Gesundheit heute

Hornhautentzündung

Hornhautentzündung (Keratitis): Entzündung der Hornhaut durch bakterielle Erreger (z. B. Staphylokokken, Streptokokken, Pseudomonaden), Viren (z. B. Herpes-simplex-Viren, Varicellen), Akanthamöben oder Pilze (selten).

Symptome und Leitbeschwerden

  • Fremdkörpergefühl
  • Sehr starke Schmerzen
  • Lichtscheu
  • Augentränen
  • Lidkrampf.

Wann zum Arzt

Heute noch, wenn

  • die genannten Beschwerden auftreten.

Hinweis: Nehmen Sie Kontaktlinsen sofort heraus!

Die Erkrankung

Bakterielle Hornhautentzündung

Eine intakte Hornhaut bildet für die meisten Bakterien eine unüberwindbare Barriere. Oberflächliche Verletzungen oder eine Störung der immunologischen Abwehr aber machen die Hornhaut durchlässig. Jetzt können Keime leicht eindringen, und penetrieren schnell die verschiedenen Schichten der Hornhaut. Risikofaktoren für solche oberflächlichen Verletzungen sind Kontaktlinsen, aber auch das trockene Auge macht die Hornhaut empfindlich für kleinste Schäden und das Eindringen von Bakterien. Die Bakterienbesiedlung des Hornhautstromas, eine Art Bindegewebe, das ~90 % der Hornhaut ausmacht, führt dann zu dem typischen roten Auge, am Boden der Vorderkammer sammelt sich eventuell Eiter an.

Komplikationen. Bei einem tieferen Eindringen der Keime kommt es zum Einschmelzen des Stromas. Dieser Infektionsablauf wird als kriechendes Hornhautgeschwür (Ulcus serpens) bezeichnet. Im weiteren Verlauf – bei einer Pseudomonadeninfektion innerhalb von 48 Stunden – kann die Hornhaut durchbrechen (Hornhautperforation), es muss sofort operiert werden.

Virale Hornhautentzündung: Herpes simplex corneae

Weltweit sind über 90 % der Menschen mit dem Herpes-simplex-Virus Typ 1 (HSV-1) infiziert. Die erste Infektion mit diesem Erreger verläuft meist unbemerkt – am Auge z. B. in Form einer leichten Bindehautentzündung oder Lidrandentzündung. Da das Virus in Nervenzellen "nistet", kann es bei Stress, starker Sonnenbestrahlung oder Hornhautreizung jederzeit zu einer Reinfektion der Hornhaut kommen. Bei HSV-1-Infektionen drohen bleibende Hornhautnarben und Hornhauttrübungen, die zu einer Sehverschlechterung bis hin zur Erblindung führen können.

Akanthamöben-Keratitis

Akanthamöben sind weit verbreitete Einzeller, die Erde, Schlamm und Wasser bewohnen, aber auch in Wasserversorgungssystemen zu finden sind. Wenn Akanthamöben in das Auge gelangen, können sie sich tief in die Hornhaut einfressen und diese bis hin zur Erblindung schädigen. Zu Beginn sind die Symptome unspezifisch: meist ist nur ein Auge betroffen, es ist rot, tränt, und der Betroffene sieht etwas verschwommen. Erst nach mehreren Wochen gesellen sich starke Schmerzen dazu.

Besonders gefährdet für eine Akanthamöben-Keratitis sind Kontaktlinsenträger, die ihre weichen Linsen unter fließendem Leitungswasser oder mit Speichel statt mit den dafür vorgesehen Pflegemittel reinigen und/oder diese nicht vorschriftsmäßig wechseln.

Diagnosesicherung

Zunächst fragt der Arzt nach Art und Dauer der Beschwerden, eventuellen Augenverletzungen und Kontaktlinsenträger vor allem nach der Pflege ihrer Linsen. Dann untersucht er das Auge gründlich mit Hilfe der Spaltlampe. Mit dem Seidel-Test weist er nach, ob ein Epitheldefekt vorliegt. Dafür färbt er den Tränenfilm mit Fluoreszin und inspiziert die Hornhaut.

Einen Epitheldefekt erkennt der Arzt daran, dass Kammerwasser durch die undichte Stelle auf die Hornhautoberfläche austritt und die Farbe auswäscht. Eventuell macht der Augenarzt auch einen Abstrich, um den Erreger bestimmen zu lassen. Bei einem Hornhautgeschwür und dem Verdacht auf Akanthamöben gewinnt er für den Nachweis von Zysten Material aus dem Ulkusgrund. In manchen Fällen lässt der Arzt auch die Kontaktlinsen und die Kontaktlinsenflüssigkeit im Labor auf Erreger untersuchen.

Differenzialdiagnosen

Die Hornhautentzündung muss abgegrenzt werden von anderen entzündlichen Veränderungen des Auges wie z. B. der Bindehautentzündung und der Regenbogenhaut-Entzündung.

Behandlung

Bakterielle Hornhautentzündung

Pharmakotherapie. Nach einem Abstrich wird die Therapie sofort – ohne auf die Ergebnisse der Erregerbestimmung zu warten – mit der Gabe von lokalen Breitbandantibiotika (z. B. Neomycin, Gentamicin, Polymyxin) begonnen. Bei einem Hypopyon - und damit einer Beteiligung der Vorderkammer - gilt es, ein sekundäres Glaukom zu verhindern und die Pupille zu erweitern (z. B. zweimal täglich mit Boro-Scopol®-Augentropfen).

Hornhauttransplantation. Bei verschlepptem Verlauf, Unzuverlässigkeit der Therapie oder einer drohenden Hornhautperforation muss der Patient stationär in eine Augenklinik aufgenommen werden. Im Fall einer perforierenden bakteriellen Hornhautentzündung kann eine Hornhauttransplantation (Keratoplastik, Hornhautübertragung) erforderlich sein. Im Gegensatz zu allen anderen Transplantationen ist vor einer Hornhautverpflanzung keine Gewebetypisierung (HLA-Typisierung) notwendig, da die Hornhaut wie eine "Glasscheibe" nicht durchblutet ist und deshalb nicht mit einer Abstoßungsreaktion zu rechnen ist. Dank jüngster Erfolge der Hornhautforschung sind Patienten auch nicht mehr auf die Transplantation einer menschlichen Hornhaut angewiesen. Forscher haben eine künstliche Hornhaut aus synthetischem Kollagengewebe entwickelt.

Virale Hornhautentzündung

Eine viral bedingte Hornhautentzündung behandelt der Arzt mit virenhemmenden Augentropfen oder -salben (z. B. Triflumann®, Zovirax®-Augensalbe), bei tiefer reichenden Entzündungen auch als Infusion, und eventuell kortisonhaltigen Augentropfen.

Akanthamöben-Keratitis

Die Therapie einer Akanthamöben-Keratitis ist aufwändig und langwierig: Zunächst tropft man über die ersten 3 Tage im Viertelstundenrhythmus rund um die Uhr lokal desinfizierende Mittel und Antibiotika in das betroffene Auge. Zum Einsatz kommen beispielsweise Polyhexamethylenbiguanid (Lavasept®), Neomycin (Polyspektran®) oder Clotrimazol. Um diese Tropftherapie sicherzustellen, wird der Patient manchmal auch stationär aufgenommen. Nach dieser intensiven Therapiephase wird die Behandlung über mindestens 6 Monate hinweg ausgeschlichen.

Zeigt die konservative Therapie keinen Erfolg, muss operiert werden. Chirurgische Verfahren sind z. B. die Kornea-Abrasion, d. h. das Abschälen der oberen Hornhautschicht oder die Keratoplastik.

Als neuer Therapieansatz zur Behandlung der Akanthamöben-Keratitis sind keimabtötende Kontaktlinsen in der Entwicklung.

Ihr Apotheker empfiehlt

Was Sie selbst tun können

  • Um der Blendempfindlichkeit zu begegnen, sollten Sie im Freien dunkle Sonnenbrillen tragen. Dunkeln Sie auch Ihr Zimmer ab.
  • Schonen Sie Ihre Augen, indem Sie während der Erkrankung auf die Arbeit am Computerbildschirm verzichten und auch das Lesen und Fernsehen stark einschränken.
  • Setzen Sie erst dann wieder Ihre Kontaktlinsen ein, wenn die Hornhautentzündung vollständig abgeklungen ist.

Komplementärmedizin

In Anbetracht der schweren Komplikationen, die eine nicht rechtzeitig oder unzureichend behandelte Hornhautentzündung nach sich ziehen kann, können komplementärmedizinische Maßnahmen nicht empfohlen werden.

Wenn eine Herpesinfektion der Hornhaut immer wieder auftritt, empfiehlt die Homöopathie eine individuell abgestimmte Konstitutionstherapie.

Prävention

Um Hornhautentzündungen vorzubeugen, pflegen Sie als Kontaktlinsenträger Ihre Kontaktlinsen gründlich, achten Sie beim Einsetzen und Herausnehmen der Linsen auf eine gute Händehygiene und gehen Sie regelmäßig zur augenärztlichen Kontrolle. Einmallinsen sind entsprechend der Herstellerangaben regelmäßig zu wechseln.

Wenn Sie unter trockenen Augen leiden, behandeln Sie diese konsequent mit Filmbildnern, damit die Hornhaut weniger empfindlich für kleinere Verletzungen ist.

Von: Dr. rer. nat. Katharina Munk in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung der Sektionen "Erkrankung", "Diagnosesicherung", "Behandlung" und "Prävention": Dr. med. Sonja Kempinski
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Mit Hygiene gegen Hornhautinfektionen

Gute Hygiene und passende Pflegemittel schützen vor einer Infektion durch Kontaktlinsen.

Mit Hygiene gegen Hornhautinfektionen

Keimschleuder Kontaktlinse

Wer Kontaktlinsen trägt, muss peinlichst genau auf Hygiene achten. Ansonsten drohen Infektionen – die im schlimmsten Fall das Augenlicht kosten. So schützt man sich davor.

Gut versteckt unter der Linse

Kontaktlinsen sind praktisch und überaus beliebt. Nicht nur, weil sie unauffällig sind. Im Gegensatz zu Brillen stören sie nicht auf der Nase, beschlagen nicht und ermöglichen eine bessere Rundumsicht. Einen Nachteil haben sie allerdings. Wer es mit der Sauberkeit nicht genau nimmt, transportiert beim Einsetzen der Haftschalen leicht Erreger auf die Hornhaut. Geschützt von der Kontaktlinse werden diese beim Lidschlag nicht weggewischt und dringen in die Hornhaut ein, wo sie schwere Schäden anrichten können.

Parasiten im Auge

Neben Bakterien, Viren oder Pilzen handelt es sich in fünf Prozent der Fälle um winzige Parasiten, die Akanthamöben. Sie lösen bei einer Infektion der Hornhaut starke Schmerzen, Blendempfindlichkeit und manchmal auch eine ringförmige Trübung aus. Typischerweise sprechen Akanthamöbeninfektion nicht auf Antibiotika oder Virostatika an. Sie müssen mit antiseptischen Mitteln behandelt werden.

Quelle der gefährlichen Akanthamöben ist abgestandenes Wasser. Lässt man die Linsen z.B. beim Schwimmen oder Duschen im Auge, können im Wasser befindliche Parasiten auf die Hornhaut und unter die Linse gelangen. Häufigste Ursache einer Akanthamöbeninfektion ist jedoch die falsche Reinigung der Linsen: So z.B., wenn diese unter Leitungswasser abgespült werden.

So viel Hygiene muss sein

Wer Kontaktlinsen trägt und seine Augen vor Infektionen schützen möchte, sollte sich deshalb an eine akkurate Pflege halten. Augenärzt*innen empfehlen folgendes Vorgehen:

  • Hände waschen. Vor jedem Anfassen der Linsen sind die Hände gründlich zu reinigen.
  • Passendes Hygienesystem verwenden. Je nachdem, ob man harte oder weiche Linsen trägt, muss man ein dazu passendes Pflegesystem aussuchen. Die einzelnen Komponenten sollten nicht gemischt werden. Außerdem sollte man immer ein für die Linsenart passendes Aufbewahrungssystem verwenden.
  • Richtig abspülen. Vor dem Einsetzen ins Auge müssen die Linsen mit steriler Kochsalzlösung abgewaschen werden. Leitungswasser ist dafür verboten!
  • Behälter austauschen. Damit sich keine Erreger einnisten, muss der Kontaktlinsenbehälter regelmäßig desinfiziert und alle drei bis sechs Monate ausgetauscht werden.
  • Pause einlegen. Gereizten Augen sollte man eine Kontaktlinsenpause gönnen. Bessern sich die Beschwerden nicht, ist die Kontrolle durch eine Augenärzt*in angesagt.

Quelle: ptaheute

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: Clari Massimiliano/shutterstock.com