Gesundheit heute

Geschlechtsidentität

Die Geschlechtsidentität sagt aus, wer ein Mensch bezüglich des Geschlechts und des sexuellen Erlebens sein möchte, d.h. wie er/sie sich selbst sieht und von anderen Personen wahrgenommen werden will. Die Geschlechtsidentität (zuweilen auch missverständlich sexuelle Identität genannt) betrifft damit das Individuum im Ganzen und geht über die sexuelle Orientierung hinaus. Menschen, deren Geschlechtsidentität mit dem bei der Geburt zugewiesenen Geschlechts übereinstimmt, bezeichnet man als Cisgender.

Unterscheidet sich die Geschlechtsidentität eines Menschen von den körperlichen Geschlechtsmerkmalen bei seiner Geburt, wird von Geschlechtsinkongruenz gesprochen. Leidet ein Mensch unter dieser mangelnden Übereinstimmung, wird das heute als Geschlechtsdysphorie (engl. Gender Dysphoria) bezeichnet. Der früher für diesen Zustand angewandte Begriff "sexuelle Identitätsstörung" ist aufgrund seiner pathologisierenden und stigmatisierenden Tendenzen heute nicht mehr angebracht.

Transgender

Oberbegriff für Menschen mit Geschlechtsinkongruenz, d. h. für Personen, deren Geschlechtsidentität von demjenigen Geschlecht abweicht, das ihnen bei der Geburt aufgrund augenscheinlicher Geschlechtsmerkmale zugewiesen wurde. Dieser Zustand wird oft beschrieben als "Sich-in-seinem-Körper-nicht-zu-Hause-fühlen". Zu der Gruppe der Transgender gehören zum einen die Transsexuellen, wobei Transmänner biologische Frauen sind, die sich als Mann erleben und Transfrauen biologische Männer, die sich als Frau erleben. Menschen, die sich geschlechtsinkronguent fühlen, sich aber nicht klar auf eine Rolle festlegen wollen und auch keine bzw. wenige körperliche Veränderungen anstreben, gehören ebenfalls zu den Transgendern. Sie bezeichnen sich als genderqueer oder Bigender.

Transgender können, müssen aber keine geschlechtsangleichenden Maßnahmen wünschen. Ebenso variabel ist die sexuelle Orientierung, sämtliche sexuellen Vorlieben, die bei Cisgendern bekannt sind, gibt es auch bei Transgendern. Die Ursachen für die Entwicklung von Transidentitäten sind nicht bekannt. Die Annahme, dass Erziehung und Sozialisierung eine maßgebliche Rolle dabei spielen, konnte nicht verifiziert werden.

Die Vorliebe, Kleidung des anderen Geschlechts zu tragen, nennt man Transvestitismus. Dabei besteht jedoch nicht der Wunsch nach dauerhafter Geschlechtsumwandlung. Ein Teil dieser Menschen liebt es einfach, zeitweise in die Rolle des anderen Geschlechts zu schlüpfen, ein anderer Teil findet den Kleiderwechsel auch sexuell erregend. Transvestitismus ist unabhängig von der sexuellen Orientierung und kommt sowohl bei Heterosexuellen als auch bei Homosexuellen vor. Unter Insidern wird dieses Verkleiden auch Cross-Dressing genannt, weil die Bezeichnung Transvestit aus ihrer Sicht mit negativen Vorurteilen besetzt ist.

Von: Dr. med Sonja Kempinski, Dr. med. Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski
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Was hilft bei Scheidentrockenheit?

Scheidentrockenheit kann Frauen in jedem Alter treffen.

Was hilft bei Scheidentrockenheit?

Wenn´s unten juckt und brennt

Es juckt, brennt und schmerzt im Intimbereich? Das muss nicht immer eine Infektion sein. Manchmal steckt nur eine Scheidentrockenheit dahinter. Dagegen gibt es Hilfe aus der Apotheke.

Nur jede Zweite sucht Hilfe

Scheidentrockenheit ist noch immer ein Tabuthema. Viele Frauen sind davon betroffen, aber kaum eine spricht gern darüber – und nur jede Zweite sucht dagegen Hilfe. Dabei beeinträchtigt eine trockene Scheide die Lebensqualität oft deutlich. Neben dem unangenehmen Jucken und Brennen gestaltet sich der Geschlechtsverkehr meist so schmerzhaft, dass Betroffene lieber ganz darauf verzichten.

Hormonmangel und Intimhygiene

Ursachen für die Scheidentrockenheit gibt es viele. Besonders häufig ist ein Östrogenmangel während und nach den Wechseljahren schuld. Bis zu 85% der postmenopausalen Frauen sollen daran leiden. Auch Hormonumstellungen in Schwangerschaft und Stillzeit sowie die Einnahme der Pille können zu Scheidentrockenheit führen. Häufig ist auch eine übertriebene Intimhygiene dafür verantwortlich, dass die vaginalen Schleimhäute austrocknen.

Seltenere Ursachen sind Operationen an den Eierstöcken, Bestrahlungen des Unterleibs oder Autoimmunerkankungen wie die Multiple Sklerose. Schlussendlich trocknen auch manche Medikamente die Scheide aus, z. B. Antidepressiva, Antihistaminika oder bestimmte Wirkstoffe gegen Brustkrebs.

Das hilft lokal

Doch die Scheidentrockenheit lässt sich meist recht gut lindern. Liegt eine Grunderkrankung oder Hormonstörung vor, hilft häufig schon deren Behandlung. An Ort und Stelle wirken folgende Maßnahmen:

  • Cremes, Gele oder Vaginalzäpfchen zum Befeuchten. Als Wirkstoffe geeignet sind vor allem Hyaluronsäure und Glycerol, denen oft weitere lindernde Substanzen wie z. B. Hamamelis beigefügt werden. Diese rezeptfreien Befeuchtungsmittel aus der Apotheke eignen sich auch als Gleitgel. Vorsicht, einige der Gele können Latex angreifen. Wer mit Kondomen verhütet, sollte also unbedingt latexfreie Produkte verwenden.
  • Hormone. Bei Scheidentrockenheit aufgrund von Östrogenmangel kann auch lokal zugeführtes Östrogen helfen. Dafür gibt es Östrogentabletten zum Einführen in die Scheide sowie östrogenhaltige Scheidenzäpfchen und Cremes. Empfohlenes Östrogen ist Estriol, alle hormonhaltigen Präparate sind verschreibungspflichtig.
  • Binden verwenden! Tampons saugen während der Periode nicht nur Blut, sondern auch Scheidensekrete auf. Deshalb raten Frauenärzt*innen dazu, bei Scheidentrockenheit statt Tampons lieber Binden zu benutzen.

Quelle: ptaheute

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: DisobeyArt/shutterstock.com