Gesundheit heute

Ausleitende Verfahren

Der Begriff der Ausleitung geht auf die Vorstellung antiker Ärzte zurück, nach der Krankheiten durch die falsche Mischung der Körpersäfte Blut, Schleim sowie schwarze und gelbe Galle entstehen. Schädliche Stoffe müssen nach dieser Säftelehre im Krankheitsfall „ausgeleitet“ werden, um im Körper wieder die richtige Mischung zu erreichen. Heute noch teilweise praktizierte ausleitende Verfahren sind das Schröpfen, der Aderlass, das Cantharidenpflaster und die Behandlung mit Blutegeln. Wissenschaftlich betrachtet ist eine spezifische Wirkung dieser Verfahren zweifelhaft.

Schröpfen

Das Schröpfen wird seit Jahrtausenden angewandt. Bei der heutigen Methode werden unter Vakuum stehende ballonartige Schröpfgläser auf die Haut aufgebracht.

Beim blutigen Schröpfen wird die Haut vorher durch etwa 20 feine Einstiche geöffnet. Die Saugwirkung der Schröpfgläser zieht nun regelrecht das Blut und Gewebewasser aus dem Gewebe.

Beim trockenen Schröpfen (nicht ausleitend) werden lediglich die Schröpfgläser aufgesetzt und dadurch ein tief wirkender Reiz entlang der Wirbelsäule ausgeübt.

Aderlässe

Aderlässe waren über Jahrhunderte die ärztliche Therapie schlechthin. Das regelmäßige Abziehen von Blut aus einer Armvene beim Aderlass soll schädigende Stoffe ausleiten, für eine körperliche Umstimmung sorgen und Stauungszustände beseitigen.

Eine Variante ist der Hildegard-Aderlass, der in den Tagen nach Vollmond im Rahmen der Hildegard-Medizin - wie etwa in der Pflanzenheilkunde - durchgeführt wird.

Cantharidenpflaster

Das Cantharidenpflaster soll über die Lymphe ausleiten. Dazu wird eine als Individualrezeptur gefertigte Paste aus pulverisierten Spanischen Fliegen auf die Haut aufgebracht und durch ein Pflaster abgedeckt. Die Paste enthält Stoffe, die die Haut so stark reizen wie eine Verbrennung zweiten Grades. Die so entstandene Brandblase wird nach Abnahme des Pflasters eröffnet, um das Serum abfließen zu lassen.

Das Cantharidenpflaster wird alternativmedizinisch vor allem bei Arthritis und Arthrose, Rheuma oder neuralgischen Schmerzen eingesetzt. Sein Nutzen ist nicht bewiesen. Schulmediziner raten von der Anwendung ab, da Infektionsgefahr besteht.

Blutegel

Die Blutegeltherapie gleicht einem langsamen Aderlass. Die Tiere lassen sich von spezialisierten Egelfarmen käuflich erwerben und werden auf die Haut aufgebracht, wo sie sich mit etwas Nachhilfe festsaugen. Die Egel sind nach zehn Minuten bis zwei Stunden gesättigt und lassen die Wunde von alleine los, aus der jedoch noch weitere 1–4 Stunden Blut fließen kann – dies ist durch den vom Blutegel in die Wunde abgegebenen gerinnungshemmenden Stoff Hirudin bedingt (letzterer Wirkstoff wird übrigens auch in der Medizin zur Gerinnungshemmung verwendet).

Bei der Kolonhydrotherapie (Darmspülung, Darmbad) wird sowohl ein Zufluss- als auch ein Abflussrohr in den After eingeführt und der Darm über mehrere Stunden mit bis zu 80 Litern Wasser durchgespült.

Weiterlesen: Die verschiedenen Heilverfahren in Listenform

Von: Dr. med. Herbert Renz-Polster in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014).
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Heuschnupfen bei Kindern behandeln

Heuschnupfen bei Kindern behandeln

Mittel aus der Komplexhomöopathie

Laufende Nase, tränende Augen und Niesattacken – Heuschnupfen betrifft auch immer häufiger Kinder. Bei vielen Eltern stehen naturheilkundliche Mittel hoch im Kurs. Ein Überblick über homöopathische Komplexmittel bei Pollenallergie.

Inzwischen leiden bis zu 25 Prozent der Kinder unter einer Allergie. Die ersten Beschwerden treten meist im Kindergartenalter oder später auf. Bei erstmaligen Auftreten von allergieverdächtigen Symptomen wie Niesen oder Augenbrennen, ist ein Allergietest beim Kinderarzt zu empfehlen. Ist die Diagnose Heuschnupfen gesichert, bietet die Homöopathie verschiedene Einzel- und Komplexmittel zur Behandlung an. Das wichtigste Einzelmittel gegen Heuschnupfen ist der Kleine Goldregen (Galphimia glauca, Thryallis glauca). Es ist in Globuli-Form erhältlich und auch in der Prävention bewährt. Jeden Tag 5 Globuli Galphimia glauca D12 reduziert die Allergiebereitschaft. Der Behandlungsbeginn liegt am besten 2 Wochen vor der Pollensaison.

Komplexhomöopathie: Auf Altersbeschränkung achten

In den homöopathischen Komplexmitteln wird der der Kleine Goldregen mit weiteren Wirkstoffen kombiniert, etwa mit Kürbisschwämmchen (Luffa), dem Botenstoff Histamin oder der Ballonrebe (Cardiospermum). Achten Sie immer auf die Altersbeschränkung der Mittel. Für Säuglinge im 1. Lebensjahr ist beispielsweise nur ein einziges Mittel zugelassen: Luffeel® comp. Tabletten. Kleinkinder zwischen 1 und 5 Jahren können alternativ mit Pascallerg® Tabletten behandelt werden. Für Kinder ab 6 Jahren sind weitere Produkte erhältlich: Klosterfrau allergin® Globuli und Heuschnupfenmittel DHU®.

Hinweis: Achten Sie auf die speziellen Dosierungen für Kinder! Sie finden die Dosierung in der Packungsbeilage oder können Sie bei Ihrem Apotheker erfragen.

Ergänzend zu den homöopathischen Komplexmitteln haben sich Nasensprays bewährt. Ihr Apotheker empfiehlt Ihnen individuell ein geeignetes Präparat, das die Nasenschleimhaut nicht unnötig reizt oder austrocknet. Zu empfehlen sind 1–2 Sprühstöße pro Tag, im Akutfall auch öfter.

Tipps für den Alltag

Zusätzlich zu der medikamentösen Therapie lindern verschiedene Verhaltensweisen die Beschwerden von allergiegeplagten Kindern:

  • Lüften Sie morgens zwischen 6 und 8 Uhr einmal kräftig stoß. Den Rest des Tages Türen und Fenster möglichst geschlossen halten.
  • Bringen Sie Pollenschutzgitter vor den Fenstern an.
  • Waschen Sie dem Kind jeden Abend gründlich die Haare. Bewahren Sie Kleidung, die draußen getragen wurde, nicht im Kinderzimmer auf.
  • Verlegen Sie während der Pollenflugsaison mehr Aktivitäten nach drinnen.
  • Statten Sie ihren Staubsauger mit einem Feinstaubfilter aus und saugen Sie regelmäßig die Wohnung.
  • Lassen Sie einen Pollenfilter in Ihr Auto einbauen.

Quelle: Dr. rer. nat. Daniela Birkelbach: Komplexhomöopathie für Pollen-geplagte Kinder. In: PTA heute, Nr. 12, Juni 2016, S. 90–92

Von: Sandra Göbel; Bild: Serhiy Kobyakov/Shutterstock