Gesundheit heute

Stuhlinkontinenz

Stuhlinkontinenz (Darminkontinenz, anorektale Inkontinenz, Incontinentia alvi): Unfähigkeit, den Stuhl zurückzuhalten. Die Stuhlinkontinenz tritt häufig im fortgeschrittenen Stadium von Demenz auf und ist sowohl für die Betroffenen als auch für die Pflegenden eine große Belastung.

Die Erkrankung

Normalerweise verschließt ein kompliziertes Schließmuskelsystem den Darmausgang. Zahlreiche Faktoren können dieses komplexe Zusammenspiel der Muskeln jedoch stören:

  • Neurologische Störungen wie Schlaganfall oder Multiple Sklerose
  • Darmverletzungen und -tumoren (z. B. Mastdarmkrebs)
  • Entzündliche Prozesse in der Afterregion wie Fisteln bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen oder Hämorrhoiden
  • Manchmal kann auch eine chronische Verstopfung durch anfallsweisen, nicht beherrschbaren Stuhldrang zur Verdachtsdiagnose Stuhlinkontinenz Anlass geben.

Das macht der Arzt

Die Diagnostik ergibt sich aus Art und Häufigkeit der Inkontinenzepisoden. Eine gezielte Therapie der Stuhlinkontinenz ist im hohen Lebensalter leider nur selten möglich. Bei einer chronischen Darmentzündung werden z. B. Arzneimittel verabreicht, Tumoren werden operativ entfernt.

Unterstützung durch Angehörige

Zu den unterstützenden Pflegemaßnahmen gehört vor allem das Darmtraining: Der Betroffene geht täglich zu einem festgelegten Zeitpunkt (z. B. nach dem Frühstück oder Mittagessen) auf die Toilette, auch wenn er keinen Stuhldrang spürt. Auf diese Weise gewöhnt sich der Darm daran, sich zu einem festgelegten Zeitpunkt zu entleeren. Um das Zurückhalten des Stuhls zu üben, hilft es, den Schließmuskel täglich mehrmals willkürlich zusammenzukneifen und den Beckenboden zu trainieren.

Nach jeder Darmentleerung muss die Analregion des Betroffenen gründlich mit Wasser (oder Babyöl) gereinigt und gut abgetrocknet werden. Um Entzündungen vorzubeugen, tragen Sie danach Wund- und Heilpasten auf (z. B. Kamillosan®, Multilind®). Desinfizieren Sie beschmutzte Gegenstände nach dem Reinigen, z. B. mit Sagrotan®-Spray oder Tüchern.

Hilfsmittel. Fäkalkollektoren werden am Anus angeklebt und fangen so den austretenden Stuhl in einem Beutel auf. Der Fäkalkollektor ist zweckmäßig, wenn der Stuhl sehr flüssig ist und kontinuierlich ausgeschieden wird. So wird die Haut geschützt, und die Pflege wird vereinfacht. Fäkalkollektoren eignen sich jedoch nur kurzzeitig bei komplett bettlägerigen Kranken, aber nicht, wenn sie teilmobil oder mobil sind.

Analtampons sind aus weichem Schaumstoff und werden direkt in den Anus eingeführt. Sie verhindern, dass Stuhl austreten kann. Verspürt der Betroffene Stuhldrang, kann er den Tampon auf der Toilette leicht entfernen und sich entleeren. Analtampons sind zur kurzfristigen Linderung einer Stuhlinkontinenz geeignet.

Darüber hinaus gibt es Slipeinlagen, Inkontinenzeinlagen oder Inkontinenzslips, die in die Unterwäsche eingelegt werden und den Stuhl auffangen. Die Einlagen gibt es in allen Größen und Stärken in Apotheken und im Sanitätsfachhandel.

Mit der Situation umgehen. Unangenehme Gerüche lassen sich durch Frischluft und Desinfektionsmittel schnell beseitigen. Die meisten Pflegemaßnahmen bei Stuhlinkontinenz bedeuten jedoch immer auch ein unfreiwilliges Eindringen in die Intimsphäre des Menschen. Wie schwierig und unangenehm dies sowohl für die Betroffenen als auch für die Pflegenden ist, können Außenstehende oft nur erahnen. Angehörigen und Pflegepersonal wird viel Einfühlungsvermögen und Taktgefühl abverlangt; manchmal fühlen sich Angehörige überfordert und brauchen Übung und Rat, um in belastenden Situationen mit pflegebedürftigen Menschen umgehen zu können. Dazu gehört auch, den Anblick von Stuhl, Erbrochenem oder durchnässten Betttüchern auszuhalten. Und das ist bis zu einem gewissen Grad lernbar.

Offenheit ist wichtig. Niemanden ist damit geholfen, wenn Gefühle mit Gewalt unterdrückt werden. Auch den Betroffenen nicht. Gelassenheit, Ehrlichkeit und Humor können so manche Situation entspannen. Wenn z. B. das Bett beschmutzt ist, darf man getrost sagen: „Oh, das ist ja eine schöne Bescherung.“ Und mit einem weiteren Satz wie „Ich mache mal schnell das Fenster auf“, lässt sich die Situation besser meistern, als hektisch und verkrampft den Schaden zu beseitigen oder so zu tun, als sei nichts geschehen.

Es erleichtert den Betroffenen, wenn er so schnell wie möglich aus seiner unangenehmen Lage befreit wird.

Beim Reinigen sollten Einweghandschuhe und eine Plastikschürze benutzt werden, die es in der Apotheke gibt und die anschließend entsorgt werden können.

Lässt es anschließend Ihre Zeit zu, tut es gut, für ein paar Minuten (oder länger) einfach etwas Abstand zu bekommen, indem man z. B. eine gut riechende Creme aufträgt und einmal tief an der frischen Luft durchatmet.

Die meisten Informationsangebote zur Harninkontinenz behandeln auch die Stuhlinkontinenz.

Von: Ruth Mamerow, Dr. med. Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski
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Medikamente erhöhen Bruchrisiko

Wer unter Osteoporose leidet und Medikamente einnimmt, die die Bruchgefahr erhöhen, sollte dies mit der behandelnden Ärzt*in besprechen.

Medikamente erhöhen Bruchrisiko

Vorsicht bei Osteoporose

Menschen mit Osteoporose brechen sich leichter die Knochen als andere. Nehmen sie bestimmte Medikamente ein, steigt ihr Frakturrisiko noch weiter an.

Direkte und indirekte Wirkungen

Mit steigendem Alter erhöht sich nicht nur die Gefahr, eine Osteoporose zu entwickeln. Auch andere Erkrankungen sind bei Menschen fortgeschrittenen Alters häufiger. Das bringt die Knochen doppelt in Gefahr. Denn nicht nur die mangelnde Knochendichte lässt Wirbelkörper und Schenkelhälse schneller brechen. Viele der im Alter oft verschriebenen Medikamente erhöhen das Frakturrisiko zusätzlich.

Dabei sind mehrere Mechanismen am Werk. Einige Arzneimittel wirken sich unmittelbar negativ auf den Knochenstoffwechsel aus. Dazu gehören beispielsweise bestimmte Krebstherapeutika. Andere begünstigen Frakturen, indem sie die Gefahr für Stürze erhöhen. Dies ist z. B. bei stark wirkenden Schlaf- und Beruhigungsmitteln der Fall. Sie machen oft benommen und unsicher beim Gehen.

Von Kortison bis Entwässerungsmittel

Vor allem eine langfristige Kortisoneinnahme über Tabletten schadet den Knochen erheblich. Bei Cremes mit Kortisonanteil kommt es darauf an, wie hoch der Wirkstoffgehalt der Creme ist und wie lange sie verwendet wird. Kortisonsprays scheinen dagegen keinen Einfluss auf den Knochen zu haben.

Neben Kortison erhöhen folgende Wirkstoffe die Gefahr für Knochenbrüche:

  • Protonenpumpeninhibitoren (PPI)
  • Sedativa (Beruhigungsmittel wie Benzodiazepine) und Antidepressiva vom Typ SSRI
  • Aromatasehemmer (Krebstherapeutika)
  • Glitazone (blutzuckersenkende Medikamente)
  • Antipsychotika, Antiepileptika, Parkinsonmittel
  • Opioide (Schmerzmittel)
  • Entwässerungsmittel (Schleifendiuretika wie Furosemid)

Noch riskanter in Kombination

Werden diese Mittel miteinander kombiniert, steigt die Bruchgefahr überproportional an. Insbesondere gilt dies bei der Einnahme von Opioiden mit Entwässerungsmitteln, Beruhigungs- oder Schlafmitteln, Protonenpumpenhemmern oder Antidepressiva vom SSRI-Typ.

Um die Knochenbruchgefahr zu verringern, sollte bei Menschen mit Osteoporose der Medikamentenplan regelmäßig von der behandelnden Ärzt*in überprüft werden. Oft lässt sich der eine oder andere Wirkstoff absetzen, ersetzen oder zumindest in der Dosis reduzieren.

Sturzprophylaxe nicht vergessen

Ist das nicht möglich, kann zumindest bei Entwässerungsmitteln der Einnahmezeitpunkt überdacht werden. Am besten nimmt man Diuretika morgens ein. Dann lässt sich der riskante nächtliche Toilettengang vermeiden.

Außerdem sollten alle Register der Sturzprophylaxe gezogen werden: Das bedeutet, die Sehkraft der Betroffenen zu prüfen, die Beleuchtung der Wohnung zu optimieren und Stolperfallen wie herumliegende Kabel oder rutschende Teppiche zu entfernen.

Quelle: pta heute, Ärztezeitung

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: mauritius images / SuperStock / Frank Siteman