Gesundheit heute

Schürfwunden

Schürfwunden sind Verletzungen der obersten Hautschicht und bluten in der Regel wenig. Vor allem Kleinkinder bringen sie vom Toben auf der Straße oder aus dem Kindergarten mit. Schürfwunden sind nur oberflächlich, dafür meist großflächig, weshalb Verschmutzungen (Schotter, Staub) eine Infektion begünstigen können, was wiederum die Wundheilung verzögert.

Maßnahmen

Leicht verschmutzte Schürfwunden. Sie brauchen gar nichts zu tun – die Desinfektion frischer oberflächlicher Wunden tötet nämlich nicht nur in die Wunde geratene Erreger, sondern schädigt auch die natürliche Hautflora, d. h. die „guten Hautbakterien“, die eindringende Erreger in Schach halten.

Verschmutzte Schürfwunden. Die Wundreinigung ist hier entscheidend, denn da sie meist kaum bluten, bleibt eine Wundreinigung vom Körper selbst eher aus. Reinigen Sie verschmutzte Wunden unter fließendem klaren Wasser. Lose aufliegende Steinchen entfernen Sie am besten vorsichtig mit einer Pinzette. Wenn der Schmerz es zulässt, sollte oberflächlicher Schmutz sogar mit Zahnbürste oder rauem Waschlappen und klarem Wasser entfernt werden. Es gibt auch spezielle Wundreinigungstücher (z. B. von Hansaplast®). (Zur „Anästhesie“ helfen bei Kleinkindern Schokolinsen oder Ähnliches.)

Desinfizieren Sie nun die Wunde und die angrenzenden Hautpartien. Gut ist dazu ein Bad mit wundreinigendem und desinfizierendem Zusatz (z. B. Betaisodona®).

Entzündungshemmend und abschwellend wirkt auch Ringelblumenessenz (Calendula). Sie wird im Verhältnis 1:9 mit Wasser verdünnt. Tauchen Sie ein sauberes Leinen- oder Baumwolltuch – auf die Größe der Wunde zugeschnitten – in die Flüssigkeit. Dann leicht auswringen und zehn Minuten auf die Wunde legen. Erneuern Sie anschließend den Umschlag, und behandeln Sie die Wunde so mehrmals täglich.

Stark verschmutzte Schürfwunden. Tiefer eingedrungene Fremdkörper sowie Schürfwunden bei Menschen mit Durchblutungsstörungen (z. B. Diabetiker) sollte vorsichtshalber der Hausarzt begutachten.

Vorsorge. Einen gewissen Schutz bietet ausreichend reißfeste Kleidung, wie z. B. Jeans, dann bleibt die Wunde zumindest unverschmutzt.

Braucht man ein Pflaster? Hier besteht oft ein Missverständnis: Das Pflaster „heilt“ nicht – es ist der Körper, der die Wunde heilt. Das Pflaster ist nur eine Abdeckung, damit kein Schmutz in die Wunde gerät und die Wunde nicht an der Kleidung klebt. Das gilt auch für den teureren Sprühverband.

Verwenden Sie Wasserstoffsuperoxid (Wasserstoffperoxid) und Jodtinkturen nicht (mehr) zur Wundreinigung, auch nicht bei Schürfwunden. Jodtinkturen können starke allergische Reaktionen auslösen und Wasserstoffsuperoxid dringt in feine Gewebespalten ein und führt dort zu Veränderungen des roten Blutfarbstoffs (Hämoglobin); dadurch können Gefäßverschlüsse (Thromben) entstehen. Auch von Wundbehandlungsmitteln in Puder- oder Salbenform ist abzuraten, da sie den Heilungsverlauf eher behindern als fördern.

Von: Dres. med. Katharina und Sönke Müller; Dr. med. Arne Schäffler
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Wissen schützt bei Sepsis

Bei Risikopatienten können sich eine Harnwegsinfektion oder eine Lungenentzündung schnell zu einer Sepsis entwickeln.

Wissen schützt bei Sepsis

Blutvergiftung im Anmarsch?

Sepsis („Blutvergiftung“) geht jeden an: Denn die meisten Sepsis-Erkrankungen entstehen außerhalb der Klinik. Und viel zu viele Betroffenen sterben daran, weil das Wissen über die Symptome fehlt. Doch woran erkennt man eine Blutvergiftung? Der oft zitierte rote Streifen auf der Haut ist es nicht.

Organschäden und Blutdruckabfall

Eine Sepsis ist die schwerste Komplikation einer Infektion. Sie entsteht, wenn die körpereigene Immunabwehr es nicht schafft, die Erreger am Ort der Entzündung zu bekämpfen. Dann können sich die Keime und ihre Gifte über das Blut im gesamten Körper ausbreiten. Aus diesem Grund wird die Sepsis im Volksmund auch Blutvergiftung genannt.

Die eingedrungenen Erreger lösen eine starke Immunreaktion im Körper aus. Diese kann unkontrollierbar werden und in der Schädigung eigener Organe münden. Im schlimmsten Fall kommt es zum septischen Schock. Der Blutdruck fällt rapide ab, es entstehen innere Blutungen und lebenswichtige Organe stellen ihre Funktion ein.

75 000 Sepsis-Tote im Jahr

Zu einer Sepsis kommt es in Deutschland etwa 320 000 Mal im Jahr, 80% entstehen außerhalb des Krankenhauses. Etwa 75 000 Betroffene sterben an ihrer Blutvergiftung. Mit mehr Wissen über die Erkrankung könnten viele Sepsis-Tote gerettet werden, betont die Vorsitzende des Aktionsbündnis Patientengesundheit. Denn der Irrglaube, eine Sepsis würde man „am roten Strich, der zum Herz wandert“ erkennen, ist noch weit verbreitet. Für eine bessere Aufklärung in puncto Blutvergiftung hat das Aktionsbündnis extra eine Broschüre herausgegeben, die sich sowohl an Laien als auch an Ärzt*innen richtet.

Risikogruppen besonders gefährdet

Harnwegsinfekte, Lungenentzündungen und offene Hautwunden sind typische Infektionen, die zu einer Sepsis führen können. Manche Personen sind besonders gefährdet, dass bei ihnen aus einer Infektion eine Sepsis wird:

  • Menschen mit chronischen Lungen-, Leber- oder Herzerkrankungen
  • Menschen mit geschwächtem Immunsystem (Diabetes-Kranke, Krebspatient*innen, Rheumakranke)
  • Menschen ohne Milz
  • Kinder unter einem Jahr und Menschen über 60 Jahren.

Zeichen frühzeitig erkennen

Doch wie macht sich eine Sepsis bemerkbar? Bei Erwachsenen und Kindern weisen folgende Zeichen auf eine Sepsis hin:

  • Fieber, Schüttelfrost
  • schneller Puls, Herzrasen
  • feuchte Haut, Schwitzen, Schwäche
  • beschleunigte Atmung (über 22 Atemzüge pro Minute)
  • Verwirrtheit, Wesensveränderung
  • Schmerzen, starkes Unwohlsein

Neugeborene mit einer Blutvergiftung fühlen sich oft unnormal kalt oder fiebrig an. Sie atmen schwerer und sind verlangsamt. Meist wollen sie nicht trinken, häufig leiden sie an wiederholtem Erbrechen oder Durchfall. Schwerste Ausprägung bei Neugeborenen sind Krampfanfälle.

Wenn von den oben genannten sechs Punkten mindestens zwei vorliegen, sollte man die Hausärzt*in oder im Zweifel den Notdienst kontaktieren. Eine Sepsis ist immer ein Notfall, und die sofortige Behandlung im Krankenhaus ist überlebenswichtig.

Quelle: Aktionsbündnis Patientensicherheit

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: mauritius images / Fabio and Simona