Gesundheit heute

Exogen allergische Alveolitis

Exogen allergische Alveolitis (EAA): Allergische Entzündung des Lungengewebes, ausgelöst durch das wiederholte Einatmen von sehr kleinen organischen Stäuben (z. B. Schimmel, Holzstaub, Staub von Vogelfedern), gegen die der Betroffene sensibilisiert ist.

Die Erkrankung ist bezogen auf die Gesamtbevölkerung selten, aber in gefährdeten Berufsgruppen wie Landwirte, Vogelhalter und Arbeiter in der Holzverarbeitung häufig: hier erkranken 5-10 % der Beschäftigten. Bei frühzeitiger Diagnose und konsequentem Meiden des Auslösers ist die Prognose gut, bleibt die Erkrankung unerkannt, droht bei chronischem Verlauf eine Lungenfibrose.

Symptome und Leitbeschwerden

Akute Form:

4–12 Stunden nach Einatmen des Auslösers

  • Atemnot in Ruhe
  • eventuell Reizhusten
  • Krankheitsgefühl
  • Kopf- und Gliederschmerzen
  • Hohes Fieber und Schüttelfrost.

Chronische Form:

  • Langsamer Leistungsabfall mit Krankheitsgefühl, Müdigkeit, Appetitlosigkeit
  • Gewichtsabnahme
  • Zunehmende Atemnot bei Belastung
  • Husten.

Wann zum Arzt

Am selben Tag, wenn

  • Atemnot in Ruhe auftritt.
  • Kopf- und Gliederschmerzen und/oder hohes Fieber und Schüttelfrost vorliegen.

In den nächsten Tagen, wenn

  • hartnäckiger Husten nicht verschwinden will.
  • unter Belastung das Atmen zunehmend schwerer wird.
  • Leistungsabfall und Gewichtsabnahme auftreten.

Die Erkrankung

Krankheitsentstehung

Sehr kleine Staubpartikel transportieren die Allergene in die Lungenbläschen und führen bei entsprechender Veranlagung zu einer allergischen Immunreaktion. Inzwischen sind über 300 Allergene bekannt, die eine exogen allergische Alveolitis auslösen können. Man unterscheidet die

  • Vogelhalterlunge mit einer Allergie gegen Vogelkot und Vogeleiweiße, vor allem von Tauben, Hühnern, Kanarienvögeln und Wellensittichen
  • Farmerlunge mit einer Allergie gegen Schimmelpilzsporen, die vor allem in verschimmelten Futter- und Einstreumitteln wie Heu und Stroh vorkommen
  • Befeuchterlunge mit einer Allergie gegen Pilzsporen aus schlecht gewarteten Luftbefeuchtern oder Klimaanlagen. Hierbei gelangen kleinste mit Pilzsporen kontaminierte Wassertröpfchen in die Raumluft, die bei häufigem Aufenthalt in betroffenen Räumen eine exogen allergische Alveolitis auslösen können. Ebenso können Pilzsporen im Whirlpool oder in lange stehenden Wassereimern in der Sauna zu einer sog. Befeuchterlunge führen.
  • Chemie-Alveolitis mit einer Allergie vor allem gegen Isozyanate und Anhydride, die z. B. bei der Herstellung von Zweikomponentenklebern oder Polyurethanschaum freigesetzt werden.

Akute Form. Die Reaktion läuft akut ab, wenn es in Abständen zur massiven Antigenzufuhr kommt, beispielsweise, wenn verschimmeltes Heu umgelagert wird oder Vogelzüchter den Taubenschlag säubern. 4–12 Stunden danach kommt es zu den oben beschriebenen Symptomen, die einer heftigen Infektionskrankheit ähneln. Nach wenigen Tagen klingen die Beschwerden ohne Therapie ab. Wenn das Allergen gemieden wird, erfolgt eine vollständige Heilung.

Chronische Form. Bei der chronischen Form kommt es ständig zum Kontakt mit kleinen Allergenmengen, beispielsweise bei Menschen, die Ziervögel in der Wohnung halten. Dies führt im Lungenzwischengewebe zum bindegewebigen Umbau und zu einer Verdichtung der Blut-Luft-Schranke (wodurch der Gasaustausch behindert ist). Die Veränderungen des Lungengerüsts bleiben auch bei Meiden des Allergens bestehen oder gehen sogar in eine fortschreitende Lungenfibrose über. Bei der chronischen Form ist dem Kranken der Zusammenhang mit dem Allergen (beispielsweise von Ziervögeln) meist nicht bewusst. Er fühlt sich zunehmend erschöpfter, weniger belastbar, verliert an Gewicht und leidet unter Atemnot bei Belastung.

Diagnosesicherung

Der Verdacht ergibt sich aus der Anamnese, wenn Husten und Fieberschübe unklar bleiben und/oder der Patient eine deutliche Besserung der Beschwerden im Urlaub spürt oder während eines Krankenhausaufenthalts zur Klärung der Symptome. Bei der körperlichen Untersuchung ist vor allem das Abhören wichtig: Hier fallen häufig knisternd-rasselnde Geräusche im unteren Teil der Lunge auf.

Zum Nachweis, dass Ursache der Beschwerden tatsächlich eine Exogen allergischen Alveolitis ist, dient der sogenannte Karenztest: Dabei hält sich der Patient einige Tage vom verdächtigen Allergen fern. Klingen die Symptome ab, spricht das dafür, dass es sich um eine akute exogene allergische Alveolitis, ursächlich ausgelöst durch das vermiedene Allergen, gehandelt hat. Noch aussagekräftiger ist der Karenztest, wenn die abgeschwächten Symptome bei erneuter Exposition wieder auftreten. Dies ist zum Beispiel der Fall, wenn ein Patient mit Vogelhalterlunge nach einem Urlaub ohne Beschwerden nach Hause zurückkehrt und in der Wohnung, in der ihn seine Ziervögel begrüßen, wieder Atemnot entwickelt.

Röntgenbild, CT und Lungenfunktionsprüfung erhärten den Verdacht. Anhand der Blutgasanalyse kann man erkennen, ob und in wieweit die Sauerstoffversorgung beeinträchtigt ist. Mit immunologischen Laborverfahren lassen sich für die meisten Allergene die "passenden" Antikörper und damit das auslösende Allergen erkennen.

In unklaren Fällen kommt der als diagnostisch besonders zuverlässig geltende inhalative Provokationstest in Frage. Aufgrund der Gefahr, dass sich durch das Inhalieren des Allergens ein schwerer Atemnotanfall mit Sauerstoffmangel im Blut entwickelt, werden diese Provokationstests am besten stationär in spezialisierten Zentren durchgeführt.

Der Arzt geht auch der Frage nach, ob es sich um eine Berufskrankheit handelt.

Behandlung

Bei der Therapie steht die konsequente Meidung des Allergens an erster Stelle. Ist dies nicht möglich, muss eine Umschulung in Erwägung gezogen werden.

Im akuten Fall können Fieber und Atemnot mit Kortison abgeschwächt werden. Zur Eindämmung des Entzündungsprozesses werden bei der chronischen Alveolitis neben Kortison auch andere Immunsuppressiva (das Immunsystem unterdrückende Medikamente) wie beispielsweise Azathioprin oder Cyclophosphamid eingesetzt.

Ihr Apotheker empfiehlt

Was Sie selbst tun können:

Allergie-Tagebuch. Sollten Sie Beschwerden und den Verdacht auf eine exogen allergische Alveolitis haben, aber den konkreten Auslöser noch nicht kennen, hilft ein Allergie-Tagebuch weiter. Darin zeichnen Sie auf, was Sie tun und ob Sie Symptome entwickeln. Das hilft, zusammen mit Ihrem Arzt die Zusammenhänge zwischen Auslöser und Beschwerden besser zu erkennen.

Umschulung. Ist der Auslöser Ihrer Beschwerden identifiziert und Sie können ihn beruflich nicht meiden, steht die Frage nach der Anerkennung einer Berufskrankheit und gegebenenfalls einer Umschulung im Raum. Um die finanziellen Folgen dieser Erkrankung so gering wie möglich zu halten, sollten Sie sich auf jeden Fall frühzeitig fachlichen Rat bei Gewerkschaft, Betriebsrat oder einem Anwalt für Sozialrecht suchen.

Von: Kristine Raether-Buscham; Dr. med. Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung der Einleitung und der Sektionen "Wann zum Arzt", "Die Erkrankung", Diagnosesicherung", "Behandlung", "Ihre Apotheke empfiehlt": Dr. med. Sonja Kempinski
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Rauchstopp nützt auch Krebskranken

Schluss mit dem Rauchen: Das lohnt sich auch noch mit der Diagnose Lungenkrebs.

Rauchstopp nützt auch Krebskranken

20 Monate länger leben

Nichtrauchen schützt vor Lungenkrebs, das ist bekannt. Doch nützt ein Rauchstopp auch noch, wenn der Krebs schon in der Lunge sitzt? Auf jeden Fall, zeigt eine neue Studie.

Weiterrauchen trotz Lungenkrebs?

In Deutschland erkranken jährlich etwa 85 000 Menschen an Lungenkrebs, weil sie geraucht haben oder noch rauchen. Manche Patient*innen geben die ungesunde Gewohnheit auf, sobald sie die Diagnose „Lungenkrebs“ erhalten. Andere meinen, dass sich ein Rauchstopp dann nicht mehr lohnt – und rauchen einfach weiter.

Doch damit verschenken sie wertvolle Lebenszeit, wie eine Studie an 517 neu diagnostizierten Lungenkrebspatient*innen zeigt (89% Männer, Durchschnittsalter bei Diagnose 61 Jahre). Alle Patient*innen wurden vor der Therapieaufnahme zu ihrem Lebensstil befragt. In den folgenden Jahren ermittelten die Forscher*innen anhand der Krankenakten jährlich das Fortschreiten des Tumors, den Gesundheitszustand und die Form der Therapie. In der durchschnittlich sieben Jahre dauernden Nachbeobachtungszeit verstarben 327 der Betroffenen, 273 von ihnen an ihrem Lungenkrebs.

Mehr als die Hälfte raucht weiter

43% der Lungenkrebspatient*innen hatten nach der Diagnose mit dem Rauchen aufgehört. Das zahlte sich aus: Ihre Überlebenszeit war mit 6,6 Jahren um 21,6 Monate länger als die der noch immer Rauchenden (4,8 Jahre). Auch verlängerte sich bei ihnen die Phase, in der ihr Tumor nicht weiter fortschritt (5,7 Jahre vs. 3,9 Jahre bei den Raucher*innen). Zudem lag die 5-Jahres-Überlebensrate bei den Nicht-Mehr-Rauchenden mit 61% höher als bei den Rauchenden (49%.).

Rauchstopp senkt Sterberisiko

Unter Berücksichtigung anderer Einflussfaktoren (Alter, Begleiterkrankungen) berechneten die Wissenschaftler*innen auch das Sterberisiko. Es ergab sich, dass die Lungenkrebspatient*innen mit Rauchstopp ein um 25% niedrigeres Risiko hatten, an ihrem Lungenkrebs zu versterben. Dieser Effekt war unabhängig davon, ob sie vorher viel oder wenig geraucht hatten und wie weit fortgeschritten der Lungenkrebs war.

Lungenkrebspatient*innen können ihre Überlebenszeit mit einem Rauchstopp erheblich steigern, betont das Forscherteam. Es ist also nie zu spät, mit dem Rauchen aufzuhören. Hilfe und Beratung dafür dabei bieten die Apotheken und die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung unter www.rauchfrei-info.de.

Quellen: SpringerMedizin, Deutsches Krebsforschungszentrum

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: wavebreakmedia/shutterstock.com