Gesundheit heute

Wie wir älter werden

Auf die Frage, wie die biologische Uhr tickt – letztendlich also, wie das programmierte Altern unserer Zellen abläuft – gibt es eine Reihe von Erklärungsmodellen, z. B. die fortschreitende Verkürzung der Telomere, die Anhäufung von Stoffwechselabfallprodukten in den Zellen (z. B. des Lipofuszins) oder die Theorie vom oxidativen Stress. Ein Fazit lässt sich schon jetzt aus den verschiedenen Theorien ziehen: Das Alter wird nicht nur von einem, sondern von mindestens einem halben Dutzend Zahnrädchen gesteuert, die gemeinsam das biologische Uhrwerk ausmachen. Die Evolution geht bei diesem zentralen Prozess sozusagen auf Nummer sicher.

Dazu passt auch die Tatsache, dass unsere Organsysteme in etwa synchron altern. [C03] Das Gehirn eines 80-Jährigen ist ähnlich alt wie sein Herz oder seine Nieren. Alles andere wäre Energieverschwendung: Es macht von der Evolution her gesehen keinen Sinn, etwa das Herz oder die Lungen im Verlauf des Lebens jung zu halten, die Nieren aber altern zu lassen. Die Reservekapazität aller Organe wird also kleiner und kleiner, bis die Organe den zusätzlichen Belastungsspitzen, seien es Krankheiten oder die Belastungen des Alltags, nicht mehr gewachsen sind. Dies ist der Grund, warum der alte Mensch gegen hunderte von Krankheiten in allen Bereichen anfälliger ist: Er bekommt häufiger Krebs, aber auch öfter Infektionskrankheiten, Autoimmunerkrankungen, Sehbehinderungen, Depressionen, Hörverluste, ja, selbst Unfälle sind im Alter weitaus häufiger.

Wie stark die einzelnen Organsysteme – trotz der individuellen Einzigartigkeit, mit der jeder den Alterungsprozess erlebt – in etwa durch altersbedingte körperliche Veränderungen betroffen sind, verdeutlicht die nachfolgende Tabelle.

Weiterführende Informationen

  • I. Füsgen: Geriatrie. Kohlhammer, 2004. Der Klassiker unter den Fachbüchern über das Altern, in zwei Bänden. Obwohl ein Fachbuch für Mediziner, ist es auch für Nichtfachleute sehr gut lesbar, und auch die sozialen und psychischen Seiten des Alterns finden angemessenen Raum.

Von: Dr. med. Georg Betz, Dr. med. Herbert Renz-Polster, Dr. med. Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014).
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Trotz Alter noch fahrtauglich?

Wer fit genug ist, kann auch im Alter noch selbst ans Steuer.

Trotz Alter noch fahrtauglich?

Checkliste für den Selbsttest

Autofahren verschafft Senior*innen ein großes Stück Selbstständigkeit. Doch nicht jeder ist noch fit genug für das Lenken eines Fahrzeugs. Mit einer Checkliste können alte Menschen jetzt selbst abschätzen, wie es um ihre Fahrtüchtigkeit steht. Und ob sie diese besser ärztlich abklären lassen sollten.

Zu unbeweglich für den Schulterblick …

Im Alter sinkt die Leistungsfähigkeit: Die Konzentration lässt nach und das Reaktionsvermögen wird schlechter. Oft kommen Seh- oder Hörstörungen dazu. Und auch die Beweglichkeit ist häufig eingeschränkt, sodass z. B. der gewohnte schnelle Schulterblick Probleme bereitet. Das alles kann beim Autofahren zum Handicap werden.

Deshalb raten Ärzt*innen alten Menschen zu regelmäßigen Gesundheitschecks. Dabei sollten auch die Medikamente, die regelmäßig eingenommen werden, überprüft werden. Denn einige Wirkstoffe beeinträchtigen die Fahrtüchtigkeit.

Diskreter Selbsttest

Senior*innen können jedoch mit ein paar einfachen Fragen selbst abschätzen, ob sie noch sicher im Verkehr unterwegs sind. Dazu hat die Alzheimer Forschung Initiative eine Checkliste entwickelt. Wird eine oder mehrere der Fragen mit Ja beantwortet, ist es sinnvoll, die Fahrtüchtigkeit mithilfe der Hausärzt*in abklären zu lassen.

  • Verlieren Sie beim Fahren manchmal die Orientierung?
  • Haben Sie Schwierigkeiten, andere Verkehrsteilnehmer*innen, Ampeln oder Verkehrszeichen zu erkennen und rechtzeitig darauf zu reagieren?
  • Haben Sie Probleme, das Gas-, Kupplungs- oder Bremspedal zu betätigen?
  • Hören Sie Motorengeräusche, Schaltung oder Signale anderer Verkehrsteilnehmer*innen (manchmal) spät oder schlecht?
  • Finden Sie es schwierig, den Kopf zu drehen und über Ihre Schulter zu blicken?
  • Werden Sie im dichten Verkehr oder auf unbekannten Straßen nervös? • Hupen andere Autofahrer*innen häufig wegen Ihres Fahrverhaltens?
  • Verursachen Sie in letzter Zeit häufiger kleinere oder „Beinahe“-Unfälle?
  • Fühlen Sie sich beim Fahren unsicher?
  • Werden Sie schläfrig oder wird Ihnen schwindelig, nachdem Sie Ihre Medikamente eingenommen haben?

Broschüre bestellen

Dieser Selbsttest ist Teil einer Broschüre, die man bei der Alzheimer Forschung erhalten kann. Darin finden sich zusätzlich Sicherheitstipps und Strategien für ältere Autofahrer*innen und Infos, wie man auch ohne Auto mobil bleibt.

Quelle: Alzheimer Forschung Initiative eV

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: agefotostock/imago-images.de