Gesundheit heute

Stimmlippenpolypen und Stimmlippenknötchen

Stimmlippenpolypen: gutartige, entzündlich bedingte Schleimhautwucherungen auf den Stimmlippen. Männer sind in der Regel häufiger betroffen als Frauen, ein wichtiger Risikofaktor ist das Zigarettenrauchen.

Stimmlippenknötchen (Schrei- bzw. Sängerknötchen): Verdickung an den Stimmlippen infolge falscher Stimmtechnik oder Stimmüberlastung. Sie kommen überwiegend bei Kindern oder bei Erwachsenen mit einer hohen Stimmbelastung vor und machen sich vor allem durch Heiserkeit bemerkbar.

Hinweis: Viele Gewebeveränderungen im Hals und an den Stimmlippen sind gutartig: Stimmlippenpolypen und Stimmlippenknötchen sind die häufigsten gutartigen Veränderungen.

Symptome und Leitbeschwerden

  • Raue, heisere Stimme
  • Wechsel zwischen klarer und heiserer Stimme
  • Schnelles Ermüden der Stimme
  • Doppeltönigkeit des Stimmklangs
  • Bei sehr großen Polypen: Fremdkörpergefühl, Husten bis hin zu Atembeschwerden.

Wann zum Arzt

In den nächsten Tagen, bei

  • Heiserkeit ohne Erkältung oder Halsentzündung
  • Atembeschwerden.

Die Erkrankung

Stimmbandpolypen entstehen an der freien Kante der Stimmbänder und treten meistens nur an einer Seite auf. Sie sind breitbasig oder gestielt und bestehen aus Schleim und Bindegewebe oder kleinen Hautgefäßen. Diese in der Regel gutartigen Veränderungen sind offenbar die Langzeitfolge entzündlicher Reize. An erster Stelle treten sie deshalb bei männlichen Zigarettenrauchern auf. Wie bei den Stimmlippenknötchen soll auch die übermäßige Beanspruchung der Stimme begünstigend sein.

Stimmlippenknötchen sind Erhebungen an der Stimmlippe, die typischerweise durch Überlastung der Stimme oder unphysiologische Stimmtechnik entstehen. Im Frühstadium bestehen diese Veränderungen noch aus Flüssigkeitsansammlungen und können sich durch Stimmtherapie zurückbilden.

Diagnosesicherung

Um Gewebeveränderungen im Kehlkopfrachen oder an den Stimmlippen zu erkennen bzw. auszuschließen, untersucht der Arzt den Patienten mit Hilfe einer Kehlkopfspiegelung. Hilfreich ist auch eine Nasenendoskopie mit Lichtquelle und Minikamera, durch die der Arzt die Stimmlippen besonders gut betrachten kann.

Behandlung

Stimmlippenpolypen muss der Arzt während einer direkten Kehlkopfspiegelung operativ entfernen.

Bei Stimmlippenknötchen im frühen Stadium helfen v. a. eine Schonung der Stimme sowie eine logopädische Behandlung. Sind die Stimmlippenknötchen schon bindegewebig umgebaut, müssen sie ebenfalls operativ entfernt werden.

Prognose

Bei ausreichender logopädischer Behandlung ist die Prognose sowohl nach Abtragung von Stimmlippenpolypen als auch bei Stimmlippenknötchen gut, d. h. die Betroffenen erlangen in der Regel die gleiche Stimmqualität wie vor der Erkrankung zurück.

Ihr Apotheker empfiehlt

Achten Sie konsequent darauf, was Ihren Stimmbändern gut tut! Das ist das wichtigste, um Ihre Stimme wieder in Ordnung zu bringen und funktionsfähig zu erhalten. Dafür kombinieren Sie am besten mehrere der folgenden Maßnahmen:

  • Wenn Sie beruflich viel sprechen oder gar singen müssen, profitieren Sie von Stimm- und Atemübungen. Setzen Sie diese auch nach den Therapiestunden mit der Logopädin fort.
  • Verzichten Sie bei Heiserkeit auf Rauchen, Alkohol und scharfe Speisen. Leichte Heiserkeit lässt sich kurzfristig durch ausgedehntes ("unverschämtes") Gähnen beseitigen.
  • Vermeiden Sie Räuspern und Flüstern, beides strengt die Stimmbänder an.
  • Am besten halten Sie sich in eher kühlen Räumen mit einer Luftfeuchtigkeit von über 50 % auf.
  • Wenn die Stimme wieder schlechter wird, helfen Inhalationen mit Salbeiaufguss oder Salzlösungen (z. B. Emser® Sole), auch warme Halswickel lindern die Heiserkeit.
  • Verzichten Sie auf Lutschbonbons mit Kamille, Menthol oder Eukalyptus; sie trocknen den Hals weiter aus. Manchen Patienten hilft stattdessen eine Kombination aus Hyaluronsäure, Xanthan und Carbomer (in GeloRevoice®), die sich wie ein Schutzfilm über trockene und gereizte Schleimhäute legt.

Von: Prof. Dr. med. Gerhard Grevers; Dr. Ute Koch; Thilo Machotta; Dr. med. Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung der Sektionen "Symptome und Leitbeschwerden", "Wann zum Arzt", "Die Erkrankung", "Diagnosesicherung", "Behandlung", "Ihre Apotheke empfiehlt": Dr. med. Sonja Kempinski
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Wundermittel Salzspielplatz?

Wenn Kinder im Salz statt im Sand spielen, soll das der Gesundheitheit dienlich sein. Ärzt*innen sind skeptisch.

Wundermittel Salzspielplatz?

Gegen Schniefnasen und Allergien

Salz statt Sand: Das ist das neue Geheimrezept gegen Atemwegserkrankungen und Neurodermitis bei Kindern. Dabei tummeln sich die Kleinen auf salzhaltigen Spielplätzen und atmen nebenbei salzhaltige Luft ein. Doch können solche Salzspielplätze wirklich Husten, Schnupfen oder Hautentzündungen linden? Ärzte sind skeptisch.

Indoor-Spielplätze mit Salz statt Sand

Salzspielplätze sprießen wie Pilze aus dem Boden: Bundesweit soll es davon schon weit über 50 Angebote geben. Dahinter stecken Indoor-Spielplätze, bei denen der Boden mit feinem Salz bedeckt ist. Häufig wird auch die Luft mit Salz angereichert. Auf diese Weise könne die Kinder spielen und nebenbei inhalieren.

Einige Anbieter halten ihren Salzspielplatz für ein Wundermittel gegen Asthma, Bronchitis, Virusinfektionen und Heuschnupfen. Kinderarzt Jakob Maske sieht dagegen im Besuch von Salzspielplätzen keinen medizinischen Sinn. Selbst wenn die Luft durch Generatoren mit Salz angereichert wird, sind diese Partikel meist viel zu groß, um tief in die Atemwege zu gelangen. Der Kinderarzt empfiehlt bei Atemwegserkrankungen stattdessen vor allem viel frische Luft.

Echte Brandungsluft ist besser

Auch Lungenfacharzt Norbert Müllensen ist skeptisch. Das Spielen auf Sandspielplätzen sei zwar nicht schädlich, aber man verspreche sich zuviel davon. Er fürchtet, dass damit vor allem Geschäfte mit Eltern gemacht werden, die ein ständig hustendes Kind um sich haben. Sinnvoller sei es, ein paar Tage an die See zu fahren und echte Brandungsluft zu genießen. Sollen es Inhalationen sein, kann man besser ein gutes Inhaliergerät nutzen.

Versprochene Wirkung auf die Haut nicht haltbar

Andere Anbieter schwören auf die gute Wirkung der Salzspielsplätze bei Hauterkrankungen. Aus Sicht ist des Kieler Dermatologie-Professors Oliver Wiedow ist jedoch die Behauptung nicht haltbar, dass sie therapeutisch gegen Allergien und Hauterkrankungen wie beispielsweise Neurodermitis oder Schuppenflechte wirken.

Die gesundheitlichen Wirkungen solcher Salzspielplätze sind also bisher nicht belegt. Die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen hat aus gutem Grund einen Anbieter schon abgemahnt. Aussagen wie „Unser Indoor-Salz-Spielplatz lindert die Symptome von Bronchitis, Asthma, Husten, Schnupfen oder starker Verschleimung“ darf dieser nicht mehr nutzen.

Quelle: pta heute

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: mauritius images / Patrick Daxenbichler / imageBROKER