Gesundheit heute

ARDS (akutes Lungenversagen)

Akutes Lungenversagen (ARDS, Acute respiratory distress syndrome, Schocklunge, akutes Atemnotsyndrom): Unzureichende Lungenfunktion aufgrund von direkten oder indirekten Schädigungen an der Lunge. Es kommt innerhalb von 6–48 Stunden zu schwerem Sauerstoffmangel im Blut. Die Atemtätigkeit des Betroffenen ist abgeschwächt, und sein Atemminutenvolumen ist vermindert. Ohne Beatmung und intensivmedizinische Behandlung verstirbt der Patient.

Symptome und Leitbeschwerden

  • Beschleunigte Atmung
  • Rasch zunehmende Atemnot
  • Blauverfärbung von Lippen und Fingern
  • Unruhe und Verwirrtheit.

Wann zum Arzt

Sofort den Notarzt rufen und selbst Erste-Hilfe-Maßnahmen einleiten, wenn

  • Schwerste Atemnot auftritt
  • Lippen und Finger sich blau verfärben.

Erste-Hilfe-Maßnahmen bis zum Eintreffen des Notarztes:

  • Der Betroffene soll sitzen oder mit erhöhtem Oberkörper gelagert werden. Gelingt dies nicht, ist er in die stabile Seitenlage zu bringen. Er darf sich keinesfalls selbst bewegen
  • Den Betroffen beruhigen
  • Beengende Kleidung öffnen oder entfernen
  • Für Frischluftzufuhr sorgen
  • Bei Allergikern nach Notfallmedikamenten suchen und diese verabreichen
  • Atmung immer wieder prüfen: hören, sehen, fühlen für max. zehn Sekunden.
  • Bei Atemstillstand: Atemspende geben.

Die Erkrankung

Ursache eines akuten Lungenversagens sind akute Schädigungen der Lunge wie beispielsweise schwere Verletzungen, Einatmen von Erbrochenem, Reizgase, Höhenlungenödem, Lungenentzündung, Schockzustände, Blutvergiftung oder "Beinahe-Ertrinken". Diese Schädigungen führen zu einer Entzündungsreaktion in den Lungenbläschen (Alveolen), wodurch sich Gewebeflüssigkeit in der Lunge sammelt (Lungenödem). Im weiteren Verlauf vermehrt sich aufgrund der Entzündungsreaktion das Bindegewebe in den Lungenbläschen, der schützende alveoläre Oberflächenfilm wird abgebaut und die Lungenbläschen fallen in sich zusammen. Durch den bindegewebigen Umbau muss mehr Kraft für die Dehnung der Lungen, also für die Atmung aufgebracht werden und ganze Lungenabschnitte werden nicht mehr richtig durchlüftet. Die Folge ist eine massive Behinderung des Austauschs von Sauerstoff und Kohlendioxid und eine immer weiter sinkende Sauerstoffsättigung im Blut bei gleichzeitigem Anstieg der Kohlenstoffdioxidsättigung und Ansäuerung des Bluts (Azidose).

Diagnosesicherung

Das akute Lungenversagen wird diagnostiziert, wenn bei einer vorliegenden Lungenerkrankung oder einem Lungenschaden folgende Befunde vorliegen:

  • Plötzliches Auftreten der Atemnot
  • Bei der Blutgasanalyse findet sich ein massiv erniedrigter Sauerstoffgehalt im Blut
  • Echokardiografie und das Abhören der Lunge (Auskultation) zeigen ein Lungenödem, das nicht vom linken Herzen ausgeht
  • In Röntgenthorax oder in der CT sind in beiden Lungenflügeln meist großflächige Infiltrate zu sehen.

Um zu unterscheiden, ob das Lungenödem von einer Schwäche des linken Herzens ausgeht, ist manchmal die Untersuchung des Drucks in den Pulmonalarterien mit einem Pulmonaliskatheter notwendig.

Differenzialdiagnose. Der Arzt spricht vom akuten Lungenversagen nur, wenn die Atemnot und die unzureichende Lungenfunktion von einer direkten oder indirekten Schädigung der Lunge verursacht werden, die nicht vom Herzen ausgeht. Führt beispielsweise ein Herzinfarkt zur akuten Atemnot, wird diese als akute Ateminsuffizienz bezeichnet.

Behandlung

Erstmaßnahme ist fast immer die sofortige Beatmung. Weitere Maßnahmen hängen von der zugrunde liegenden Ursache ab und bestehen aus Gabe von Antibiotika bei Infektionen, Flüssigkeitsersatz und kreislaufstützende Medikamente beim Schock. Zur Vorbeugung der sich durch die entzündlichen Reaktionen entwickelnden Lungenfibrose wird häufig Kortison verabreicht.

Prognose

~ 40 % der Patienten sterben am akuten Lungenversagen.

Überlebt der Erkrankte, entwickelt sich anschließend in vielen Fällen eine Lungenfibrose, die sich meist wieder – über viele Monate – langsam zurückbildet, manchmal aber auch lebenslang die Lungenfunktion einschränkt.

Von: Kristine Raether-Buscham; Dr. med. Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung der Einleitung und der Sektionen "Symptome und Leitbeschwerden", "Wann zum Arzt", Die Erkrankung", "Diagnosesicherung",: Dr. med. Sonja Kempinski
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Rauchstopp nützt auch Krebskranken

Schluss mit dem Rauchen: Das lohnt sich auch noch mit der Diagnose Lungenkrebs.

Rauchstopp nützt auch Krebskranken

20 Monate länger leben

Nichtrauchen schützt vor Lungenkrebs, das ist bekannt. Doch nützt ein Rauchstopp auch noch, wenn der Krebs schon in der Lunge sitzt? Auf jeden Fall, zeigt eine neue Studie.

Weiterrauchen trotz Lungenkrebs?

In Deutschland erkranken jährlich etwa 85 000 Menschen an Lungenkrebs, weil sie geraucht haben oder noch rauchen. Manche Patient*innen geben die ungesunde Gewohnheit auf, sobald sie die Diagnose „Lungenkrebs“ erhalten. Andere meinen, dass sich ein Rauchstopp dann nicht mehr lohnt – und rauchen einfach weiter.

Doch damit verschenken sie wertvolle Lebenszeit, wie eine Studie an 517 neu diagnostizierten Lungenkrebspatient*innen zeigt (89% Männer, Durchschnittsalter bei Diagnose 61 Jahre). Alle Patient*innen wurden vor der Therapieaufnahme zu ihrem Lebensstil befragt. In den folgenden Jahren ermittelten die Forscher*innen anhand der Krankenakten jährlich das Fortschreiten des Tumors, den Gesundheitszustand und die Form der Therapie. In der durchschnittlich sieben Jahre dauernden Nachbeobachtungszeit verstarben 327 der Betroffenen, 273 von ihnen an ihrem Lungenkrebs.

Mehr als die Hälfte raucht weiter

43% der Lungenkrebspatient*innen hatten nach der Diagnose mit dem Rauchen aufgehört. Das zahlte sich aus: Ihre Überlebenszeit war mit 6,6 Jahren um 21,6 Monate länger als die der noch immer Rauchenden (4,8 Jahre). Auch verlängerte sich bei ihnen die Phase, in der ihr Tumor nicht weiter fortschritt (5,7 Jahre vs. 3,9 Jahre bei den Raucher*innen). Zudem lag die 5-Jahres-Überlebensrate bei den Nicht-Mehr-Rauchenden mit 61% höher als bei den Rauchenden (49%.).

Rauchstopp senkt Sterberisiko

Unter Berücksichtigung anderer Einflussfaktoren (Alter, Begleiterkrankungen) berechneten die Wissenschaftler*innen auch das Sterberisiko. Es ergab sich, dass die Lungenkrebspatient*innen mit Rauchstopp ein um 25% niedrigeres Risiko hatten, an ihrem Lungenkrebs zu versterben. Dieser Effekt war unabhängig davon, ob sie vorher viel oder wenig geraucht hatten und wie weit fortgeschritten der Lungenkrebs war.

Lungenkrebspatient*innen können ihre Überlebenszeit mit einem Rauchstopp erheblich steigern, betont das Forscherteam. Es ist also nie zu spät, mit dem Rauchen aufzuhören. Hilfe und Beratung dafür dabei bieten die Apotheken und die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung unter www.rauchfrei-info.de.

Quellen: SpringerMedizin, Deutsches Krebsforschungszentrum

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: wavebreakmedia/shutterstock.com