Gesundheit heute

Mittelohrentzündung, chronische

Chronische Mittelohrentzündung (Otitis media chronica mesotympanalis): Nicht heilendes Loch im Trommelfell verbunden mit einer dauerhaften oder immer wiederkehrenden Mittelohrentzündung.

Die Erkrankung tritt heute ziemlich selten auf, weil sich die Behandlung von Kleinkindern mit wiederkehrenden Atemwegsinfekten in den letzten 30 Jahren deutlich verbessert hat. Behandelt wird die chronische Mittelohrentzündung mit einer Operation.

Symptome und Leitbeschwerden

  • Wiederholt oder dauerhaft auftretender Ausfluss von schleimig-eitrigem Sekret
  • Hörminderung
  • Meist keine Schmerzen.

Wann zum Arzt

Am gleichen Tag, wenn

  • Sekret aus dem Gehörgang läuft.
  • Ohrenschmerzen auftreten.

In den nächsten Tagen, bei

  • zunehmender Hörminderung.

Die Erkrankung

Krankheitsentstehung und Formen

Bei der chronischen Mittelohrentzündung schmilzt mit oder ohne Entzündung ein Teil des Trommelfells weg und es entsteht ein Loch.

Wenn sich keine Entzündungszeichen wie Schmerzen, Ohrenausfluss und geschwollene Schleimhaut nachweisen lassen, handelt es sich um eine trockene Form der chronischen Mittelohrentzündung. Bei einer nässenden oder feuchten Form fließt Sekret aus, verursacht durch in das Mittelohr eingedrungene Bakterien. Bakterielle Infektionen heilen mitunter rasch wieder ab, weshalb im Krankheitsverlauf trockene und feuchte Stadien abwechseln können. Manchmal sind die Betroffenen zwischendurch jahrelang beschwerdefrei.

Risikofaktoren

Die Erkrankung tritt in aller Regel nur dann auf, wenn mehrere ungünstige Faktoren zusammentreffen: Dazu gehören eine erhöhte Anfälligkeit der Mittelohrschleimhaut, häufige (unsachgemäß behandelte) akute Mittelohrentzündungen im Kindesalter sowie eine allgemeine Abwehrschwäche.

Komplikationen

Bei knapp der Hälfte der chronischen Mittelohrentzündungen besteht gleichzeitig ein Cholesteatom, also eine chronisch eitrige Entzündung des Mittelohrs mit Knochenzerstörung.

Mögliche Folge einer nicht adäquat behandelten chronischen Mittelohrentzündung ist eine zunehmende Schwerhörigkeit.

Diagnosesicherung

Mit Hilfe eines Otoskops oder eines Ohrmikroskops begutachtet die Ärzt*in zunächst das Trommelfell. Charakteristischerweise findet sich darin ein zentral gelegenes Loch. Zur Feststellung der Hörminderung wird ein Tonaudiogramm angefertigt.

Behandlung

Eine chronische Mittelohrentzündung lässt sich mit Medikamenten nicht kurieren. Stattdessen verschließt die Ärzt*in bei einer Myringoplastik unter örtlicher Betäubung oder Vollnarkose das Loch im Trommelfell mit körpereigenem Material aus der Ohrregion (Bindegewebe oder Knorpelhaut). Danach wird das Ohr für etwa eine Woche tamponiert.

Prognose

Bei ausreichender Belüftung über die Ohrtrompete heilt eine chronische Mittelohrentzündung nach einer Operation in der Regel gut aus.

Ihr Apotheker empfiehlt

Ohr frei halten. Stopfen Sie bei einer chronischen Mittelohrentzündung keine Watte ins Ohr! Watte begünstigt ein feucht-warmes Klima, in dem sich Krankheitserreger gerne vermehren, und kann dadurch die Entzündung verstärken.

Nach einer Ohren-OP. Nach einer Ohrenoperation müssen Sie eine Reihe von Vorsichtsmaßnahmen beachten: Ihre Ärzt*in wird Ihnen sagen, wie lange kein Wasser in den Gehörgang eindringen darf. Hat er die Ohrtamponade bereits entfernt, können Sie vor dem Duschen ein großes Stück Watte mit Bepanthen-Salbe bestreichen und unter einer Duschhaube vor dem Eingang des Gehörganges platzieren. Achtung, die Watte darf nicht in den Gehörgang geschoben werden. Ob Sie schwimmen dürfen, klären Sie bitte mit Ihrer Ärzt*in.

Verzichten Sie für eine optimale Wundheilung auf Nikotin. Naseschnäuzen ist 4 Wochen lang verboten, müssen Sie niesen, öffnen Sie dabei unbedingt den Mund. Vermeiden Sie, sich beim Schlafen auf das operierte Ohr zu legen.

Die Empfehlungen bezüglich Flugreisen sind unterschiedlich. Die ersten 4 Wochen nach der Operation sollten Sie Flugreisen jedoch besser vermeiden. Auf Sport und Saunagänge verzichten Sie sicherheitshalber 6 Wochen lang.

Hinweis: Acetylsalicylsäure enthaltende Schmerzmedikamente erhöhen die Gefahr des Nachblutens – sie sind deshalb die ersten 10 Tage nach der Operation verboten.

Von: Prof. Dr. med. Gerhard Grevers; Dr. Ute Koch; Thilo Machotta; Dr. med. Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung der Sektionen "Wann zum Arzt", "Prognose" und "Ihre Apotheke empfiehlt": Dr. med. Sonja Kempinski
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Rauchstopp nützt auch Krebskranken

Schluss mit dem Rauchen: Das lohnt sich auch noch mit der Diagnose Lungenkrebs.

Rauchstopp nützt auch Krebskranken

20 Monate länger leben

Nichtrauchen schützt vor Lungenkrebs, das ist bekannt. Doch nützt ein Rauchstopp auch noch, wenn der Krebs schon in der Lunge sitzt? Auf jeden Fall, zeigt eine neue Studie.

Weiterrauchen trotz Lungenkrebs?

In Deutschland erkranken jährlich etwa 85 000 Menschen an Lungenkrebs, weil sie geraucht haben oder noch rauchen. Manche Patient*innen geben die ungesunde Gewohnheit auf, sobald sie die Diagnose „Lungenkrebs“ erhalten. Andere meinen, dass sich ein Rauchstopp dann nicht mehr lohnt – und rauchen einfach weiter.

Doch damit verschenken sie wertvolle Lebenszeit, wie eine Studie an 517 neu diagnostizierten Lungenkrebspatient*innen zeigt (89% Männer, Durchschnittsalter bei Diagnose 61 Jahre). Alle Patient*innen wurden vor der Therapieaufnahme zu ihrem Lebensstil befragt. In den folgenden Jahren ermittelten die Forscher*innen anhand der Krankenakten jährlich das Fortschreiten des Tumors, den Gesundheitszustand und die Form der Therapie. In der durchschnittlich sieben Jahre dauernden Nachbeobachtungszeit verstarben 327 der Betroffenen, 273 von ihnen an ihrem Lungenkrebs.

Mehr als die Hälfte raucht weiter

43% der Lungenkrebspatient*innen hatten nach der Diagnose mit dem Rauchen aufgehört. Das zahlte sich aus: Ihre Überlebenszeit war mit 6,6 Jahren um 21,6 Monate länger als die der noch immer Rauchenden (4,8 Jahre). Auch verlängerte sich bei ihnen die Phase, in der ihr Tumor nicht weiter fortschritt (5,7 Jahre vs. 3,9 Jahre bei den Raucher*innen). Zudem lag die 5-Jahres-Überlebensrate bei den Nicht-Mehr-Rauchenden mit 61% höher als bei den Rauchenden (49%.).

Rauchstopp senkt Sterberisiko

Unter Berücksichtigung anderer Einflussfaktoren (Alter, Begleiterkrankungen) berechneten die Wissenschaftler*innen auch das Sterberisiko. Es ergab sich, dass die Lungenkrebspatient*innen mit Rauchstopp ein um 25% niedrigeres Risiko hatten, an ihrem Lungenkrebs zu versterben. Dieser Effekt war unabhängig davon, ob sie vorher viel oder wenig geraucht hatten und wie weit fortgeschritten der Lungenkrebs war.

Lungenkrebspatient*innen können ihre Überlebenszeit mit einem Rauchstopp erheblich steigern, betont das Forscherteam. Es ist also nie zu spät, mit dem Rauchen aufzuhören. Hilfe und Beratung dafür dabei bieten die Apotheken und die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung unter www.rauchfrei-info.de.

Quellen: SpringerMedizin, Deutsches Krebsforschungszentrum

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: wavebreakmedia/shutterstock.com