Gesundheit heute

Zahnfüllungen und Inlays

Da Löcher im Zahnschmelz nicht verheilen, müssen sie mit einer künstlichen Füllung oder einem Inlay dicht verschlossen werden. Während plastische Füllungen als formbares Material (z. B. als Paste) in das Loch gefüllt werden und dort aushärten, werden Inlays anhand eines Abdrucks passend angefertigt und dann als festes Stück eingesetzt. Wenn die Inlays bei der Anprobe in der Praxis passen, ätzt der Zahnarzt den Rand der Bohrung an und klebt die Inlays fest.

An das Füllmaterial werden in beiden Fällen hohe Anforderungen gestellt: Es soll möglichst lange halten, dicht abschließen, darf nicht chemisch reagieren, sollte günstig herzustellen sein und eine ähnliche Farbe wie die Zähne haben. Jedes Füllmaterial hat seine Vor- und Nachteile – und nicht alle werden von den Krankenkassen bezahlt.

Amalgam

Amalgam war und ist weltweit das beliebteste Füllungsmaterial.
Amalgam besteht aus Quecksilber und einer Mischung fein gemahlener Metalle, hauptsächlich Silber, Kupfer und Zinn. Das Quecksilber und die Metalllegierung werden in etwa im Verhältnis 1:1 zu einer zähen Paste verrührt. Diese wird in das Zahnloch eingefüllt, fest gestopft und in die passende Form gebracht. Nach etwa 24 Stunden wird die ausgehärtete Füllung poliert.

Amalgam ist preiswert, einfach herzustellen und ermöglicht große und dauerhafte Füllungen. Gegen Amalgam spricht jedoch die dunkel-silberne Farbe. Zudem geriet es in den 1970er Jahren als gesundheitsgefährdend in Verruf. Betroffene berichteten von schleichenden Quecksilbervergiftungen durch Amalgam und rieten dringend zu einer Amalgamsanierung, d. h. den Ersatz aller Amalgamfüllungen durch andere Materialien.

Wissenschaftler sprechen das Amalgam heute jedoch frei: In der bisher längsten und aussagekräftigsten Studie befragte das Zentrum für naturheilkundliche Forschung an der TU München mehr als 5000 Menschen, die ihre Amalgamfüllungen entfernen ließen. Die Forscher fanden keinerlei Zusammenhang zwischen der Zahl der Amalgamfüllungen und den Beschwerden der Patienten. Dass es vielen Betroffenen nach der Sanierung besser ging als vorher, dürfte vor allem auf psychische Effekte zurückgehen. Fakt ist also, dass:

  • Wesentlich mehr Quecksilber über die Nahrung ins Blut gelangt als über Amalgamfüllungen
  • Vor allem beim Einsetzen und Entfernen der Füllung Quecksilber frei wird
  • Eine intakte, polierte Amalgamfüllung praktisch kein Quecksilber abgibt. In Einzelfällen kommt es im Mund zur Elektrolyse zwischen sich berührenden Füllungen aus verschiedenen Metallen bzw. Legierungen, dabei löst das edlere Metall das weniger edle allmählich auf. Goldinlays sollten also nicht in direkter Nachbarschaft von Amalgamfüllungen angebracht werden.

Unter Beachtung dieser Regel und bei fachgerechter Verarbeitung hat Amalgam auch heute noch seine Berechtigung, denn kein anderes plastisches Füllmaterial kann in punkto Haltbarkeit mit Amalgam mithalten (15 bis über 25 Jahre sind durchaus möglich). Aus wissenschaftlicher Sicht ist die Angst vor der „Quecksilberbombe" Amalgam übertrieben. Nur bei Kindern, Schwangeren, Nierenkranken und einer (sehr seltenen) Amalgamallergie verzichtet der Zahnarzt auf Amalgam. Die Kosten für Amalgamfüllungen werden komplett von der Krankenkasse übernommen.

Amalgamsanierung. Manche Ärzte bieten ein umfangreiches Paket zur Amalgamsanierung mit sofortiger Entfernung aller Amalgamfüllungen und anschließender Quecksilberausleitung an. Saniert wird dabei in jedem Fall eines: das Konto des Arztes. Für die Gesundheit ist es am besten, intakte Amalgamfüllungen an Ort und Stelle zu lassen und sie Schritt für Schritt – immer wenn eine alte Füllung ersetzt werden muss – durch ein anderes Material auszutauschen. Bei der Entfernung einer Amalgamfüllung wird mit einer besonders aufwendigen Absaugtechnik oder sogar unter völliger Isolierung (Kofferdam) des Zahnes gearbeitet. Die Entfernung wird, wie immer, unter Wasserkühlung vorgenommen. Als praktischer Nebeneffekt verhindert das Wasser die Entstehung von Quecksilberdämpfen. Wenn alle Amalgamreste vollständig entfernt sind, füllt der Arzt das Loch mit einem alternativen Material.

Das Ausleiten von Quecksilber (Quecksilbermobilisierung) ist unter Medizinern ebenfalls umstritten. Dabei nimmt der Betroffene Stoffe ein, die eine hohe Bindungsfähigkeit an Quecksilber haben (z. B. Selen). Teilweise scheiden Patienten danach tatsächlich größere Quecksilbermengen aus, zugleich werden aber auch andere nützliche Metallverbindungen ausgeleitet, die dem Körper nachher fehlen. Zudem erreichen die verwendeten Medikamente das Quecksilber gerade dort nicht, wo es am wichtigsten wäre: im Gehirn.

Von einer Erneuerung intakter Füllungen wird aus zahnärztlicher Sicht abgeraten, da bei jedem Füllungsaustausch der Füllungsrand neu angeschliffen wird und dadurch unnötig gesunde Zahnsubstanz verloren geht. Vor der Methode der Knochenausfräsung und Zahnentfernung, die ebenfalls zur Amalgamsanierung angeboten werden, wird gewarnt! Ein Zahnarzt, der diese Behandlung durchführt, handelt medizinisch unverantwortlich und hinterlässt eventuell bleibende Schäden am Gebiss, ohne dass irgendein Erfolg nachweisbar wäre.

Komposit

Kompositfüllungen (Komposits) haben in den letzten Jahren die früher verwendeten Kunststofffüllungen abgelöst. Das Basismaterial ist in der Regel Acryl, ergänzt um Füllstoffe wie Glas-, Keramik- oder Quarzteilchen. Es gibt eine fast unüberschaubare Produktvielfalt mit unterschiedlichen, aber doch sehr ähnlichen Eigenschaften. Kompositfüllungen haben eine zahnähnliche Farbe, sind vom Zahn also kaum zu unterscheiden, und leiten Wärme ähnlich wie natürliches Zahnmaterial. Ihre Verarbeitung erfordert große Sorgfalt und ist teilweise recht kompliziert. An Frontzähnen übernimmt die Kasse die Kosten, im Seitenzahnbereich müssen Patienten die Kosten selber tragen. Eine Kompositfüllung hält etwa 8–12 Jahre.

Vor der Füllung ätzt der Zahnarzt den Rand des Bohrlochs mit hochkonzentrierter Phosphorsäure vorsichtig an. Dann trägt er einen Haftvermittler (Bonding) auf, bevor er die Kompositfüllung Schicht für Schicht (genauer gesagt in kleinen, senkrecht angeordneten Portionen) in das Loch einfüllt. Mit der ersten Schicht wird zusätzlich ein dünnflüssiger Kunststoff eingebracht, der sich besonders gut an die Zahnoberfläche anpasst. Jede Kompositschicht (bestehend aus Monomeren) wird mit blauem Licht ausgehärtet (polymerisiert) und kann sofort danach weiter bearbeitet werden. Der schichtweise Aufbau ist notwendig, um die Schrumpfung des Komposits bei der Aushärtung zu minimieren.

Mit Komposits lassen sich kleine bis mittelgroße Füllungen sehr schön herstellen. Bei großen Löchern stoßen Komposits an ihre Grenzen, denn sie sind sehr hart und schrumpfen beim Aushärten. Dies kann zu Spannungen und Schmerzen bis hin zu Zahnfrakturen führen. Inzwischen mehrt sich ähnlich wie beim Amalgam die Kritik an Kompositfüllungen: Sie setzen Monomere und kurzkettige Kunststoffmoleküle frei, bei denen nicht bekannt ist, wie sie im Körper wirken. Manche Menschen zeigen deutliche allergische Reaktionen auf den verwendeten Kunststoff, sodass die Füllung wieder entfernt werden muss.

Keramik

Für eine Keramikfüllung wird ein Abdruck des betroffenen Zahns genommen und im zahntechnischen Labor eine fertige Füllung hergestellt. Dieses Keramikinlay (Porzellaninlay) setzt der Zahnarzt dann mit einem speziellen Kleber (dem dünnflüssigen Komposit ähnlich) in den Zahn ein. Keramik ist zahnfarben, gut verträglich und schrumpft praktisch nicht, d. h. Keramikinlays passen gut und eignen sich auch zur Sanierung großer Defekte. Ihre Hauptnachteile sind die hohen Herstellungskosten, die lange Zeitspanne (eine Woche), bis das Inlay fertig ist und die aufwendige Formgestaltung der Füllung: Um eine passende Form für ein Inlay zu schaffen, muss unter Umständen viel gesundes Zahnmaterial entfernt werden. Wenn Keramikinlays nicht perfekt geformt sind und z. B. zu hoch herausstehen, können sie gegenüberliegende Zähne beschädigen, da Keramik härter als der natürliche Zahnschmelz ist. Ein Keramikinlay hält etwa zehn Jahre.

Direkte Keramikfüllungen. Eine direkte Keramikfüllung (Cerec-Inlay) hat die gleichen Materialeigenschaften wie ein normales Keramikinlay, bei ihr entfallen jedoch die Wartezeit für die Herstellung des Inlays und ein erneuter Zahnarztbesuch – dafür passen direkte Keramikfüllungen oft nicht ganz so exakt wie herkömmlich hergestellte. Cerec-Inlays werden mithilfe eines digitalen Zahnabdrucks direkt in der Praxis aus einem Keramikblock gefräst und vom Zahnarzt noch in derselben Sitzung in den Zahn eingeklebt. Insgesamt muss der Patient ein bis zwei Stunden auf dem Behandlungsstuhl sitzen, da der digitale Abdruck relativ aufwendig ist.

Gold

Goldinlays werden ebenfalls schon sehr lange hergestellt, routinemäßig seit etwa 100 Jahren. Gold gilt als beste Alternative zu Amalgam. Es hält ähnlich lange, hat aber mit Amalgam auch den Nachteil gemeinsam, dass seine auffällige Farbe im sichtbaren Zahnbereich stört. Überraschenderweise sind Allergien auf Gold häufiger als auf Amalgam, dennoch gilt Gold als gut verträglich.

Wie bei der Keramikfüllung müssen auch bei Goldinlays bestimmte Regeln bei der Formgestaltung eingehalten werden, der Zahnarzt bohrt daher immer auch etwas gesunde Zahnsubstanz weg. Dann nimmt er einen Abdruck, mit dessen Hilfe der Zahntechniker ein passendes Inlay gießt. Die Kosten schwanken je nach Goldpreis.

Weiterführende Informationen

  • Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte: Amalgame in der zahnärztlichen Therapie. BfArM Informationsschrift 1, 2003. Kostenlose Informationsbroschüre, enthält umfangreiche Nutzen-Risiko-Bewertung des Amalgams. Bestellung und Download unter www.bfarm.de.
  • Stiftung Warentest (Hrsg.) : Zähne – Vorsorge, Behandlung, Kosten. Verein für Konsumenteninformation, 2005. Ratgeber rund um Zähne und Zahnbehandlungen. Sehr empfehlenswert.

Von: Dr. med. dent. Gisbert Hennessen, Thilo Machotta, Dr. med. Arne schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski
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Mit Fluorid, aber ohne Titandioxid

Zähne putzen macht Spaß und die Beißerchen kariesfest – sofern ausreichend Fluoride in der Zahnpasta sind.

Mit Fluorid, aber ohne Titandioxid

Worauf achten bei Kinderzahnpasta?

Zähneputzen ist selbstverständlich – auch bei den Allerkleinsten. Doch welche Zahnpasta ist die richtige für Kinder? Und wie soll geputzt werden?

Zahnschutz auf mehreren Ebenen

Um Kinderzahnpasten wird schon lange gestritten. Fluoride sorgen dabei immer wieder für Diskussionen: Einerseits verspricht man sich von ihnen einen umfassenden Schutz der Zähne vor Karies. Sie verbessern die Mineralisierung der Zähne. Außerdem bilden sie mit Kalzium eine Art Deckschicht um die Zähne und neutralisieren Säuren, die den Zahnschmelz gefährden. Schließlich dringen Fluoride in Bakterien ein und hindern diese, kariesfördernde Säuren zu bilden.

Kritiker*innen befürchten allerdings, dass der Zusatz von Fluoriden auch schädlich sein könnte. Wird zuviel Fluorid eingenommen, kommt es zur Fluorose mit gelblich-bräunlichen Flecken auf den Zähnen. Auch Knochenschäden sind möglich. In der richtigen Dosierung kommt dies allerdings nicht vor, unterstreichen Expert*innen.

Deshalb ist es wichtig, bei Kindern auf die richtige Menge an Fluoriden zu achten. Kinder- und Zahnärzt*innen empfehlen folgendes Vorgehen:

  • Ab der Geburt bis zum ersten Zahn sollen die Fluoride als Tablette zugeführt werden.
  • Zwischen dem ersten Zahn und dem ersten Geburtstag haben Eltern zwei Möglichkeiten: Entweder sie geben dem Kind das nötige Fluorid weiter über Tabletten und putzen die Zähnchen zunächst mit fluoridfreier Zahnpasta. Oder sie lassen die Tabletten weg und nutzen fluoridhaltige Kinderzahnpasta.
  • Ab dem ersten Geburtstag sollen alle Kinder fluoridhaltige Zahnpasta verwenden.

Erst reiskorngroße, später erbsgroße Menge

Auch die Dosierung der fluoridhaltigen Kinderzahnpasta ist wichtig. Hier empfehlen Expert*innen, ab dem ersten Milchzahn die Zähnchen zweimal täglich mit einer reiskorngroßen Menge Kinderzahnpasta zu putzen (1000 ppm Fluorid). Vom zweiten bis zum sechsten Geburtstag kommt zweimal die gleiche Zahnpasta (1000 ppm Fluorid) in Erbsengröße auf die Bürste. Kinder über sechs Jahren verwenden zweimal täglich eine höher dosierte Zahnpasta (1500 ppm), die sie über die ganze Bürstenkopflänge auftragen.

Damit diese Portionen ausreichend Fluoride zuführen, muss der Fluoridgehalt der Zahnpasta stimmen. Stiftung Warentest hat 21 Kinderzahnpasten unter die Lupe genommen. In puncto Kariesprophylaxe durch Fluoridgehalt haben zwölf Pasten die Note sehr gut erhalten.

Titandioxid ist kritisch

Allerdings fanden die Tester*innen in neun Zahncremes den kritischen Farbstoff Titandioxid. Auch um diesen Stoff wird noch gestritten, er soll toxisch auf die Gene wirken. Dieser Vorwurf wurde bisher weder nachgewiesen noch entkräftet, das Bundesamt für Risikobewertung hat dazu eine Studie beauftragt. Insgesamt hält Stiftung Warentest deshalb nur drei Kinderzahnpasten für geeignet. Alle anderen schützen entweder nicht ausreichend vor Karies oder enthalten Titandioxid.

Quellen: pta heute, Stiftung Warentest, Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: alekso94/shutterstock.com