Gesundheit heute

Grundlagen der Phytotherapie

Die Phytotherapie (Pflanzenheilkunde) wird von allen Kulturen der Erde angewendet, wobei verschiedene Kulturen oft dieselben Kräuter gegen die gleichen Beschwerden anwenden. So sind in einem ägyptischen Papyrus aus dem 17. Jahrhundert vor Christus z. B. Kümmel, Leinsamen und Hanf beschrieben.

Man unterscheidet die auf jahrhundertelange Erfahrung aufbauende Traditionelle Phytotherapie (traditionelle Pflanzenheilkunde, Kräutermedizin) von der Rationalen Phytotherapie, die sich naturwissenschaftloch orientiert.

Anwendung und Bewertung

Pflanzen sind so individuell wie Menschen – je nach den Wuchs- und Erntebedingungen sowie den Herstellungsverfahren schwankt die Menge und Zusammensetzung der Wirkstoffe. Bei nach wissenschaftlichen Standards getesteten Heilpflanzen empfiehlt es sich deshalb, auf standardisierte Präparate zurückzugreifen – damit ist garantiert, dass der entscheidende Wirkstoff auch tatsächlich in ausreichender Konzentration vorliegt. Beispiel depressive Verstimmungen: Ein Tee mit selbst gepflücktem und selbst zubereitetem Johanniskraut mag einen Versuch wert sein, richtig Erfolg versprechend ist aber nur die Verwendung eines standardisierten Präparats in ausreichender Dosierung.

Risiken und Nebenwirkungen

Meist ist das Verhältnis zwischen erwünschten und unerwünschten Wirkungen in der Phytotherapie gut. Die Herstellung von Heilpflanzen ist heute gut kontrolliert und praktisch alle hierzulande gehandelten Arzneipflanzen stammen aus kontrolliert ökologischem Anbau. Allerdings: „Rein pflanzlich“ bedeutet nicht unbedingt „harmlos“. Beispielsweise kann Beinwell bei Daueranwendung das Krebsrisiko erhöhen, und allergische Reaktionen sind auch auf Heilpflanzen möglich. Deshalb sollten Heilpflanzen wie andere Medikamente ohne fachlichen Rat nicht über einen längeren Zeitraum eingenommen werden. Und vor allem bei Kindern und in der Schwangerschaft sollte die Ärzt*in oder Apotheker*in befragt werden.

Weiterführende Informationen

  • www.phytotherapy.org – Internetseite der Gesellschaft für Phytotherapie e. V., Köln: Bietet Links, z. B. zur Zeitschrift für Phytotherapie, zum Arzneimittel des Jahres und zu aktuellen Kongressprogrammen.
  • www.phytotherapie-komitee.de – Internetseite des Komitees Forschung Naturmedizin e. V., München: Dokumentation von Forschungsergebnissen zur Wirkung von Heilpflanzen.
  • J. Grünwald; C. Jänicke: Grüne Apotheke. Gräfe & Unzer, 2004. Standardwerk zur Pflanzenheilkunde und ihren Anwendungsgebieten. Sehr ausführlich und detailliert, mit bebilderten Pflanzensteckbriefen und vielen Praxistipps.
  • Focus Gesundheit (Hrsg.): Pflanzenheilkunde – Das DVD Lexikon der Heilkräuter. 2006. Heilpflanzen von A–Z, mit konkreten Anwendungsbeispielen. Alle Pflanzen werden zudem in einem kleinen Booklet vorgestellt. Sehr anschaulich und informativ.

Weiterlesen:

  • Die verschiedenen Heilverfahren in Listenform
  • Traditionelle Phytotherapie
  • Rationale Phytotherapie

Von: Dr. med. Herbert Renz-Polster in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014).
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Heuschnupfen bei Kindern behandeln

Heuschnupfen bei Kindern behandeln

Mittel aus der Komplexhomöopathie

Laufende Nase, tränende Augen und Niesattacken – Heuschnupfen betrifft auch immer häufiger Kinder. Bei vielen Eltern stehen naturheilkundliche Mittel hoch im Kurs. Ein Überblick über homöopathische Komplexmittel bei Pollenallergie.

Inzwischen leiden bis zu 25 Prozent der Kinder unter einer Allergie. Die ersten Beschwerden treten meist im Kindergartenalter oder später auf. Bei erstmaligen Auftreten von allergieverdächtigen Symptomen wie Niesen oder Augenbrennen, ist ein Allergietest beim Kinderarzt zu empfehlen. Ist die Diagnose Heuschnupfen gesichert, bietet die Homöopathie verschiedene Einzel- und Komplexmittel zur Behandlung an. Das wichtigste Einzelmittel gegen Heuschnupfen ist der Kleine Goldregen (Galphimia glauca, Thryallis glauca). Es ist in Globuli-Form erhältlich und auch in der Prävention bewährt. Jeden Tag 5 Globuli Galphimia glauca D12 reduziert die Allergiebereitschaft. Der Behandlungsbeginn liegt am besten 2 Wochen vor der Pollensaison.

Komplexhomöopathie: Auf Altersbeschränkung achten

In den homöopathischen Komplexmitteln wird der der Kleine Goldregen mit weiteren Wirkstoffen kombiniert, etwa mit Kürbisschwämmchen (Luffa), dem Botenstoff Histamin oder der Ballonrebe (Cardiospermum). Achten Sie immer auf die Altersbeschränkung der Mittel. Für Säuglinge im 1. Lebensjahr ist beispielsweise nur ein einziges Mittel zugelassen: Luffeel® comp. Tabletten. Kleinkinder zwischen 1 und 5 Jahren können alternativ mit Pascallerg® Tabletten behandelt werden. Für Kinder ab 6 Jahren sind weitere Produkte erhältlich: Klosterfrau allergin® Globuli und Heuschnupfenmittel DHU®.

Hinweis: Achten Sie auf die speziellen Dosierungen für Kinder! Sie finden die Dosierung in der Packungsbeilage oder können Sie bei Ihrem Apotheker erfragen.

Ergänzend zu den homöopathischen Komplexmitteln haben sich Nasensprays bewährt. Ihr Apotheker empfiehlt Ihnen individuell ein geeignetes Präparat, das die Nasenschleimhaut nicht unnötig reizt oder austrocknet. Zu empfehlen sind 1–2 Sprühstöße pro Tag, im Akutfall auch öfter.

Tipps für den Alltag

Zusätzlich zu der medikamentösen Therapie lindern verschiedene Verhaltensweisen die Beschwerden von allergiegeplagten Kindern:

  • Lüften Sie morgens zwischen 6 und 8 Uhr einmal kräftig stoß. Den Rest des Tages Türen und Fenster möglichst geschlossen halten.
  • Bringen Sie Pollenschutzgitter vor den Fenstern an.
  • Waschen Sie dem Kind jeden Abend gründlich die Haare. Bewahren Sie Kleidung, die draußen getragen wurde, nicht im Kinderzimmer auf.
  • Verlegen Sie während der Pollenflugsaison mehr Aktivitäten nach drinnen.
  • Statten Sie ihren Staubsauger mit einem Feinstaubfilter aus und saugen Sie regelmäßig die Wohnung.
  • Lassen Sie einen Pollenfilter in Ihr Auto einbauen.

Quelle: Dr. rer. nat. Daniela Birkelbach: Komplexhomöopathie für Pollen-geplagte Kinder. In: PTA heute, Nr. 12, Juni 2016, S. 90–92

Von: Sandra Göbel; Bild: Serhiy Kobyakov/Shutterstock