze. Auskunft, ob die Pflanzen oder Pilze ungenießbar, giftig oder sogar lebensgefährlich sind, geben die Giftnotrufzentralen telefonisch oder im Internet.

Anzeichen und Beschwerden

  • Übelkeit, Erbrechen
  • Koliken (wehenartige Krämpfe) und Durchfälle
  • Schwindel, Unruhe, Verwirrtheit
  • Atemstörungen.

Bei Vergiftungen durch Tollkirsche oder Stechapfel: trockene Schleimhäute, schneller Puls, weite Pupillen.

Bei manchen Vergiftungen, z. B. der Knollenblätterpilzvergiftung, dauert es allerdings bis zu 24 Stunden, bis die ersten Vergiftungsanzeichen auftreten. Das macht die Vergiftung nicht weniger harmlos. Der weiße Knollenblätterpilz ist der giftigste von allen europäischen Pilzarten – schon ein einziger verzehrter Pilz kann tödlich sein. 

Maßnahmen

  • Giftreste sicherstellen und ins Krankenhaus mitgeben.

Reinigungsmittelvergiftungen

Betroffen sind vorwiegend Kinder, die Wasch- oder Spülmittel zu sich genommen haben. Die meisten dieser Mittel sind relativ ungiftig. Da sie jedoch zur Schaumbildung neigen, besteht die Gefahr, dass – insbesondere beim Erbrechen – Schaum in die Lunge gelangt. Manche Putzmittel, z. B. aggressive WC-Reiniger oder Entkalker, enthalten Chlor oder andere ätzende Substanzen, sodass eine Verätzung von Mundhöhle und Speiseröhre droht.

Anzeichen und Beschwerden

  • Übelkeit, evtl. Durchfall und schaumiges Erbrechen
  • Bei ätzenden Stoffen brennende Schmerzen im Mundbereich
  • Schluckbeschwerden, vermehrter Speichelfluss
  • Ätzspuren an Lippen und Schleimhäuten (schorfige, glasige Aufquellungen, Beläge, auch Blutungen)
  • In schlimmen Fällen Atemnot und Schockzeichen.

Maßnahmen

  • Sofort Notarzt rufen
  • Betroffenen niemals zum Erbrechen bringen
  • Oberkörper hochlagern
  • Zur Verdünnung der ätzenden Substanz reichlich Wasser zu trinken geben
  • Schockbekämpfung.

Weiterführende Informationen

  • Notrufnummern von Giftinformationszentralen (immer aktuell auf www.giftnotruf.de unter der Rubrik Patienteninfo/Übersicht Giftnotrufe; alle Zentralen sind rund um die Uhr besetzt):
  • Berlin-Brandenburg (030) 19240
  • Bonn (0228) 19240
  • Erfurt (0361) 730730
  • Freiburg (0761) 19240
  • Göttingen (0551) 19240
  • Homburg/Saar (06841) 19240
  • Mainz (06131) 19240
  • München (089) 19240
  • Nürnberg (0911) 3982451
  • Für die Schweiz ist der Giftnotruf in Zürich zuständig: erreichbar über Giftnotruf 145 (ohne Vorwahl) oder (01) 2515151(www.toxi.ch).
  • www.meb.uni-bonn.de/giftzentrale/pilzidx.html – Website der Informationszentrale gegen Vergiftungen der Universität Bonn: Hier finden Sie Informationen über Pilze.

Von: Dres. med. Katharina und Sönke Müller; Dr. med. Arne Schäffler
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Nitrospray richtig anwenden

Kommt es bei körperlicher Anstrengung zu Angina-pectoris-Anfällen, hilft Glyceroltrinitrat in Form von Spray oder Kapseln schnell.

Nitrospray richtig anwenden

Bei Brustenge und Herzschmerzen

Wer unter Angina-pectoris-Anfällen leidet, hat meist ein Notfallmedikament als Spray oder Kapsel dabei. Das darin enthaltene Nitrat hilft schnell gegen Brustenge und Herzschmerz. Voraussetzung ist allerdings, dass man es richtig anwendet.

Brustenge durch verengte Gefäße

Auslöser von Angina-pectoris-Anfällen sind Durchblutungsstörungen des Herzens. Die beruhen meist auf einer koronaren Herzkrankheit, d.h. auf einer „Verkalkung“ der Herzkranzgefäße. Muss das Herz aufgrund von körperlicher oder psychischer Anstrengung mehr arbeiten, transportieren die verengten Gefäße nicht mehr ausreichend Sauerstoff in die Herzmuskelzellen. Es kommt zu schmerzhaften Durchblutungsstörungen, den Angina-pectoris-Anfällen.

Nitrate sorgen dafür, dass sich die Gefäße weiten. Dadurch wird die Durchblutung verbessert und das Herz entlastet. Glyceroltrinitrat, ein Abkömmling der Nitrate, wirkt innerhalb von Sekunden bis Minuten und wird daher als Notfallmedikament gegen Angina pectoris eingesetzt. Es kommt in zwei Darreichungsformen zum Einsatz: als Spray und als Kapseln zum Zerbeißen.

Nitrospray nicht in die Hosentasche

Folgende Anwendungshinweise sind beim Nitrospray zu beachten:

  • Immer im Sitzen verwenden. Der Wirkstoff kann den Blutdruck senken und dadurch zu Benommenheit führen.
  • Kappe von der Flasche abziehen und diese senkrecht mit dem Sprühkopf nach oben halten.
  • Öffnung des Sprühkopfs nah an den Mund halten, Zunge anheben und Wirkstoff unter die Zunge sprühen. Dort wird der Wirkstoff besonders gut über die Schleimhaut aufgenommen.
  • Während des Sprühens den Atem anhalten. Auf diese Weise wird die Flüssigkeit nicht eingeatmet, sondern von der Mundschleimhaut aufgenommen.
  • Je nach Stärke der Beschwerden ein bis drei Sprühstöße im Abstand von 30 Sekunden abgeben.
  • Bleiben die Beschwerden bestehen, kann nach zehn Minuten erneut gesprüht werden.
  • Bessern sich die Beschwerden nach insgesamt 20 Minuten nicht, über 112 den Notdienst rufen!

Wichtig beim Nitrospray ist zudem, dass man am besten zwei davon vorhält. Eins sollte man immer bei sich tragen, das andere auf den Nachttisch stellen – denn viele Angina-pectoris-Anfälle treten nachts auf. Bei sich tragen heißt übrigens nicht in der Hosentasche, denn dort ist es zu warm. Um effektiv zu wirken, darf das Spray Temperaturen über 25° C nicht ausgesetzt werden. Die Jackentasche oder die Handtasche sind deshalb als Aufbewahrungsort besser geeignet.

Kapselinhalt möglichst lange im Mund behalten

Glyceroltrinitrat gibt es auch als Weichkapsel. Diese wird bei einem Angina-pectoris-Anfall in den Mund genommen und zerbissen. Der Inhalt sollte möglichst lange im Mund verbleiben, damit der Wirkstoff über die Schleimhaut aufgenommen wird. Die Kapselhülle darf danach verschluckt oder ausgespuckt werden. Kommt es nach 10 Minuten nicht zu einer Besserung von Brustdruck und Herzschmerz, kann man eine zweite Kapsel zerbeißen. Wirkt auch diese nicht, muss der Notruf gewählt werden.

Quelle: ptaheute

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: mauritius images/BSIP/B.Boissonnet