Gesundheit heute

Dekubitus

Dekubitus (Druckgeschwür, Wundliegen, Dekubitalulkus, Dekubitalgeschwür): Schlecht heilende Wunde infolge Minderdurchblutung der Haut mit oberflächlichen oder tiefen Gewebedefekten (Geschwüren) in Haut und Unterhaut. Bei älteren, bettlägerigen Menschen meist Folge des über Monate bis Jahre einwirkenden Auflagedrucks auf bestimmte Hauptpartien.

Die Erkrankung

Eine Verletzung der Haut durch einen Dekubitus ist eines der folgenschwersten und am meisten verbreiteten Probleme bettlägeriger Menschen. Experten schätzen, dass bis zu 30 % der zu Hause betreuten Patienten und 50 % der alten Menschen in Pflegeheimen und geriatrischen Kliniken zumindest zeitweise an einem Dekubitus leiden. Die meisten dieser schmerzhaften Druckgeschwüre entstehen am Kreuzbein und an den aufliegenden Fersen.

In der Regel spüren wir, wenn eine Entlastung des Gewebes angesagt ist, und ändern unsere Lage im Liegen oder Sitzen. Das passiert normalerweise automatisch, z. B. dann, wenn wir auf einem harten Stuhl sitzen und sich ein Unbehaglichkeits- oder gar ein Schmerzgefühl bemerkbar macht. Ein bewegungseingeschränkter, kranker Mensch kann jedoch nicht mehr selbstständig für diese Druckentlastung sorgen und ist so erheblich dekubitusgefährdet.

Wenn die Durchblutung und Sauerstoffversorgung der Haut zu lange durch Druck behindert wird, stirbt das Gewebe ab. Druck von außen entsteht z. B., wenn ständig eine Falte im Bettlaken auf die Haut drückt oder ein Körperteil an die Bettkante gedrückt wird. Druck von innen entsteht, wenn Menschen auf Körperteilen liegen oder sitzen, an denen ihre Knochen ohne Muskel- oder Fettpolster direkt unter der Haut liegen. In Rückenlage lastet so besonderer Druck auf dem Gesäß (Kreuz- und Steißbein), auf den Fersen, den Ellenbogen, den Schulterblättern und auf dem Hinterkopf.

Ein Dekubitus entwickelt sich vom Gewebeinneren nach außen. Wenn ein weißer oder roter Fleck an aufliegenden Körperstellen sichtbar wird und bei Druckentlastung nicht innerhalb weniger Sekunden verschwindet , ist höchste Aufmerksamkeit geboten. Werden erste Anzeichen eines Druckgeschwürs nicht behandelt, breitet es sich rasch in tiefe Gewebeschichten aus und führt zu Entzündungen, die als Rötungen und Blasenbildungen erkennbar sind. Ist das Gewebe abgestorben, färbt sich die Hautstelle dunkelblau bis schwarz, und es bildet sich ein Krater – der Dekubitus ist entstanden.

Das macht der Arzt

Je früher ein Dekubitusrisiko erkannt wird, desto schneller können geeignete Hilfsmittel verordnet werden. Arzt und Pflegepersonen können Sie in der Vorbeugung beratend unterstützen.

Wird ein Dekubitus nicht rechtzeitig behandelt, stirbt das Gewebe immer weiter ab, bis sich ein tiefes Geschwür (Ulkus) bildet. Wenn das Ulkus sich infiziert, und die Bakterien sich in den umgebenden Weichteilen ausbreiten, besteht sogar Lebensgefahr.

Glücklicherweise sind die Chancen für eine erfolgreiche Dekubitustherapie durch die heutigen Feuchtverbände (Hydrokolloidverbände) viel besser als noch vor 15 Jahren, wo ein Druckgeschwür oft monatelang offen blieb (oder der Patient an den Komplikationen verstarb). Die engmaschige Behandlung und Kontrolle eines vorhandenen Dekubitus liegt in den Händen des Hausarztes. Bei aufwendigen Wundversorgungen oder täglich notwendigen Verbandwechseln übernehmen ambulante Pflegedienste die Versorgung.

Unterstützung durch Angehörige

Druck ist das Hauptrisiko für die Entstehung eines Dekubitus. Darum gilt es, den Druck zu reduzieren. Folgende Maßnahmen wirken dem Dekubitus entgegen:

  • Aktivieren und Mobilisieren geht vor Lagern: Jede Bewegung, die vom Betroffenen selbstständig ausgeführt wird, unterstützt die Druckentlastung und mindert so das Dekubitusrisiko. Lassen Sie den Betroffenen z. B. regelmäßig aus dem Bett aufstehen, um die Mahlzeiten am Tisch einzunehmen. Auch das eigenständige Aufsetzen und Halten der Tasse gehört dazu. Und es gibt zahlreiche Übungen, die auch im Bett durchgeführt werden können, z. B. das Anspannen der Gesäßmuskulatur oder das Beinanwinkeln.
  • Häufige Umlagerung: Um eine einseitige Druckbelastung zu vermeiden, muss der Patient regelmäßig umgelagert werden. Die Abstände sollten individuell festgelegt werden – z. B. alle zwei Stunden.
  • Vermeiden von typischen Lagerungsfehlern: Die Fersen sind unbedingt frei zu lagern, indem z. B. ein Kissen unter die Unterschenkel gelegt wird. Sanitätshäuser bieten eine Fülle von Weichlagerungskissen an, die die Druckentlastung durch das Freilagern von Körperteilen ermöglichen.
  • Antidekubitusmatratzen verringern das Dekubitusrisiko tatsächlich. Die Wechseldruckmatratze z. B. sieht aus wie eine übergroße Luftmatratze und wird auf die eigentliche Bettmatratze gelegt. Eine in der Matratze integrierte Pumpe bläst dann abwechselnd Luft in die Kammern. Das Körpergewicht wird so einerseits von den luftgefüllten Kammern getragen, und der normalerweise entstehende Auflagedruck wird durch das Ablassen der Luft immer wieder reduziert. Bei der Low-air-loss-Therapie, einem Wechseldrucksystem, bei dem Luft verloren geht, strömt aus den Matratzenkammern ständig geringfügig angewärmte Luft. Durch den Luftstrom wird der Betroffene in einer Art Schwebezustand gehalten, und der Auflagendruck wird verringert.

Hilfsmittel gegen Dekubitus werden von den Krankenkassen bezahlt, wenn aufgrund von Krankheit oder Behinderung dauerhaftes Liegen erforderlich ist, das zu einem erhöhten Dekubitusrisiko führt. Voraussetzungen dafür sind eine ärztliche Verordnung, ein Antrag sowie eine nachweisliche Einschätzung des Risikos.

Vorsorge

Bei der Körperpflege sollten die Angehörigen darauf achten, ob die Haut weiße Flecken oder Rötungen aufweist. Liegt eine Rötung vor, gibt der Fingertest (Fingerdrucktest) einen Hinweis, ob es sich um einen beginnenden Dekubitus handelt. Dazu mit einem Finger auf die Rötung drücken. Bei gesunder Haut verfärbt sich die Stelle erst weiß, anschließend wieder rot. Besteht ein Dekubitus, bleibt die Stelle durchgängig rot. Durch Schweiß oder Urin häufig feuchte Haut ist besonders gefährdet. Durchnässte Kleidung oder Wäschestücke müssen umgehend gewechselt werden. Verwenden Sie zum Waschen lauwarmes Wasser und Seifen oder Duschlotionen, die einen hohen Anteil an rückfettenden Bestandteilen haben und den schützenden Säuremantel nicht beeinträchtigen (z. B. Eucerin®- oder Sebamed®-Produkte). Anschließend wird die Haut gründlich abgetrocknet und mit einer Pflegecreme eingecremt. Wenn Sie nicht sicher sind, welche Creme für den Hauttyp Ihres Angehörigen die richtige ist, fragen Sie Ihren Hausarzt. Um zu vermeiden, dass der Patient stark schwitzt, empfiehlt sich atmungsaktive Bett- und Unterwäsche mit einem hohen Baumwollanteil. Spannen Sie zusätzlich ein Moltontuch über das normale Bettlaken, das Flüssigkeiten aufsaugt und bei (leichter) Verunreinigung schnell gewechselt werden kann.

Zur Dekubitusprophylaxe gehört vor allem aber auch die regelmäßige Kontrolle, ob Falten im Bettzeug sind oder liegen gelassene Gegenstände und Bettkanten auf die Haut drücken.

Eine Fülle hartnäckig kursierender Tipps gegen Dekubitusbildung schaden mehr als sie nützen. Dazu gehören:

  • Kühlen und Föhnen oder Massage zur Durchblutungsförderung. Diese waren mal in Mode. Untersuchungen haben aber bewiesen, dass sie den Zustand belasteter Haut verschlimmern.
  • Einreibungen mit alkoholhaltigen Lösungen wie Franzbranntwein entfetten die Haut und machen sie rissig.
  • Dicke Pasten zum Hautschutz erschweren die Beobachtung der Haut. Auch von hautfärbenden Lösungen wird abgeraten, weil auch sie eine Inspektion der Haut fast unmöglich machen.
  • Ebenso ungünstig ist die Behandlung mit Melk- oder Wollfetten. Sie verschließen Hautporen und weichen vorgeschädigtes Gewebe auf.
  • Das Pudern gefährdeter Hautbezirke ist umstritten. Die Partikel binden zwar Feuchtigkeit, was erwünscht ist, doch wenn die Partikel nicht fein genug ausgestrichen werden und „klumpen“, schädigen sie die Haut ebenso wie Brotkrümel im Bett.
  • Fersen- und Ellenbogenschoner aus Fell haben keinen Effekt; auch Watteverbände zum Polstern reichen nicht aus.
  • Mit Luft gefüllte Gummiringe als Kreuzbeinschutz schränken die Beweglichkeit des Betroffenen ein und schaden der Haut durch den entstehenden Wärmestau.
  • Gummi- und Plastikunterlagen sind zu vermeiden, weil die Patienten auf ihnen schwitzen und so die Haut feucht wird.
  • Statische Auflagen oder Matratzen, die permanent mit Luft gefüllt sind, drücken ebenso wie die Luftmatratze beim Camping und entlasten nicht.

Weiterführende Informationen

  • www.dekubitus.de – Institut für angewandte Pflegeforschung e. V., Bremervörde: Verständliche und praxisorientierte Fachinformationen.
  • www.rki.de – Website des Robert-Koch-Instituts, Berlin: Bietet Themenheft 12 zu Dekubitus unter der Rubrik Gesundheitsberichterstattung, Stichwortsuche Dekubitus, zum Herunterladen – mit allem, was man wissen sollte.
  • A. Fuchs: Dekubitus. Risikofaktoren – Prophylaxe – Therapiemöglichkeiten. Kohlhammer, 2004. Fachbuch auch für pflegende Angehörige.

Von: Ruth Mamerow, Dr. med. Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski
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Medikamente erhöhen Bruchrisiko

Wer unter Osteoporose leidet und Medikamente einnimmt, die die Bruchgefahr erhöhen, sollte dies mit der behandelnden Ärzt*in besprechen.

Medikamente erhöhen Bruchrisiko

Vorsicht bei Osteoporose

Menschen mit Osteoporose brechen sich leichter die Knochen als andere. Nehmen sie bestimmte Medikamente ein, steigt ihr Frakturrisiko noch weiter an.

Direkte und indirekte Wirkungen

Mit steigendem Alter erhöht sich nicht nur die Gefahr, eine Osteoporose zu entwickeln. Auch andere Erkrankungen sind bei Menschen fortgeschrittenen Alters häufiger. Das bringt die Knochen doppelt in Gefahr. Denn nicht nur die mangelnde Knochendichte lässt Wirbelkörper und Schenkelhälse schneller brechen. Viele der im Alter oft verschriebenen Medikamente erhöhen das Frakturrisiko zusätzlich.

Dabei sind mehrere Mechanismen am Werk. Einige Arzneimittel wirken sich unmittelbar negativ auf den Knochenstoffwechsel aus. Dazu gehören beispielsweise bestimmte Krebstherapeutika. Andere begünstigen Frakturen, indem sie die Gefahr für Stürze erhöhen. Dies ist z. B. bei stark wirkenden Schlaf- und Beruhigungsmitteln der Fall. Sie machen oft benommen und unsicher beim Gehen.

Von Kortison bis Entwässerungsmittel

Vor allem eine langfristige Kortisoneinnahme über Tabletten schadet den Knochen erheblich. Bei Cremes mit Kortisonanteil kommt es darauf an, wie hoch der Wirkstoffgehalt der Creme ist und wie lange sie verwendet wird. Kortisonsprays scheinen dagegen keinen Einfluss auf den Knochen zu haben.

Neben Kortison erhöhen folgende Wirkstoffe die Gefahr für Knochenbrüche:

  • Protonenpumpeninhibitoren (PPI)
  • Sedativa (Beruhigungsmittel wie Benzodiazepine) und Antidepressiva vom Typ SSRI
  • Aromatasehemmer (Krebstherapeutika)
  • Glitazone (blutzuckersenkende Medikamente)
  • Antipsychotika, Antiepileptika, Parkinsonmittel
  • Opioide (Schmerzmittel)
  • Entwässerungsmittel (Schleifendiuretika wie Furosemid)

Noch riskanter in Kombination

Werden diese Mittel miteinander kombiniert, steigt die Bruchgefahr überproportional an. Insbesondere gilt dies bei der Einnahme von Opioiden mit Entwässerungsmitteln, Beruhigungs- oder Schlafmitteln, Protonenpumpenhemmern oder Antidepressiva vom SSRI-Typ.

Um die Knochenbruchgefahr zu verringern, sollte bei Menschen mit Osteoporose der Medikamentenplan regelmäßig von der behandelnden Ärzt*in überprüft werden. Oft lässt sich der eine oder andere Wirkstoff absetzen, ersetzen oder zumindest in der Dosis reduzieren.

Sturzprophylaxe nicht vergessen

Ist das nicht möglich, kann zumindest bei Entwässerungsmitteln der Einnahmezeitpunkt überdacht werden. Am besten nimmt man Diuretika morgens ein. Dann lässt sich der riskante nächtliche Toilettengang vermeiden.

Außerdem sollten alle Register der Sturzprophylaxe gezogen werden: Das bedeutet, die Sehkraft der Betroffenen zu prüfen, die Beleuchtung der Wohnung zu optimieren und Stolperfallen wie herumliegende Kabel oder rutschende Teppiche zu entfernen.

Quelle: pta heute, Ärztezeitung

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: mauritius images / SuperStock / Frank Siteman