Gesundheit heute

Die beziehungsorientierte Dimension

Der Mensch ist von Geburt an auf Beziehungen angewiesen. Von klein auf macht er (körperliche) Erfahrungen des Angenommenwerdens, z. B. wenn er als Säugling beim Stillen im Arm gehalten wird. Auch wenn das sexuelle Verlangen noch nicht ausgeprägt ist, so wird auf diese Weise doch das Grundbedürfnis nach Sicherheit und Geborgenheit durch den Haut- und Blickkontakt erfüllt. Mit der Pubertät bekommt das Bedürfnis nach Beziehung und Angenommensein eine zusätzliche Richtung: Man fühlt sich auf einmal auch „sexuell" von anderen Menschen angezogen. Der Körper befindet sich im Umbruch und die emotionalen Interessen verändern sich. Es entstehen der Wunsch und das Verlangen nach sexueller Befriedigung, das sich beim Mann beispielsweise durch den ersten Samenerguss bemerkbar macht. Man probiert seine neuen Bedürfnisse aus und möchte sie mit jemandem teilen. Sexualität als eine Form des Kontakts zu sich selbst und zu anderen und unsere sexuellen Erfahrungen und Fantasien fließen in jede neue Beziehung mit ein.

Neben dem Wunsch, sich in einer Beziehung geborgen zu fühlen und dem anderen vertrauen zu können, steht die gemeinsam erlebte Sexualität im Vordergrund.

Ein erfülltes Sexualleben ist für die meisten Paare ein Indiz, dass mit ihrer Beziehung alles stimmt. Sexuelle Probleme stehen daher auch fast immer für Partnerschafts- oder Kommunikationsprobleme.

Oder anders herum: Beziehungsstörungen sind die häufigste Ursache für Probleme beim Sex. Viele Frauen und Männer neigen dennoch dazu, ihre sexuellen Probleme mit rein körperlichen Ursachen zu erklären. Häufig haben die Paare jedoch einfach verlernt oder versäumt, sich über ihre Wünsche, Erwartungen und Ängste auszutauschen, bis sich diese "Sprachlosigkeit” auch in ihrem Sexualleben bemerkbar macht. Aber auch fehlende, nicht bewusst miteinander verbrachte Zeit, (Alltags-)Stress oder der Rückzug eines Partners aus Angst vor zu viel Verbindlichkeit (z. B. bei einseitig bestehendem Kinderwunsch) wirken sich negativ auf die sexuelle Aktivität eines Paares und die Lust auf einander aus. Für den Erfolg einer Paar- bzw. Sexualtherapie ist es deswegen unerlässlich, bei sexuellen Problemen die häufig dahinter liegenden Beziehungsstörungen zu erkennen und zu behandeln.

Von: Dr. med. David Goecker, Dr. med. Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski
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Dampfen stört die Erektion

E-Zigaretten haben etliche schädliche Auswirkungen, darunter auch auf die Potenz.

Dampfen stört die Erektion

Vorsicht E-Zigarette

Tabakrauchen schadet der Potenz – das ist schon lange bekannt. Auch elektrische Zigaretten sind da keine Alternative. Denn Dampfen soll die Manneskraft ebenfalls dämpfen.

13 000 Männer im Test

Tabakrauchen ist krebserregend und erhöht das Risiko für Herzinfarkte und Schlaganfälle. Deshalb steigt so mancher Nikotinsüchtige auf die scheinbar gesündere E-Zigarette um. Doch auch beim Nikotindampfen zeigen sich immer mehr gesundheitsschädliche Auswirkungen.

Ob die E-Zigarette ebenso wie das konventionelle Rauchen die Potenz beeinträchtigt, haben jetzt US-amerikanische Forscher*innen an 13.000 Männern untersucht. Sie alle waren zwischen 20 und 65 Jahre alt und gaben Auskunft über ihr Rauchverhalten und ihr Sexualleben. Etwas mehr als ein Drittel von ihnen rauchte regelmäßig Tabakprodukte, vor allem Zigaretten. Rund 5% griffen zur E-Zigarette. Die restlichen Teilnehmer waren aktuell nikotinabstinent.

Dampfen verdoppelt Risiko

20% aller Teilnehmer dieser Studie wiesen eine erektile Dysfunktion auf. Dabei war das Risiko für Erektionsstörungen unter den Dampfern mehr als doppelt so hoch wie bei den Männern, die noch nie zur E-Zigarette gegriffen hatten. Das Impotenzrisiko der Dampfer war unabhängig von Alter, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und anderen Risikofaktoren erhöht, berichten die Forscher*innen.

Männer, die das klassische Tabakrauchen aufgegeben hatten und nur noch zur E-Zigarette griffen, wiesen ein noch höheres Risiko für Erektionsstörungen auf als diejenigen Männer, die gleich mit dem Dampfen angefangen hatten.

Besser auf Rauchen und Dampfen verzichten

Wer E-Zigaretten raucht, ist damit hinsichtlich seiner Potenz nicht auf der sicheren Seite, betonen die Studienautor*innen. Männer mit Erektionsproblemen sollten deshalb besser sowohl auf das klassische Tabakrauchen als auch auf das Dampfen von E-Zigaretten verzichten.

Quelle: American Journal of Preventive Medicine

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: Cavan Images/imageo-images.de