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Was ist Sexualität?

Was ist Sexualität?
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Wir alle wissen: Sexualität umfasst eine ganze Reihe verschiedener Empfindungen und Handlungen und ist weit mehr als „nur" Geschlechtsverkehr oder eine Körperfunktion, die normal oder gestört sein kann. Sexualität begleitet den Menschen ein Leben lang und ist essenzielles Grundbedürfnis und Teil unserer Persönlichkeit, dem wir, vor allem im Rahmen einer Beziehung, viel Bedeutung beimessen.

Körperliche, psychische und soziale Faktoren

Unser sexuelles Erleben und Verhalten beruht auf einem Zusammenspiel von

  • Körperlichen Faktoren, wie der Empfindung von Berührungen, der sexuellen Erregbarkeit, dem eigenen Körpergefühl und dem Wechselspiel von Hormonen. Krankheiten, die Einnahme von Medikamenten, hoher Alkohol-, Zigaretten- oder Drogenkonsum beeinflussen unser sexuelles Erleben und können zu sexuellen Störungen führen.
  • Psychischen Faktoren, ob wir angespannt, verliebt, verärgert oder ausgeglichen sind; ob wir unter Versagensängsten oder zu hohem Erwartungs- und Leistungsdruck z. B. bei (noch) fehlender sexueller Erfahrung leiden.
  • Sozialen Faktoren, also dem Umfeld von Kultur und Gesellschaft, z. B. wie man von den Eltern erzogen wurde, ob man über seine sexuellen Erfahrungen, Wünsche und Probleme (mit dem Partner) spricht, ob Sex vor der Ehe gesellschaftlich toleriert wird, man sich in der Öffentlichkeit freizügig zeigt, in der Schule aufgeklärt wurde oder ob alles ein großes Tabuthema ist.

Wie sehr Sexualität oder das, was man als sexuell anregend empfindet, letztendlich von der Kultur abhängt, in der man aufgewachsen ist, zeigt sich z. B. darin, dass die Männer in China die Füße potenzieller Sexualpartnerinnen extrem sexy finden, in Europa hingegen die weiblichen Brüste einen hohen Stellenwert einnehmen. In Afrika wiederum spielt für sexuelle Anziehungskraft von Frauen vor allem ihr Gesäß eine Rolle.

Aber auch die in den Medien vorgegebenen Rollenmuster und Maßstäbe, wer und was sexuell attraktiv ist (und was nicht), prägen das gesellschaftliche und eigene Bewusstsein von Sexualität. Als extremstes Beispiel ist hier sicherlich der heutzutage herrschende Schlankheitswahn und -druck zu nennen, während vor einigen Jahrhunderten die heute als „dick" geltenden Frauen dem Schönheitsideal entsprachen.

Des Weiteren unterscheidet man in der Sexualmedizin verschiedene Dimensionen der Sexualität, die in enger Wechselbeziehung stehen, nämlich die beziehungsorientierte Dimension, die reproduktive Dimension und die Lustdimension.

Weiterlesen:

  • Sexuelle Orientierung
  • Wann hilft die Sexualmedizin?

Von: Dr. med. David Goecker, Dr. med. Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski
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Die Syphilis geht um

Syphilis wird mit Hilfe einer Blutprobe nachgewiesen.

Die Syphilis geht um

Immer mehr Infektionen

Die Syphilis ist in Deutschland weiter auf dem Vormarsch. Mit 7889 Fällen wurde 2019 ein neuer Höchstwert erreicht, meldet das Robert Koch-Institut (RKI), und die Zahlen steigen seit 2010 kontinuierlich.

Mit Kolumbus in die Alte Welt

Franzosenkrankheit, Hurenkrätze, Morbus gallicus — seit der Rückkehr von Kolumbus und seinen Mannen aus Amerika wütet die Geschlechtskrankheit Syphilis unter mehr als 200 klangvollen Namen in Europa. Inzwischen ist sie weltweit unterwegs, die WHO schätzt die Anzahl der Neuerkrankungen auf etwa 12 Millionen Fälle jährlich. Übertragen wird die Erkrankung durch das Bakterium Treponema pallidum bei genitalem, analem oder oralem Sex. Selten infizieren auch erkrankte Mütter ihr Baby während der Geburt.

531 mehr Fälle

In Deutschland steigen laut RKI die Syphilis-Zahlen seit 2010, im Jahr 2019 wurden mit 7889 Fällen 531 mehr gemeldet als im Vorjahr. Damit beträgt die bundesweite Inzidenz 9,5 Fälle/100 000 Einwohner. Vor allem in Berlin (39,7 Fälle/100 000) und Hamburg (24,5/100 0000) macht sich die Syphilis breit, wobei diese Ballungsräume in puncto Syphilis schon immer auf hohem Niveau lagen. Am seltensten findet man die Syphilis in Brandenburg und Vorpommern (4,1 und 4,3/100 000).

Bemerkenswert sind auch die Zuwachszahlen einiger Städte: In Dresden stieg die Anzahl der gemeldeten Syphilisfälle pro 100 000 Einwohner um 89,9%, in Bochum um 64%, in Leipzig um 44,4%, und in Köln um 35,4%.

Fast reine Männersache

Die Syphilis ist in Deutschland immer noch fast reine Männersache: Frauen sind mit knapp 6% der gemeldeten Fälle weiterhin nur zu einem Bruchteil betroffen. Bei über 70 % der gemeldeten Patient*innen ließ sich das Herkunftsland eruieren: Der Löwenanteil war mit 80,7 % deutscher Herkunft. Italienischer, rumänischer und polnischer Herkunft waren je etwa 1% der Patient*innen, brasilianischer 1,6 und türkischer Herkunft 1,3%.

Mit Abstand der häufigste Infektionsweg der Syphilis ist heutzutage der Sex von Männern mit Männern, knapp 86% der Fälle waren darauf zurückzuführen. Die heterosexuelle Übertragung schlug mit 14% zu Buche, in 3 Fällen wurde der Erreger von einer infizierten Mutter auf ihr Neugeborenes weitergegeben. In den Fällen, in denen das RKI Informationen zum Eintrittsort der Infektion hatten, saßen 70% der Syphilisgeschwüre am Genital, 16% anal und bei 14% der Patient*innen im Mund.

Bei Frauen später erkannt

Je früher die Syphilis erkannt und antibiotisch behandelt wird, desto besser sind die Heilungschancen. Hier lagen MSM (Männern die mit Männern Sex haben) mit gleichzeitiger HIV-Infektion vorn: Bei ihnen wurden die Syphilis in 72,7% der Fälle innerhalb von zwei Monaten nach Infektion erkannt (bei MSM ohne HIV und heterosexuellen Männern waren dies 67,3% respektive 57,8%).

Bei Frauen liegen die ersten Geschwüre häufig versteckt in der Scheide. Das spiegelt sich auch im Zeitpunkt der Diagnose wider: 2019 erhielten nur 43,3% ihre Diagnose in den ersten zwei Monaten nach Infektion und fast 20% erst nach einem Jahr.

Quelle: RKI Epidemiologisches Bulletin

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: Jarun Ontokrai/Shutterstock.com