Gesundheit heute

Wenn der Zahn gezogen werden muss …

Manchmal ist ein Zahn trotz aller Erhaltungsversuche soweit zerstört, dass er nicht mehr gerettet werden kann – dem Zahnarzt bleibt nur die Zahnentfernung (Zahnextraktion). Auch wenn ein verlagerter Zahn andere Zähne gefährdet oder ein Zahn keinen Platz mehr in der Zahnreihe hat, sind seine Tage gezählt. Für den Zahnarzt ist das Zähneziehen ein Routineeingriff, der meist ohne Komplikationen verläuft. Nur komplizierte Fälle übergibt er an einen Kieferchirurgen.

Zahnentfernung. Bevor er einen Zahn entfernt, röntgt der Zahnarzt den Kiefer an der entsprechenden Stelle. So erkennt er zum einen genau, in welchem Zustand sich der betroffene Zahn befindet. Zum anderen verrät ihm das Röntgenbild, wie fest er noch im Kiefer verankert ist und wie seine Wurzeln verlaufen. Sodann gibt er dem Patienten eine örtliche Betäubungsspritze und beginnt, vorsichtig das Zahnfleisch rund um den Zahn zu lösen. Zähne, die noch nicht durchgebrochen sind, muss der Zahnarzt zunächst freilegen. Dazu schneidet er das Zahnfleisch auf und klappt es zur Seite. Wenn der Zahn noch ganz im Kieferknochen steckt, muss er zudem den Knochen abschaben oder anbohren, um an den Zahn heranzukommen.

Anschließend lockert der Arzt den Zahn mithilfe von dünnen Hebeln und durch vorsichtiges Drehen und Wackeln mit einer Zahnzange. Wenn der Zahn rundherum gelöst ist, zieht er ihn mit der Zange vorsichtig aus dem knöchernen Zahnfach heraus. Die eigentliche Zahnentfernung geht in der Regel ziemlich schnell. Danach muss der Patient jedoch in der Praxis bleiben und längere Zeit (~ 30 Minuten) auf einen Tupfer beißen, bis das Blut in der Wunde gerinnt. Nur bei größeren Eingriffen (z. B. Weisheitszähnen) wird das Zahnfleisch vernäht. Damit die Wunde nicht zu sehr anschwillt, spritzt der Zahnarzt bei Bedarf ein kortisonhaltiges Medikament in den Wundbereich.

Zu Anfang wird die Wunde leicht bluten. Dies ist normal und muss so sein, denn nur eine blutgefüllte Wunde heilt optimal. Nach etwa 7 Tagen werden die Fäden ggf. entfernt. Die Wunde benötigt rund 3 Wochen, bis sie oberflächlich zugeheilt und etwa 3 Monate, bis das Knochenfach zugewachsen ist.

Nachsorge. Um Nachblutungen zu vermeiden, sollten Sie direkt nach dem Eingriff keinen Kaffee, schwarzen Tee oder Alkohol zu sich nehmen und auf körperliche Anstrengungen verzichten. Meiden Sie in den ersten Tagen nach der Zahnentfernung auch große Wärme wie z.B. Sauna oder Solarium.

Gegen Schwellungen und Schmerzen hilft häufiges bzw. längeres Kühlen der Wange mit feucht-kalten Tüchern – Eiswürfel oder Eispacks sind jedoch zu kalt. Der Höhepunkt der Schwellung ist meist nach etwa 48 Stunden überschritten. Häufiges Mundspülen mit kaltem Wasser oder kaltem Kamillen- oder Salbeitee unterstützt die Wundheilung und schützt zudem vor Infektionen.

Komplikationen. Die häufigsten Komplikationen bei einer Zahnentfernung sind Nachblutungen. Bei leichten und mittelstarken Nachblutungen rollen Sie einen sauberen Stoffrest oder ein frisches Stofftaschentuch zusammen, feuchten es an und drücken es für eine halbe Stunde auf die Wunde. Dies geht am einfachsten durch leichtes Zubeißen. Meistens hört dann die Blutung auf. Kommt die Blutung nicht zum Stillstand oder ist sie sehr stark, sollte sich der Zahnarzt bzw. der zahnärztliche Notdienst die Wunde erneut ansehen.

Manchmal passiert es auch, dass Zähne während des Ziehens abbrechen oder dass Zahnteile absplittern. Da Zahnreste vom Körper nicht aufgelöst werden können, muss der Zahnarzt die Bruchstücke komplett aus dem Kieferknochen herausholen. Wenn er das Reststück nicht mit Hebeln oder Zange zu greifen kriegt, muss er sich notfalls von außen, also durch das Zahnfleisch und den Knochen, zu dem Zahnrest vorarbeiten. Sehr selten kommt es bei der Zahnentfernung zu einem Kieferbruch.

Von: Dr. med. dent. Gisbert Hennessen, Dr. med. Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski
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Vorsicht bei der Schnuller-Wahl

Doppelte Beruhigung fürs Baby: Papa und Schnuller.

Vorsicht bei der Schnuller-Wahl

Kiefer und Zähne im Blick

Ob zur Beruhigung, als Einschlafhilfe oder nur zum Vergnügen: Kaum ein Baby, dass keinen Schnuller mag. Damit der Sauger nicht zu Zahn- oder Kieferfehlstellung führt, sollten Eltern aber die richtige Form wählen.

Schon das Ungeborene saugt kräftig

Das Saugbedürfnis ist bei Kindern angeboren. Schon im Mutterleib kann man es im ersten Schwangerschaftsdrittel per Ultraschall beobachten. Ist das Kind auf der Welt, saugt es zunächst einmal, um sich zu ernähren, wenig später auch, um sich zu beruhigen.

Dieser Beruhigungseffekt wird von Eltern seit Jahrhunderten genutzt. Die alten Ägypter haben ihren Babys dafür Saugtöpfe mit Honig um den Hals gebunden. Im Mittelalter verwendete man dazu in Honig oder Branntwein getauchte Tücher. Der Schnuller, wie man ihn heute kennt, wurde kurz nach dem zweiten Weltkrieg erfunden – gemeinsam von einem Zahnarzt und einem Kieferorthopäden.

Zahnärzt*innen und Kieferorthopäd*innen sind allerdings heute diejenigen, die vor allzu häufigem Schnullergebrauch warnen. Denn sie können die Entwicklung von Zähnen und Kiefer stören und zu Fehlstellungen führen. Wann das Risiko dafür besteht, wurde nun von Expert*innen mithilfe einer Computersimulation untersucht.

Entscheidend ist der Hals

Es stellte sich heraus, dass die Form des Schnullers von entscheidender Bedeutung ist. Je dicker und runder der Schnuller, desto schädlicher für die Zahnstellung. Je dünner der Saugerhals, desto besser: Dann haben Schnuller kaum Einfluss auf den wachsenden Kieferknochen und die Zähne.

  • Insgesamt gelten aus Sicht von Zahnärzt*innen und Logopäd*innen folgende Empfehlungen:
  • Die Form sollte kiefergerecht und mit möglichst dünnem Hals sein. Beispiel dafür sind orthodontische Sauger.
  • Für die optimale Entwicklung des Kiefers und der Zähne sollte der Schnuller nicht länger als bis zum Ende des zweiten Lebensjahrs genutzt werden.
  • Schnuller sollten möglichst leicht sein, sie müssen nicht „mitwachsen“. Je weniger Raum das Lutschteil einnimmt, desto weniger stört es Zungenfunktion und Sprachentwicklung.
  • Das Lutschteil selbst sollte möglichst weich sein.
  • Insgesamt gilt: weniger ist mehr. Der Schnuller sollte möglichst nicht fortwährend genutzt, sondern vor allem bei Bedarf eingesetzt werden – z.B. zum Einschlafen oder zur vorübergehenden Beruhigung.

Quelle: Springer Medizin

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: New Africa/shutterstock.com