Gesundheit heute

Grauer Star

Grauer Star (Katarakt): Trübung der Linse mit je nach Ausdehnung und Lage beeinträchtigter Sicht. Mit 20 bis 25 Millionen betroffenen Menschen ist der Graue Star weltweit die häufigste Erblindungsursache. Länder und Regionen nahe am Äquator mit intensiver Sonneneinstrahlung (v. a. in Afrika) sind besonders betroffen. Der Altersstar (senile Katarakt, Cataracta senilis) stellt mit 90 % die häufigste Form dar. Sie ist im hohen Lebensalter extrem häufig: Bei mehr als der Hälfte der Menschen über 80 Jahre ist eine Linsentrübung nachweisbar.

Die Behandlung besteht im operativen Austausch der getrübten Linse mit einer klaren Kunstlinse. Diese Operation ist sehr sicher.

Symptome und Leitbeschwerden

  • Schlechtes Sehen in der Nacht, in geschlossenen Räumen Bedürfnis nach hellerem Licht und stärkeren Lampen
  • Über Jahre abnehmendes Sehvermögen, alles wird unscharf
  • Verminderte Kontraste und Farbwahrnehmung; alles "grau in grau"
  • Im Hellen vermehrte Blendung
  • Eventuell Sehen von Doppelbildern
  • Bei genauerem Hinsehen Trübung einer oder beider Linsen (Spiegel oder Partner)

Wann zum Arzt

In den nächsten Tagen oder Wochen, wenn

  • die genannten Beschwerden auftreten.

Die Erkrankung

Der Graue Star lässt sich nach den Ursachen in verschiedene Formen einteilen:

Formen

Altersstar. Die voranschreitende Trübung ist wie die Alterssichtigkeit ein normaler Alterungsprozess der Linse. Warum bei einem Betroffenen die Trübung schneller und ausgeprägter und bei einem anderen langsamer und weniger stark eintritt, ist noch nicht geklärt.

Der Augenarzt differenziert den Befund nach Lage der Trübung in der Linse (Rinden-Katarakt, Kern-Katarakt, Christbaumschmuck-Katarakt, Kapsel-Katarakt) und nach dem Reifegrad (Cataracta immatura, Cataracta matura, Cataracta hypermatura).

Grauer Star bei Allgemeinerkrankungen. Hier tritt die Erkrankung als Folge z. B. eines Diabetes oder einer Neurodermitis auf. Patienten mit jahrelanger Kortisontherapie sind ebenfalls oft betroffen.

Strahlenbedingter Grauer Star. Auch energiereiche Strahlen verschiedenster Quellen verursachen eine Linsentrübung. Der durch Infrarot-Strahlung hervorgerufene Katarakt bei Hochofen-Arbeitern oder Glasbläsern (Feuerstar, Glasmacherstar oder Wärmestar) ist als Berufskrankheit anerkannt. Auch UV-Strahlen und ionisierende Strahlen beschleunigen die Alterung der Augenlinse, so dass die Linsen eintrüben. Besteht zusätzlich eine Fehlernährung, tritt der Katarakt schon im Kindesalter auf; was etwa in armen und kaum entwickelten äquatornahen Regionen Zentralafrikas häufig zu beobachten ist.

Weitere physikalische Ursachen für einen Grauen Star sind Starkstromunfälle oder Blitzschlag.

Selten sind schließlich angeborene Formen. Neugeborene, die sich im Mutterleib mit dem Rötelnvirus infiziert haben (Rötelnembryopathie), kommen schon mit einer Linsentrübung auf die Welt. Beim angeborenen Galaktokinasemangel, einer schweren erblich bedingten Stoffwechselstörung, entwickelt sich der Katarakt im frühen Säuglingsalter.

Diagnosesicherung

Die Diagnose "Grauer Star" und die Einordnung nach Art und Lokalisierung der Trübung erfolgen durch den Augenarzt mithilfe der Spaltlampe. Fortgeschrittene Trübungen sind bereits bei bloßer Betrachtung des Auges erkennbar.

Differenzialdiagnosen

Eine allmähliche Sehverschlechterung vor allem beim alten Patienten kommt auch bei der altersbedingten Makuladegeneration vor.

Behandlung

Operative Behandlung

Die einzige wirksame Therapie zur Behandlung des Grauen Stars ist die operative Entfernung der Linse – sie ist mit etwa 800.000 operierten Augen der häufigste chirurgische Eingriff in Deutschland. Bei beidseitig auftretendem Grauen Star operiert man in der Regel zunächst das schlechtere Auge. Die Operation kann, wenn es der Zustand des Patienten erlaubt und die postoperative Versorgung sichergestellt ist, ambulant erfolgen. Es ist sinnvoll, dafür einen Arzt zu wählen, der diese Operation in großer Zahl durchführt (high volume surgery). Die anschließende Betreuung übernimmt dann wieder der behandelnde Augenarzt. Unter diesen Bedingungen beträgt die Komplikationsrate weniger als 1 %.

Zeitpunkt der Operation

Da der Linsenaustausch ein Routineeingriff mit sehr geringem Risiko ist, wartet man mit der Operation nicht, bis der Star "reif" ist. Der richtige Zeitpunkt für die OP hängt davon ab, wie stark die Linsentrübung die Lebensqualität beeinträchtigt, ob sie das Fahren bei Nacht einschränkt oder die Teilnahme am Straßenverkehr gefährdet.

Bei Patienten unter 60 Jahren ist allerdings zu bedenken, dass mit dem Verlust der körpereigenen Augenlinse jegliche Akkomodationsfähigkeit verloren geht: das heißt das Auge hat keinerlei Möglichkeit mehr, auf eine bestimmte Nähe "scharfzustellen". Liegen bei Patienten unter 60 Jahren keine weiteren Einschränkungen des Alltags durch den Grauen Star vor, raten viele Augenärzte zum Abwarten bis Mitte 60: Ab diesem Zeitpunkt ist auch die Flexibilität der natürlichen Linse meist durch Alterungsprozesse schon so reduziert, dass eine Akkomodation kaum noch möglich ist und der Austausch gegen die starre Kunstlinse diesbezüglich keine Nachteile mehr hat. Im Zweifelsfall kann die Rest-Akkomodationsfähigkeit genauer bestimmt werden.

In der Zwischenzeit sind regelmäßige Kontrollen wichtig, um eine Verschlechterung frühzeitig zu erkennen. Und zu lange sollte man mit der Operation auch nicht warten - in sehr fortgeschrittenem Stadium hat der Eingriff ein höheres Risiko für die sonst seltenen Komplikationen.

Angeborener Grauer Star. Ganz anders sieht es aus bei Kindern: Säuglinge mit Katarakt müssen aufgrund der Erblindungsgefahr frühzeitig neue Linsen erhalten. In der Regel erfolgt die Katarakt-Operation bei ihnen nach dem 6. Lebensmonat.

Operationsmethoden

Extrakapsuläre Kataraktextraktion (ECCE): Sie ist heute die in Europa am häufigsten angewandte Operationsmethode und wird in örtlicher Betäubung durchgeführt, entweder mit Augentropfen oder einer Injektion. Bei der ECCE schneidet der Arzt das Auge 3–5 mm lang auf (Tunnelschnitt, ohne anschließende Naht) und eröffnet die vordere Linsenkapsel. Mit einer Hochfrequenz-Ultraschallsonde zerkleinert er den harten Kern der Linse und saugt ihn ab, anschließend auch die weichere Linsenrinde mit einem speziellen Saug-Spül-Verfahren. Die hintere Linsenkapsel und die Aufhängefasern der Linse bleiben erhalten. Dadurch kann die künstliche Hinterkammerlinse, die die entfernte Linse ersetzen soll, stabiler in den leeren, vorher noch gereinigten Kapselsack implantiert werden.

Femtosekundenlaser-Kataraktoperation: Hier wird die Kataraktoperation mit Hilfe eines computerunterstützten, besonders leistungsstarken Lasers durchgeführt. Dies ermöglicht noch präzisere Schnitte als die manuelle Schnittführung, was letztendlich gewebeschonender ist.

Weitere Korrekturen

Je nach Operationsverfahren lassen sich bei einer Katarakt-Operation auch weitere Sehfehler gleich mitkorrigieren. So kann der Arzt z. B. bei der Femtosekundenlaser-Operation eine Hornhautverkrümmung in gleicher Sitzung mitbehandeln.

Kunstlinsen

Auch die Wahl der Kunstlinse bietet etliche Möglichkeiten, weitere Sehfehler mit zu korrigieren. Dabei ist jedoch zu beachten, dass die Krankenkassen zur Therapie des Grauen Stars in der Regel nur die Kosten für monofokale Linsen übernehmen. Zur Wahl stehen

  • monofokale Linsen (Einstärkenlinsen)
  • Multifokallinsen (Bifokal- und Trifokallinsen, mit denen scharfes Sehen in der Nähe und in der Ferne möglich ist)
  • Torische Linsen (zur gleichzeitigen Korrektur einer Hornhautverkrümmung)
  • Multifokal-torisch-asphärische Linsen (Linsen die sowohl das Sehen in der Nähe als auch in der Ferne ermöglichen und eine Hornhautverkrümmung ausgleichen)

Monofokale Linsen. Die Stärke der eingesetzten Kunstlinse wird individuell berechnet, damit sich vorher bestehende Fehlsichtigkeiten wie die Weit- oder Kurzsichtigkeit ganz oder teilweise ausgleichen. Da die Kunstlinse keine Naheinstellung (Akkomodation) vornehmen kann, muss sich der Patient vor der Operation entscheiden, ob seine neuen Linsen auf Sehen in die Ferne, Sehen in die Nähe oder Sehen im Arbeitsbereich (entspricht einer Armlänge = ca. 75-80 cm) eingestellt wird. Für die übrigen Bereiche, in dem er unscharf sieht, wird nach Einheilen der Kunstlinse eine Gleitsichtbrille angepasst.

Multifokallinsen. Ähnlich wie bei Gleitsichtbrillen ermöglichen Bifokal- oder auch Trifokallinsen das scharfe Sehen in mehreren Bereichen. Bifokallinsen bietet scharfes Sehen in der Nähe (Lesen) und in der Ferne. Trifokallinsen haben zusätzlich einen Brennpunkt im Intermediärbereich und erleichtern die Arbeit am PC, das Ablesen von Preisschildern und Amaturen oder Navigationsgeräten im Auto. Eine Brille ist nach dem Einsatz von Multifokallinsen meist nicht mehr nötig. Liegt beim Betroffenen eine Hornhautverkrümmung vor, müssen Multifokal-torische Linsen gewählt werden, "normale" Multifokallinsen sind für Menschen mit Hornhautverkrümmung nicht geeignet.

Torische Linsen. Diese Linsen gleichen eine Hornhautverkrümmung aus, es gibt sie als monofokale oder multifokale Linsen.

Komplikationen

Da bei einer ECCE die hintere Linsenkapsel im Auge verbleibt, kann sie sich in 50 % aller Fälle verdichten, und es kommt innerhalb von 5 Jahren zu einer Kapselfibrose, die aber problemlos mit einem Laser entfernt werden kann.

Seltene, aber schwere Komplikationen bei allen Katarakt-Operationen sind die Endophthalmitis (Infektion des Augeninneren) oder eine massive Aderhautblutung (in weniger als 1 % aller Grauer-Star-Operationen).

Prognose

Unbehandelt endet eine Linsentrübung immer in Erblindung. Das Risiko, nach einer Kataraktoperation einen irreparablen Sehverlust bis hin zur Erblindung zu erleiden, liegt dagegen bei unter 0,1 %.

Ihr Apotheker empfiehlt

Was nach der Operation zu beachten ist

Um unbeabsichtigten Druck oder Reiben zu verhindern, wird das Auge in den ersten Tagen nachts mit einer festen Siebklappe abgeklebt. In den ersten Wochen nach einer Star-Operation ist das Innere des Auges gereizt. Diese Reizung wird mit kortisonhaltigen Augentropfen oder -salben, anfangs in Kombination mit Antibiotika, behandelt. Es ist wichtig, dass Sie die Tropfen konsequent nach Verordnung des Arztes anwenden.

In den ersten Wochen nach der Operation müssen Sie Druckbelastungen, d. h. Bücken oder Tragen starker Lasten sowie anstrengende Tätigkeiten, völlig vermeiden. Eine Brillenkorrektur sollte frühestens 6 Wochen nach der Operation erfolgen, weil die Sehleistung innerhalb dieses Zeitraums noch schwankt (postoperativer Astigmatismus).

Vorsichtiges Waschen von Haaren und Gesicht sind schon wenige Tage nach der Operation wieder erlaubt. Achten Sie in den ersten Wochen aber darauf, dass keine Seife in das Auge kommt. Auch Schminke und Kosmetika im Augenbereich sind für die ersten 4 Wochen nach der Operation verboten. Auf Schwimmbad- oder Saunabesuch sollten Sie bis zur kompletten Abheilung nach 6-8 Wochen ganz verzichten.

Bei Schmerzen, Sehminderung oder Lichtblitzen sofort den Augenarzt aufsuchen!

Komplementärmedizin

Auch wenn die WHO der Akupunktur einen Stellenwert zur Behandlung des Grauen Stars einräumt, stellt das Verfahren keine Alternative zur Operation dar. Gleiches gilt für die Homöopathie, die eine fortschreitende Trübung ebenfalls nicht verhindert.

Von: Dr. rer. nat. Katharina Munk in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski
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So bleibt kein Auge trocken

Augentropfen müssen meist mehrmals täglich angewendet werden, um ihre Wirkung zu entfalten.

So bleibt kein Auge trocken

Von Augentropfen bis Lid-Op

Sie jucken, brennen und schmerzen – trockene Augen haben es wirklich in sich. Hinzu kommt: Werden trockene Augen nicht behandelt, drohen Entzündungen, Gewebeschäden und Sehstörungen. Anfeuchten und vor Schäden schützen ist deshalb die Devise. Wie das funktioniert, erfahren Sie in unserem aktuellen Ratgeber.

Verminderte Tränenproduktion oder vermehrte Verdunstung

Trockene Augen sind eine Volkskrankheit: Fast jeder Fünfte hat Probleme damit, betroffen sind vor allem Frauen und ältere Menschen. Die Beschwerden reichen von einem Trockenheitsgefühl über Juckreiz und Brennen bis hin zu Schmerzen. Viele Patient*innen empfinden helles Licht als unangenehm oder haben das Gefühl, es sitze Sand oder ein Fremdkörper im Auge. Zu Beginn der Erkrankungen tränen die Augen paradoxerweise oft. Das liegt daran, dass das Auge auf den ständigen Reiz zunächst mit einer vermehrten Flüssigkeitsbildung reagiert. Langfristig kann das Auge den chronischen Reiz aber nicht kompensieren. Es entzündet sich und Hornhaut und Bindehaut nehmen Schaden, was wiederum den Tränenfilm weiter reduziert. Es entsteht ein Teufelskreis, der schließlich in Sehstörungen münden kann.

Gründe für trockene Augen gibt es viele. Ärzt*innen unterteilen diese in drei Gruppen:

  • Tockene Augen wegen vermehrter Verdunstung des Tränenfilms (=hyperevaporative Form, sie liegt bei etwa 80% der Patient*innen vor). Die Tränenflüssigkeit besteht aus zwei Anteilen: Den wässrigen und den fetthaltigen. Bei der hyperevaporativen Form sind die fetthaltigen Anteile vermindert. Ursache ist meist eine Dysfunktion der Meibomdrüsen. Diese kleinen Drüsen liegen im Lidrand und geben eine ölige Flüssigkeit ab, die dafür sorgt, dass der wässrige Anteil des Tränenfilms nicht zu schnell verdunstet. Ist ihre Funktion gestört, verhärtet ihr Sekret in den Drüsenausgängen, statt in den Tränenfilm zu gelangen und dort für eine geringere Verdunstung zu sorgen.
  • Trockene Augen wegen verminderter oder ausbleibender Tränensekretion (=hyposekretorische Form). Hier wird zu wenig vom wässrigen Anteil der Tränen produziert.
  • Mischformen, bei denen die Tränenproduktion vermindert und die Verdunstung verstärkt ist.

Risikofaktoren und Grunderkrankungen

Nicht immer lässt sich die Entstehung eines trockenen Auges verhindern. Ein nicht beeinflussbarer Risikofaktor für trockene Augen ist zum Beispiel das Alter. Denn mit voranschreitenden Jahren lässt bei den meisten Menschen die Funktion der Meibomdrüsen nach. Auch auf Hormonveränderungen in und nach den Wechseljahren und in der Schwangerschaft kann nur wenig Einfluss genommen werden. Anders sieht es bei Umweltfaktoren wie trockener Heizungsluft, Zigarettenrauch oder hohen Ozonwerten aus. Auch Kontaktlinsen können zu trockenen Augen führen, vor allem, wenn sie zu lange getragen oder nicht richtig gepflegt werden.

Hinweis: PC-Arbeit oder langes Fernsehen gehen ebenfalls aufs Auge. Da man durch das konzentrierte Auf-den-Bildschirm-Starren seltener blinzelt, wird die Tränenflüssigkeit schlechter auf der Augenoberfläche verteilt und das Auge trocknet aus.

Daneben gibt es viele körperliche Erkrankungen, die als Begleiterscheinung die Augen unangenehm austrocknen. Dazu gehören neben Augenerkrankungen in erster Linie Hormonstörungen wie Schilddrüsenerkrankungen oder der Diabetes mellitus. Typisch sind trockene Augen auch bei vielen rheumatischen und autoimmunen Erkrankungen, wie beispielsweise bei der rheumatoiden Arthritis oder beim Sjögren-Syndrom. Hauterkrankungen beziehen ebenso oft die Augen mit ein. So können die Akne, die Neurodermitis und Schuppenflechte das Augenbefinden empfindlich stören. Nicht zuletzt sind manchmal auch Infektionen wie Hepatitis, AIDS, Tuberkulose oder die Syphilis an trockenen Augen Schuld.

Basistherapie für alle trockenen Augen

Die Behandlung von trockenen Augen ist oft langwierig. Oft gibt es nicht „die eine“ Ursache, sondern es wirken mehrere Faktoren zusammen. In diesem Fall müssen die Betroffenen herausfinden, welcher Maßnahmen-Mix sich in ihrem speziellen Fall bewährt. Zunächst sollten es Betroffene immer mit der sogenannten Basistherapie versuchen. Diese umfasst Allgemeinmaßnahmen, Lidrandpflege und Tränenersatzmittel. Die Allgemeinmaßnahmen beinhalten folgende Punkte:

  • Augen-Klima verbessern. Ist die Luftfeuchtigkeit gering, trocknet auch das Auge verstärkt aus. Um die Luftfeuchtigkeit in geschlossenen Räumen zu erhöhen, sollte man nicht zu stark zu heizen und regelmäßg lüften. Aber Achtung: Zugluft sollte dabei unbedingt vermieden werden, z. B., indem man vor dem Schlafen lüftet statt sich nachts unter das offene Fenster zu legen. Wer gar nicht ohne Frischluft schlafen möchte, kann die Augen mit einer Schlafmaske schützen. Reicht das nicht aus, können Luftbefeuchter zum Einsatz kommen. Klimaanlagen sollten, wenn möglich, gemieden werden.

  • Bildschirmpausen einlegen. Damit die Arbeit am PC nicht zu trockenen Augen führt, sollten regelmäßig Bildschirmpausen eingelegt werden, bei denen der Blick am besten aus dem Fenster in die Ferne schweift. Immer wieder bewusst zu blinzeln hilft zudem, den Tränenfilm besser zu verteilen.
  • Reize vom Auge fernhalten. Trockene Augen befinden sich in einem dauernden Reizzustand – deswegen sollte man zusätzlich äußere Reize unbedingt minimieren. Dazu zählen chemische Reize wie Feinstaub, aber auch Tabakrauch. Eine Brille mit Seitenschutz hilft, Reize wie z. B. Wind vom Auge fernzuhalten.
  • Kontaktlinsen richtig verwenden. Wer Kontaktlinsen trägt, sollte seinen Augen öfter eine Pause gönnen. Wichtig ist die gründliche Reinigung und Pflege der Linsen, oft werden auch Tageslinsen empfohlen. Hilfreich sind spezielle Kontaktlinsen aus modernen Materialien wie z. B. Silikon-Hydrogel, die weniger trocken werden In sehr schweren Fällen muss meist sowieso auf das Tragen von Kontaktlinsen verzichtet werden.
  • Von innen befeuchten. Damit der Körper nicht austrocknet heißt die Devise „viel Trinken“. Günstig ist es, reichlich Omega-3-Fettsäuren zu sich zu nehmen. Studien zufolge sind sie antientzündlich wirksam und verbessern den Tränenfilm.

Fehlende Tränen von außen ersetzen

Unverzichtbares Standbein der Basistherapie sind Tränenersatzmittel. Sie lindern das Trockenheitsgefühl und schützen die Augenoberfläche, indem sie die Scherkräfte beim Blinzeln reduzieren. Je nach Schweregrad empfiehlt die Ärzt*in Tropfen, Gele oder Salben. Wirksame Inhaltsstoffe sind Polyvinylalkohol, Polyvinylpyrrolidon, Zellulosederivate, Hyaluronsäure, Carbomere, Muzinanaloga oder Elektrolyte.

Ist durch die Meibomdrüsendysfunktion der Lipidanteil des Tränenfilms gestört (hyperevaporative Form) sind lipidhaltige Tränenersatzmittel hilfreich. Darin werden oft Triglyceride, Paraffinöl und Phospholipide kombiniert. Neben Tropfen gibt es auch lipidhaltige Augensprays, die auf das geschlossene Augenlid gesprüht werden.

Ob wässrig oder lipidreich – es gibt eine fast unüberblickbare Auswahl an Augentropfen, die sich in der Zusammensetzung ihrer Wirkstoffe unterscheiden. Manchmal muss man verschiedene Präparate ausprobieren, um die Augentropfen oder -salbe zu finden, die persönlich am besten hilft. Außerdem unterscheiden sich die Augentropfen in ihrer Applikationsform, d.h., in der Art des Tropfmechanismus. Auch hier gilt es auszuprobieren, mit welchem „Tropfer“ man am besten zurechtkommt. Im Zweifel gibt es dazu Rat in der Apotheke. Für alle Tränenersatzmittel gilt: sie müssen immer ausreichend oft nach ärztlichem Rat bzw. jeweiliger Packungsbeilage dosiert werden. Nur so entfalten sie neben ihrer lindernden auch ihre schützende Wirkung für die gereizte Augenoberfläche.

Hinweis: Patient*innen, die mehrmals täglich Augentropfen verwenden oder Allergien haben, sollten unbedingt konservierungsmittelfreie Präparate benutzen.

Lidrandpflege – so geht´s:

Dritter wichtiger Bestandteil der Basistherapie ist die Lidrandpflege. Sie bessert die Funktion der Meibomdrüsen und läuft folgendermaßen ab:

  • Auge wärmen. Dazu legt man für etwa zehn Minuten einen warmen Waschlappen auf den Augenbereich, hilfreich sind auch speziell dafür konzipierte Augenmasken oder Gelbrillen. Die Wärme weicht verhärtete Sekrete der Drüsen auf.
  • Lidrandmassage. Nachdem die Sekrete aufgeweicht sind, müssen sie aus den verstopften Drüsengängen entfernt werden. Dazu streicht man mit einem feuchten Wattestäbchen die Lidranddrüsen vorsichtig in Richtung Auge aus.
  • Lidränder reinigen. Am Schluss sind die Sekrete von den Lidrändern zu entfernen. Dazu benutzt man entweder mit spezieller Reinigungslotion angefeuchtete Wattepads oder gebrauchsfertige Reinigungstücher aus der Apotheke.

Wenn künstliche Tränen und Lidrandpflege nicht ausreichen

Nicht immer reichen allgemeine Maßnahmen, Lidrandpflege und Tränenersatz zur Linderung der Trockenheitsbeschwerden aus. Dann kann die Augenärzt*in die Tränenpünktchen vorübergehend mit kleinen Stopfen (sogenannten Plugs) verschließen. Auf diese Weise fließen die Tränen weniger gut ab und verbleiben länger auf dem Auge.

Hat sich das trockene Auge zusätzlich entzündet, kommen spezielle lokale Medikamente ins Spiel. Auch hier gibt es verschiedene Möglichkeiten. Ist ein Antibiotikum erforderlich, werden oft Azithromycin-Tropfen verordnet. Ciclosporin A-Augentropfen hemmen die Produktion von Entzündungsvermittlern und erhöhen die Tränenproduktion. Die beiden Calcineurininhibitoren Tacrolimus und Pimecrolimus wirken ebenfalls entzündungshemmend, sie werden als Salben auf die Augenlider gestrichen, Tacrolimus gibt es zudem auch als Augentropfen. Liegt gleichzeitig eine Rosazea der Gesichtshaut vor, helfen oral eingenommene Tetracycline, die Entzündung einzudämmen und den Tränenfilm zu normalisieren.

Schwere Geschütze für schwere Fälle

Bei besonders schwerer Form des trockenen Auges ist die Therapie mit autologen Serumaugentropfen möglich. Diese werden aus dem eigenen Blut der Patient*in gewonnen und mit Kochsalzlösung verdünnt. Sie sind fünfmal täglich bis stündlich in das Auge einzuträufeln und wirken sowohl als Tränenersatz als auch antientzündlich.

Auch spezielle Kontaktlinsen können bei schweren Formen helfen. Sie schützen die Hornhautoberfläche nicht nur gegen Einflüsse von außen. Bevor man sie einsetzt, wird die Innenseite mit Kochsalzlösung oder künstlichen Tränen gefüllt. Dadurch kann die trockene Hornhaut regelrecht in Flüssigkeit baden.

Eine weitere Option für schwere Fälle sind augenärztliche Interventionen. So lässt sich beispielsweise das Tränenpünktchen durch Verödung oder das Einpflanzen permanenter Plugs auf Dauer verschließen. Stark vernarbte Meibomdrüsen kann die Augenärzt*in durch Sondierung freilegen, um den Fluss des Sekrets wiederherzustellen. Selten werden noch schärfere Geschütze notwendig. Beispiele dafür sind das Abdecken der Oberfläche durch Ammnionhaut oder die Verkleinerung der Lidspalte durch das Vernähen von Teilen des Ober- und Unterlides.

DAZ 2021, Nr. 8, S. 44; Leitlinie Sicca

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: megaflopp/shutterstock.com