Gesundheit heute

Nieren und Harnwege im Alter

Die Leistungsfähigkeit der Nieren sinkt bei den meisten Menschen mit zunehmendem Alter. Die glomeruläre Filtrationsrate (Maß für die Leistung der Nieren) nimmt ab sowie die Fähigkeit, dem Primärharn die lebensnotwendigen Mineralien wieder zu entziehen (Rückresorption). Ist der Salz-Wasser-Haushalt belastet, reagieren die Nieren zeitlich stark verzögert, was normal und auch bei Jüngeren der Fall ist, z.B. nach einem Biergartenbesuch oder beim Höhenwandern. Um derartige akute Belastungen ausgleichen zu können, haben die Nieren eine große Leistungsreserve – selbst mit nur einer Niere lebt es sich in aller Regel vollkommen beschwerdefrei. Daher merkt der ältere Mensch im Normalfall nichts von seiner zunehmend eingeschränkten Nierenleistung. Erst wenn der Salz-Wasser-Haushalt (zusätzlich) akut belastet wird, sei es durch Operationen, schwere Infektionen, Behandlungen mit Infusionen oder einfach, dass zu wenig getrunken wird wegen des verminderten Durstgefühls im Alter, entgleist der Salz-Wasser-Haushalt. Neben einer Austrocknung (Exsikkose) droht im Alter auch ein Mineralstoffmangel (Übersichtstabelle Mineralstoffe), der eine akute Demenz vortäuschen kann.

In jedem Fall muss ab 70 die Dosis von Medikamenten, die bevorzugt über die Nieren ausgeschieden werden, reduziert werden. Dies ist besonders wichtig bei lange im Körper bleibenden Medikamenten, da diese sich bei längerer Überdosierung gefährlich anreichern und Vergiftungserscheinungen hervorrufen können.

Harnwege. Mit zunehmendem Alter mehren sich auch die Toilettengänge, bedingt durch das verminderte Fassungsvermögen und die nachlassende Kontraktionskraft der Harnblase, also der Fähigkeit, die Blasenmuskeln zusammenzuziehen. Eine nachlassende Spannung der Harnblasenschließmuskel, eine Vergrößerung der Prostata bei Männern und ein Absinken von Gebärmutter und Scheide sind Ursachen für die im Alter sehr häufigen Inkontinenzbeschwerden.

Von: Dr. med. Georg Betz, Dr. med. Herbert Renz-Polster, Dr. med. Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014).
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Medikamentenwirkung im Alter

5 Tabletten oder mehr: Das ist für viele Senior*innen Alltag. Nebenwirkungen sind dann nicht leicht auf ein Medikament zurückzuführen.

Medikamentenwirkung im Alter

Medikation ans Alter anpassen

Der Körper und sein Stoffwechsel verändern sich mit den Jahren – und damit auch die Wirkung vieler Arzneimittel. Was jahrelang gut gewirkt hat, wird vielleicht plötzlich nicht mehr vertragen. Diese Tipps helfen, Neben- und Wechselwirkungen im Alter im Griff zu behalten.

Risiken und Nebenwirkungen

Nebenwirkungen von Arzneimitteln sind in Deutschland keine Seltenheit: Immerhin fast zehn Prozent der Krankenhauseinweisungen von älteren Patient*innen sind darauf zurückzuführen. In einigen Fällen werden Nebenwirkungen auch gar nicht erkannt und für eine neu aufgetretene Erkrankung gehalten. Die Folge: Unnötige Therapien werden durchgeführt oder sogar neue Medikamente verschrieben.

Vorsicht vor Wechselwirkungen

Oft sind die Nebenwirkungen jedoch nicht auf ein einzelnes Medikament, sondern auf die Wechselwirkungen mehrerer Medikamente untereinander zurückzuführen. Als Faustregel gilt: Bei der Einnahme von fünf Medikamenten beträgt die Wahrscheinlichkeit von Wechselwirkungen rund 40 Prozent, bei sieben oder mehr Arzneimitteln liegt sie bereits doppelt so hoch. Wundern sich alte Menschen also plötzlich über ein neues „Gebrechen“, sollte die Hausärzt*in oder Apotheker*in auch immer den Medikamentenplan im Hinterkopf haben.

Medikamentenplan im Blick behalten

Um Nebenwirkungen von Medikamenten im Alter vorzubeugen gibt die Apothekerkammer Niedersachsen einige Tipps:

  • Priscus-Liste. Schon vor der Einnahme eines Medikaments lohnt sich ein Blick auf die Priscus-Liste. In dieser Zusammenstellung die Arzneistoffe, die für ältere Patient*innen ungeeignet sind nach Stoffklasse, beispielsweise Antibiotika oder Schmerzmittel, aufgelistet. Auch an eine mögliche Alternative zu dem Medikament ist gedacht.

  • Prinzip „start low and go slow“. Wird ein Medikament zum ersten Mal eingenommen, muss die richtige Dosierung erst gefunden werden. Um den Körper nicht zu überlasten starten die Ärzt*in oder Apotheker*in zuerst mit einer niedrigen Dosierung. Dann wird die Dosis des Medikaments Schritt für Schritt gesteigert, bis der gewünschte Therapieeffekt eintritt.

  • Stammapotheke und -hausarztpraxis. Um Wechselwirkungen oder Unverträglichkeiten im Blick zu halten, brauchen die Hausarztpraxis und die Apotheke eine Überblick über alle Medikamente. Patient*innen gehen deshalb am besten immer zur gleichen Hausarztpraxis und kaufen auch ihre Medikamente am besten in ihrer Stammapotheke.

Quellen: Apothekerkammer Niedersachsen, Priscus-Liste

Von: Sandra Göbel; Bild: Syda Productions/Shutterstock.com