Gesundheit heute

Legionellen-Check

Parameter

Schnelltest im Urin; Antikörpernachweis im Blut; Keimnachweis im Dusch- oder Badewasser

Fragestellung

Liegt eine Legionelleninfektion vor? Besteht durch das Duschwasser eine Infektionsgefahr?

Bewertung

Legionellen sind im Wasser lebende Bakterien, die insbesondere bei alten Menschen und Abwehrgeschwächten schwere Lungeninfektionen verursachen können. Unterhalb einer Wassertemperatur von 20 °C können sie sich nicht mehr vermehren, bei über 60 °C sterben sie ab. Die Übertragung auf den Menschen erfolgt durch legionelleninfizierte Aerosole (eingeatmete kleinste Wassertröpfchen), z.B. durch die zentrale Warmwasserversorgung in Wohnhäusern, durch Klimaanlagen oder Inhalationsgeräte. Eine Übertragung durch Trinken von Wasser oder von Mensch zu Mensch findet nicht statt.

Der Schnelltest aus dem Urin und der Antikörpernachweis im Blut dienen dem Nachweis einer Infektion des Patienten. Diese Tests sollten keine IGeL-Leistung sein, denn falls bei einem Beschwerdebild eine Legionellen-Infektion differentialdiagnostisch in Frage kommt, stellen diese Untersuchungen normale Kassenleistungen dar.

Anders verhält es sich bei der Untersuchung des Duschwassers, ohne dass Hinweise für eine Infektion vorliegen. Die Gefahr einer Besiedlung von Duschvorrichtungen durch Legionellen besteht dann, wenn das Wasser in den Wasserleitungen nicht über 60 °C erhitzt wird. Gefährdeten ist zu empfehlen, die Wassertemperatur ihrer Warmwasserbereitung möglichst hoch zu stellen (ggf. wegen der Rohre bei Firma oder Handwerker nachfragen) und insbesondere bei nur gelegentlicher Benutzung der Zapfstelle das Wasser vor dem Duschen oder Baden ablaufen zu lassen. Weitere, zumindest zum Teil vermeidbare Gefahrenquellen sind z.B. Luftbefeuchtungs- und Klimaanlagen, Whirlpools sowie Duschen in Schulen, Turnhallen oder Hotels. Bei Inhaliergeräten sollten die Hygienevorschriften des Herstellers penibel beachtet werden. 100%-iger Schutz ist allerdings selbst bei Beachtung aller Vorsichtsmaßnahmen nicht zu erreichen.

Von: Dr. med. Arne Schäffler, Dr. med. Nicole Menche in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014).
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Aortendissektion: lange unterschätzt

Berliner Konzept rettet Menschenleben

Die sogenannte akute Typ-A-Aortendissektion kommt wahrscheinlich viel häufiger vor als bislang gedacht. Das Deutsche Herzzentrum Berlin (DHZB) geht bei der Behandlung mit gutem Beispiel voran.

Während das statistische Bundesamt von jährlich 4,6 Fällen auf 100.000 Einwohner ausgeht, gibt es einer aktuellen Studie zufolge 11,9 Fälle von Aortendissektionen – also zweieinhalb Mal so viele wie gedacht. Die Zeit vom Auftreten erster Symptome bis zum Beginn der Operation liegt bei über 8 Stunden – zu lang für viele Patienten. Laut Notarzt Stephan Kurz sterben allein in Berlin und Brandenburg jedes Jahr über 200 Menschen, weil die Dissektion zu spät erkannt oder falsch behandelt wurde.

Häufig Verwechslung mit Herzinfarkt

Häufig wird die Aortendissektion mit einem Herzinfarkt verwechselt. Der Unterschied wird erst durch eine Computertomografie (CT) deutlich, die aber nicht überall und schnell genug zur Verfügung steht. „Vereinfacht gesagt ist ein Herzinfarkt die Folge eines Blutgerinnsels und wird deshalb mit Medikamenten behandelt, die das Blut verdünnen. Bei der Aortendissektion wird die Blutung dadurch noch beschleunigt und die weitere Versorgung erheblich erschwert“, erklärt Kurz.

Erfolgreiche Maßnahmen am DHZB

Das DHZB unterhält daher seit 2015 ein „Aortentelefon“: eine medizinische Hotline, unter der allen Berliner und Brandenburger Ärzten ein Facharzt für Herzchirurgie oder Anästhesie zur Verfügung steht. Dieser kann bei der medizinischen und organisatorischen Koordination vor Ort sowie bei der Vorbereitung des Eingriffs, der im DHZB durchgeführt wird, helfen. Zudem werden die Ärzte durch Standardverfahren für die Erkrankung, unter anderem hinsichtlich Aufnahme vor und Weiterbehandlung nach der OP, sensibilisiert.
Die Maßnahmen zeigen Erfolg: Die behandelten Dissektionsfälle stiegen im DHZB um 70 Prozent an, während die Zeitspanne von den ersten Symptomen bis zum Operationsbeginn um 20 Prozent sank.

Quelle: Deutsches Herzzentrum Berlin

Von: Leonard Olberts