Gesundheit heute

Probleme bei Flugreisen

Im Flugzeug herrschen Druckverhältnisse wie in 2 400 m Höhe: Der Luftdruck ist niedriger als gewohnt, wodurch die Sauerstoffsättigung des Blutes sinkt und der Körper mit einer vertieften Atmung reagiert. Für den Gesunden stellt das kein Problem dar, doch für Reisende mit Herz-Kreislauf-Problemen ist das ein Risiko: Weltweit sterben in Flugzeugen etwa 2 500 Menschen pro Jahr, 75% davon an einem Herzinfarkt. Natürlich wäre ein Teil dieser Unglücke auch zu Hause passiert, wobei für die Stressbelastung nicht nur der Flug, sondern auch die Anstrengungen der Anfahrt hinzukommen: die Angst, das Flugzeug zu verpassen, Probleme mit den Gepäckstücken oder das für viele sehr unangenehme Abtasten bei der Sicherheitskontrolle.

Sind die Schleimhäute wegen einer Erkältung geschwollen, kann es aufgrund mangelnden Druckausgleichs zu einem Barotrauma (Schäden durch Luftdruckveränderungen) kommen, das aber durch Kauen, Schlucken oder Gähnen zu vermeiden ist.

Nachdem das Rauchen von den meisten Fluggesellschaften verboten wurde, ist es für Raucher empfehlenswert, sich vor der Abreise Nikotinpflaster oder -kaugummis zu besorgen, um einen längeren Flug zu „überstehen“.

Kaum bekannt ist, dass man sich die meisten Infektionen nicht im Urlaubsland, sondern im Flugzeug zuzieht; die Mehrzahl der Reisenden erkrankt entweder kurz nach Beginn oder am Ende der Reise. Das liegt allerdings nicht an der Luft im Flugzeug, einem durch leistungsfähige Filter gereinigtem Mix aus Umluft und Frischluft, der Krankenhausstandard erreicht. Vielmehr ist dafür das dicht gedrängte Sitzen verantwortlich – ein Tuberkulose-Erkrankter verteilt die Erreger über zwei Sitzreihen hinweg, ein an SARS-Erkrankter (neu aufgetretene Lungeninfektionskrankheit) sogar über sieben Sitzreihen. Das Problem liegt häufig darin, dass die Reisenden die Erreger bereits in sich tragen, die Krankheit aber noch nicht ausgebrochen ist.

Flugreisetauglichkeit

Von einer Flugreise Abstand nehmen sollten:

  • Schwangere ab dem 8. Monat,
  • Personen mit einem Blutdruck über 200/120 mmHg,
  • Personen mit gravierenden Herzerkrankungen (machen 40% aller fluguntauglichen Passagiere aus): Patienten, die in den vorherigen 6 Monaten einen Herzinfarkt erlitten haben; Patienten, die in der Fahrradergometrie keine 50-Watt-Belastung leisten können; Patienten mit instabiler Angina pectoris der Herzinsuffizienz in den fortgeschrittenen Stadien, (NYHA-Stadien III oder IV),
  • Patienten nach wiederholtem Schlaganfall,
  • Patienten mit peripherer arterieller Verschlusskrankheit ab Stadium III,
  • Patienten mit mehreren tiefen Thrombosen: keine Langstreckenflüge (über 4 Stunden),
  • Patienten mit Epilepsie,
  • Patienten mit starker Blutarmut,
  • Patienten mit COPD, wenn sie nicht 50 m gehen können, ohne kurzatmig zu werden,
  • Patienten nach Operationen – die Spanne reicht von 10 Tagen nach einer Blinddarm-OP über 3 Wochen nach einer Bandscheiben-OP bis 6–9 Monate nach einer Lungen-OP.

Flugangst

Umfragen zufolge leiden bis zu einem Viertel der Flugreisenden vor oder während des Flugs an Flugangst. Diese äußert sich durch Nervosität, beschleunigte Atmung, Schweißausbrüche und Durchfall bis hin zu Panikattacken, und wird durch Faktoren wie persönliche Erfahrungen, Höhenangst und das Gefühl der Enge erzeugt. Gegen diese Angst gibt es ein großes Angebot an „Seminaren für entspanntes Fliegen“, in denen Entspannungstechniken erlernt werden können. Außerdem ist die Wahl eines Sitzplatzes nicht gerade am Fenster, sondern lieber am Gang und über den Tragflächen anzuraten.

Weiterführende Informationen

  • www.flugangst.de – Kommerzielle Website in Zusammenarbeit mit Lufthansa, München: Bietet zahlreiche Informationen und weiterführende Links, so zu Büchern, CDs und DVDs, aber auch zu praxiserprobten Seminaren. Sehr empfehlenswert.

Thromboserisiko

lesen Sie hierzu: Thromboserisiko

Jetlag

Das als Jetlag bezeichnete „Aus-dem-Rhythmus-Kommen“ mit Symptomen wie Schlafstörungen, Müdigkeit, Abgeschlagenheit (eventuell auch Appetitmangel und Probleme beim Stuhlgang) ist eine unangenehme Beigabe von Flugreisen über mehr als zwei Zeitzonen hinweg. Der Körper behält dabei zunächst den Tag-Nacht-Rhythmus des Herkunftslands bei, weil dieser sich nicht wie eine Uhr einfach verstellen lässt. Dabei toleriert die Biorhythmik des Menschen eher eine Verlängerung des Tags, also einen Flug nach Westen, als eine Verkürzung, also einen Flug nach Osten.

Was kann der Reisende tun, um der inneren Uhr beim Umstellen zu helfen? Folgende Tipps sind erprobt:

  • Zunächst ist Ruhe und Akklimatisation angesagt.
  • Im Flugzeug ist es gut zu schlafen, viel zu trinken, aber auf Kaffee und mehr als maßvollen Alkoholgenuss zu verzichten.
  • Am Reiseziel angekommen, ist es hilfreich, sich sofort aktiv am Lebensrhythmus des Reiselands (unter Nutzung des Sonnenlichts) zu beteiligen.
  • Die Geschwindigkeit der Anpassung schwankt von Mensch zu Mensch: Manche schaffen 3–4 Stunden Zeitverschiebung pro 24 Stunden, normal ist jedoch eher eine Stunde. Bei „Langsam-Anpassern“ aber kann sich die Anpassung über 2 Wochen hinziehen. Dabei ist es viel besser, bewusst auf Bettruhe zu verzichten als sich schlaflos im Bett zu wälzen.
  • Vor der Abreise kann man schon ein bisschen „vorarbeiten“ und das Schlafengehen und die Mahlzeiten um 1–2 Stunden in Richtung des Reiseziels verschieben.

Melatonin. Seit Jahren ruhen große Hoffnungen auf der Einnahme des Arzneistoffs Melatonin, des körpereigenen Regulators des Schlaf-wach-Rhythmus. In den USA ist es mittlerweile sogar frei verkäuflich. In Deutschland fehlt zwar die Zulassung, Melatonin ist aber über das Internet problemlos zu beziehen. Die Wirkung als schlafförderndes Arzneimittel ist jedoch nach wie vor ungenügend dokumentiert; seriöse Studien konnten die zu Beginn der 1990er Jahre kräftig vermarktete Wirkung als Jetlag-Wundermittel nie belegen.

Weiterführende Informationen

  • www.lufthansa.de – Website der Deutschen Lufthansa Aktiengesellschaft, Köln: Für den Suchbegriff Jetlag werden Ihnen zahlreiche Tipps und Hintergrundinformationen angezeigt.

Medikamenteneinnahme während der Reise

Müssen Medikamente regelmäßig eingenommen werden, so ist eine Verschiebung um ein paar Stunden im Allgemeinen kein Problem. Ausnahmen gelten beispielsweise für Diabetiker (mehr dazu im Abschnitt „Reisen mit Diabetes“) und Patienten, die blutgerinnungshemmende Präparate verordnet bekommen (ausführlich unter „Reisen mit gerinnungshemmenden Medikamenten“).

Bei einigen Präparaten der Pille müssen die Anwenderinnen Folgendes beachten: Sowohl bei Flügen nach Westen als auch nach Osten nimmt man am Zielort – bei gewöhnlich abendlicher Einnahme – eine zusätzliche Tablette gleich nach der Ankunft ein und fährt dann zur gewohnten abendlichen Zeit mit der Einnahme fort.

Weiterlesen:

  • Reisekrankheit
  • Reisen in der Schwangerschaft
  • Reisen als chronisch Kranker

Von: Dr. rer. nat. Annette Diekmann-Müller, Dr. med. Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014).
Zurück
Sonnenbrand richtig behandeln

Auch mit Sonnenbrand im Gesicht sollte man so schnell wie möglich in den Schatten.

Sonnenbrand richtig behandeln

Knallrot und schmerzend

Keinen Sonnenschutz aufgetragen oder zu lange in der Sonne gelegen: Vor allem Menschen mit heller Haut entwickeln dann ruckzuck einen Sonnenbrand. Jetzt ist schnelle Linderung gefragt.

Stressfaktor Sonne

UV-Strahlen sind für die Haut ein gewaltiger Stress. Sie reagiert mit einer akuten Entzündung, wird rot und schmerzt, und die obersten Hautzellen sterben ab. Je nach Intensität können sich sogar Blasen bilden, es drohen Fieber, Schüttelfrost und Schwächegefühl.

Am besten sorgt man dafür, dass es mithilfe eines geeigneten Sonnenschutzes gar nicht erst zu einem Sonnenbrand kommt. Ist es aber trotzdem passiert, muss schnell gehandelt werden.

Schatten, Kühlung, Flüssigkeit

Sobald beim Sonnenbad eine Hautrötung auffällt, heißt es: Raus aus der Sonne und in den Schatten. Das gilt auch für die Folgetage. Denn nur im Schatten kann sich die Haut wieder regenerieren. Daneben gibt es folgende Tipps:

  • Haut vorsichtig von Salz, Schweiß, Sand und Pflegeprodukten reinigen und mit feuchten Tüchern kühlen.
  • Anschließend spezielle After-Sun-Produkte auftragen. Die Auswahl dafür ist groß, Beratung gibt es in der Apotheke.
  • Unbedingt ausreichend trinken. Das beugt Kreislaufproblemen vor und unterstützt die Haut beim Heilungsprozess.
  • Bei starkem Juckreiz Gel mit juckreizstillenden Wirkstoffen (z.B. Bamipin und Dimetinden ) auftragen. Einige Gele sind auch für Kinder zugelassen und in der Apotheke erhältlich. Für Schwangere und Stillende sind die genannten Wirkstoffe nicht geeignet. Für sie gibt es in der Apotheke spezielle Präparate mit pflanzlichen Extrakten.
  • Cremes mit Hydrokortison lindern Schmerzen und Schwellungen. Sie können in zwei verschiedenen Wirkstärken bis zu dreimal täglich aufgetragen werden. Länger als zwei (hohe Dosierung) bis vier Wochen (niedrige Dosierung) sollten man sie aber nicht verwenden, da Kortisoncremes auf Dauer der Haut schaden.

Bei Blasen und Fieber zur Ärzt*in

Bei sehr starken Schmerzen helfen orale Schmerzmittel. Am besten sind Präparate geeignet, die auch die Entzündung eindämmen (z. B. ASS oder Ibuprofen). Sie sollte man allerdings nur nach ärztlichem Rat einnehmen. Doch nicht nur bei starken Schmerzen ist es besser, den Sonnenbrand ärztlich abklären zu lassen. Zur Haus- oder Kinderärzt*in gehen sollte man auch wenn

  • Kinder unter sechs Jahren betroffen sind,
  • sich Blasen bilden,
  • Fieber, Übelkeit oder Kreislaufbeschwerden auftreten oder
  • viele oder sehr große Hautbereiche verbrannt sind.

Quelle: ptaheute

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: mauritius images / pa / Christin Klose