Gesundheit heute

Gerstenkorn

Gerstenkorn (Hordeolum): Akute bakterielle Infektion der Liddrüsen. Bei einer Hordeolosis sind mehrere Drüsen gleichzeitig betroffen.

Kommt es immer wieder zu Gerstenkörnern muss geprüft werden, ob eine immunschwächende Systemerkrankung, z. B. ein Diabetes mellitus, vorliegt.

Symptome und Leitbeschwerden

  • Einseitige, abgegrenzte Schwellung am Lidrand oder Lid
  • Korngroß, schmerzhaft, gerötet, oft mit Eiterpünktchen
  • Eventuell leichtes Fieber und Beeinträchtigung des Allgemeinbefindens.

Wann zum Arzt

Nach zwei Tagen, wenn

  • keine Besserung eintritt, d. h., wenn das Gerstenkorn nicht aufplatzt oder schrumpft.

Heute noch

  • bei starken Schmerzen.

Die Erkrankung

Krankheitsentstehung

Erreger des relativ häufigen Gerstenkorns sind Bakterien, meist Staphylokokken. Es kann sowohl am Ober- als auch am Unterlid auftreten und verschiedene Liddrüsen betreffen: beim Hordeolum externum die Schweißdrüsen im Lidkanten- oder Wimpernbereich, beim Hordeolum internum die talgproduzierende Drüse an der Innenseite des Lids. Durch die Lage kommt es beim Hordeolum internum manchmal begleitend zu einer heftigen Bindehautreizung.

Verlauf

Meist öffnet sich das Gerstenkorn nach einigen Tagen von selbst, der Eiter fließt ab und die Schwellung heilt komplikationslos.

Komplikationen

Selten kommt es im Rahmen der Erregerausbreitung zur Entzündung von Tränendrüsen, Tränensack und vorderer Augenhöhle (Orbitalphlegmone). Die betroffenen Bereiche laufen rot-violett an, sind schmerzhaft, heiß und geschwollen.

Hinweis: Auf keinen Fall das Gerstenkorn selbst ausdrücken, weil sich dadurch die Erreger bis ins Schädelinnere ausbreiten können!

Diagnosesicherung

Das außen liegende Gerstenkorn erkennt der Arzt leicht an seinem typischen Aussehen. Liegt es an der Innenseite des Augenlids, kann er es beim Ektropionieren (Umdrehen) des Augenlids begutachten. Im Gegensatz zum ähnlich aussehenden Hagelkorn ist das Gerstenkorn druckempfindlich.

Behandlung

Der Augenarzt muss das Gerstenkorn nur sehr selten eröffnen. In der Regel bricht es nach wenigen Tagen von selbst auf. Begleitend verordnet er antibiotische Augentropfen oder -salben, z. B. mit Neomycin oder Gentamicin. Sie verhindern das Übergreifen der Entzündung auf andere Lidranddrüsen. Antibiotika in Tablettenform sind erst notwendig, wenn sich die Entzündung in Richtung Augenhöhle oder Tränendrüse hin ausbreitet.

Prognose

Das Gerstenkorn heilt meist innerhalb einer Woche ab. Immer wieder auftretende Gerstenkörner sind Zeichen für ein geschwächtes Immunsystem, z. B. bedingt durch einen Diabetes mellitus.

Ihr Apotheker empfiehlt

Was Sie selbst tun können

  • Wärme fördert die "Reifung" des Gerstenkorns. Infrage kommt vor allem trockene Wärme durch Bestrahlungen mit Rotlicht. Der Einsatz von Rotlicht erfolgt bei geschlossenen Augen, außerdem muss der Abstand zur Lichtquelle mindestens 50 cm betragen. Damit die Wärme dem Gerstenkorn ordentlich einheizt, führen Sie die Bestrahlung mindestens dreimal täglich 10 Minuten lang durch.
  • Obwohl häufig empfohlen: Verzichten Sie auf feuchte Wärme – sie führt zum Aufweichen der Haut, wodurch die Keime leichter verschleppt werden.
  • Gerstenkorn-Erreger sind ansteckend: Fassen Sie Ihr Gerstenkorn deshalb nicht an und reiben Sie nicht am Auge. Waschen Sie sich regelmäßig die Hände und desinfizieren Sie diese nach einem Kontakt mit dem Gesicht.
  • Stechen Sie das Gerstenkorn keinesfalls auf. Kommt es zu Schwellungen und Schmerzen, suchen Sie unverzüglich den Augenarzt auf.

Komplementärmedizin

Auch wenn beim Gerstenkorn oft zu warmen Kamillenumschlägen- oder -kompressen geraten wird: Greifen Sie lieber zu Rotlicht. Denn gerade der so beliebte Kamillentee löst manchmal eine schmerzhafte Augenreizung und allergische Reaktionen aus - unabhängig von der Gefahr der Keimverschleppung durch eine aufgeweichte Haut.

Von: Dr. rer. nat. Katharina Munk in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung der Sektionen "Diagnosesicherung", "Behandlung", "Prognose" und "Ihre Apotheke empfiehlt": Dr. med. Sonja Kempinski
Zurück
Alte Menschen oft nicht fahrtauglich

Ältere Menschen fühlen sich leichter geblendet und übersehen dann andere Verkehrsteilnehmer*innen.

Alte Menschen oft nicht fahrtauglich

Augen zu und durch?

Viele Ursachen lassen im Alter die Augen schlechter werden. Doch häufig bemerken es Senior*innen gar nicht, dass ihr ungenügendes Sehvermögen sie fahruntüchtig macht. Oder sie meiden die augenärztliche Kontrolle, weil sie Angst um ihren Führerschein haben.

Jede Siebte sieht zu schlecht

80 bis 90 % der Kommunikation im Straßenverkehr erfolgt über das Sehen, erklärt der Augenarzt Prof. Dr. Frank Tost. Doch das Sehvermögen beginnt bereits in der Mitte des Lebens nachzulassen. Im Alter ist es dann häufig so stark beeinträchtigt, dass eine aktive Teilnahme am Straßenverkehr nicht möglich ist.

Einer Untersuchung zufolge nehmen allerdings viele Menschen ihre Sehprobleme gar nicht wahr. Von fast 400 Personen schätzten 99,2 % die eigene Sehfähigkeit als sehr gut bis gut ein. Laut Sehtest dürften jedoch 16% von ihnen gar nicht mehr hinter dem Steuer sitzen.

Warnsignale richtig deuten

Wichtig ist es deshalb, die Warnsignale für schlechtere Augen zu erkennen. Typisch für den im Alter häufigen Grauen Star sind Störungen des Dämmerungssehens und eine erhöhte Blendempfindlichkeit. Betroffene fühlen sich unsicher, fahren langsam und bremsen zu spät, weil sie Stoppschilder und andere Verkehrsteilnehmer*innen nicht rechtzeitig erkennen.

Auch das Glaukom beeinträchtigt durch Sehstörungen die Fahrtüchtigkeit. 8 Prozent der Über-75-Jährigen sind daran erkrankt. Das Risiko für Unfälle mit lebensgefährlichem Ausgang steigt dann immens an. Denn Fußgänger*innen, Radfahrende und andere Autos verschwinden plötzlich aus dem Blickfeld und tauchen dann wie aus dem Nichts wieder auf, sagt Tost.

Bei solchen Beschwerden sollte man unbedingt die Sehfähigkeit untersuchen lassen, fordert die Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG). Sie rät Menschen über 60 außerdem zu regelmäßigen augenärztlichen Kontrollen. Je früher Augenerkrankungen erkannt werden, desto besser kann man sie behandeln.

Viele Störungen lassen sich beheben

Manche Betroffene meiden die Augenkontrolle, weil sie Angst um ihren Führerschein haben. Doch häufig lässt sich die zum Fahren erforderliche Sehkraft durch Sehhilfen oder Operationen (z.B. dem Einpflanzen einer Kunstlinse) wiederherstellen. Manchmal reicht es auch, die Lebensweise bewusst an die Augen anzupassen und sich z.B. nach Sonnenuntergang nicht mehr selbst hinters Steuer zu setzen.

In manchen Fällen muss das Auto tatsächlich für mindestens drei Monate stehen bleiben. Geboten ist dies, wenn man auf einem Auge plötzlich weniger sieht oder Doppelbilder neu auftreten. Hier ist zunächst die zugrundeliegende Erkrankung wie ein Bluthochdruck oder eine Schilddrüsenstörung zu behandeln. Nach einer augenärztlichen Kontrolle darf man dann wieder ans Steuer – sofern das Sehvermögen wieder ausreichend ist.

Quelle: Pressemeldung DOG

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: mauritius images / Ambrozinio / Alamy / Alamy Stock Photos