Gesundheit heute

Gehirn und Nervensystem im Alter

Das Langzeitgedächtnis bleibt bis ins hohe Alter konstant, während das Kurzzeitgedächtnis ab dem mittleren Lebensalter abnimmt. Damit ist das Kurzzeitgedächtnis in seiner fachlichen Definition gemeint, das ins Spiel kommt nach mehr als etwa sieben Informationseinheiten, zehn Sekunden oder nach einer kleinen Ablenkung. Als besonders störend wird das Nachlassen des prospektiven Gedächtnisses im Rahmen des normalen Alterungsprozesses empfunden, was die Erinnerung an Termine und Vorsätze umfasst.

Durch ausdauernde geistige Aktivität bis hin zum Gehirnjogging lassen sich diese Veränderungen jedoch bis ins 70. Lebensjahr verzögern – geistige Aktivität ist also ein wichtiges Element des Anti-Aging. Ein geistig reger und geübter alter Mensch kann deshalb ein besseres Gedächtnis haben als ein weniger geübter junger Mensch.

„Ich bin in einem Alter, in dem man Jugendsünden gestehen sollte, bevor man sie vergisst.“ |Ephraim Kishon

Kognitive Funktionen. Versteht man Kognition als Überbegriff für Leistungen wie Wahrnehmen, Erkennen, Erinnern und Denken – werden zwei Hauptgruppen unterschieden: die kristallisierten und die flüssigen Funktionen. Diese verändern sich im Alter unterschiedlich. Die kristallisierten Funktionen umfassen übungs- und bildungsabhängige Leistungen wie Sprach- und Wortverständnis sowie Sprachgeschwindigkeit. Sie nehmen im Alter kaum ab und sind durch Training sogar steigerbar. Die flüssigen Funktionen umfassen grundlegende, abstrakte und inhaltsübergreifende Leistungen wie beispielsweise die rasche Orientierung in einer fremden Umgebung und sind von einer schnellen und flexiblen Informationsverarbeitung abhängig. Sie nehmen im Alter kontinuierlich ab. Zudem sinkt die Informationsmenge, die in neuen Situationen pro Zeiteinheit gut verarbeitet werden kann.

Ein großes Problem gesundheitlicher, sozialer und ökonomischer Relevanz ist die steigende Häufigkeit der Demenz mit zunehmendem Alter. 3 % der 65 bis 69-Jährigen und bis zu 25 % der über 85-Jährigen sind davon betroffen.

Von: Dr. med. Georg Betz, Dr. med. Herbert Renz-Polster, Dr. med. Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014).
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Trotz Alter noch fahrtauglich?

Wer fit genug ist, kann auch im Alter noch selbst ans Steuer.

Trotz Alter noch fahrtauglich?

Checkliste für den Selbsttest

Autofahren verschafft Senior*innen ein großes Stück Selbstständigkeit. Doch nicht jeder ist noch fit genug für das Lenken eines Fahrzeugs. Mit einer Checkliste können alte Menschen jetzt selbst abschätzen, wie es um ihre Fahrtüchtigkeit steht. Und ob sie diese besser ärztlich abklären lassen sollten.

Zu unbeweglich für den Schulterblick …

Im Alter sinkt die Leistungsfähigkeit: Die Konzentration lässt nach und das Reaktionsvermögen wird schlechter. Oft kommen Seh- oder Hörstörungen dazu. Und auch die Beweglichkeit ist häufig eingeschränkt, sodass z. B. der gewohnte schnelle Schulterblick Probleme bereitet. Das alles kann beim Autofahren zum Handicap werden.

Deshalb raten Ärzt*innen alten Menschen zu regelmäßigen Gesundheitschecks. Dabei sollten auch die Medikamente, die regelmäßig eingenommen werden, überprüft werden. Denn einige Wirkstoffe beeinträchtigen die Fahrtüchtigkeit.

Diskreter Selbsttest

Senior*innen können jedoch mit ein paar einfachen Fragen selbst abschätzen, ob sie noch sicher im Verkehr unterwegs sind. Dazu hat die Alzheimer Forschung Initiative eine Checkliste entwickelt. Wird eine oder mehrere der Fragen mit Ja beantwortet, ist es sinnvoll, die Fahrtüchtigkeit mithilfe der Hausärzt*in abklären zu lassen.

  • Verlieren Sie beim Fahren manchmal die Orientierung?
  • Haben Sie Schwierigkeiten, andere Verkehrsteilnehmer*innen, Ampeln oder Verkehrszeichen zu erkennen und rechtzeitig darauf zu reagieren?
  • Haben Sie Probleme, das Gas-, Kupplungs- oder Bremspedal zu betätigen?
  • Hören Sie Motorengeräusche, Schaltung oder Signale anderer Verkehrsteilnehmer*innen (manchmal) spät oder schlecht?
  • Finden Sie es schwierig, den Kopf zu drehen und über Ihre Schulter zu blicken?
  • Werden Sie im dichten Verkehr oder auf unbekannten Straßen nervös? • Hupen andere Autofahrer*innen häufig wegen Ihres Fahrverhaltens?
  • Verursachen Sie in letzter Zeit häufiger kleinere oder „Beinahe“-Unfälle?
  • Fühlen Sie sich beim Fahren unsicher?
  • Werden Sie schläfrig oder wird Ihnen schwindelig, nachdem Sie Ihre Medikamente eingenommen haben?

Broschüre bestellen

Dieser Selbsttest ist Teil einer Broschüre, die man bei der Alzheimer Forschung erhalten kann. Darin finden sich zusätzlich Sicherheitstipps und Strategien für ältere Autofahrer*innen und Infos, wie man auch ohne Auto mobil bleibt.

Quelle: Alzheimer Forschung Initiative eV

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: agefotostock/imago-images.de