Gesundheit heute

Wie oft essen?

Wie oft Tiere essen, hängt vom Nahrungsangebot ab – und das gilt auch für den Menschen. Unter knappen Bedingungen isst er eher wenige große Mahlzeiten, sind die Gelegenheiten aber günstig, so isst er häufiger. Letzteres liegt daran, dass der Appetit am Nahrungsangebot wächst: Allein der Geruch und der Anblick von Nahrung machen Appetit.

Welches Ernährungsmuster „natürlich“ ist, ist bei einer solch flexiblen Veranlagung eine müßige Frage. Was allerdings sicher ist: In der Evolution überwogen die Zeiten mit knappen Nahrungsangeboten. Vor diesem Hintergrund ist die Diskussion um die beste Anzahl der Mahlzeiten (Essensfrequenz) gar nicht so weit hergeholt: Manche Ernährungswissenschaftler sind der Meinung, dass es günstiger wäre, nur dreimal am Tag zu essen und die – von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung empfohlenen – zusätzlichen zwei Zwischenmahlzeiten auszulassen. Die Begründung: Der Insulinspiegel steige bei häufigerer Nahrungszufuhr insgesamt stärker an und leiste der Entwicklung von Übergewicht und metabolischem Syndrom Vorschub.

Aber es gibt bisher keine Untersuchungen, die diese Annahme bestätigen. Auch hängt der Insulinspiegel sehr stark von der Art der Zwischenmahlzeit ab. Leichte Snacks mit Obst oder Frischgemüse sind weitaus weniger problematisch als Torte am Nachmittag. Zudem sind die Leistungsanforderungen von Mensch zu Mensch sehr verschieden. Der eine braucht eine Zwischenmahlzeit, um ein Leistungstief auszugleichen, der andere nicht. Auch in Sachen Essfrequenz enthält die Gebrauchsanleitung des Menschen also keine für alle Lebenslagen gültigen Hinweise.

Viele populäre Ratgeber empfehlen, zum Frühstück wie ein Kaiser, zu Mittag wie ein König und zu Abend wie ein Bettler zu essen. Und eine neuere Modewelle empfiehlt unter dem Schlagwort Dinner Cancelling sogar, das Abendessenzugunsten einer schlanken Linie ganz wegzulassen. Weiter wird vorgebracht, dass eine an Kohlenhydraten und Eiweißen reiche Abendkost die nächtliche Fettverarbeitung blockiere. Viele Menschen machen es genau umgekehrt, vor allem in den südlichen Ländern wird abends ausgiebig gespeist.

Eine Stellungnahme der Deutschen Gesellschaft für Ernährung geht davon aus, dass letztendlich „die über den ganzen Tag aufgenommene bzw. verbrauchte Energiemenge“ ausschlaggebend für das Körpergewicht sei [221].

Von: Dr. med. Herbert Renz-Polster in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014).
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Kartoffeln fördern Diabetes

Vor allem in großen Mengen sind gekochte Kartoffeln und Pommes frites diabetogen.

Kartoffeln fördern Diabetes

Nicht jedes Gemüse ist gesund

Viel Gemüse zu essen ist gesund, heißt es immer wieder. So sollen Möhren, Paprika & Co. beispielsweise vor einem Diabetes schützen. Die Kartoffel ist dabei allerdings eine Ausnahme.

Knolle schon länger unter Verdacht

Eine gesunde Ernährung enthält immer auch einen großen Anteil an Gemüse. Es versorgt den Körper mit wertvollen Vitaminen, Antioxidanzien und Ballaststoffen. Auf diese Weise wird z.B. das Immunsystem gestärkt und das Gewicht im Zaum gehalten.

Allerdings macht es einen Unterschied, welche pflanzlichen Nahrungsmittel man verzehrt. So gibt es Hinweise darauf, dass ausgerechnet die Kartoffel negative Auswirkungen auf die Gesundheit hat: Der Deutschen liebste Knolle soll die Entwicklung eines Diabetes begünstigen.

Gemüse senkt Diabetesrisiko

Ob das stimmt, untersuchte kürzlich eine dänische Arbeitsgruppe mithilfe der Daten aus einer 16 Jahre dauernden Beobachtungsstudie. Knapp 55 000 Menschen zwischen 50 und 64 Jahren hatten daran teilgenommen und ihre Ernährungsgewohnheiten angegeben. Auch die Gesundheitsdaten wurden erhoben, im Fokus stand die Entwicklung eines Diabetes im Studienzeitraum.

Um den Einfluss von Gemüse auf das Diabetesrisiko zu berechnen, wurden die Teilnehmenden je nach verzehrter Gemüsemenge (ohne Kartoffeln) in fünf Gruppen unterteilt. Diejenigen, die das meiste Gemüse aßen (im Schnitt 319 g/Tag), hatten im Vergleich zu denjenigen mit dem geringsten Konsum (durchschnittlich 67 g/Tag) ein um 21% reduziertes Diabetesrisiko.

Vor allem Pommes und Kartoffelbrei gefährlich

Bei der Kartoffel war das Gegenteil der Fall: Wer viel davon aß, erhöhte sein Risiko für die Zuckerkrankheit um 9% im Vergleich zu denjenigen, bei denen die Knolle nur selten auf den Tisch kam. Am gefährlichsten in puncto Diabetes erwiesen sich gekochte Kartoffeln, Kartoffelbrei sowie Pommes frites und Chips. Bratkartoffeln schienen das Risiko weniger stark zu erhöhen.

Grund für die diabetogene Wirkung der Kartoffel ist ihr glykämischer Index, erklärt Prof. Dr. Alfred Wirth. Nach ihrem Verzehr steigen Blutzucker und Insulin deutlich an. Das wird noch dadurch verstärkt, dass Kartoffeln oft in größeren Mengen genossen werden. Prof. Wirth empfiehlt Menschen mit hohem Diabetesrisiko, mehr Getreideprodukte und Reis zu essen und den Kartoffelkonsum zu reduzieren.

Quelle: Diabetes Care

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: mauritius images / Jose hernandez antona / imageBROKER