Gesundheit heute
Was ist Anti-Aging-Medizin?
Der Begriff Anti-Aging ist unglücklich gewählt, weil er eine Umkehrbarkeit von Alterungsprozessen suggeriert – und die ist, wie beschrieben, meist nicht gegeben. Bei einer Botoxbehandlung bilden sich beispielsweise die Mimikfalten zurück. Durch längerfristige Lähmung der entsprechenden Muskeln werden die mimischen Bewegungen unterdrückt und die Falten bilden sich zurück. Der eigentlich zugrunde liegende Prozess, nämlich die abnehmende Elastizität und der schwindende Wassergehalt der Haut, wird dadurch jedoch weder aufgehalten noch umgekehrt.
Andere Begriffe sind Best-Aging („möglichst gutes Altern“) oder Age-Prevention (prevention = Vorbeugung), diese sind allerdings wenig gebräuchlich, sodass der gängige Begriff Anti-Aging hier beibehalten wird.
Für keine einzige der in der Anti-Aging-Medizin beworbenen Substanzen kann bewiesen werden, dass sie isoliert eingenommen den Alterungsprozess wirklich aufhalten kann und die Lebensspanne verlängert – das gilt für Antioxidanzien genauso wie für Hormone [C19]. Umso wertvoller sind Anti-Aging-Strategien, die uns als ganze Menschen fordern und fördern und unsere Gesundheit insgesamt unterstützen – Strategien also, die uns mit anderen Menschen in Verbindung bringen, die uns aktiv bleiben und einen Sinn auch in den letzten Lebensjahrzehnten finden lassen. Zu einem solchen gesunden Altern muss jeder seinen eigenen Weg finden und für sich entscheiden, welche Anti-Aging-Bausteine er dabei nutzen will und kann.
Nächtliche Hitzewallungen können den Schlaf erheblich stören.
Hormonersatztherapie mit Folgen
Risiko für Depressionen steigt
Für manche Frauen sind die Wechseljahre eine echte Quälerei. Sind Hitzewallungen und Schlafstörungen nicht mehr auszuhalten, kann die Einnahme von Hormonen helfen. Doch dabei drohen Nebenwirkungen, und nach neuen Erkenntnissen auch Depressionen.
Hormonersatztherapie mit Vor- und Nachteilen
Mit dem Alter sinkt bei Frauen die Produktion von weiblichen Geschlechtshormonen. In diesem Zuge kommt es zu individuell unterschiedlich starken Wechseljahrsbeschwerden wie Hitzewallungen, Stimmungsschwankungen und Schlafstörungen. Denen kann mit der Gabe künstlicher Hormone, einer sog. Hormonersatztherapie (HRT), entgegengewirkt werden.
Doch die HRT ist durchaus umstritten, denn zusätzlich zu den positiven Effekten drohen unerwünschte Nebenwirkungen. Diskutiert wird beispielsweise, ob die Hormongabe das Risiko von Brustkrebs erhöht. Auch die Gefahr von Schlaganfall, Thrombosen und Herzinfarkt soll steigen – vor allem, wenn weitere Risikofaktoren wie z.B. Übergewicht vorliegen. Nun kommen Hinweise dazu, dass auch die Psyche von der künstlichen Hormoneinnahme negativ beeinflusst wird.
Vor allem im ersten Behandlungsjahr mehr Depressionen
Zu diesem Ergebnis kamen dänische Forscher*innen bei der Auswertung der Daten von mehr als 800000 über 45-jährigen Frauen. Diejenigen, die Hormone gegen Wechseljahrsbeschwerden einnahmen, entwickelten häufiger Depressionen als Frauen, die ohne Hormontabletten oder -pflaster auskamen. Besonders stark erhöht war das Risiko im ersten Jahren nach Therapiebeginn, und zwar sowohl bei der Einnahme von ausschließlich Östrogenen als auch bei der Kombination von Östrogen und Progestin.
Als Ovulum oder Creme ungefährlich
Ganz anders sah das bei den Frauen aus, die ihre Wechseljahrsbeschwerden wie trockene Scheide oder Harninkontinenz lokal mit Zäpfchen, Ovula oder Cremes behandelten. Bei ihnen war die Hormongabe nicht mit Depressionen assoziiert. Im Gegenteil: Hatten sie damit jenseits des 54. Lebensjahres angefangen, reduzierte sich ihr Risiko für Depressionen sogar.
Quelle: Ärzteblatt, JAMA