Gesundheit heute

Probiotika – Helfer oder Konsumfalle?

In der Werbung propagiert und von Wissenschaftlern kritisch untersucht: was ist dran an dem Mythos „Probiotika“? Zunächst die Fakten: Probiotika sind Lebensmittel, die jeweils bestimmte Arten von Mikroorganismen, vor allem Milchsäurebakterien (Lactobacillen), enthalten. Diese Bakterienstämme sollen die Darmflora unterstützen und deren Aufgaben bei der Abwehr, der Bildung von Vitaminen oder der Vorbeugung von Darmkrebs verbessern.

Mittlerweile gibt es wissenschaftliche Beweise, dass Probiotika wirken. Es ist erwiesen, dass durch Viren oder Antibiotika verursachte Durchfallerkrankungen kürzer dauern und seltener auftreten. Bei Milchzuckerunverträglichkeit wird die Laktoseverdauung verbessert. Aber: Die Ergebnisse dieser Studien gelten natürlich nur für die dort getesteten Probiotika. Es gibt Hinweise darauf, dass Probiotika auch das Risiko reduzieren, an Darmkrebs zu erkranken, indem sie Enzyme im Darm hemmen, die toxische (giftige) Einflüsse haben und Zellkernveränderungen hervorrufen können. Eine japanische Studie konnte zeigen, dass Versuchspersonen, die täglich ein Gramm eines Probiotikums einnehmen, das 1010 Keime des Stammes Lactobacillus casei Shirota enthält, seltener an Darmkrebs erkranken als Menschen, die dieses Probiotikum nicht essen.

Probiotika mit dem Bakterienstamm E. coli Nissle zeigen einen günstigen Einfluss auf die Entzündungsneigung der Darmwand. Dies legt die Vermutung nahe, dass Probiotika die normale Abwehrfunktion der Darmwand unterstützen und sich auch dämpfend auf entzündliche Darmerkrankungen, vor allem Morbus Crohn, auswirken. E. coli Nissle wird aber auch zur Behandlung von Durchfallerkrankungen bei Säuglingen und Kleinkindern eingesetzt.

In Probiotika verwendet werden auch noch andere Milchsäurebakterien (z. B. Lactobacillus acidophilus LA-5), Bifidobakterien (z. B. Bifidobacterium bifidum BB-12) und Hefepilze (z. B. Saccharomyces boulardii). Als Wirkmechanismus wird angenommen, dass die probiotischen Mikroorganismen auf das Immunsystem der Darmwand Einfluss nehmen und dieses stimulieren. Dadurch werden vermehrt Immunglobuline gebildet und ins Darmlumen abgegeben, was die Abwehr krankmachender Bakterien erleichtert. Darüber hinaus können manche Probiotika selbst antibiotisch wirkende Substanzen herstellen – so bilden E. coli-Bakterien Colicine und Milchsäurebakterien Nisin.

Der große Wermutstropfen bei Probiotika darf aber nicht verschwiegen werden: Es scheint, dass Probiotika nämlich bestimmte Krankheiten verschlimmern können. Auf einige chronisch entzündliche Erkrankungen (z. B. Morbus Bechterew) oder Autoimmunerkrankungen haben sie eventuell einen ungünstigen Einfluss. Wissenschaftliche Beweise hierzu fehlen allerdings.

Von: Dr. med. Nicole Menche, Dr. med. Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014).
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Nachsalzen gefährdet das Herz

Wer gesund leben möchte sollte auf das Nachsalzen besser verzichten.

Nachsalzen gefährdet das Herz

Mehr Disziplin am Tisch

Nachsalzen beim Essen erhöht das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Das trifft auch für Menschen zu, die sich gesund ernähren.

Mehr Herzinfarkte und Schlaganfälle

Eine salzreiche Ernährung treibt den Blutdruck in die Höhe und schadet den Gefäßen. In der Konsequenz drohen Herzinfarkt und Schlaganfall. Zur Vorbeugung reicht es offenbar nicht, auf die besonders salzhaltigen industriellen Nahrungsmittel und Fastfood zu verzichten. Auch das Nachsalzen bei Tisch sollte man besser vermeiden, wie eine aktuelle Analyse von Daten aus der UK-Biobank zeigt.

Über 500 000 Teilnehmer*innen hatten darin ihren Salzkonsum bei Tisch angegeben (wie salzig die Nahrungsmittel waren, wurde nicht erhoben). 28% von ihnen salzten ihre Speisen gelegentlich nach, 12% taten dies häufig und 5% immer. Dem setzte das Forscherteam die Todesfälle und die Anzahl der Herz-Kreislauf-Erkrankungen in den neun Jahren ab Beginn der Befragung gegenüber.

Ständiges Nachsalzen kostet Lebensjahre

Menschen, die häufig nachsalzten, hatten ein um 7% erhöhtes Sterberisiko im Vergleich zu denjenigen, die das nie taten. Wer bei jedem Essen zum Salzstreuer griff, steigerte sein Sterberisiko sogar um 28 %. Ständiges Nachsalzen kostete zudem Lebensjahre. 50-jährige Frauen verloren dadurch 1,5 Jahre, 50-jährige Männer 2,3.

Die Forscher*innen berechneten auch, wie sich Nachsalzen auf das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen auswirkte. Wer häufig nachsalzte, erkrankte zu 19% seltener daran als die Immer-Salzer. Gelegentliches oder gar kein Nachsalzen reduzierte die Erkrankungsgefahr um 21% bzw. 23%. Besonders zahlte sich der Verzicht auf das Nachsalzen in Bezug auf die Herzinsuffizienz aus. Auf die koronare Herzkrankheit oder Schlaganfälle hatte es weniger Einfluss.

Spezialdiät verliert ihre Wirkung

Unabhängig von der Ernährung scheint Nachsalzen ungünstig für Herz und Gefäße zu sein, betonen die Autor*innen. Wer zur Vorbeugung von Bluthochdruck spezielle Diäten einhält (z.B. die DASH-Diät) sollte ebenfalls den Salzstreuer stehen lassen, um den Vorteil der Diät nicht durch Nachsalzen zu verlieren.

Quelle: Ärzteblatt

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: mauritius images/Astrakan Images