Gesundheit heute

Ohrenschmalzpfropf

Ohrenschmalzpfropf (Cerumen obturans, Zeruminalpfropf): Teilweiser oder vollständiger Verschluss des äußeren Gehörgangs durch Ohrenschmalz, verbunden mit Hörminderung.

Ursachen sind eine übermäßige Ohrenschmalzproduktion, ein gestörter Selbstreinigungsmechanismus des äußeren Gehörgangs oder eine unsachgemäße Reinigung mit Wattestäbchen, bei der das Ohrenschmalz tief in den Gehörgang geschoben wurde.

Symptome und Leitbeschwerden

  • Zunehmende oder abrupt auftretende Hörminderung
  • Druckgefühl im Ohr
  • Eventuell Ohrgeräusche und Schwindel.

Wann zum Arzt

In den nächsten Tagen, wenn

  • das Hören vermindert ist oder Druckgefühl auftritt.

Die Erkrankung

Krankheitsentstehung

Ist der Selbstreinigungsmechanismus des Ohrs gestört – meist durch unsachgemäße Säuberung mit Wattestäbchen –, bilden sich größere Ansammlungen von Ohrenschmalz. Sie vermischen sich mit Hautschuppen und von außen in das Ohr eingedrungenem Schmutz. Mit der Zeit entsteht daraus ein Pfropf, der den äußeren Gehörgang ganz oder teilweise verschließt und eine Hörminderung sowie ein Druckgefühl im Ohr bewirkt.

Häufig quillt der Pfropf durch Wasserkontakt auf, sodass der Betroffene die Hörminderung kurz nach dem Duschen oder Schwimmen als plötzliches Ereignis empfindet.

Risikofaktoren

Enge Gehörgänge und die individuell unterschiedliche Zusammensetzung des Ohrenschmalzes begünstigen die Entstehung eines Pfropfs. Auch das Einsetzen und Tragen von Hörgeräten fördert durch das Hineinschieben des Zerumens in den Gehörgang die Entwicklung von Ohrenschmalzpfröpfen.

Komplikationen

Komplikationen wie eine Gehörgangsentzündung sind selten.

Diagnosesicherung

Mit Hilfe des Otoskops, einem Ohrtrichter mit Lampe und Lupe, untersucht der Arzt den äußeren Gehörgang gründlich. Dabei achtet er auf mögliche andere Verschlussursachen wie Fremdkörper, Tumoren oder Hautschuppen.

Behandlung

Der Arzt entfernt den Pfropf mit einem Sauger, speziellen Häkchen oder auch durch eine Ohrspülung. Dafür setzt sich der Patient bequem hin, seine Kleidung wird durch ein wasserdichtes Abdecktuch geschützt. Dann spült der Arzt mit einer möglichst stumpfen Ohrspritze körperwarmes Wasser mit wenig Druck in den Gehörgang. Das Wasser und das gelöste Ohrenschmalz laufen in eine Nierenschale ab, die der Patient oder eine Assistentin unter das betreffende Ohr hält. Bei Bedarf wird die Ohrspülung mehrmals wiederholt. Einen sehr harten Ohrenschmalzpfropf weicht der Arzt vor der Ohrspülung durch Ohrentropfen mit Wasserstoffperoxid oder Glycerin auf. Zum Schluss prüft er den Behandlungserfolg durch eine erneute Untersuchung des Gehörgangs.

Prognose

Bei sachgerechter ärztlicher Behandlung ist der Ohrenschmalzpfropf eine harmlose Erkrankung. Wiederkehrende Ohrenschmalz-Probleme sind selten, und haben als Ursache enge Gehörgänge und eine pfropf-fördernde Ohrenschmalzzusammensetzung.

Ihr Apotheker empfiehlt

Was Sie selbst tun können

Zum Arzt gehen.Von einer Selbstbehandlung mit Präparaten zum Erweichen und Ausspülen eines Ohrenschmalzpfropfs wie etwa Ohrenkerzen, Sprays oder Ölen ist abzuraten. Zum einen können diese Gehörgang und Trommelfell verletzen, zum anderen sind eventuelle ernste Ursachen der Beschwerden für den Laien nicht erkennbar.

Prävention

Ohrenreinigung.Die wichtigste Maßnahme zur Vermeidung eines Ohrenschmalzpfropfs ist die fachgerechte Ohrreinigung. Vor allem: Vorsicht mit Wattestäbchen! Für das Reinigen der Ohrmuschel von Ohrenschmalz reicht ein gewöhnliches Taschentuch aus.

Falls Sie ein Hörgerät tragen, lassen Sie sich ihre Ohren regelmäßig auf Ohrenschmalzpfröpfe untersuchen und Ihre Ohren reinigen.

Wer häufig unter Ohrenschmalzpfröpfen leidet, sollte seine Gehörgänge regelmäßig beim HNO-Arzt inspizieren und reinigen lassen.

Von: Prof. Dr. med. Gerhard Grevers; Dr. Ute Koch; Thilo Machotta; Dr. med. Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung der Sektionen "Die Erkrankung", "Diagnosesicherung" und "Ihre Apotheke empfiehlt": Dr. med. Sonja Kempinski
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Männerschnupfen gibt es wirklich

Frauen können oft nicht verstehen, warum Männer unter Erkältungskrankheiten so stark leiden.

Männerschnupfen gibt es wirklich

Schuld ist das X-Chromosom

Über den Männerschnupfen machen sich vor allem Frauen gerne lustig. Doch offenbar haben Männer bei manchen Erkrankungen tatsächlich schlechtere Karten. Verantwortlich sind Unterschiede im Immunsystem.

Männer leiden zu Recht

Männer werden immer wieder damit aufgezogen, dass sie bei banalen Erkältungen stärker leiden und schneller niedergestreckt werden als Frauen. Das ist jedoch höchst ungerecht: Sie können nämlich nichts dafür, dass Viren und Bakterien sie mehr beuteln. Denn Infektionskrankheiten verlaufen bei Männern schwerer als bei Frauen. Das weiß man nicht nur vom Schnupfen, sondern auch von COVID-19 und anderen ansteckenden Erkrankungen.

Gene und Hormone machen den Unterschied

Schuld daran sind u.a. die Gene. Ein entscheidender genetischer Unterschied zwischen Männern und Frauen sind die Geschlechtschromosomen. Während Frauen zwei X-Chromosomen haben, weisen Männer nur eines davon auf. Das hat Folgen: Viele für die Immunregulation wichtige Gene liegen nämlich genau auf diesem Chromosom. Bei der Frau können die Gene beider X-Chromosomen aktiv werden und die Produktion von wichtigen, entzündungsbekämpfenden Botenstoffe ankurbeln. Ihre Immunzellen entwickeln deshalb bei Infektionen eine stärkere Antwort als die Immunzellen der Männer.

Ein weiterer Grund sind die Hormone. Von Testosteron weiß man, dass es Immunantworten eher unterdrückt. So reagieren Männer mit hohen Testosteronspiegeln oft schwächer auf Impfungen. Das bedeutet, dass sie weniger Antikörper ausbilden und dadurch weniger geschützt sind. Östrogen und Progesteron der Frauen verstärken dagegen die Immunantworten. Das gilt sowohl für die Reaktion auf Infekte als auch auf Impfstoffe.

Vorteil mit Pferdefuß

Die verstärkte Immunantwort von Frauen hat zwar Vorteile bei der Infektabwehr. Weil das Immunsystem aber schneller und heftiger reagiert, kommt es bei ihnen auch leichter zu Immunreaktionen gegen körpereigene Proteine. Das ist der Grund dafür, dass Frauen häufiger an Autoimmunerkrankungen wie Rheuma oder Multipler Sklerose leiden.

Quelle: Ärztezeitung

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: mauritius images / Fabio and Simona