Gesundheit heute

Übersicht Heilpflanzen

Heilpflanzen (Arzneipflanzen, Heilkräuter) werden zum einen nach wissenschaftlichen Methoden zu standardisierten Fertigprodukten (Phytotherapeutika) aufbereitet und dann auch in der Schulmedizin genutzt (sogenannte Moderne oder Rationale Phytotherapie), zum anderen sind Heilpflanzen eine wichtige Komponente in vielen alternativen Heilverfahren wie der Homöopathie, Bach-Blütentherapie, Aromatherapie oder Ayurvedischen Medizin.

Aber auch viele Hausmittel setzen auf die Heilkraft von Pflanzen und berufen sich dabei auf die traditionelle Kräutermedizin, die sich in unserem Kulturkreis in vielen Formen weiterentwickelt hat – von der Antike über arabische Einflüsse zur Klosterheilkunde des Mittelalters bis zu den modernen Herbalisten, Heilpraktikern oder auch Laien, die sich speziell der Heilung von Krankheiten durch Pflanzen verschrieben haben. Diese traditionelle Phytotherapie (traditionelle Pflanzenheilkunde, Kräutermedizin) setzt im Gegensatz zur modernen Phytotherapie nicht auf isolierte Einzelextrakte, sondern verwendet die aus vollständigen Pflanzen oder Pflanzenteilen gewonnenen Komplettauszüge meist in Form von Tees oder Aufgüssen.

Auch wenn sie rund um den Globus angewendet wird – wissenschaftlich ist die Kräutermedizin nur wenig abgesichert. Im Gegensatz zur Rationalen Phytotherapie muss sie für ihre Produkte keine strengen Wirkungsnachweise erbringen. Dies ist teilweise auch gar nicht möglich: Wegen der nicht standardisierten Zubereitung und den sehr unterschiedlichen Wachstumsbedingungen von Heilkräutern enthalten traditionell aufbereitete Kräuterprodukte einen oft sehr unterschiedlichen Anteil an Wirkstoffen.

Das heißt aber nicht, dass Heilkräuterzubereitungen wirkungslos wären – die traditionellen Zubereitungen stützen sich auf einen von Generation zu Generation angesammelten Erfahrungsschatz.

Apotheken, Naturkostläden und Reformhäuser halten die wichtigsten Heilkräuter vorrätig. Die sicherste Quelle ist dabei die Apotheke – sie gewährleistet, dass die Heilkräuter den Bestimmungen des Arzneimittelbuchs entsprechen und fachgerecht gelagert sind.

 

Dabei werden sowohl die traditionellen (d.h. wissenschaftlich nicht angesicherten) Einsatzgebiete genannt, als auch die Anwendung in der rationalen (wissenschaftlich begründbaren) Phytotherapie. Die hier genannten Anwendungsempfehlungen stützen sich auf die Monografien der ESCOP von 2003 (die European Scientific Cooperative on Phytotherapy wurde von der EU mit der wissenschaftlichen Bewertung von Arzneipflanzen beauftragt):

Anis

  • Einsatz:
    • Verwendet werden die getrockneten Früchte sowie das daraus gewonnene Öl.
    • Wissenschaftlich belegte Anwendungen: krampflösende Wirkung gegen Bronchitis und Rachenentzündungen sowie bei Magen-Darm-Beschwerden.
    • Ferner sinnvoll bei Menstruationsbeschwerden, Koliken, Blähungen und Lebererkrankungen. Bei Blähungen und Bauchkrämpfen evtl. zur Wirkungsverstärkung mit Fencheltee abwechseln.
  • Zubereitung: 1 TL zerdrückte Früchte mit ½ l Wasser aufbrühen, 10 Minuten ziehen lassen und abgießen.
  • Hinweis: Gerade bei dem an ätherischen Ölen reichen Anis ist Frische entscheidend: „Der beste ist frisch, voll, ohne Staub, hat einen starken Geruch.“ (Dioscurides, Arzt im antiken Griechenland)

Arnika

  • Einsatz:
    • Verwendet werden die getrockneten Blütenstände.
    • Wissenschaftlich belegte Anwendungen: aufgrund der keimtötenden und entzündungshemmenden Wirkung bei stumpfen Verletzungen, Muskel- und Gelenkschmerzen, Hautentzündungen und Insektenstichen (Arnika-Umschläge).
    • Traditionell verwendet zusätzlich bei Schleimhautentzündungen in Mund und Rachen sowie als Tee bei Angina pectoris und starken Menstruationsbeschwerden.
  • Zubereitung:
    • Essenz bzw. Tinktur: für Umschläge, als Gurgellösung oder zum Einreiben 1:10 mit Wasser verdünnen.
    • Arnikatee (als Umschlag zu verwenden): 2 TL Blüten mit 150 ml kochendem Wasser übergießen, 10 Min. ziehen lassen.
  • Hinweise:
    • Arnika darf nicht innerlich angewendet werden.
    • Nicht über längere Zeit auf offene Wunden auftragen (hier ist die Ringelblume die richtige Heilpflanze).
    • Allergien kommen vor.

Baldrian

  • Einsatz:
    • Verwendet wird der getrocknete Wurzelstock.
    • Wissenschaftlich belegte Anwendungen: aufgrund der beruhigenden Wirkung bei nervös bedingten Einschlafstörungen und Unruhezuständen. Baldrian beeinflusst den Stoffwechsel der Neurotransmitter (Botenstoffe der Nervenzellen).
    • Traditionell verwendet auch bei nervöser Erschöpfung, Kopfschmerzen, Angstzuständen und Muskelverspannungen.
  • Zubereitung:
    • Baldriantee: 1 TL Baldrianwurzel mit ½ l heißem Wasser übergießen, 10 Minuten ziehen lassen und abseihen.
    • Bad: 2 Liter Tee ins Badewasser geben.
  • Hinweis: Baldrian vermindert die Verkehrstüchtigkeit, am stärksten 1–2 Stunden nach der Einnahme.

Efeu

  • Einsatz:
    • Verwendet werden die getrockneten Blätter.
    • Wissenschaftlich belegte Anwendungen: aufgrund der bakterientötenden und krampflösenden Wirkung bei Atemwegsentzündungen, insbesondere der Bronchien, empfohlen.
    • Traditionell verwendet: innerlich z. B. bei Gallenleiden, Gicht und Rheuma. Äußerlich z. B. gegen Läuse, Nervenschmerzen und Geschwüre.
  • Zubereitung: Die Wirkstoffe des Efeus können durch traditionelle Zubereitungen nur schlecht ausgezogen werden. Verwendet werden deshalb ausschließlich Fertigpräparate.
  • Hinweis: Efeu wirkt auswurffördernd. Deshalb nicht zusammen mit einem Hustenstiller anwenden.

Fenchel

  • Einsatz:
    • Verwendet werden die getrockneten reifen Früchte bzw. ihr Öl.
    • Wissenschaftlich belegte Anwendungen: aufgrund der krampflösenden, entzündungshemmenden und beruhigenden Wirkung bei Bronchitis und bei Magen-Darm-Beschwerden.
    • Traditionell verwendet auch bei Erbrechen. Das Öl wird auch zu äußerlichen Einreibungen des Bauches bei Blähungen und Bauchkrämpfen verwendet.
  • Zubereitung:
    • Fencheltee: 1 TL zerdrückte Früchte mit ½ l Wasser aufbrühen, 10 Minuten ziehen lassen, abgießen.
    • Bei Blähungen und Bauchkrämpfen. Evtl. auch mit Anistee abwechseln.
  • Hinweis: Fenchelöl bei kleinen Kindern, in der Schwangerschaft und Stillzeit nicht verwenden (die getrockneten Früchte sind aber unbedenklich).

Hopfen

  • Einsatz:
    • Verwendet werden die getrockneten weiblichen Blütenstände.
    • Wissenschaftlich belegte Anwendungen: aufgrund der beruhigenden Wirkung bei Unruhe, Nervosität, Angstzuständen und Schlafstörungen empfohlen. Bei Ein- und Durchschlafstörungen am besten mit Baldrianwurzel kombiniert anwenden.
    • Traditionell auch bei Kopfschmerzen sowie bei Menstruations- und Wechseljahrsbeschwerden eingesetzt.
  • Zubereitung: Hopfentee: 1 TL zerkleinerte Blüten mit 150 ml kochendem Wasser übergießen, 10 Min. ziehen lassen.
  • Hinweis: Hopfenpräparate vermindern die Verkehrstüchtigkeit.

Johanniskraut

  • Einsatz:
    • Verwendet wird das während der Blütezeit gesammelte Kraut.
    • Wissenschaftlich belegte Anwendung für Johanniskraut-Extrakt: Depressive Verstimmung und Winterdepression aufgrund der Wirkung auf den Neurotransmitterstoffwechsel im Gehirn.
    • Traditionell auch verwendet bei Bronchitis, das Öl bei Gicht und Rheuma.
    • Ferner als Salbe zur Wundheilung und als Hautpflegemittel bei trockener Haut.
  • Zubereitung:
    • Johanniskrauttee: 2 TL Kraut mit 150 ml kochendem Wasser übergießen, 5–10 Min. ziehen lassen.
    • Öl zur äußeren Anwendung (Einreibung): Handteller benetzen und gut einreiben.
  • Hinweise:
    • Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln sind möglich – lassen Sie sich von Ihrem Arzt beraten.
    • Die Einnahme von Johanniskraut bewirkt eine Überempfindlichkeit gegen Sonnenlicht!

Kamille

  • Einsatz:
    • Das Heilkraut schlechthin. Verwendet werden die Blütenköpfchen.
    • Wissenschaftlich belegte Anwendungen: aufgrund der entzündungshemmenden Wirkungen bei Haut- und Schleimhautentzündungen, bei Wunden im Anal- und Genitalbereich und bei Erkrankungen der Atemwege.
    • Traditionell ferner äußerlich verwendet bei: Akne, Hämorrhoiden und Furunkeln sowie innerlich bei Blähungen und Bauchkrämpfen.
  • Zubereitung:
    • Kamillentee: ½ EL mit ½ l kochendem Wasser übergießen, 10 Minuten ziehen lassen, abseihen. Bei Sodbrennen und Magenbeschwerden Tee trinken, bei Entzündungen in Mund und Rachen mehrmals täglich gurgeln.
    • Inhalation: eine Handvoll Kamillenblüten auf 1/2–1 l Wasser.
  • Hinweise:
    • Wer gegen Korbblütler allergisch ist, muss Kamille meiden (Kamille ist ein Korbblütler).
    • Neben der echten Kamille kommen auch viele (nicht heilwirksame) Kamillearten vor.

Melisse

  • Einsatz:
    • Verwendet werden die Blätter sowie das daraus gewonnene Öl.
    • Wissenschaftlich belegte Anwendungen: aufgrund der virenhemmenden Wirkung äußerlich bei Lippenherpes. Innere Anwendung bei Unruhe, Schlafstörungen, Angespanntheit sowie bei Verdauungsstörungen.
    • Traditionell auch verwendet bei Unterleibserkrankungen, Nervenleiden und nervösen Magenbeschwerden; äußerlich z. B. bei Nervenschmerzen und rheumatischen Beschwerden.
  • Zubereitung: Melissentee: 2 TL Blätter mit 1/8 l kochendem Wasser übergießen, 10 Minuten ziehen lassen, abseihen. Abends eine Tasse trinken.
  • Hinweis: Melisse bei Einschlafstörungen am besten in Kombination mit Baldrian, Hopfen oder Passionsblume einsetzen.

Mistel

  • Einsatz:
    • Verwendet werden die Zweige mit Blättern, Blüten und Früchten.
    • Wissenschaftlich belegte Anwendungen: begleitend bei Krebserkrankungen
    • Traditionell verwendet bei: Epilepsie, Keuchhusten, Durchfall und Herzrasen.
  • Zubereitung: Misteltee: 1 TL Mistelkraut in 150 ml kaltem Wasser 12 Stunden ziehen lassen, dann vor dem Trinken kurz (!) aufkochen.
  • Hinweis: Mistelpräparate werden bei Krebs von den Krankenkassen bezahlt.

Pfefferminze

  • Einsatz:
    • Verwendet werden die Blätter und das Öl, Letzteres aber nicht bei Babys und Kleinkindern.
    • Wissenschaftlich belegte Anwendungen: aufgrund der antibakteriellen und krampflösenden Wirkung bei Verdauungsstörungen, Blähungen und bei Magenschleimhautentzündungen.
    • Das Öl wird innerlich bei Übelkeit, Reizdarm, Husten und Erkältungen, äußerlich bei Spannungskopfschmerz, Husten und Erkältungen sowie bei rheumatischen Beschwerden empfohlen.
  • Zubereitung:
    • Pfefferminztee: 2–3 TL mit 150 ml heißem Wasser überbrühen, 10 Min. ziehen lassen.
    • Öl – innerliche Anwendung: 1–4 Tropfen bis zu 3-mal täglich.
    • Öl – äußerliche Anwendung: 1 Tropfen auf Schläfe einreiben.
    • Öl – Inhalation: 3–4 Tropfen in heißem Wasser inhalieren.
  • Hinweise:
    • Vorsicht mit Pfefferminzöl: bei Babys und Kleinkindern nicht verwenden, da es zu einem Atemstillstand kommen könnte.
    • Öl bei Anwendung im Schläfenbereich nicht in die Augen bringen.

Ringelblume

  • Einsatz:
    • Verwendet werden die Blüten.
    • Wissenschaftlich belegte Anwendungen: aufgrund der entzündungshemmenden und keimtötenden Wirkung insbesondere bei infizierten Wunden zur Wundheilung sowie bei Hautentzündungen und Entzündungen der Schleimhäute empfohlen.
    • Traditionell verwendet äußerlich z. B. bei Wunden – auch infizierten – und bei Venenerkrankungen, innerlich z. B. bei Menstruationsbeschwerden und Magen- oder Darmentzündungen.
  • Zubereitung:
    • Ringelblumentee: 1 TL getrocknete Blüten (oder eine Handvoll frische Blüten) mit ½ l Wasser übergießen, 10–15 Minuten ziehen lassen.
    • Essenz bzw. Tinktur: für Umschläge, als Gurgellösung oder zum Einreiben 1:10 mit Wasser verdünnen.
  • Hinweis:
    • Ein stärkerer Tee kann auch zur Wundreinigung verwendet werden: 2 TL Blütenblätter ohne Kelch mit 150 ml kochendem Wasser übergießen, 10 Min. ziehen lassen.
    • Für Hobbygärtner: Ringelblumen können gut selbst angebaut werden (sogar auf dem Balkon).

Salbei

  • Einsatz:
    • Verwendet werden die Blätter.
    • Wissenschaftlich belegte Anwendungen aufgrund der entzündungshemmenden und adstringierenden (zusammenziehenden) Wirkung, innerlich bei übermäßigem Schwitzen und Funktionsstörungen des Magen-Darm-Trakts. Gurgeln von Salbeitee hilft bei Mund- und Rachenentzündungen.
    • Traditionell verwendet: innerlich z. B. bei Appetitlosigkeit, Blähung, Durchfall. Äußerlich z. B. bei Entzündungen der Haut und im Mund- und Rachenbereich.
  • Zubereitung: Salbeitee:
    • Für Tee einige frische Blätter oder 1 TL getrocknete Blätter mit ½ l kochendem Wasser übergießen, 10 Minuten ziehen lassen, abgießen.
    • Zur Geschmacksverbesserung evtl. mit Kamillentee oder Pfefferminze mischen und mit Honig süßen.
  • Hinweis: Salbei vermindert die Milchbildung und sollte von stillenden Frauen deshalb nicht getrunken werden.

Weißdorn

  • Einsatz:
    • Verwendet werden die Blätter und die Blüten.
    • Wissenschaftlich belegte Anwendungen bei beginnender Herzinsuffizienz sowie bei nervösen Herzbeschwerden.
    • Traditionell auch bei Schwindel und Atemnot.
  • Zubereitung: 1 TL Blätter gut zerkleinern, mit 150 ml kochendem Wasser überbrühen, 5–10 Min. ziehen lassen
  • Hinweis: Der Wirkungsaufbau verläuft langsam, oft dauert es 8 Wochen, bis sich eine Wirkung zeigt.

Von: Dr. med. Herbert Renz-Polster in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014).
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Der Erkältung eins husten

Ausreichend Tee zu trinken und sich warm zu halten gehört zu den Basismaßnahmen bei Erkältungskrankheiten.

Der Erkältung eins husten

Mit Thymian, Myrte, Rosmarin

In der Erkältungszeit machen Husten, Schnupfen und Heiserkeit vor kaum jemandem halt. Zum Glück muss man nicht gleich mit Kanonen auf Spatzen schießen: Pflanzentherapeutika und Hausmittel können beim grippalen Infekt die Beschwerden gut lindern.

Grippaler Infekt oder Grippe?

In Herbst und Winter leiden Millionen von Deutschen an akuten Atemwegserkrankungen. Ein Teil davon geht mittlerweile auf eine Infektion mit dem Coronavirus zurück. Das Robert Koch-Institut schätzt allerdings, dass der Löwenanteil an Erkältungen von Influenzaviren, Rhinoviren und respiratorischen Synzytialviren (RSV) verursacht wird.

Der typische „grippale Infekt“ beginnt mit Halsschmerzen und Schnupfen, oft schmerzen auch Kopf und Glieder. Es kommt zu Husten mit zunehmendem Auswurf, die ganze Sache dauert etwa eineinhalb Wochen. Dahinter stecken insbesondere Rhinoviren oder RSV. Eine Erkältung oder ein grippaler Infekt lässt sich recht gut in Eigenregie mit Hausmitteln oder Hilfe aus der Apotheke behandeln.

Die echte Grippe wird durch Influenzaviren ausgelöst. Dabei entwickelt sich meist schnell hohes Fieber und Reizhusten, die Lymphknoten schwellen an und die Betroffenen fühlen sich sehr krank. Zu ganz ähnlichen Beschwerden kommt es auch bei einer Infektion mit dem Coronavirus SARS-CoV2 und bakteriellen Infektionen. In all diesen Fällen ist es wichtig, die Ärzt*in aufzusuchen.

Hinweis: Alte Menschen, Immungeschwächte und Schwangere sollten sich bei einer starken Erkältung nicht selbst therapieren. Um Komplikationen zu vermeiden, ist es besser, frühzeitig ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Immunsystem stärken

Beim grippalen Infekt möchten viele Patient*innen ihr Immunsystem mit Pflanzenmedizin unterstützen. Angeboten werden dafür vor allem Pelargonium sidoides, Echinacea und Kapuzinerkresse plus Meerrettich.

Pelargonium-sidoides-Extrakt (z B. in Umckaloabo® oder Pelargonium-ratiopharm® Bronchialtropfen) ist ein besonders gut untersuchtes pflanzliches Heilmittel. Eine vor wenigen Jahren veröffentlichte Metaanalyse kam zu dem Schluss, dass der Extrakt grippale Beschwerden lindert - die Patient*innen hören z.B. früher auf zu husten. Auch die allgemeineErkrankungsdauer soll sich um einige Tage verkürzen. Allerdings gibt es Hinweise, dass Pelargonium sidoides die Leber schädigen könnte. Leberkranke dürfen den Extrakt deshalb nicht einnehmen. Im Zweifel fragt man dazu seine Ärzt*in.

Der Extrakt aus dem Purpur-Sonnenhut (Echinacea purpurea, z.B. in Esberitox®) soll Erkältungen vorbeugen sowie entsprechende Beschwerden lindern. Die Studienergebnisse dazu sind allerdings widersprüchlich. Am ehesten scheint der Sonnenhut bei frühzeitiger Einnahme zu wirken.

Ebenfalls eingesetzt werden Extrakte aus Kapuzinerkresse und Meerrettich (z.B. Angocin®). Sie wirken eher vorbeugend: In einer Untersuchung erkrankten Teilnehmende, die den Extrakt einnahmen, seltener an Atemwegsinfektionen. Wurden sie dennoch davon erwischt, hatte der Extrakt keinen Einfluss auf Dauer und Schwere der Erkrankung.

Hinweis: Am besten kauft man diese Extrakte in einer Apotheke. Dort kann man sicher sein, ein geprüftes Präparat zu erhalten. Zudem bekommt man eine ausführliche Beratung.

Allgemeine Maßnahmen sind die Basis

Neben pflanzlicher Unterstützung helfen bei einer Erkältung vor allem auch allgemeine Maßnahmen. Wenn das Immunsystem gegen Erreger kämpft, ist es gut, sich zu schonen und dem Körper Ruhe zu gönnen. Bei leichtem Fieber helfen zudem kühle Wadenwickel. Im frühen Stadium einer Erkältung sind warme Fußbäder angenehm. Außerdem sollte man auf eine ausreichende Luftfeuchtigkeit achten, damit die Schleimhäute feucht bleiben und Krankheiterreger gut abtransportieren werden können. Besteht kein Fieber, sind Erkältungsbäder mit Extrakten aus Rosmarin und Eukalyptus für viele eine Wohltat. Bei Fieber sollte man auf warme Bäder besser verzichten, um den Kreislauf nicht zu belasten.

Für die Abwehr von Erregern braucht das Immunsystem sehr viel Energie. Auch wenn man sich schwach fühlt, sollte man ausreichend Kalorien zu sich nehmen. Um das Verdauungssystem nicht zu belasten, bietet sich leichte Kost an. Immer empfehlenswert ist die Gemüsebrühe, ansonsten gilt Tee als  ideal. Beides ersetzt auch die Flüssigkeit, die durch Schwitzen und vermehrte Nasensekrete verloren geht.

Manche schwören bei den ersten Anzeichen einer Erkältung auch auf eine Schwitzkur. Sie soll dafür sorgen, dass die Erreger möglichst schnell wieder ausgeschieden werden. Das funktioniert so:

  • Bequemen Jogginganzug anziehen, Mütze aufsetzen.
  • Gemütlich auf einem Sessel Platz nehmen und die Füße in ein warmes Fußbad stellen.
  • Währenddessen einen Schwitzkur-Tee trinken. Das Rezept dafür lautet: Jeweils 30 g Holunder- und Lindenblüten, 20 g Mädesüßblüten und 20 g Hagebuttenfrüchte mischen. Einen Esslöffel davon mit 150 ml heißem Wasser übergießen, ziehen lassen und trinken. Drei- bis viermal täglich wiederholen.
  • Füße abtrocknen, schweißnasse Kleidung wechseln, ins Bett legen und schlafen.

Hinweis: Vorsicht, eine Schwitzkur belastet den Kreislauf stark. Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen sollten deshalb lieber darauf verzichten.

Halsschmerzen lindern

Erkältungskrankheiten und grippale Effekte beginnen fast immer mit Halsschmerzen. Schon einfache Lutschbonbons (bitte ohne Zucker!) lindern die Qual, weil sie die Speichelproduktion anregen. Nachgewiesenermaßen schmerzstillend wirken Salbei und Thymian. Sie gibt es in der Apotheke als Lutschbonbons und als Spray. Ebenfalls hilfreich für gestresste Rachen sind Primelwurzeln (z.B. in Ipalat®), Spitzwegerich (z.B. in Tetesept® Reizhusten & Hals Lutschtabletten) und isländisches Moos (z.B. in Isla Moos®, Neoangin Junior® und Aspecton®).

Eine Alternative zu Bonbons und Spray ist Tee. Dazu übergießt man einen Esslöffel getrocknete Salbeiblätter mit kochendem Wasser. Den Sud zehn Minuten zugedeckt ziehen lassen, danach durch ein Sieb gießen und einmal pro Stunde damit gurgeln.

Nicht pflanzlich, aber ebenfalls natürlich ist außerdem der Quarkwickel. Dafür streicht man etwa 250 g zimmerwarmen Quark auf ein Leinentuch auf und legt dies abends mit der Quarkseite auf den Hals. Darüber kommt ein trockenes Tuch. Der Wickel bleibt über Nacht liegen und wird morgens abgenommen.

Hinweis: Am besten ist es, Tee und Lutschbonbons zu kombinieren. So wird der Schmerz im Hals gemildert und der Körper erhält ausreichend Flüssigkeit.

Nase frei ist oberstes Gebot

Neun von zehn Betroffenen mit grippalem Infekt leiden unter Schnupfen mit Niesreiz, Naselaufen und verstopfter Nase. Bei starker Ausprägung sind nicht-pflanzliche abschwellende Nasensprays aus der Apotheke die wichtigste Maßnahme, damit das Sekret abläuft und sich die ganze Sache nicht zu einer schweren Nebenhöhlenentzündung auswächst. Damit die Nasenschleimhaut nicht leidet, dürfen abschwellende Nasentropfen nur wenige Tage lang angewendet werden.

Pflanzenmedizin kann bei der Befreiung der Nase durchaus unterstützend wirken. So soll ein Extrakt aus Ampfer, gelbem Enzian, Holunder, Eisenkraut und Schlüsselblume (z.B. BNO1016 in Sinupret®) die Dauer einer Rhinosinusitis (das ist die Infektion von Nasenhöhle und Nasennebenhöhle) um vier Tage reduzieren. Auch Eukalyptus-Extrakte (z.B. in Gelomyrtol forte® oder Soledum®) sind hilfreich. Sie beschleunigten bei Patient*innen mit Rhinosinusitis, die Antibiotika bekamen, die Linderung der Beschwerden und die Heilung.

Direkt in Nase und Nebenhöhlen wirken Inhalationen mit Wasserdampf. Dazu füllt man heißes Wasser in eine Schüssel, beugt den Kopf darüber und atmet die Dämpfe ein. Noch einfacher geht es mit speziellen, in der Apotheke erhältlichen Inhaliergefäßen. Je nach Vorliebe fügt man dem heißen Wasser Kamillenblüten oder ätherische Öle aus Pfefferminze, Eukalyptus oder Latschenkiefer hinzu. Vorsicht geboten ist bei Asthma oder Keuchhusten. In diesen Fällen kann es durch das Inhalieren ätherischer Öle zu Verkrampfungen der Bronchialmuskulatur und Atemnot kommen.

Etwas unangenehm, aber wirksam sind zudem Nasenspülungen mit Kochsalzlösung. Dazu verwendet man entweder eine professionelle Nasendusche. Oder man zieht die Lösung durch die Nase und spuckt sie durch den Mund wieder aus.

Hinweis: Nasennebenhöhlenentzündungen können sich auch in das Gehirn ausbreiten. Wichtige Alarmsignale dafür sind starke Kopfschmerzen, Veränderungen beim Sehen und eine Lidschwellung.

Dem Husten eins husten

Im Verlauf eines grippalen Infekts kommt es eher spät zu Husten. Meist handelt es sich zunächst um trockenen Reizhusten, Auswurf entwickelt sich erst im Verlauf. Gegen trockenen Husten hilft folgende Teerezeptur:

  • 15 g Anisfrüchte, 25 g Süßholzwurzel, 25 g Eibischwurzel und 35 g Eibischblätter vermischen,
  • zwei Esslöffel der Teemischung mit einer Tasse kochendem Wasser übergießen,
  • 10 bis 15 Minuten ziehen lassen und abseihen.
  • 3 – 4 Mal täglich eine Tasse davon trinken.

Außerdem empfohlen werden bei Reizhusten schleimhaltige pflanzliche Arzneimittel zum Lutschen. Dazu gehören Spitzwegerich in Broncho-Sern®, Eibisch in Silomat® oder die Königskerze (z. B. Antall®). Beim produktiven Husten unterstützen Pflanzentherapeutika das Lösen der Sekrete. Eingesetzt werden vor allem Eukalyptus (z.B. in Gelomyrtol forte®), Primel (z.B. in Bronchicum®) oder Myrte (z.B. Myrtol®).

Efeublätter-Trockenextrakte wie Prospan® lösen und lindern Husten ebenfalls. Ihre Wirkung ist allerdings gering, wie eine Metaanalyse ergab. Dafür hat Efeu eine leichte bronchospasmolytische Wirkung, d.h. es entspannt die Atemwege. Dieser Effekt ist bei Patient*innen mit begleitendem Asthma oder einer chronisch-obstruktiven Pulmonalerkrankung (COPD) günstig.

Hildegard von Bingen schwörte übrigens bei Keuchhusten auf echten Thymian als Hustenstiller. Tatsächlich konnte Thymian in Kombination mit Efeu-Extrakt in einer kontrollierten Studie die Häufigkeit und Dauer von Husten bei Bronchitis lindern. Hinweis: Husten, der länger als acht bis zehn Tage anhält, sollte ärztlich abgeklärt werden. Denn dahinter könnte auch ein Asthma, eine Herzschwäche oder die Nebenwirkung einer Medikamententherapie stecken.

Quelle: Penzel M, DAZ 2022; 50:1-15, Beer AM, MMW 2016:21-22:158

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: mauritius images / Westend61 / Svetlana Karner