Gesundheit heute

Geschmacksprogrammierung

Bei allen Säugetieren spielt die geschmackliche Prägung eine herausragende Rolle. So finden z. B. die blind geborenen Rattenbabys die Zitzen ihrer Mütter nur über den Geruch – die Mutter leckt das Junge ab und danach ihre Zitzen. Wäscht man die Zitzen, gehen die Jungen ein. Die Geschmackserfahrung im Mutterleib und später beim Stillen bestimmt auch darüber, welche Nahrungsquellen später aufgesucht werden. Werden Kaninchen während der Tragzeit mit Wacholderbeeren gefüttert, so ziehen die Kaninchen aus diesem Wurf später Wacholderwiesen vor.

Auch das Menschenbaby folgt Gerüchen und Geschmackserfahrungen. Es bevorzugt etwa die mit dem eigenen Fruchtwasser bestrichene mütterliche Brust und schreit auch weniger, wenn es dem Geruch des eigenen Fruchtwassers ausgesetzt ist. Experimente zeigen auch, dass nach der Geburt nicht gebadete Kinder sich schneller beruhigen lassen – und dass Babys die ungewaschene der gewaschenen Brust beim Stillen vorziehen.

Auch unsere Nahrungsvorlieben werden schon vor der Geburt geprägt, man nennt diesen Prozess Geschmacksprogrammierung. In Experimenten, in denen Spuren von Knoblauch, Vanille, Anis oder Karottensaft in das Fruchtwasser eingebracht wurden, zeigte sich, dass Neugeborene genau diese Geschmacksvarianten bevorzugen. Wenn die stillende Mutter Nahrungsmittel mit einem bestimmten Geschmack (etwa Karottensaft) konsumiert, wurden diese von den Babys beim Beifüttern ebenfalls bevorzugt (die Forscherin Lise Eliot bezeichnet dies als „Probelauf durch die Regale des Supermarkts“).

Von: Dr. med. Herbert Renz-Polster in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014).
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Herzrisiko am Maßband ablesen

Liegt das Taillen-Größen-Verhältnis unter 0,5, ist alles im grünen Bereich.

Herzrisiko am Maßband ablesen

Taille spricht Bände

Zu viele Pfunde auf den Rippen schaden der Gesundheit. Um das Risiko für Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen genauer zu beziffern, reicht ein einfaches Maßband.

Auch bei normalem BMI kann das Risiko erhöht sein

Übergewicht erhöht das Risiko für zahlreiche Erkrankungen. Dazu gehören Diabetes, Fettstoffwechselstörungen, Fettleber sowie die Arteriosklerose samt Herzinfarkt und Schlaganfall. Ein wichtiges Maß zur Berechnung von Übergewicht und Adipositas (krankhaftes, behandlungsbedürftiges Übergewicht) ist der Body Mass Index (BMI). Er spiegelt das Körpergewicht eines Menschen im Verhältnis zu seiner Größe wider und wird mit einer Formel berechnet. Bei Werten über 25 gilt ein Erwachsener als übergewichtig, bei über 30 als adipös. Erhöhte BMI-Werte sind – grob gesagt –mit einem erhöhten Gesundheitsrisiko verbunden.

Doch auch Menschen mit einem normalen BMI können ein gesteigertes Herz-Kreislauf-Risiko haben. Das liegt daran, dass nicht nur Größe und Gewicht, sondern auch die Verteilung des Körperfetts eine Rolle spielt. Sitzt es am Bauch, ist es besonders problematisch. Deshalb empfehlen Expert*innen zur Bestimmung des gewichtsbedingten Risikos ein zusätzliches Maß: Das Taillen-Größen-Verhältnis (TGV).

TGV soll unter 0,5 liegen

Das TGV lässt sich mit Hilfe eines Maßbands einfach bestimmen. Gemessen wird die Taille nach normalem Ausatmen, und zwar in der Mitte zwischen dem letzten Rippenbogen und der Oberkante der Hüfte. Ist ein Mensch bei einer Taillenweite von 80 cm 1,70 cm groß, beträgt das TGV 0,47 (0,8 geteilt durch 1,7). Unter 0,5 ist alles im grünen Bereich. Ab einem Wert über 0,5 hat man ein erhöhtes Risiko für Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen und sollte sich diesbezüglich von seiner Ärzt*in beraten lassen.

Quelle: Springer Medizin

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: Andrey Popov/shutterstock.com