Gesundheit heute

Anwendungen im Gehörgang

Ohrentropfen

Beim Einträufeln von Ohrentropfen zu Hause sollte nach Möglichkeit eine zweite Person helfen. Diese zieht die Ohrmuschel vorsichtig nach hinten und oben (bei Kleinkindern nach hinten und unten), um den äußeren Gehörgang zu begradigen. Während des Einträufelns liegt der Betroffene am besten auf der Seite und bleibt auch im Anschluss noch einige Minuten liegen.

Ohrensalben

Ohrensalbe trägt normalerweise nur der Arzt unter ohrmikroskopischer Kontrolle im Gehörgang auf. Als Patient sollte man sie allenfalls im Eingangsbereich des Gehörgangs selbst anwenden.

Kalte Arzneimittel können Schmerzen und Schwindel hervorrufen (durch temperaturbedingte Reizung des Gleichgewichtsorgans im Innenohr). Wenn das Fläschchen oder die Tube vor der Anwendung eine Zeitlang in der Hand gehalten werden, wärmen sie sich auf eine angenehme Temperatur auf.

Es ist nicht immer sinnvoll, anschließend Watte in den Gehörgang zu stecken, da dadurch eine feuchte Kammer mit idealen Bedingungen für Bakterien und Pilze entstehen kann. Die Packungsbeilage des Arzneimittels enthält in der Regel genaue Anweisungen.

Reinigung des Gehörgangs

Der Gehörgang reinigt sich selbstständig, d. h. normalerweise sorgen die anatomische Form des Gehörgangs und die Kaubewegungen des Menschen dafür, dass das Ohrenschmalz nach außen transportiert wird. Eine Reinigung mit Wattestäbchen (Q-Tips®) drückt das Ohrenschmalz eher tiefer ins Ohr hinein und ist deshalb kontraproduktiv. Die Wattestäbchen können sogar Verletzungen und Entzündungen hervorrufen oder das Ohrenschmalz zu einem Pfropf zusammenschieben. Wenn überhaupt, sollten sie nur am Eingang des Gehörgangs angewendet werden. Auch eine Reinigung mit Meerwassersprays (z. B. Audispray®) wird von HNO-Ärzten nicht empfohlen.

Von: Prof. Dr. med. Gerhard Grevers, Dr. Ute Koch, Thilo Machotta, Dr. med. Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski
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Nervenblockade lässt wieder riechen

Mit Riechstörungen lässt sich der Duft einer Paprika oft nicht mehr richtig wahrnehmen.

Nervenblockade lässt wieder riechen

Hilfe für Long-COVID-Erkrankte

Außer einem Riechtraining konnte man Long-COVID-Patient*innen mit gestörtem Geruchssinn bisher kaum Behandlungsoptionen anbieten. Das ändert sich womöglich: Die minimalinvasive Blockade eines Nervengeflechts im Halsbereich bessert das Riechvermögen offenbar erheblich.

Riechstörungen auch noch nach einem Jahr

Störungen des Riechvermögens gehören mit zu den häufigsten Beschwerden, die COVID-19-Patient*innen angeben. Zum Glück erholt sich bei den meisten von ihnen der Geruchssinn spontan wieder. Doch bis zu 7% der Betroffenen leiden noch ein Jahr nach Beginn ihrer Infektion unter schweren Riechstörungen, wie weltweite Studien zeigen.

Therapeutisch gibt es bisher wenig Möglichkeiten, diese Riechstörung anzugehen. Die Gabe von Kortison als Spray oder Tabletten ist umstritten. Empfohlen wird in den Leitlinien ein spezielles Riechtraining, das immerhin etwa der Hälfte der Betroffenen helfen soll.

Stellatumblockade dauert nur 10 Minuten

Den übrigen könnte amerikanischen Forschenden zufolge vielleicht ein neues Verfahren helfen: Die Blockade des Ganglion stellatum. Dieses Ganglion ist ein Geflecht des autonomen Nervensystems und liegt im Halsbereich. Um es zu blockieren, führt die Ärzt*in unter Röntgenkontrolle oberhalb vom sechsten Halswirbel eine Hohlnadel ein und injiziert darüber ein Gemisch aus Betäubungsmittel und Kortison. Das minimalinvasive Verfahren dauert nur zehn Minuten und wird von den Betroffenen gut vertragen.

Geruchssinn nach vier Wochen deutlich gebessert

37 Patient*innen wurden von der amerikanischen Arbeitsgruppe inzwischen mit der Ganglionblockade behandelt. 22 von ihnen berichteten schon nach einer Woche von einer deutlichen Besserung ihres Geruchsinns. Nach drei Monaten hatte sich ihr Riechvermögen weiter gesteigert und insgesamt um durchschnittlich 49% verbessert. Es gab sogar Patient*innen, bei denen der Geruchssinn nach vier Wochen komplett wiederhergestellt war.

Einige der 22 erfolgreich behandelten Patient*innen ließen sich auch das Ganglion stellatum auf ihrer anderen Halsseite blockieren. Dies führte bei der Mehrzahl zu einer weiteren Verbesserung des Geruchssinns, berichten die Forschenden. Bei denjenigen Betroffenen, die schon nach der ersten Behandlung keine Änderung spürten, brachte auch eine zweite Blockade nichts.

Komplikationen oder unerwünschte Ereignisse traten während und nach der Behandlung nicht auf. Auch wenn nicht alle Betroffenen davon profitieren: Den Autor*innen zufolge stellt die Nervenblockade eine gute und sichere Option zur Therapie der Riechstörungen nach COVID-19 dar.

Quelle: Ärztezeitung

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: mauritius images / Westend61 / Alena Kuznetsova