Gesundheit heute

Massageverfahren

Wenn uns etwas wehtut, streichen wir instinktiv über den betroffenen Körperteil oder drücken dagegen. Kein Wunder, dass praktisch alle Kulturen der Welt Massagen zur Linderung und Heilung entwickelt haben. Schon vor 4 500 Jahren wurden im alten China Techniken der Heilmassage systematisch aufgezeichnet.

Durch bestimmte Massagegriffe werden die Haut und die darunterliegenden Körperpartien gereizt. Dadurch werden Verspannungen gelöst, die Durchblutung gefördert, aber auch Reaktionen der Hautnerven ausgelöst, die das gesamte Nervensystem beeinflussen und bestimmte Hormone und schmerzlindernde Botenstoffe freisetzen. Dadurch kann sich die Schmerzwahrnehmung ändern, und auch vegetative Funktionen wie Atmung, Verdauung und das Herz-Kreislauf-System können beeinflusst werden.

Die am weitesten verbreitete klassische Massage (auch schwedische Massage) wurde im 19. Jahrhundert entwickelt. Sie wendet fünf Griffarten an, um den erkrankten Körperbereich durchzuarbeiten – immer von den Randzonen zum Körperzentrum hin:

  • Streichen (Effleurage)
  • Kneten, Walken und Rollen (Petrissage)
  • Klopfen und Klatschen (Tapotement)
  • Reiben (Friktion)
  • Erschüttern (Vibration).

Die klassische Massage wird v.a. zur Schmerzlinderung sowie zur Verbesserung der Beweglichkeit eingesetzt, etwa bei Rückenschmerzen, rheumatischen Erkrankungen, aber auch im Bereich der Rehabilitation bei chronischen Erkrankungen und Funktionsstörungen.

Grenzen der Massage. Massagen berühren uns und regen durch den unmittelbaren Kontakt von Mensch zu Mensch unsere Selbsthilfekräfte an. Aber bei vielen Erkrankungen des Bewegungsapparats stößt auch die Massage an ihre Grenzen. Denn gerade Rückenprobleme, Nackenschmerzen, Verspannungen und Fehlhaltungen gehen oft auf Alltagsprobleme wie zu viel Sitzen, zu wenig Bewegung, eine falsche Sitzhaltung oder unzureichende Kräftigung der Rückenmuskulatur zurück. Und diese Probleme lassen sich nur durch aktive Verfahren angehen, also solche Verfahren, bei denen der muskuläre Stützapparat aktiv aufgebaut wird. Massagen lindern zwar die Schmerzen, aber da ihre Ursachen nicht beseitigt werden, kommen diese in der Regel genauso schnell wieder zurück. Daher hilft bei Rückenproblemen oder Verspannungen längerfristig nur eines: Bewegung, Bewegung, Bewegung – ob als Bewegungstherapie (Trainingstherapie), Rückenschule, Sport oder Bewegung im Alltag. Trotzdem kann ein Massagerezept natürlich kurzfristig wohltuend wirken und die Beschwerden lindern – den meisten Ärzt*innen entlockt man solch ein Rezept aus den oben genannten Gründen allerdings nur noch selten.

Bewertung. Die Risiken der Massage sind äußerst gering, das Konzept – zumindest der klassischen Massageformen – ist plausibel. Positive Wirkungen konnten wissenschaftlich bei Angstzuständen, Depressionen, Stress, Rückenschmerzen und Verstopfung gezeigt werden.

In Deutschland übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten für die klassische Massage, die Reflexzonenmassagen und die Lymphdrainage. Selbst zu tragen sind jedoch neben der Rezeptgebühr 10 % der Behandlungskosten. Eine Fußreflexzonenmassage wird nicht übernommen. Auch Ganzkörpermassagen, fernöstliche und Wellnessmassagen müssen selbst bezahlt werden.

Neuere Massageverfahren sprechen einzelne Körpersysteme an, wie etwa die Lymphdrainage oder die Atemmassage, bei der die Atmung im Liegen durch Massagegriffe gefördert wird. Daneben werden heute viele Massageformen aus anderen Kulturkreisen praktiziert, die teilweise auch meditative Elemente enthalten, wie etwa die Tuina-Massage (eine chinesische Massageform, die westliche Behandlungsformen wie Chiropraktik, Akupressur, die manuelle Therapie sowie diverse Massagemethoden beinhaltet) oder Shiatsu. Manche neueren Massageverfahren wie etwa die Unterwasserdruckstrahlmassage oder die Ultraschallmassage benutzen technische Hilfsmittel, sodass es sich nicht mehr um manuelle Verfahren im strengeren Sinn handelt.

Bindegewebemassage: Das unter der Haut liegende Bindegewebe wird durch bestimmte Griffe gereizt. Über Reflexbögen sollen so die inneren Organe beeinflusst werden. Eingesetzt wird die Technik etwa bei rheumatischen Erkrankungen, Durchblutungsstörungen und anderen funktionellen Beschwerden wie Reizdarm oder Menstruationsbeschwerden.

Lymphdrainage: Oberflächliche Griffe und Streichungen entlang der Lymphbahnen erleichtern den Abtransport der Lymphe und bauen so Schwellungen ab und stärken das Lymphsystem. Bewährt nach Verletzungen, Bestrahlungen und Operationen, etwa einer Brustkrebsoperation.

Periostmassage (Periostbehandlung): Bestimmte Bereiche der Knochenhaut werden mit starkem Druck und kreisenden Bewegungen stimuliert, dadurch sollen sich akute Schmerzen bei Arthrosen oder bei Fibromyalgie, aber auch Blasen- oder Mastdarmstörungen bessern.

Tuina-Massage: Diese ist ein wichtiger Bestandteil der Traditionellen Chinesischen Medizin und eine der ältesten manuellen Behandlungsmethoden überhaupt. Durch Streichungen entlang der Meridiane und Muskeln, durch Pressen von Akupunkturpunkten sowie durch Schlagbewegungen und Vibrationen sollen blockierte Meridiane „geöffnet“ und der Energiefluss angeregt werden.

Weiterführende Informationen

  • K. Schutt: Massagen. GU Ratgeber Gesundheit. Gräfe & Unzer, 2012. Anleitung zur Selbsthilfe gegen Stress und Verspannungen.

Weiterlesen:

  • Was sind manuelle Therapien?
  • Osteopathie
  • Kraniosakraltherapie
  • Chiropraktik
  • Die verschiedenen Heilverfahren in Listenform

Von: Dr. med. Herbert Renz-Polster in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014).
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Schwere und geschwollene Beine

Venenschwäche pflanzlich behandeln

Schwere Beine, geschwollene Füße und Schmerzen sind typische Symptome für eine Venenschwäche. Für deren Behandlung stehen pflanzliche Arzneimittel zur Verfügung.

Vor allem Frauen leiden – häufig aufgrund einer genetischen Bindegewebsschwäche – unter einer krankhaften Venenerweiterung. Sind die oberflächlichen Venen betroffen, zeigen sich die erweiterten Gefäße als Krampfadern. Haben sich die tieferliegenden Venen erweitert, sodass ihre Venenklappen nur unzureichend schließen, sprechen Mediziner von einer chronisch venösen Insuffizienz, kurz CVI. In der Folge sackt das Blut Richtung Fuß und es kommt zu Druckgefühlen, Schwellungen oder Schmerzen im Bein. „Venenerkrankungen bedürfen schon frühzeitig einer Behandlung, denn die ständige Stauung des Blutes kann im Laufe der Zeit zu einer Gewebeverhärtung führen. Dadurch wird das umliegende Gewebe schlechter mit Sauerstoff versorgt. Je früher die Behandlung daher beginnt, desto besser“, erklärt Heidi Günther, Apothekerin bei der Barmer.

Therapie mit pflanzlichen Arzneimitteln

Zur Eigentherapie einer Venenschwäche stehen verschiedene pflanzliche Arzneimittel – sogenannte Phytopharmaka – zur Verfügung. Unterschieden wird zwischen rationalen Phytopharmaka, die klinische Studien durchlaufen haben, und den traditionell angewendeten Phytopharmaka, deren Anwendung allein auf jahrelanger Erfahrung basiert. Zu den Arzneimitteln, für die klinische Studien existieren, gehören die Extrakte aus Rosskastaniensamen und Roten Weinlaubblättern. Beide reduzieren bestehende Wassereinlagerungen (Ödeme), verhindern deren Neubildung und wirken entzündungshemmend. Der Trockenextrakt des Roten Weinlaubblatts verbessert zudem die Sauerstoffversorgung im Beingewebe und verringert Schmerzen.

Wann eignet sich die Eigentherapie?

„Pflanzliche Arzneimittel können besonders im Anfangsstadium der Erkrankung und begleitend zu einer Kompressionstherapie einen gewissen Erfolg bringen“, berichtet die Apothekerin Günther. „Sie wirken allerdings nur bei regelmäßiger Einnahme in ausreichend hoher Dosierung und erst nach einem Zeitraum von einigen Wochen.“ Es gibt sie rezeptfrei in der Apotheke. Die Expertin warnt jedoch vor einer Selbstmedikation bei Schwangeren, Diabetikern und Patienten mit schwerwiegenden Grunderkrankungen. Auch wenn die Betroffenen unter Hautveränderungen oder schlecht heilenden Wunden leiden, sollte lieber der Arzt aufgesucht werden, rät Günther.

Quelle: Barmer

Von: Sandra Göbel