Gesundheit heute

Stimmstörungen

Stimmstörungen (Dysphonie): Veränderungen von Stimmklang und stimmlicher Leistungsfähigkeit.

Stimmstörungen können eine organische oder funktionelle Ursache haben. Vorübergehende Stimmstörungen (z. B. Heiserkeit nach einer lauten Feier) kommen immer wieder vor; wenn sie länger anhalten, sollten sie jedoch von einem Arzt untersucht werden.

Symptome und Leitbeschwerden

  • Heiserkeit, Husten- und Räusperzwang
  • Schnelle Stimmermüdung, Luftknappheit beim Sprechen
  • Falsche Tonlage und/oder Lautstärke.

Wann zum Arzt

In den nächsten Tagen, wenn

  • Heiserkeit länger als 2–3 Wochen anhält.
  • Stimmstörungen sich bemerkbar machen.

Die Erkrankung

Ursachen

Man unterscheidet organische und funktionelle Ursachen: Organische Stimmstörungen sind seltener: sie entstehen durch Fehlbildungen, Lähmungen, Entzündungen und Tumoren im Bereich der Stimmbänder bzw. des Kehlkopfs. Funktionelle Stimmstörungen sind häufiger: sie entstehen meist durch ein Bündel an Ursachen, das von Überlastung der Stimme über einen ungünstigen Gebrauch der zur Stimmbildung nötigen Muskeln bis hin zu psychischen Faktoren reicht.

Verlauf

Funktionelle Stimmstörungen können mit der Zeit auch organische Auswirkungen haben und dadurch chronisch werden, z. B. zu Stimmlippenknötchen führen.

Diagnosesicherung

Bei der Diagnose ist der Arzt vor allem auf die Angaben des Patienten zu Beschwerden und dem beruflichen Einsatz der Stimme angewiesen. Diese ergänzen sich mit seinen Eindrücken von der Stimme und der Sprechweise des Patienten zu einem Bild. Anschließend untersucht er den Kehlkopfrachen auf organische Ursachen und führt gegebenenfalls eine Stroboskopie zur Beurteilung des Schwingungsverhaltens der Stimmlippen durch.

Behandlung

Organische Ursachen werden nach Möglichkeit medikamentös behandelt oder operativ beseitigt, bei einer funktionellen Stimmstörung ist in der Regel eine ausgedehnte logopädische Sprach- und Sprechtherapie (in diesem Fall ein funktionales Stimmtraining) beim Logopäden nötig. Dieses Training wird individuell angepasst und umfasst verschiedene Therapieansätze, die je nach Ursache der Erkrankung einzeln oder kombiniert eingesetzt werden:

  • Wahrnehmungsübungen dienen der Verbesserung der Körperwahrnehmung als Voraussetzung für eine Beeinflussung von Atmung und Stimmgebung
  • Atemübungen helfen beim Erlernen oder Wiedererlernen einer physiologischen Atmung und optimalen Nutzung der Resonanzbildung zur Koordination des Sprechvorgangs
  • Spezielle Stimmübungen sorgen für eine ökonomische Stimmfunktion und verbessern die Leistungsfähigkeit und den Klang der Stimme
  • Artikulationsübungen
  • Bei Nervenlähmungen wird die betroffene Muskulatur durch die Haut hindurch elektrisch gereizt
  • Elternberatung bei kindlichen Stimmstörungen.

Wenn psychische Ursachen mit auslösend sind (z. B. wenn die Stimmstörungen vor allem bei Nervosität oder in anderen belastenden Situationen auftreten), ist eine ergänzende psychotherapeutische Betreuung zu erwägen.

Prognose

Die Prognose bei Stimmstörungen ist abhängig von den vielen verschiedenen möglichen Ursachen. Sind organische Störungen behandelbar, bessern sich auch die Stimmstörungen in der Regel. Bei funktionellen Störungen ist die Prognose nicht vorhersagbar, sie hängt ab von den Erfolgen der logopädischen Therapie und der eventuell nötigen psychotherapeutischen Behandlung.

Ihr Apotheker empfiehlt

Beruhigend und pflegend für die Stimmlippen bei Heiserkeit und Räusperzwang sind:

  • Schonung der Stimme (Sprechpausen einlegen, leise sprechen, aber nicht flüstern, langsam sprechen)
  • Verzicht auf Nikotin und Alkohol sowie scharfe Speisen
  • Husten und Räuspern unterlassen
  • Gurgeln mit Salzlösung oder Salbeitee
  • Dampfinhalationen mit Salz, z. B. Emser®Salz
  • Warme Halswickel
  • Milde Halstabletten ohne Menthol, z. B. Emser®Pastillen, GeloRevoice® oder isla®moos.

Früh zum Arzt. Zögern Sie bei Stimmstörungen den Arztbesuch nicht hinaus. Je früher die Störung behandelt wird, desto größer sind die Erfolgsaussichten.

Weiterführende Informationen

www.dbl-ev.de – Hilfreiche Informationen für Betroffene mit Stimmstörungen finden sich auf der Website des Deutschen Bundesverbandes für Logopädie.

Von: Prof. Dr. med. Gerhard Grevers; Dr. Ute Koch; Thilo Machotta; Dr. med. Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung der Sektionen "Wann zum Arzt", "Prognose", "Ihre Apotheke empfiehlt" und "Weiterführende Informationen": Dr. med. Sonja Kempinski
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Nervenblockade lässt wieder riechen

Mit Riechstörungen lässt sich der Duft einer Paprika oft nicht mehr richtig wahrnehmen.

Nervenblockade lässt wieder riechen

Hilfe für Long-COVID-Erkrankte

Außer einem Riechtraining konnte man Long-COVID-Patient*innen mit gestörtem Geruchssinn bisher kaum Behandlungsoptionen anbieten. Das ändert sich womöglich: Die minimalinvasive Blockade eines Nervengeflechts im Halsbereich bessert das Riechvermögen offenbar erheblich.

Riechstörungen auch noch nach einem Jahr

Störungen des Riechvermögens gehören mit zu den häufigsten Beschwerden, die COVID-19-Patient*innen angeben. Zum Glück erholt sich bei den meisten von ihnen der Geruchssinn spontan wieder. Doch bis zu 7% der Betroffenen leiden noch ein Jahr nach Beginn ihrer Infektion unter schweren Riechstörungen, wie weltweite Studien zeigen.

Therapeutisch gibt es bisher wenig Möglichkeiten, diese Riechstörung anzugehen. Die Gabe von Kortison als Spray oder Tabletten ist umstritten. Empfohlen wird in den Leitlinien ein spezielles Riechtraining, das immerhin etwa der Hälfte der Betroffenen helfen soll.

Stellatumblockade dauert nur 10 Minuten

Den übrigen könnte amerikanischen Forschenden zufolge vielleicht ein neues Verfahren helfen: Die Blockade des Ganglion stellatum. Dieses Ganglion ist ein Geflecht des autonomen Nervensystems und liegt im Halsbereich. Um es zu blockieren, führt die Ärzt*in unter Röntgenkontrolle oberhalb vom sechsten Halswirbel eine Hohlnadel ein und injiziert darüber ein Gemisch aus Betäubungsmittel und Kortison. Das minimalinvasive Verfahren dauert nur zehn Minuten und wird von den Betroffenen gut vertragen.

Geruchssinn nach vier Wochen deutlich gebessert

37 Patient*innen wurden von der amerikanischen Arbeitsgruppe inzwischen mit der Ganglionblockade behandelt. 22 von ihnen berichteten schon nach einer Woche von einer deutlichen Besserung ihres Geruchsinns. Nach drei Monaten hatte sich ihr Riechvermögen weiter gesteigert und insgesamt um durchschnittlich 49% verbessert. Es gab sogar Patient*innen, bei denen der Geruchssinn nach vier Wochen komplett wiederhergestellt war.

Einige der 22 erfolgreich behandelten Patient*innen ließen sich auch das Ganglion stellatum auf ihrer anderen Halsseite blockieren. Dies führte bei der Mehrzahl zu einer weiteren Verbesserung des Geruchssinns, berichten die Forschenden. Bei denjenigen Betroffenen, die schon nach der ersten Behandlung keine Änderung spürten, brachte auch eine zweite Blockade nichts.

Komplikationen oder unerwünschte Ereignisse traten während und nach der Behandlung nicht auf. Auch wenn nicht alle Betroffenen davon profitieren: Den Autor*innen zufolge stellt die Nervenblockade eine gute und sichere Option zur Therapie der Riechstörungen nach COVID-19 dar.

Quelle: Ärztezeitung

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: mauritius images / Westend61 / Alena Kuznetsova