Gesundheit heute

Weitsichtigkeit

Weitsichtigkeit (Hyperopie, Hypermetropie): Sehfehler mit unscharfem Sehen in der Nähe, z. B. beim Lesen.

Die Hyperopie entsteht dadurch, dass einfallende Lichtstrahlen hinter der Netzhaut gebündelt werden und so ein unscharfes Bild ergeben. Das weitsichtige, hyperope Auge ist zu kurz (häufig) oder die Brechkraft der Augenlinse zu gering (selten). Die Korrektur erfolgt mit Sammelgläsern (Konvexlinsen, Plusgläser). Bis zum 40. Lebensjahr kann eine mittelgradige Weitsichtigkeit vom Auge oft durch Anspannen des Ziliarmuskels ausgeglichen werden.

Symptome und Leitbeschwerden

  • Meist lange keine Beschwerden
  • Kopfschmerzen durch Naharbeit wie z. B. Lesen
  • Brennende Augen
  • Längere erschwerte Akkommodation, d. h. längere Umstellung der Augen von Nah- auf Fernsicht
  • Schielen.

Wann zum Arzt oder Optiker

In den nächsten 2 Wochen, wenn

  • Kopfschmerzen beim Lesen oder nach Arbeiten in der Nähe bzw. am Computer auftreten.

Die Erkrankung

Krankheitsentstehung

Das normalsichtige Auge arbeitet beim Blick in die Ferne entspannt. Der Augapfel des Weitsichtigen ist zu kurz oder die Brechkraft der Augenlinse zu gering, daher bündeln sich die Strahlen des Lichts erst hinter der Netzhaut. Um scharf zu sehen, muss die Brechkraft der Linse erhöht werden, indem der Ziliarmuskel angespannt wird und sich die Linse stärker krümmt, so dass das Bild weiter vorne und damit auf der Netzhaut entsteht.

Ohne Brillen- oder Kontaktlinsenkorrektur muss das Auge bereits für die Ferne zusätzliche Muskelanspannung leisten. Manchen Menschen bereitet dies – besonders beim Lesen – Augen- oder Kopfschmerzen, andere wiederum tolerieren die Mehrarbeit des Ziliarmuskels ohne Probleme. So bleibt eine Weitsichtigkeit oft lange unerkannt. Die Weitsichtigkeit überschreitet selten +6 dpt.

Ursachen

Ob der Augapfel zu kurz (Achsenhyperopie) oder die Brechkraft der Augenlinse zu gering ist (Brechungshyperopie) - in den meisten Fällen ist die Weitsichtigkeit angeboren. Tritt eine Weitsichtigkeit jedoch plötzlich auf, können Erkrankungen der Hornhaut oder der Linse sowie Tumoren dahinterstecken.

Verlauf

Im Alter verliert die Linse zunehmend an Elastizität. Dann bringt sie die für die Nähe noch zusätzlich notwendige Brechkraft nicht mehr auf, so dass der nicht oder ungenügend korrigierte Weitsichtige seine erste Lesebrille viel früher als der Normalsichtige benötigt, also z. B. schon mit 35 oder 40 Jahren.

Komplikationen

Eine unbehandelte Weitsichtigkeit bei Kindern begünstigt das Schielen. Unbehandeltes Schielen birgt wiederum das Risiko der Erblindung auf dem Auge, das das Gehirn aufgrund der störenden Doppelbilder ausblendet.

Durch die bei einer Weitsichtigkeit veränderten lokalen Verhältnissen im Auge sind Betroffene häufiger von einem Engwinkelglaukom (grüner Star) betroffen - sie sollten daher regelmäßig den Augendruck prüfen lassen.

Diagnosesicherung

Der Arzt untersucht jedes Auge einzeln und misst die Brechkraft mit Hilfe der Spaltlampe oder einem Laserstrahl. Außerdem prüft er anhand verschiedener Sehtests, ob der Weitsichtige bestimmte Formen, Buchstaben oder Ziffern verschiedener Größe mit und ohne Korrekturgläser scharf erkennen kann. Dazu nutzt er sowohl Tafeln in 5–6 m Entfernung als auch kleine Lesetafeln, die er dem Betroffenen in die Hand gibt.

Behandlung

Nach der Sehprüfung passt der Augenarzt oder der Optiker eine Brille mit Sammellinsen an - meist mit Dioptrienwerten zwischen +1 dpt. und +6 dpt.. Damit ist das Sehen in die Ferne für das Auge entspannt und auch die Naharbeit kann mühelos bewältigt werden.

Eine starke Weitsichtigkeit behandelt der Arzt bei Jugendlichen und Erwachsenen gerne auch mit Kontaktlinsen, da die korrigierenden Brillengläser sehr dick und schwer sind

Eine Lasertherapie zählt nicht zur Standardtherapie der Weitsichtigkeit ist aber mittlerweile bei Werten bis +6 dpt möglich. Dabei trägt der Arzt außen liegende Teile der Hornhaut ringförmig ab und steilt die Hornhaut etwas an. Die Ergebnisse sind sehr unterschiedlich. Die Chancen für eine dauerhaft erfolgreiche Korrektur sind umso größer, je geringer die Fehlsichtigkeit vor Durchführung der Lasertherapie war. Auch nach einer erfolgreichen Behandlung sollte klar sein: Mit dem Eingriff wird nicht verhindert, dass ab dem 45. Lebensjahr – wie bei jedem Normalsichtigen – eine Lesebrille nötig wird.

Prognose

Wird die Weitsichtigkeit mit einer passenden Korrektur versorgt, verschlechtert sie sich im weiteren Verlauf selten - im Gegenteil: bei Kindern und Jugendlichen geht sie durch den heutigen Lebensstil mit Smartphone und wenig Zeit draußen in der Natur oft zurück, und kann sich sogar in eine Kurzsichtigkeit umkehren.

Ihr Apotheker empfiehlt

Was Sie selbst tun können

Anders als bei Kurzsichtigkeit liegen bislang keine gesicherten Daten vor, die einen positiven Effekt des funktionellen Augentrainings auf die Sehleistung bei Weitsichtigkeit belegen. Ob ein Training zur Entspannung der Augenmuskeln (z. B. Augenyoga-Übungen, Palmieren) hilft, muss individuell ausprobiert werden.

Komplementärmedizin

Die Komplementärmedizin spielt bei der Behandlung von Weitsichtigkeit praktisch keine Rolle.

Weiterführende Information

Unter www.brillen-sehhilfen.de finden Sie einen Text zum Ausdrucken, mit dem Sie selbst prüfen können, ob Sie weitsichtig sind. Dieser Test dient der ersten Orientierung und ersetzt den Gang zum Augenarzt oder Optiker natürlich nicht.

Von: Dr. rer. nat. Katharina Munk in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung der Einleitung und der Sektionen "Symptome und Leitbeschwerden", "Behandlung", "Prognose" und "Weiterführende Informationen": Dr. med. Sonja Kempinski
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Was bringen Blaulichtfilter?

Ob Brillen mir Blaulichtfilter die Augen bei der PC-Arbeit vor Ermüdung schützen, ist fraglich.

Was bringen Blaulichtfilter?

Für Bildschirmarbeit oft empfohlen

Nicht nur beim Neukauf einer Brille bieten Fachgeschäfte gern Gläser mit Blaulichtfiltern an. Auch für Menschen ohne Sehschwäche gibt es inzwischen entsprechende Spezialbrillen. Doch können die Filter die Augen wirklich schützen?

Soll Wachheit am Tag verbessern

Blaulichtfiltern sagt man einige Vorteile nach: Weil sie den blauen Anteil des Lichts von Computerbildschirmen und Smartphones filtern, sollen sie vor einer schnellen Ermüdung der Augen schützen. In der Folge verspricht man sich eine verbesserte Schlafqualität und eine erhöhte Wachheit am Tag. Außerdem wird vermutet, dass das Filtern des blauen Lichts langfristig vor Netzhautschäden bewahrt.

Ob diese Annahmen zutreffen, hat nun ein Forscherteam anhand von 17 kontrollierten Studien untersucht. Die Daten stammten von 619 Erwachsenen, die Brillen mit Blaulichtfiltern oder normale Brillen nutzten. Die Nachbeobachtungszeit bestand aus bis zu fünf Wochen.

Augenstress wird nicht verringert

Die Ergebnisse waren enttäuschend. Die Ermüdung der Augen während der PC-Arbeit wurde durch das Tragen von Brillen mit Blaulichtfiltern nicht verringert. Es gab auch keinen Beweis dafür, dass die Filter die Flickerfrequenz reduzieren. Im Vergleich zu filterlosen Gläsern besserten die Blaulichtfilter-Brillen auch die Wachheit am Tag nicht.

Für eine Aussage über die Schlafqualität reichten die Studiendaten allerdings nicht aus. Und aufgrund der Kürze der Beobachtungszeit ließ sich auch der Einfluss auf eventuelle Netzhautschäden nicht beurteilen.

Nach diesen Ergebnissen sind Blaulichtfilter ungeeignet, die Augenbelastung bei Bildschirmarbeit zu verringern, resümieren die Autor*innen. Um die Effekte der Filter insgesamt beurteilen zu können, sind ihrer Meinung nach dringend größere klinische Studien erforderlich.

Bessere Tipps zum Augenschonen

Wer viel am Bildschirm arbeitet, sollte sich also besser nicht auf den Blaulichtfilter seiner Brille verlassen, sondern folgende Tipps von Augenärzt*innen beherzigen:

  • Einen möglichst großen Bildschirm mit hoher Auflösung und hoher Pixeldichte wählen.
  • Kontraste optimal einstellen – sowohl zu wenig als auch zu starker Kontrast strengen das Auge an. 
  • Pausen machen und den Blick umherschweifen lassen – am besten aus dem Fenster in die Ferne.
  • 20-20-20-Regel anwenden. Das bedeutet, nach 20 Minuten Bildschirmarbeit 20 Sekunden lang ein Objekt fixieren, das 20 Fuß (6 Meter) entfernt ist.

Quelle: Cochrane Library

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: mauritius images / Rawf8 / Alamy / Alamy Stock Photos