Gesundheit heute

Vereinsamung

Vereinsamung (soziale Isolation): Fehlende Sozialkontakte mit der Gefahr ernsthafter psychischer und psychiatrischer Krankheiten bis hin zur Bereitschaft zum Suizid.

Unterstützung durch Angehörige

Dass ein Angehöriger sozial isoliert ist, wird schnell erkannt, ist aber schwer zu überwinden. Wer sich in seine „Höhle“ verkrochen hat, braucht Geduld und Zuwendung durch feste Bezugspersonen, um langsam aus der Isolation herauszufinden. Nicht selten scheuen sich isoliert lebende Menschen, den Kontakt zu anderen zu suchen. Sie fürchten, den Anforderungen nicht mehr gewachsen zu sein oder wissen nicht, wie sie sich verhalten sollen und was auf sie zukommt. Es genügt meistens nicht, sie zur Kontaktaufnahme nach außen zu ermutigen, sondern sie sollten bei ihren ersten Versuchen, „nach draußen“ zu gehen, begleitet werden. Angebote, aus der Isolation herauszukommen, können sein:

Gespräche führen

Das Gespräch, egal ob von Angesicht zu Angesicht oder über das Telefon, ist die zentrale Möglichkeit, Kontakte anzubieten. Dabei sind gute Ratschläge fehl am Platz. Wichtiger ist es zuzuhören, Verständnis zu zeigen und verlässlich da zu sein, wenn dies gewünscht wird. In diesem Sinn können regelmäßige Gespräche eine wichtige Unterstützung sein. Vereinbaren Sie z. B. zweimal pro Woche fest einzuhaltende Telefontermine, für die Sie eine angemessene Zeit einplanen.

Aktivitäten fördern

Volkshochschulen, Kirchengemeinden, Selbsthilfegruppen oder Nachbarschaftshilfen bieten immer wieder Kurse speziell für ältere Menschen an, über organisierte Theaterbesuche bis zur samstäglichen Ausflugsgruppe, dem Kochkurs oder der Schreibwerkstatt. Adressen finden Sie in den Tageszeitungen, über die Krankenkasse oder auf diesbezüglichen Internetseiten. Viele Pflegeheime freuen sich aber auch über Gäste aus der Umgebung und organisieren Gruppen, in denen sich Menschen zum gemeinsamen Mittagessen, zum Basteln oder zu Gesellschaftsspielen treffen.

In vielen Schwimmbädern hat sich Wassergymnastik (Aquafitness) zu einer praktikablen Sportart für ältere Menschen entwickelt. Bewegung im Wasser schont die Gelenke und Bänder und ist auch für übergewichtige Menschen empfehlenswert.

Haustierpatenschaften

Es ist immer wieder bemerkenswert, wie Tiere Menschen (wieder) zum Lächeln und zur Kontaktaufnahme bringen. Viele Altenpflegeeinrichtungen versuchen, für Menschen, die keine Außenkontakte haben, Tierbesuchsdienste zu organisieren. Auch Hausbesuchsdienste mit Tieren gibt es bereits.

So besuchen seit 1994 Berliner Hundebesitzer ehrenamtlich Menschen in Senioreneinrichtungen, zu Hause und in Krankenhäusern. Möglich macht dies der Verein Leben mit Tieren e. V. (www.lebenmittieren.de), der mit einigen Pflegeeinrichtungen mittlerweile sogar Festverträge für wöchentliche Hundebesuchsdienste abgeschlossen hat. Der Verein unterhält auch vier Mensch-Tier-Begegnungsstätten in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen, in denen Esel, Kaninchen, Schafe, Ziegen und Gänse und auch ein schwarzes Minischwein namens Maxi gehalten werden.

Mit Kaninchen ist ein Mitglied des Vereins regelmäßig im Wilhelmsdorfer Seniorenstift zur Tierstunde mit einer Gruppe Demenzkranker anzutreffen. Auf dem Schoß hat dann jeder einen anschmiegsamen kleinen Hasen. Behutsam beginnen die Bewohner ihr Tier zu streicheln, die Tiere wecken mit ihrem weichen Fell Erinnerungen an schöne Gefühle, Wärme und körperliche Nähe. Vorsichtig beginnen manche Bewohner mit ihrem Schoßtier zu reden. „Mein Muckelchen“, begrüßt eine 90-jährige Frau ihr Kaninchen Bruno und wiegt es anmutig im Arm. Das Tier sitzt wöchentlich auf ihrem Schoß, doch die demenzkranke Frau lebt nur in dieser Stunde auf, den Namen ihres Hasen kann sie sich nicht mehr merken. Die Bewohner staunen, reden und lachen miteinander über ihre geduldigen Tiere, die ihnen so viel Wärme bringen und weder Furcht vor alten Menschen noch vor deren Einschränkungen kennen. Auch die Kaninchen genießen das Streicheln und fühlen sich wohl; ihnen ist es egal, wie alt, krank oder eingeschränkt die Menschen sind. Es ist ein Geben und Nehmen von Wärme, auch wenn die Hände oft schon zittrig sind.

Seniorenstudium

Neugier und Wissensdurst nehmen im Alter keineswegs ab. Im Gegenteil, viele Menschen finden erst nach der Pensionierung Zeit für Dinge, die sie schon immer interessiert haben. Die meisten Universitäten in Deutschland bieten mittlerweile das so genannte Seniorenstudium an. Interessierte können auch als Gasthörer Vorlesungen besuchen. Nach Ermittlungen der Augsburger Universität sind etwa die Hälfte der älteren Studierenden gasthörende Senioren. Vorträge mit Gesprächsrunden zu Themen wie Testament, Wohnen im Alter oder Themen der Pflegeversicherung finden ebenso Interesse bei vielen älteren Menschen.

Hilfsmittel

Isolation lässt sich oftmals nur durch eine sehr behutsame Unterstützung überwinden; dazu kann es gehören, bei körperlichen Einschränkungen den Einsatz von Hilfsmitteln in Erwägung zu ziehen. Nicht selten ist Rückzugsverhalten bei älteren Menschen eigentlich auf zunehmenden Hörverlust zurückzuführen, der jedoch von Betroffenen verschwiegen und überspielt wird. Damit jedoch Kontaktangebote nach außen überhaupt genutzt werden können, sollten „Helfer“ beobachten, prüfen und beraten, ob Einschränkungen durch den Einsatz von Hilfsmitteln gebessert werden können. Es kann auch nützlich sein zu testen, ob Brille, Hörgerät und Telefon noch funktionstüchtig und zweckmäßig sind, oder ob neue Hilfsmittel angeschafft werden müssen. Auch an Hilfsmittel zur Bewegung ist zu denken. Außerdem gibt es in Sanitätshäusern eine Fülle von Hilfsmitteln, die das Leben erleichtern können, z. B. Halterungen zum Nahrungszubereiten, Spielkartenhalter, Schreibhilfen oder auch Strickhilfen.

Fernsehen, Radio und Internet

Ausgiebiger Medienkonsum fördert zwar die Bewegungsarmut, alte wie neue Medien sind andererseits ein „Segen“, weil sie die Welt ins Wohnzimmer bringen. Gerade für bewegungseingeschränkte und bettlägerige Menschen bieten Fernsehen und Radio Unterhaltung, Ablenkung und auch Bildungsmöglichkeiten.

Die Tageszeitung leitet für viele das Vormittagsritual ein und bietet mit aktuellen Informationen stets neuen Gesprächsstoff. Oft kann eine Tageszeitung zusammen mit anderen Hausbewohnern abonniert werden. Das spart nicht nur Geld; es ergibt sich damit auch ein lockerer Kontakt zu anderen Menschen.

Computerkurse und Internetchats werden zunehmend auch für ältere Menschen interessant und als Möglichkeit zur Kommunikation mit anderen Menschen genutzt.

Weiterführende Informationen

Von: Ruth Mamerow, Dr. med. Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski
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Medikamente erhöhen Bruchrisiko

Wer unter Osteoporose leidet und Medikamente einnimmt, die die Bruchgefahr erhöhen, sollte dies mit der behandelnden Ärzt*in besprechen.

Medikamente erhöhen Bruchrisiko

Vorsicht bei Osteoporose

Menschen mit Osteoporose brechen sich leichter die Knochen als andere. Nehmen sie bestimmte Medikamente ein, steigt ihr Frakturrisiko noch weiter an.

Direkte und indirekte Wirkungen

Mit steigendem Alter erhöht sich nicht nur die Gefahr, eine Osteoporose zu entwickeln. Auch andere Erkrankungen sind bei Menschen fortgeschrittenen Alters häufiger. Das bringt die Knochen doppelt in Gefahr. Denn nicht nur die mangelnde Knochendichte lässt Wirbelkörper und Schenkelhälse schneller brechen. Viele der im Alter oft verschriebenen Medikamente erhöhen das Frakturrisiko zusätzlich.

Dabei sind mehrere Mechanismen am Werk. Einige Arzneimittel wirken sich unmittelbar negativ auf den Knochenstoffwechsel aus. Dazu gehören beispielsweise bestimmte Krebstherapeutika. Andere begünstigen Frakturen, indem sie die Gefahr für Stürze erhöhen. Dies ist z. B. bei stark wirkenden Schlaf- und Beruhigungsmitteln der Fall. Sie machen oft benommen und unsicher beim Gehen.

Von Kortison bis Entwässerungsmittel

Vor allem eine langfristige Kortisoneinnahme über Tabletten schadet den Knochen erheblich. Bei Cremes mit Kortisonanteil kommt es darauf an, wie hoch der Wirkstoffgehalt der Creme ist und wie lange sie verwendet wird. Kortisonsprays scheinen dagegen keinen Einfluss auf den Knochen zu haben.

Neben Kortison erhöhen folgende Wirkstoffe die Gefahr für Knochenbrüche:

  • Protonenpumpeninhibitoren (PPI)
  • Sedativa (Beruhigungsmittel wie Benzodiazepine) und Antidepressiva vom Typ SSRI
  • Aromatasehemmer (Krebstherapeutika)
  • Glitazone (blutzuckersenkende Medikamente)
  • Antipsychotika, Antiepileptika, Parkinsonmittel
  • Opioide (Schmerzmittel)
  • Entwässerungsmittel (Schleifendiuretika wie Furosemid)

Noch riskanter in Kombination

Werden diese Mittel miteinander kombiniert, steigt die Bruchgefahr überproportional an. Insbesondere gilt dies bei der Einnahme von Opioiden mit Entwässerungsmitteln, Beruhigungs- oder Schlafmitteln, Protonenpumpenhemmern oder Antidepressiva vom SSRI-Typ.

Um die Knochenbruchgefahr zu verringern, sollte bei Menschen mit Osteoporose der Medikamentenplan regelmäßig von der behandelnden Ärzt*in überprüft werden. Oft lässt sich der eine oder andere Wirkstoff absetzen, ersetzen oder zumindest in der Dosis reduzieren.

Sturzprophylaxe nicht vergessen

Ist das nicht möglich, kann zumindest bei Entwässerungsmitteln der Einnahmezeitpunkt überdacht werden. Am besten nimmt man Diuretika morgens ein. Dann lässt sich der riskante nächtliche Toilettengang vermeiden.

Außerdem sollten alle Register der Sturzprophylaxe gezogen werden: Das bedeutet, die Sehkraft der Betroffenen zu prüfen, die Beleuchtung der Wohnung zu optimieren und Stolperfallen wie herumliegende Kabel oder rutschende Teppiche zu entfernen.

Quelle: pta heute, Ärztezeitung

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: mauritius images / SuperStock / Frank Siteman