Gesundheit heute

Die Wurzeln der Komplementärmedizin

Viele der heute populären komplementären Verfahren stammen aus anderen Kulturräumen; sie wurden im Zuge der Alternativbewegung in die Industrieländer „exportiert“ – das gilt für die Traditionelle Chinesische Medizin ebenso wie für die ayurvedische Medizin.

Andere Verfahren stellen dagegen universelle Heilpraktiken dar, die in vielen oder sogar in allen Kulturen genutzt wurden. Vor allem die Massagetechniken, Mind-Body-Therapien und die Phytotherapie wurden zu allen Zeiten rund um den Globus angewandt – sogar Tiere können dabei beobachtet werden, wie sie bei bestimmten Krankheiten spezielle Kräuter bevorzugen.

Viele häufig genutzte Verfahren wie Homöopathie, Osteopathie, anthroposophische Medizin und Bach-Blütentherapie entstanden in den „Gründerwirren“ der wissenschaftlichen Medizin – hier prallten verschiedene, noch kaum überprüfbare Erklärungen für schon exakt beschriebene Krankheiten aufeinander und brachten konkurrierende Denksysteme hervor.

Der Ursprung vieler dieser Verfahren war die Unzufriedenheit mit dem herrschenden Medizinsystem. Samuel Hahnemann etwa, der Begründer der Homöopathie, war zutiefst von den brutalen und für den Patienten nicht selten tödlichen Behandlungsmethoden seiner Zeit (wie Aderlässe, Abführmaßnahmen, Chirurgie ohne Betäubung) abgestoßen. Dasselbe gilt für Edward Bach, den Gründer der Bach-Blütentherapie. Noch heute spielt die Unzufriedenheit mit dem Medizinbetrieb bei der Nutzung von komplementären Verfahren eine große Rolle. Sehr viele Patienten lassen sich alternativmedizinisch behandeln, weil sie sich als Menschen im schulmedizinischen Betrieb nicht ernst genommen fühlen.

Weiterlesen:

  • Natürlich heilen, aber wie?
  • Wirkungsweise der Komplementärmedizin

Von: Dr. med. Herbert Renz-Polster in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014).
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Akupressur bei Regelschmerzen

Selbstakupressur per App

Hilft Akupressur Frauen, die unter Regelschmerzen leiden? Und ist eine Smartphone-App mit Anleitung zur Selbsthilfe ein attraktiver Ansatz für Betroffene? Diesen Fragen ist ein Forscherteam der Charité Berlin nachgegangen.

Weniger Schmerzen nach Akupressur

Viele Frauen leiden jeden Monat an Schmerzen während der Periode. Krämpfe im Unterbauch, Kopf- und Rückenschmerzen zählen zu den Hauptbeschwerden.
Das Forscherteam wollte herausfinden, ob sich die Beschwerden bei jungen Frauen mit starken Regelschmerzen durch die Selbstakupressur nachhaltiger reduzieren lassen als durch Einnahme von Schmerztabletten oder durch hormonelle Kontrazeptiva. Akupressur ist ein Verfahren aus der Traditionellen Chinesischen Medizin, das die Frauen selbst zu Hause durchführen können. Dabei drücken oder massieren sie bestimmte Punkte am Körper.
Die Forscher teilten die Teilnehmerinnen in zwei Studiengruppen ein: Beide Gruppen erhielten eine Studien-App zur Erhebung relevanter Daten. Nur die Interventionsgruppe bekam eine App-Version, die zur Selbstakupressur kurz vor und während der Menstruation anleitete.

Jede dritte Frau, die auf der App die Punkte für eine Selbstakupressur in Form von Bildern sah, erreichte nach drei Monaten eine fünfzigprozentige Schmerzminderung. Nach einem halben Jahr beschrieben mehr als die Hälfte der Frauen eine Schmerzminderung. In der Kontrollgruppe waren es zu beiden Zeitpunkten nur rund jede vierte Teilnehmerin. Außerdem benötigte die Akupressurgruppe weniger Schmerztabletten als die Frauen in der Kontrollgruppe.

Kombination aus Traditioneller Chinesischer Medizin und neuester Technik

Die Forscher sind überzeugt, dass die App den Frauen geholfen hat, eine einfache Selbstakupressur von drei Akupunkturpunkten durchzuführen und ihre Regelschmerzen deutlich zu reduzieren.

Quelle: Charité – Universitätsmedizin Berlin

Weiterführende Informationen: Die App Luna wurde für iOS kürzlich inhaltlich und technisch aktualisiert und ist kostenlos im App-Store erhältlich.

Von: Simone Lang