Gesundheit heute

Vom Jojo-Effekt und anderen Gemeinheiten

Nach einer Diät löst sich der anfängliche Gewichtsverlust allmählich wieder in Luft auf und der Speck ist schon bald wieder da – oft genug mit Zinsen. Diesen Jojo-Effekt kennt fast jeder, der schon einmal eine Diät hinter sich gebracht hat. Woran liegt das?

Grund 1: Wer eine Diät macht, verbraucht bald etwa 15 % weniger Kalorien, denn:

  • Erstens drosselt der Körper als Antwort auf eine geringere Nahrungszufuhr den Energieverbrauch – der Stoffwechsel wird effizienter.
  • Zweitens leitet der Körper auch Sparmaßnahmen im Verhalten ein: Wer weniger isst, als er eigentlich braucht, dem ist bald nicht mehr zum Bäume Ausreißen zumute. Man hat weniger Lust auf Bewegung, man bewegt sich langsamer und mit weniger Ausdauer, man zappelt weniger herum.

Grund 2: Während der Energiebedarf sinkt, nimmt der Appetit zu.

Je weiter die Fettzellen entleert werden, desto stärker werden die appetitsteigernden Signale, die sie an das Gehirn senden. Diese Gegenregulation ist besonders stark, wenn der Fettgehalt schnell abnimmt, denn dies ist für den Körper ein Alarmsignal: Dort draußen fehlt es an Nahrung! Jetzt werden alle Register gezogen, um den Betroffenen dazu zu bringen, Nahrung zu finden – der Körper wird von quälendem Hunger erfasst.

Es wird immer wieder behauptet, durch den gezielten Aufbau von Muskelmasse lasse sich das Abnehmen beschleunigen – die zusätzlichen Muskeln verbrauchten ja „auch im Schlaf“ Energie und beschleunigten dazu noch den Stoffwechsel. Sorgfältig kontrollierte Studien [282] zeigen dagegen, dass:

  • Sich bei einigermaßen maßvollen Diäten die Muskelmasse praktisch nicht vermindert
  • Begleitende Bewegungsprogramme den Stoffwechsel zwar gesünder machen (so nimmt z.B. die Insulinkonzentration im Blut ab), aber nicht „hungriger“ – wenn überhaupt, dann wird der Stoffwechsel effizienter
  • Begleitende Bewegungsprogramme keinen Einfluss darauf haben, an welchen Körperstellen Fett abgebaut wird – die gezielte „Formung“ des Bauchs oder der Hüften ist ein Mythos.

Wie den Jojo-Effekt überwinden?

Dass der Stoffwechsel beim Abnehmen effizienter wird, lässt sich nicht verhindern. Da hilft nur eines: Durch zusätzliche Bewegung dafür sorgen, dass unter dem Strich trotzdem mehr Energie verbraucht wird.

Eine zweite Strategie gegen den Jojo-Effekt heißt langsam abnehmen. Nur so lässt sich die Panikreaktion der Fettzelle (d. h. die orexigene Gegenreaktion) begrenzen. Messungen des appetitsteigernden Botenstoffes Ghrelin im Blut zeigen, dass langsames Abnehmen zu einer weitaus geringeren chemischen Gegenreaktion führt [240].

Von: Dr. med. Herbert Renz-Polster in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014).
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Helfen Vitamine dem Gehirn?

Zum Fithalten der grauen Zellen empfehlen Experten vor allem tägliches Gehirnjogging - z.B. mit Kreuzworträtseln.

Helfen Vitamine dem Gehirn?

Wenn graue Zellen altern

Mit dem Alter verändert sich nicht nur der Körper. Auch die Leistung des Gehirns nimmt Schritt für Schritt ab. Multivitaminpräparate sollen dabei helfen, diese kognitiven Verluste zu verlangsamen.

Informationen werden langsamer verarbeitet

Älterwerden schlägt auch aufs Gehirn: Ab etwa 60 Jahren verarbeitet es neue Informationen langsamer, und Gedächtnislücken treten häufiger auf – das ist ganz normal. Ob die Einnahme von Multivitaminpräparaten dem Gedächtnisverlust entgegenwirkt, wurde in einer mehrteiligen US-amerikanischen Studie geprüft.

Mehr als 5000 Erwachsene nahmen dafür über zwei bis drei Jahre hinweg täglich entweder ein Präparat aus 20 essenziellen Mikronährstoffen oder ein Scheinmedikament ein. Schon in den ersten beiden Vorstudien ließen sich positive Effekte auf die Kognition erkennen – die Hirnleistungstest waren jedoch nur am Telefon und am PC durchgeführt worden.

Gehirnalterung um zwei Jahre verzögert?

In einer dritten Studie wurden die kognitiven Fähigkeiten genauer unter die Lupe genommen. Dazu testeten die Forscher*innen die allgemeine Kognition und das Gedächtnis bei 500 Proband*innen persönlich mit verschiedenen neuropsychologischen Verfahren. Auch in dieser Studie zeigte sich ein zumindest leichter positiver Effekt der Präparate: Diejenigen Proband*innen, die täglich Multivitamine geschluckt hatten, schnitten in puncto Gedächtnis etwas besser ab als diejenigen, die nur ein Scheinmedikament erhielten.

In einer Metaanalyse bewertete das Team dann die Ergebnisse aller drei Untersuchungen zusammen. Dabei errechnete es, dass das Multivitaminpräparat im Vergleich zum Scheinmedikament die Alterung der Gehirnfunktion (kognitive Alterung) um etwa zwei Jahre verzögert hatte.

Noch zu früh für eine Empfehlung

Soll jetzt jeder täglich zu einer Extraportion Vitamintabletten greifen? Kritiker*innen der Studie betonen, dass es für eine generelle Empfehlung zu früh sei und diese Ergebnisse erst durch weitere Studien unterstützt werden müssen. Zumal es bisher kaum Hinweise darauf gibt, dass Vitamine die Hirnfunktion im Alter verbessern können. Zudem raten sie, die regelmäßige Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln prinzipiell zunächst mit der Hausärzt*in zu besprechen.

Zum Glück gibt es noch andere Möglichkeiten, dem kognitiven Verlust im Alter entgegenzuwirken. Dazu gehören eine gesunde Ernährung, Bewegung und das Gehirn täglich zu fordern und zu trainieren.

Quelle: arznei-news.de

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: mauritius images / Image Source