Gesundheit heute

Ptosis

Ptosis (hängendes Augenlid): Angeborenes oder erworbenes Herabhängen eines Oberlids oder beider Oberlider infolge einer Schädigung einzelner Lidmuskeln (myogen) oder der zugehörigen Nerven (neurogen).

Die Folgen reichen von einer rein kosmetischen Störung bis zum Verlust der Sehfähigkeit. Eine kindliche Ptosis muss immer behandelt werden, damit sich das Sehvermögen normal entwickeln kann.

Symptome und Leitbeschwerden

  • Herabhängen des Oberlids mit teilweisem oder ganzem Verschluss des Auges
  • Nicht mögliches oder mühsames Anheben des Oberlids.

Wann zum Arzt

Sofort als Notfall, bei

  • plötzlich herabhängendem Oberlid (Verdacht auf eine Vergiftung oder Schlaganfall).

In den nächsten Tagen, wenn

  • eine Ptosis sich langsam entwickelt.

Die Erkrankung

Ursachen

Bei der Ptosis hängen beide Augenlider oder auch nur eines so sehr herab, dass die Unterkante des Oberlids größere Teile der Hornhaut verdeckt. In manchen Fällen ist dadurch das Sehen eingeschränkt.

Typisch ist, dass der oder die Betroffene das Lid nicht oder nur mit großer Mühe anheben kann. Für die Lidstellung wirken mehrere kleine Muskeln zusammen, die teils vom Sympathikus, teils vom III. Hirnnerv aktiviert werden. Entsprechend gibt es viele Ursachen für eine Ptosis:

  • Fehlbildung oder Fehlen des Lidhebermuskels
  • Muskelschwächen (z. B. Myasthenia gravis)
  • Altersbedingter Funktionsverlust des Lidhebermuskels
  • Nervenlähmungen, insbesondere bei einem Schlaganfall, bei einer Hirn- oder Hirnhautentzündung (Ptosis paralytica)
  • Sympathikusschwäche z. B. bei einem Horner-Syndrom (Ptosis sympathica). Gleichzeitig kann man hier auf der betroffenen Seite eine kleinere Pupille und ein tiefer eingesunkenes Auge beobachten
  • Verletzungen des Lidhebermuskels
  • Vergiftungen, z. B. mit Clostridium botulinum (Botulismus) oder Schlangengift
  • Inzwischen ist auch ein Zusammenhang zwischen dem jahrelangen Tragen von Kontaktlinsen und der Entwicklung einer Ptosis belegt. Über den Grund spekulieren Augenärzt*innen noch, womöglich leiert das Augenlid durch das Hochziehen beim Einlegen der Linsen aus.

Diagnosesicherung

Neben der normalen Augenuntersuchung beurteilt die Ärzt*in vor allem das Ausmaß der Ptosis: Mit einer Skala misst sie die Lidspaltenweite und kontrolliert die Wirkung des Lidhebers (Messung der Levatorfunktion). Bei Verdacht auf eine muskuläre Störung führt sie den Simpson-Test durch. Dabei blickt die Patient*in eine Minute nach oben - senken sich die Lider, spricht dies für eine Muskelschwäche, z. B. eine Myasthenia gravis.

Bildgebende Verfahren wie CT oder MRT geben darüber Aufschluss, ob die Ptosis durch einen Tumor verursacht wird, Blutuntersuchungen setzt die Ärzt*in beim Verdacht auf entzündliche Prozesse oder eine Vergiftung ein.

Behandlung

Bei einer angeborenen Ptosis muss verhindert werden, dass das Auge schwachsichtig wird (Gefahr einer Amblyopie). Deshalb werden betroffene Kinder häufig bereits im Säuglingsalter operiert, und zwar sobald das herunterhängende Lid über die Hälfte der Pupille abdeckt.

Die Behandlung einer erworbenen Ptosis richtet sich nach der Ursache. Lähmungen bilden sich oft spontan zurück, so dass eine Operation frühestens nach 6 Monaten Abwarten ansteht. Eine Ptosisbrille mit einem kleinen Steg, der das Oberlid etwas anhebt, hilft die Zeit bis zur Operation zu überbrücken.

Als Operation kommen mehrere Verfahren in Frage: So kann die Chirurg*in den Lidhebermuskel verkürzen oder das Augenlid am Stirnhebermuskel aufhängen.

Komplikationen

Manchmal führt eine operative Korrektur dazu, dass die Patient*in vor allem nachts das Auge nicht mehr komplett schließen kann. In diesem Fall verhindern Augentropfen das drohende Austrocknen des Auges.

Prognose

Eine Ptosis verschwindet nur durch die operative Korrektur oder die Behandlung der zugrundeliegenden Erkrankung. In ca. 80 % der Standard-Operation einer Ptosis wird ein kosmetisch zufriedenstellendes Ergebnis erzielt.

Die unbehandelte angeborene Ptosis führt zu einer Sehschwäche bis hin zur Erblindung des betroffenen Auges.

Ihr Apotheker empfiehlt

Komplementärmedizin

Je nach Ursache scheint Akupunktur in einigen Fällen die Rückbildung einer erworbenen Ptosis günstig zu beeinflussen.

Von: Dr. rer. nat. Katharina Munk, Dr. med. Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung der Einleitung und der Sektionen "Symptome und Leitbeschwerden", "Wann zum Arzt", "Die Erkrankung", "Diagnosesicherung", "Behandlung", "Prognose": Dr. med. Sonja Kempinski
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Mit Hygiene gegen Hornhautinfektionen

Gute Hygiene und passende Pflegemittel schützen vor einer Infektion durch Kontaktlinsen.

Mit Hygiene gegen Hornhautinfektionen

Keimschleuder Kontaktlinse

Wer Kontaktlinsen trägt, muss peinlichst genau auf Hygiene achten. Ansonsten drohen Infektionen – die im schlimmsten Fall das Augenlicht kosten. So schützt man sich davor.

Gut versteckt unter der Linse

Kontaktlinsen sind praktisch und überaus beliebt. Nicht nur, weil sie unauffällig sind. Im Gegensatz zu Brillen stören sie nicht auf der Nase, beschlagen nicht und ermöglichen eine bessere Rundumsicht. Einen Nachteil haben sie allerdings. Wer es mit der Sauberkeit nicht genau nimmt, transportiert beim Einsetzen der Haftschalen leicht Erreger auf die Hornhaut. Geschützt von der Kontaktlinse werden diese beim Lidschlag nicht weggewischt und dringen in die Hornhaut ein, wo sie schwere Schäden anrichten können.

Parasiten im Auge

Neben Bakterien, Viren oder Pilzen handelt es sich in fünf Prozent der Fälle um winzige Parasiten, die Akanthamöben. Sie lösen bei einer Infektion der Hornhaut starke Schmerzen, Blendempfindlichkeit und manchmal auch eine ringförmige Trübung aus. Typischerweise sprechen Akanthamöbeninfektion nicht auf Antibiotika oder Virostatika an. Sie müssen mit antiseptischen Mitteln behandelt werden.

Quelle der gefährlichen Akanthamöben ist abgestandenes Wasser. Lässt man die Linsen z.B. beim Schwimmen oder Duschen im Auge, können im Wasser befindliche Parasiten auf die Hornhaut und unter die Linse gelangen. Häufigste Ursache einer Akanthamöbeninfektion ist jedoch die falsche Reinigung der Linsen: So z.B., wenn diese unter Leitungswasser abgespült werden.

So viel Hygiene muss sein

Wer Kontaktlinsen trägt und seine Augen vor Infektionen schützen möchte, sollte sich deshalb an eine akkurate Pflege halten. Augenärzt*innen empfehlen folgendes Vorgehen:

  • Hände waschen. Vor jedem Anfassen der Linsen sind die Hände gründlich zu reinigen.
  • Passendes Hygienesystem verwenden. Je nachdem, ob man harte oder weiche Linsen trägt, muss man ein dazu passendes Pflegesystem aussuchen. Die einzelnen Komponenten sollten nicht gemischt werden. Außerdem sollte man immer ein für die Linsenart passendes Aufbewahrungssystem verwenden.
  • Richtig abspülen. Vor dem Einsetzen ins Auge müssen die Linsen mit steriler Kochsalzlösung abgewaschen werden. Leitungswasser ist dafür verboten!
  • Behälter austauschen. Damit sich keine Erreger einnisten, muss der Kontaktlinsenbehälter regelmäßig desinfiziert und alle drei bis sechs Monate ausgetauscht werden.
  • Pause einlegen. Gereizten Augen sollte man eine Kontaktlinsenpause gönnen. Bessern sich die Beschwerden nicht, ist die Kontrolle durch eine Augenärzt*in angesagt.

Quelle: ptaheute

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: Clari Massimiliano/shutterstock.com