Gesundheit heute

Chiropraktik

Nach der von Daniel David Palmer in den USA entwickelten Chiropraktik (Chirotherapie oder auch Manuelle Medizin) gehen alle Krankheiten von Fehlstellungen und Einengungen der Wirbelgelenke (Subluxationen) aus. Durch die Fehlstellungen würden Nerven eingeengt und in ihrer Leitfähigkeit beeinträchtigt.

Die meisten Chiropraktiker*innen beschränken sich heute auf die Behandlung von Erkrankungen des Bewegungsapparats wie Verspannungen, Rückenschmerzen und Gelenkprobleme. Manche Chiropraktiker*innen meinen aber auch innere Erkrankungen durch Manipulationen der Wirbelgelenke behandeln zu können.

Die Subluxationen werden mithilfe gezielter Handgriffe und Manipulationstechniken behoben. Das gestörte Wirbelgelenk wird z.B. durch einen ruckartigen Impuls mit einem oft deutlich hörbaren „Knacken“ mobilisiert.

Chiropraktik wird an Heilpraktikerschulen gelehrt, es gibt in Deutschland aber keine festgelegte Chiropraktiker-Ausbildung.

Eines von vielen der Chiropraktik ähnlichen Verfahren ist die Wirbelsäulentherapie nach Dorn. Hier werden verschobene Rückenwirbel als Ursache nicht nur von Schmerzen, sondern auch von organischen Störungen angesehen. Die verschobenen Wirbel werden ertastet und sanft massierend in ihre Position gedrückt. Oft wird das Verfahren mit einer Rückenmassage nach Breuß kombiniert, die auf besonders feinfühligen Grifftechniken beruht.

Eine andere, aus der Chiropraktik hervorgegangene Methode ist Zilgrei. Diese, nach den Namensanfängen der Begründer A. Zillo und H. Greissing benannte Methode wird zur Selbstbehandlung bei Schmerzen und funktionellen Störungen propagiert und kombiniert Elemente der Chiropraktik, der Bewegungstherapie und der Tiefenatmung, wie sie etwa im Yoga praktiziert wird.

Entzündlich erkrankte oder verletzte Gelenke dürfen nicht chiropraktisch behandelt werden. Bei unsachgemäßer Behandlung vor allem der Halswirbelsäule sind Lähmungen, Schlaganfälle und Todesfälle vorgekommen. Die Griffe sollten deshalb nur von ausgebildeten Experten ausgeführt werden, eine Manipulation der Halswirbelsäule bei älteren Patienten ist generell zu vermeiden.

Bewertung. Das Verfahren wird im Allgemeinen gut vertragen, ist aber nicht frei von – teilweise schwerwiegenden – Risiken. Wissenschaftlich gesichert ist der Wert der Chiropraktik bei akuten Schmerzen im Bereich des unteren Rückens. Hier kann die innerhalb von 4–6 Wochen begonnene chiropraktische Behandlung Schmerzen verringern und die Beweglichkeit steigern. Bei Nackenschmerzen wirkt die Chiropraktik ähnlich gut wie (bzw. nicht besser als) physiotherapeutische Übungen. Keinen positiven Einfluss scheint die Chiropraktik auf die Behandlung von Krankheiten außerhalb der Wirbelsäule und bei inneren Erkrankungen wie etwa Asthma oder Koliken bei Kindern zu haben.

Manuelle Medizin

Die nach dem 2. Weltkrieg entwickelte manuelle Medizin geht davon aus, dass Gelenkblockierungen zu einer Überspannung von Muskeln und Sehnen führen können, die das Gelenk normalerweise in Bewegung halten. Durch diese Verspannungen entstehen Fernwirkungen wie Kopf- und Nackenschmerzen, Rückenschmerzen und Durchblutungsstörungen, die wiederum Schwindel und sogar Probleme an inneren Organen auslösen können. Durch bestimmte Griffe sollen die Muskelverspannungen gelöst und so das Gelenkspiel wieder frei werden. Auch „knackende“ Manipulationen der Gelenke kommen zum Einsatz, meist werden jedoch Weichteiltechniken bevorzugt, bei denen die Fingerkuppen streichend und knetend für Lockerung sorgen. Die manuelle Medizin wird hauptsächlich bei orthopädischen Erkrankungen, Muskelverspannungen, Rückenschmerzen und rheumatischen Beschwerden eingesetzt.

Ärzt*innen können sich durch Kurse und Fortbildungen die Zusatzbezeichnung Ärzt*in für Chirotherapie erwerben. Physiotherapeut*innen, die solche Kurse belegen, dürfen auf ärztliche Anordnung ebenfalls dieses manuelle Verfahren anwenden.

Bewertung. Die Verträglichkeit ist gut, Nebenwirkungen sind selten. Die manuelle Therapie wird meist als Teil eines „therapeutischen Pakets“ oder ergänzend zu anderen Verfahren angewandt. Entsprechend schwer ist ihr Nutzen im Einzelfall einzuschätzen und wissenschaftlich zu überprüfen.

Weiterführende Informationen

  • www.chiropraktik.de – Internetseite der Deutschen Chiropraktoren-Gesellschaft e. V., Wolfenbüttel: Übersichtliche Fach-, Ausbildungs- und Patienteninformationen mit weiterführenden, internationalen Links.
  • www.chiropraktik-bund.de – Internetseite des Bunds deutscher Chiropraktiker e. V., Berlin: Ausbildungs- und Patientenratgeber mit Therapeutenliste.
  • www.dgmm.de – Internetseite der Deutschen Gesellschaft für Manuelle Medizin, Jena: Fach- und Patienteninformationen mit weiterführenden Links und Literaturliste.
  • H.-P. Bischoff: Manuelle Medizin. Chirotherapie – Osteopathie. Hugendubel-Verlag, 2005. Von einem Orthopäden verfasst, beantwortet der Ratgeber die häufigsten Fragen und gibt einen leicht verständlichen Einblick in die Therapiemöglichkeiten.
  • K. Bayer: Chirotherapie von Kopf bis Fuß. Haug, 2005. Praxishandbuch, das primär chirotherapeutische Techniken aufzeigt sowie deren Bedeutung.

Weiterlesen:

  • Was sind manuelle Therapien?
  • Osteopathie
  • Kraniosakraltherapie
  • Klassische Massage
  • Die verschiedenen Heilverfahren in Listenform

Von: Dr. med. Herbert Renz-Polster in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014).
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Heuschnupfen bei Kindern behandeln

Heuschnupfen bei Kindern behandeln

Mittel aus der Komplexhomöopathie

Laufende Nase, tränende Augen und Niesattacken – Heuschnupfen betrifft auch immer häufiger Kinder. Bei vielen Eltern stehen naturheilkundliche Mittel hoch im Kurs. Ein Überblick über homöopathische Komplexmittel bei Pollenallergie.

Inzwischen leiden bis zu 25 Prozent der Kinder unter einer Allergie. Die ersten Beschwerden treten meist im Kindergartenalter oder später auf. Bei erstmaligen Auftreten von allergieverdächtigen Symptomen wie Niesen oder Augenbrennen, ist ein Allergietest beim Kinderarzt zu empfehlen. Ist die Diagnose Heuschnupfen gesichert, bietet die Homöopathie verschiedene Einzel- und Komplexmittel zur Behandlung an. Das wichtigste Einzelmittel gegen Heuschnupfen ist der Kleine Goldregen (Galphimia glauca, Thryallis glauca). Es ist in Globuli-Form erhältlich und auch in der Prävention bewährt. Jeden Tag 5 Globuli Galphimia glauca D12 reduziert die Allergiebereitschaft. Der Behandlungsbeginn liegt am besten 2 Wochen vor der Pollensaison.

Komplexhomöopathie: Auf Altersbeschränkung achten

In den homöopathischen Komplexmitteln wird der der Kleine Goldregen mit weiteren Wirkstoffen kombiniert, etwa mit Kürbisschwämmchen (Luffa), dem Botenstoff Histamin oder der Ballonrebe (Cardiospermum). Achten Sie immer auf die Altersbeschränkung der Mittel. Für Säuglinge im 1. Lebensjahr ist beispielsweise nur ein einziges Mittel zugelassen: Luffeel® comp. Tabletten. Kleinkinder zwischen 1 und 5 Jahren können alternativ mit Pascallerg® Tabletten behandelt werden. Für Kinder ab 6 Jahren sind weitere Produkte erhältlich: Klosterfrau allergin® Globuli und Heuschnupfenmittel DHU®.

Hinweis: Achten Sie auf die speziellen Dosierungen für Kinder! Sie finden die Dosierung in der Packungsbeilage oder können Sie bei Ihrem Apotheker erfragen.

Ergänzend zu den homöopathischen Komplexmitteln haben sich Nasensprays bewährt. Ihr Apotheker empfiehlt Ihnen individuell ein geeignetes Präparat, das die Nasenschleimhaut nicht unnötig reizt oder austrocknet. Zu empfehlen sind 1–2 Sprühstöße pro Tag, im Akutfall auch öfter.

Tipps für den Alltag

Zusätzlich zu der medikamentösen Therapie lindern verschiedene Verhaltensweisen die Beschwerden von allergiegeplagten Kindern:

  • Lüften Sie morgens zwischen 6 und 8 Uhr einmal kräftig stoß. Den Rest des Tages Türen und Fenster möglichst geschlossen halten.
  • Bringen Sie Pollenschutzgitter vor den Fenstern an.
  • Waschen Sie dem Kind jeden Abend gründlich die Haare. Bewahren Sie Kleidung, die draußen getragen wurde, nicht im Kinderzimmer auf.
  • Verlegen Sie während der Pollenflugsaison mehr Aktivitäten nach drinnen.
  • Statten Sie ihren Staubsauger mit einem Feinstaubfilter aus und saugen Sie regelmäßig die Wohnung.
  • Lassen Sie einen Pollenfilter in Ihr Auto einbauen.

Quelle: Dr. rer. nat. Daniela Birkelbach: Komplexhomöopathie für Pollen-geplagte Kinder. In: PTA heute, Nr. 12, Juni 2016, S. 90–92

Von: Sandra Göbel; Bild: Serhiy Kobyakov/Shutterstock