Gesundheit heute

Ohrmuschelentzündungen

Ohrmuschelentzündungen: Entzündungen, die Oberhaut, Ohrknorpel oder Unterhaut der Ohrmuschel betreffen.

In manchen Fällen begünstigen sich die verschiedenen Ohrmuschelentzündungen auch gegenseitig. Sie können sich zudem in Richtung Gehörgang oder zum restlichen Gesicht hin ausbreiten. Je nach Ort und Auslöser werden Ohrmuschelentzündungen in 3 Gruppen eingeteilt:

  • Ohrmuschelekzem: Trockene oder feuchte Entzündung der Oberhaut der Ohrmuschel.
  • Perichondritis: Akute bakterielle Entzündung der Knorpelhaut, im Bereich der Ohrmuschel sowie der umgebenden Haut.
  • Wundrose (Erysipel) der Ohrmuschel: Akute bakterielle Entzündung der Lymphspalten und -gefäße von Haut und Unterhaut, im Bereich der Ohrmuschel sowie ihrer Umgebung.

Symptome und Leitbeschwerden

Bei Ohrmuschelekzem:

  • Haut der Ohrmuschel gerötet, trocken-schuppig oder feucht-nässend, manchmal sind nur kleinere Hautbereiche betroffen
  • Heftiger Juckreiz, gelegentlich Brennen
  • Schmerzen

Bei Perichondritis:

  • Starke Schmerzen und Druckempfindlichkeit der Ohrmuschel, das Ohrläppchen ist nicht betroffen
  • Die umliegenden Lymphknoten schwellen an
  • Das Allgemeinbefinden ist beeinträchtigt

Bei Wundrose:

  • Fieber und schmerzhafte Erwärmung der Ohrmuschel
  • Ohrläppchen und angrenzende Gesichtshaut sind mitbetroffen
  • Allgemeines Krankheitsgefühl.

Wann zum Arzt

Heute noch bei

  • starken Schmerzen.

In den nächsten Tagen

  • bei starkem Juckreiz oder wenn sich Eiter gebildet hat.

Die Erkrankungen

Krankheitsentstehung

Ein Ekzem der Ohrmuschel ist nicht infektiös, sondern meist eine Überreaktion der Ohrmuschelhaut auf innere oder äußere Auslöser. Zu den äußeren Auslösern gehören Allergien gegen Ohrschmuck und Piercings, Kosmetika, Seifen und Shampoos.

Auch Hörgeräte, in das Ohr einsteckbare Kopfhörer und Lärmschutzstöpsel reizen die Haut mechanisch und/oder allergisch. Manchmal weisen Entzündungen auch auf eine allgemeine Hauterkrankung (z. B. Schuppenflechte) hin.

Weitere Ursachen sind Schäden durch UV-Licht (Sonnenbrand) oder Erfrierung. Innere Ursachen, die ein Ekzem begünstigen, sind z. B. Stress, Depressionen und vor allem ein geschwächtes Immunsystem. Ist die Ohrmuschelhaut durch das entzündliche Ekzem rissig geworden, können Bakterien in untere Hautbereiche eindringen und zu einer Perichondritis oder Wundrose führen:

Perichondritis. Bei einer Perichondritis besiedeln Bakterien, meist Staphylokokken, eine entzündete Stelle. Manchmal dringen die Keime auch über Mückenstiche, Hautverletzungen oder über nicht abgeheilte Piercinglöcher ein. Die Infektion greift auf den Knorpel über, knorpelfreie Bereiche wie die Ohrläppchen sind davon nicht betroffen. Unbehandelt schädigt diese Infektion den Knorpel und verformt die Ohrmuschel dauerhaft.

Wundrose. Bei der Wundrose greift eine bakterielle Entzündung mit Streptokokken auf die Unterhaut der Ohrmuschel und ihre Umgebung über. Im Gegensatz zur Perichondritis können auch das Ohrläppchen und die Gesichtshaut in direkter Umgebung betroffen sein. Eintrittspforten für Streptokokken sind kleinere Verletzungen oder Kratzwunden sowie ekzematös geschädigte Haut.

Komplikationen

Häufig greift eine Entzündung der Ohrmuschel auf den äußeren Gehörgang über oder umgekehrt.

Wird eine Perichondritis nicht frühzeitig behandelt, kann sie sich ausbreiten, zu Nekrosen führen und den Knorpel dauerhaft verformen. Als Folge drohen die sogenannten Blumenkohlohren, die sonst typischerweise durch äußere Gewalteinwirkung und Verletzungen beim Ringen, Fußball oder Boxen entstehen.

Diagnosesicherung

Entzündungen der Ohrmuschel erkennt der Arzt in aller Regel mit bloßem Auge. Wenn der äußere Gehörgang mitbeteiligt ist, führt der Arzt eine Otoskopie oder Ohrmikroskopie durch. Dabei überblickt er mit dem Otoskop, einem Ohrtrichter mit Lampe und Lupe, den Gehörgang bis tief hinein zum Trommelfell. Das Ohrmikroskop bietet eine noch bessere Sicht mit stärkerer Vergrößerung und hellerer Ausleuchtung.

Bestehen Hinweise auf eine Allergie, schließt sich unter Umständen eine dermatologische Allergiediagnostik an.

Bei Verdacht auf bakterielle Infektionen macht der Arzt – wenn möglich – einen Abstrich zum Erregernachweis, um das passende Antibiotikum auszuwählen.

Behandlung

Behandlung bei Ohrmuschelekzem

Wenn keine bakteriellen Komplikationen vorliegen, werden Ekzeme mit Salben, Cremes oder Lösungen behandelt. In manchen Fällen verschreibt der Arzt antibakterielle Salben, um eine mögliche Superinfektion, das heißt ein Aufpfropfen von Bakterien auf die ekzematös geschädigte Haut, zu verhindern.

Behandlung bei Perichondritis

Eine Perichondritis wird systemisch, d. h. innerlich, mit einem Antibiotikum und einem Kortikoid behandelt. Im frühen Stadium der Erkrankung reichen dafür meist oral einzunehmende Antibiotika aus, im fortgeschrittenen Stadium sind manchmal intravenös verabreichte Präparate nötig.

Wurde mittels Abstrich ein Erreger nachgewiesen, verordnet der Arzt gezielt das passende Antibiotikum. Ansonsten verschreibt er Ciprofloxazin oder Levofloxazin oder ein anderes Breitspektrumpräparat, welches die wahrscheinlichen Keime abdeckt, die auch in Knorpelgewebe eindringen können. Hinzu kommen antibiotika- und/oder kortikoidhaltige Salbenverbände, die täglich gewechselt werden müssen.

Behandlung bei Wundrose

Zur Behandlung einer Wundrose spritzt der Arzt ein hoch dosiertes, streptokokkenwirksames Antibiotikum (in erster Linie Penizillin G). Bei starken Schmerzen helfen Analgetika wie Paracetamol oder Ibuprofen.

Prognose

Rechtzeitig erkannt und gegebenenfalls antibiotisch behandelt, ist die Prognose bei Ohrmuschelentzündungen gut.

Ihr Apotheker empfiehlt

Prävention

Hygiene. Achten Sie bei kosmetischen Maßnahmen wie Piercing, Ohrlochstechen oder Tätowierungen darauf, dass dies unter allerbesten hygienischen Voraussetzungen vorgenommen wird und halten Sie die Hygieneregeln danach sorgfältig ein.

Hautreizung meiden. Haben Sie schon einmal unter einer Ohrmuschelentzündung gelitten, sollten Sie generell auf Ohrschmuck oder hautreizende Kosmetika verzichten. Im Fall von Haarfärbemitteln ist es wichtig, die Verträglichkeit des Mittels vor der ersten Verwendung an einer anderen Körperstelle, zum Beispiel am Handgelenk, zu prüfen.

Von: Prof. Dr. med. Gerhard Grevers; Dr. Ute Koch; Thilo Machotta; Dr. med. Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung der Einleitung und der Sektionen "Erkrankung", "Diagnosesicherung", "Behandlung", "Ihre Apotheke empfiehlt": Dr. med. Sonja Kempinski
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Wundermittel Salzspielplatz?

Wenn Kinder im Salz statt im Sand spielen, soll das der Gesundheitheit dienlich sein. Ärzt*innen sind skeptisch.

Wundermittel Salzspielplatz?

Gegen Schniefnasen und Allergien

Salz statt Sand: Das ist das neue Geheimrezept gegen Atemwegserkrankungen und Neurodermitis bei Kindern. Dabei tummeln sich die Kleinen auf salzhaltigen Spielplätzen und atmen nebenbei salzhaltige Luft ein. Doch können solche Salzspielplätze wirklich Husten, Schnupfen oder Hautentzündungen linden? Ärzte sind skeptisch.

Indoor-Spielplätze mit Salz statt Sand

Salzspielplätze sprießen wie Pilze aus dem Boden: Bundesweit soll es davon schon weit über 50 Angebote geben. Dahinter stecken Indoor-Spielplätze, bei denen der Boden mit feinem Salz bedeckt ist. Häufig wird auch die Luft mit Salz angereichert. Auf diese Weise könne die Kinder spielen und nebenbei inhalieren.

Einige Anbieter halten ihren Salzspielplatz für ein Wundermittel gegen Asthma, Bronchitis, Virusinfektionen und Heuschnupfen. Kinderarzt Jakob Maske sieht dagegen im Besuch von Salzspielplätzen keinen medizinischen Sinn. Selbst wenn die Luft durch Generatoren mit Salz angereichert wird, sind diese Partikel meist viel zu groß, um tief in die Atemwege zu gelangen. Der Kinderarzt empfiehlt bei Atemwegserkrankungen stattdessen vor allem viel frische Luft.

Echte Brandungsluft ist besser

Auch Lungenfacharzt Norbert Müllensen ist skeptisch. Das Spielen auf Sandspielplätzen sei zwar nicht schädlich, aber man verspreche sich zuviel davon. Er fürchtet, dass damit vor allem Geschäfte mit Eltern gemacht werden, die ein ständig hustendes Kind um sich haben. Sinnvoller sei es, ein paar Tage an die See zu fahren und echte Brandungsluft zu genießen. Sollen es Inhalationen sein, kann man besser ein gutes Inhaliergerät nutzen.

Versprochene Wirkung auf die Haut nicht haltbar

Andere Anbieter schwören auf die gute Wirkung der Salzspielsplätze bei Hauterkrankungen. Aus Sicht ist des Kieler Dermatologie-Professors Oliver Wiedow ist jedoch die Behauptung nicht haltbar, dass sie therapeutisch gegen Allergien und Hauterkrankungen wie beispielsweise Neurodermitis oder Schuppenflechte wirken.

Die gesundheitlichen Wirkungen solcher Salzspielplätze sind also bisher nicht belegt. Die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen hat aus gutem Grund einen Anbieter schon abgemahnt. Aussagen wie „Unser Indoor-Salz-Spielplatz lindert die Symptome von Bronchitis, Asthma, Husten, Schnupfen oder starker Verschleimung“ darf dieser nicht mehr nutzen.

Quelle: pta heute

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: mauritius images / Patrick Daxenbichler / imageBROKER