Gesundheit heute

Medikamente bei Asthma

Stufenschema zur Langzeittherapie des Asthmas bei Erwachsenen, nach den Empfehlungen der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft 2001 und der Global Initiative for Asthma (GINA) 2004:

Schweregrad 1:

  • gelegentlich auftretendes Asthma
  • Peakflow > 80 %
  • Beschwerden maximal einmal pro Woche
  • nächtliche Atemnot nicht öfter als zwei mal im Monat
  • Dauermedikation: in vielen Fällen keine, in Einzelfällen inhalierbares Kortison, um die Lungenfunktion und Asthmakontrolle zu erhalten

Schweregrad 2:

  • leichtes anhaltendes Asthma
  • Peakflow knapp oberhalb oder unterhalb 80 %
  • Beschwerden weniger als einmal täglich, aber häufiger als einmal pro Woche
  • nächtliche Atemnot öfter als zweimal im Monat
  • Dauermedikation: inhalierbares Kortison, Alternativ: Mastzellstabilisatoren oder Antileukotrine

Schweregrad 3:

  • mittelschweres Asthma
  • Peakflow 60-80 %
  • Beschwerden täglich und mehr als einmal wöchentlich auch nachts
  • Dauermedikation: inhalierbares Kortison plus inhalierbare lang wirksame Beta-2-Symphathomimetika und/oder Theophyllin in Tablettenform

Schweregrad 4:

  • schweres Asthma
  • Peakflow < 60 % permanente Beschwerden
  • deutliche Einschränkungen der körperlichen Aktivität
  • Dauermedikation: inhalierbares Kortison in hoher Dosierung plus inhalierbare lang wirksame Beta-2-Sympathomimetika, meist auch Theophyllin und/oder Kortison als Tablette

Die Bedarfsmedikation für Anfälle sind bei allen vier Schweregraden kurz wirksame Beta-2-Sympathomimetika oder andere Bronchodilatatoren als Spray.

Zur Asthmatherapie stehen sieben Medikamentengruppen zur Verfügung, die z. T. häufig miteinander kombiniert werden. Auch wenn die konkrete Verordnung Aufgabe des Facharztes ist, lohnt es sich für Betroffene, mehr über die therapeutischen Möglichkeiten der einzelnen Medikamentengruppen zu wissen. Die folgende Aufzählung bezieht sich dabei auf das Stufenschema der GINA:

Kurz wirksame Beta-2-Sympathomimetika wie Salbutamol (z. B. Salbulair® N), Fenoterol (z. B. Berotec®) oder Terbutalin (z. B. Aerodur®) sind Bronchodilatatoren, lösen also die Verengung der Atemwege. Sie wirken einige Stunden lang; als Nebenwirkung kann es zur Beschleunigung des Herzrhythmus und schlimmstenfalls zu Herzrhythmusstörungen kommen.

Auch andere Bronchodilatatoren wie Ipratropiumbromid (z. B. Atrovent®) oder Oxitropiumbromid (z. B. Ventilat®) erweitern die Bronchien. Ihre Wirkung ist deutlich schwächer als die der Beta-2-Sympathomimetika, sie können jedoch gut mit ihnen kombiniert werden, wodurch sich deren Dosis verringert. Beispielsweise enthält Berodual® sowohl Fenoterol als auch das Anticholinergikum Ipratropiumbromid. Die Nebenwirkungen sind gering, mitunter treten Mundtrockenheit, Kopfschmerzen und Übelkeit auf.

Inhalierbares Kortison entfaltet seine Wirkung fast nur in den Atemwegen, z. B. Beclomethason (z. B. Aerobec® N, Junik®), Budesonid (Pulmicort®), Fluticason (z. B. Atemur®, Flutide®). Lediglich Pilzbefall des Mund-Rachenraums (Mundsoor) und Heiserkeit können auftreten. Durch konsequentes Mundspülen nach dem Inhalieren und Verwendung von Inhalationshilfen (Spacer) lassen sich diese jedoch minimieren. Früher wurde befürchtet, dass bei Kindern das Wachstum durch Kortison-Inhalation gebremst wird, neue Auswertungen haben ergeben, dass dieser Effekt nur vorübergehend auftritt, und die betroffenen Kinder den Größenrückstand später wieder aufholen.

Ciclesonid (Alvesco®) ist ein neues Kortison, das seltener zum Auftreten von Soor und anderen Nebenwirkungen führt, weil es erst in der Lunge aktiviert wird. Ciclesonid muss nur ein Mal täglich angewendet werden.

Mastzellstabilisatoren (Cromoglicinsäure, z. B. Cromohexal® oder Nedocromil, z. B. Halamid®) sind nebenwirkungsarme entzündungshemmende Medikamente. Ihre Wirkung ist nicht sehr stark ausgeprägt, sie können aber andere Medikamente einsparen helfen. Sie werden vorwiegend bei leichtem und (exogen-allergischem Asthma) angewendet.

Antileukotriene (Leukotrienantagonisten), z. B. Ketotifen (z. B. Zaditen®) oder Montelukast (Singulair®), werden als Tabletten eingenommen. Sie haben sich u. a. bei exogen-allergischem Asthma sowie zur Vorbeugung von Anstrengungsasthma bewährt. Antileukotriene werden in der Regel gut vertragen, allerdings spricht nur jeder zweite Asthmapatient auf diese neuartige Medikamentengruppe an.

Lang wirksame Beta-2-Sympathomimetika wirken mehr als 12 Stunden. Sie werden vor allem bei nächtlichen Asthmaanfällen oder als Zusatztherapie bei schwerem Asthma herangezogen. Sie werden inhaliert (Salmeterol, z. B. Aeromax®, Serevent® oder Formoterol, z. B. Foradil®, Oxis®) oder können auch als Tabletten eingenommen werden.

Theophyllin (z. B. Bronchoretard®, Euphylong®, Theophyllin-ratiopharm®) wirkt bereits in geringer Konzentration entzündungshemmend, erweitert die Bronchien und steigert den Atemantrieb. Es bedarf einer individuellen Dosisanpassung, da bei Überdosierung schwere Nebenwirkungen wie Krampfanfälle und Herzrhythmusstörungen (wie z. B. extreme Tachykardie), also ein viel zu schneller Herzschlag, drohen. Daher muss der Wirkstoffspiegel im Blut regelmäßig kontrolliert werden. Es wird deshalb nur noch zurückhaltend eingesetzt.

Kortison in Tablettenform (Prednisolon, z. B. Decortin H®) kommt dann zum Einsatz, wenn Kortison als Spray nicht ausreicht. Wenn möglich, bleibt es bei einer „Stoßtherapie“ über mehrere Tage, die nach einem schweren Anfall gestartet und deren Dosis von Tag zu Tag verringert wird. Nur bei schwerem Verlauf des Asthmas ist eine monatelange Einnahme unumgänglich.

Von: Kristine Raether-Buscham, Dr. med. Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski
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Kinder vor Lärm schützen!

Mit Kopfhörer kann man Musik so richtig schön laut aufdrehen. Gut für das Gehör ist das allerdings nichts.

Kinder vor Lärm schützen!

Gehör in Gefahr

Lärm schadet Kindern: Er verursacht Hörprobleme und stört Wahrnehmung und Schlaf. Alles zusammen hat negative Auswirkungen auf die kognitive und die soziale Entwicklung. Kinderärzt*innen geben deshalb Tipps, wie Eltern ihren Nachwuchs vor Lärm schützen.

Kommunikation und Lernen erschwert

Immer mehr Kinder leiden unter Hörschäden. Das hat fatale Folgen: Schon ein geringer Hörverlust kann tiefgreifende Auswirkungen auf die Sprachentwicklung, die Kommunikation und das Lernen haben. Lärmquellen zu erkennen und ihnen gegenzusteuern, ist deshalb eine wichtige Aufgabe für Eltern.

Für Kinder ist besonders der Hintergrundlärm durch Fernseh- oder Musikgeräte schädlich. Durchschnittlich vier Stunden täglich sind Kinder einer Studie zufolge dem Hintergrundfernsehen ausgesetzt. Das stört sie sowohl beim Spielen als auch bei den Hausaufgaben, betonen Kinderärzt*innen – auch wenn dies häufig nicht so aussieht. Sie raten dringend dazu, den Fernseher häufiger auszustellen und in Innenräumen bewusst für Ruhe zu sorgen.

Lautes Spielzeug aussortieren

Auch Spielzeug kann extrem laut sein. Viele Apparate überschreiten 85 dB und sind deshalb gefährlich für die Ohren. Die einfachste Maßnahme ist, die Lautstärkeregelung am Spielzeug anzupassen. Ist das nicht möglich, kann man die Lautsprecher abkleben oder die Batterien entfernen. Langfristig sollte man lautes Spielzeug am besten gar nicht anschaffen bzw. aussortieren.

Gefahrenquelle Nr. 1 für die Ohren bei Jugendlichen ist laute Musik. Vor allem durch Kopfhörer wird das Gehör schnell extremen Lärmpegeln ausgesetzt. In einer Untersuchung überschritten 60% der jugendlichen und erwachsenen Teilnehmer*innen die tägliche Standard-Lärmdosis.

Lautstärke limitieren

Eltern sollten wissen, dass bei vielen Kopfhörern und Abspielgeräten die Lautstärke limitiert werden kann. Eine sinnvolle Funktion ist die Geräuschunterdrückung: Denn bei hohem Hintergrundgeräusch drehen Jugendliche die Lautstärke ihrer Kopfhörer gerne noch weiter auf.

Generell sollten Kopfhörer so eingestellt werden, dass man beim Musikhören in der Lage ist, zu hören, wenn man angesprochen wird. Außerdem gilt: Kopfhörer nicht ständig tragen, sondern viele Pausen machen. Nicht immer lassen Kinder sich das von ihren Eltern sagen. Dann hilft vielleicht das vertrauliche Gespräch mit der Kinder- und Jugendärzt*in – am besten in Kombination mit einer Ohrenuntersuchung.

Gehörschutz beim Feuerwerk

Auch bei großen Veranstaltungen können manchmal hohe Lärmpegel entstehen. Wer laute Veranstaltungen nicht völlig meiden möchte, sollte sich und seinen Kindern dabei einen Hörschutz aufsetzen, raten die Kinderärzt*innen. Das gilt selbst für kurze Lärmspitzen, z.B. beim Feuerwerk. Am besten eignet sich dazu ein Kapselgehörschutz.

Quelle: SpringerMedizin

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: mauritius images / Westend61 / Ok Shu