Gesundheit heute

Vorhautverengung

Vorhautverengung (Phimose): Erworbene oder angeborene Erkrankung des Penis, bei der die Vorhaut so eng ist, dass dadurch Beschwerden entstehen.

Etwa 3 % aller Jungen sind betroffen. Die Vorhautverengung ist die häufigste Ursache von Vorhautentzündungen im Kindesalter.

Symptome und Leitbeschwerden

  • Beschwerden beim Wasserlassen, "Ballonierung" der Vorhaut, dünner Harnstrahl
  • Zurückschieben der Vorhaut erschwert oder nicht möglich
  • Wiederkehrende Vorhautentzündungen.

Wann zum Kinderarzt

Bei Gelegenheit, wenn

  • Sie vermuten, die Vorhaut Ihres Sohnes sei zu eng.

In den nächsten Tagen, wenn

  • die Vorhaut Ihres Sohnes sich beim Wasserlassen ballonartig aufbläht oder Ihnen der Harnstrahl sehr dünn vorkommt.

Die Erkrankung

Krankheitsentstehung

Bei männlichen Babys ist die Vorhaut mit der Eichel verklebt und kann (und soll) nicht zurückgezogen werden. Durch diesen Trick schützt die Natur die empfindliche Eichel während der "Windelphase" vor der Einwirkung des recht aggressiven Urins. Etwa bis zum 3. Geburtstag löst sich diese Verklebung langsam, aber nicht in jedem Falle vollständig.

Im Einzelfall dauert die vollständige Lösung erheblich länger, und manchen Jungen ist es erst dann möglich, die Vorhaut ohne Probleme hinter die Eichel zu schieben, wenn die ersten Geschlechtshormone zu Beginn der Pubertät die Vorhaut auflockern. Ein Nachteil ist dies nicht: Die volle Mobilität der Vorhaut ist erst beim Geschlechtsverkehr gefragt, ebenso ist die regelmäßige Reinigung der Eichel frühestens mit Einsetzen der Pubertät erforderlich, da sich dann an der Vorhaut das talgartige Smegma bildet.

Manchmal ist die Vorhaut jedoch so eng, dass sie sich auch beim pubertierenden Jungen kaum oder gar nicht hinter die Eichel zurückstreifen lässt. Dies führt zu Schmerzen oder zu Schwierigkeiten beim Wasserlassen – erkennbar daran, dass sich die Vorhaut beim "Pinkeln" ballonartig aufbläht.

Ursachen

Eine angeborene Phimose entsteht durch eine zu enge Öffnung der Vorhaut oder durch Verklebungen zwischen Vorhaut und Eichel.

Die erworbene Phimose wird durch Vernarbungen der Vorhaut verursacht, die sich durch wiederholte Entzündungen oder bestimmte Hauterkrankungen bilden.

Komplikationen

Die Vorhautverengung begünstigt auch die Entstehung schmerzhafter Entzündungen der Vorhaut und der Eichel, da leicht Bakterien unter die Vorhaut gelangen. Zu erkennen ist die Balanitis daran, dass die Spitze des Penis gerötet ist, außerdem ist sie äußerst schmerzhaft und leicht angeschwollen. Wenn sich unter der Vorhaut Eiter ansammelt, hat der Junge auch beim Wasserlassen starke und brennende Schmerzen. Von einer Vorhaut- und Eichelentzündung spricht man, wenn zusätzlich auch die Eichel mitbetroffen ist.

Pathologische Phimose. Es sollte nie versucht werden, bei einem kleinen Jungen die Vorhaut gewaltsam zurückzuschieben, um den Lösungsprozess zu beschleunigen oder die Eichel zu waschen, denn das ist bei Kindern nicht nötig. Dies führt zu Einrissen und in der Folge zu narbigen Verengungen der Vorhaut. Die pathologische Phimose entsteht auch als Folge wiederkehrender Entzündungen unter der Vorhaut (Balanitiden), vor allem wenn der Junge bereits früher an eitrigen Balanitiden erkrankt war.

Paraphimose. Ist die Vorhaut sehr eng, besteht die Gefahr, dass sie sich zwar gerade noch hinter die Eichel schieben lässt, aber nicht mehr zurück. Diese auch "spanischer Kragen" genannte Paraphimose muss sofort ärztlich behandelt werden, da der so entstandene Schnürring die Blutversorgung der Eichel unterbricht.

Harnverhalt (Harnverhaltung, Harnretention). Hierbei ist es dem Jungen nicht mehr möglich, Wasser zu lassen. Ein solcher Harnverhalt ist ein Notfall und erfordert die Einweisung in die Kinderklinik.

Diagnosesicherung

Generell sollte eine Vorhautuntersuchung nur der Kinder- und Jugendarzt durchführen. Dabei prüft er, ob sich die Vorhaut ganz oder zumindest teilweise über die Eichel zurückschieben lässt und ob sich eventuell ein Schnürring bildet.

Behandlung

Einzig eine pathologische Phimose muss behandelt werden. Ansonsten gilt: Hat der Junge keine Beschwerden, wird am besten abgewartet. Bei Babys ist keine Behandlung notwendig. Die früher öfter genannte Regel, bis zum 3. Geburtstag solle gewartet werden, ist nicht wissenschaftlich abgesichert: Meist löst sich eine danach noch bestehende Vorhautenge bis zur Pubertät von selbst – spätestens jedoch bis zum 17. Lebensjahr.

Konservative Behandlung

Stört die Phimose und liegt lediglich eine Verengung ohne Komplikationen vor, so setzt der Arzt auf eine konservative Therapie. Hierbei wird die Vorhaut vorsichtig durch tägliche Dehnübungen geweitet.

Eventuell wird auf den nun frei liegenden Bereich der Eichel zusätzlich für einige Wochen täglich eine kortisonhaltige Salbe aufgetragen. Anschließend wird die Vorhaut wieder nach vorne gestreift. Diese Behandlung führt bei den meisten Jungen zum Erfolg. Allerdings ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Vorhaut sich später erneut verengt, gar nicht so gering. Dann wird die Behandlung wiederholt und zwar in jedem Fall mit dem Auftragen einer kortisonhaltigen Salbe.

Operative Behandlung

Wenn die Behandlung der Phimose durch die kortisonhaltige Salbe erfolglos bleibt, es sich um eine Paraphimose oder eine pathologische Phimose handelt oder wenn folgende Probleme auftreten, ist eine operative Therapie notwendig:

  • Behinderung des Harnflusses, erkennbar an einem ballonartigen Aufblähen der Vorhaut beim Wasserlassen
  • Blutiger Urin
  • Wiederkehrende Vorhautentzündungen
  • Häufige Schmerzen.

Die Operation – meist unter Vollnarkose – besteht aus einer Beschneidung (Zirkumzision), d. h. der Entfernung der Vorhaut. Dabei wird die Vorhaut teilweise oder ganz entfernt. Bei einer Teilbeschneidung besteht die Gefahr, dass sich die verbliebene Vorhaut nach einiger Zeit erneut verengt. Wird die Vorhaut komplett entfernt, liegt die Eichel anschließend frei, das heißt, dass es zu keiner weiteren Phimose kommt. Bei unkomplizierten, nicht vernarbten Fällen werden zunehmend minimalinvasive Operationsverfahren bevorzugt. Dabei bleibt die Vorhaut weitgehend erhalten, da sie lediglich eingeschnitten und anschließend längs vernäht wird.

Behandlungskomplikationen

Eine Zirkumzision zählt heutzutage zum Routineeingriff, dennoch leiden etwa 2 von 100 Personen anschließend an Beschwerden, die womöglich eine Nachbehandlung nötig machen:

Blutergüsse. Häufig entstehen nach der Operation Blutergüsse am Penis, die jedoch harmlos sind und meist nach einiger Zeit von selbst verschwinden.

Nachblutungen oder Entzündung der Operationswunde. Diese Komplikationen machen eine Nachbehandlung meist erforderlich.

Erneute Vorhautverengung. Bei der teilweisen Entfernung der Vorhaut besteht die Gefahr, dass sie sich nach einiger Zeit wieder verengt. Hier ist eine zweite und dann vollständige Entfernung notwendig.

Ihr Apotheker empfiehlt

Was Sie als Eltern tun können

Geduld. Bei einer Phimose sollten Sie Geduld haben, denn manchmal dauert sie bis in die Pubertät hinein. Solange Ihr Sohn keine Beschwerden hat: warten Sie ab – und auch ein Besuch beim Kinderarzt ist nicht notwendig!

Von: Dr. med. Herbert Renz-Polster in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung der Sektionen „Beschreibung“, „Wann zum Kinderarzt“, „Die Erkrankung“, „Diagnosesicherung“, „Behandlung“ und „Ihre Apotheke empfiehlt“: Dagmar Fernholz
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Methylphenidat stört Wachstum nicht

Wachstumsstörungen scheinen einer Studie zufolge unter Methylphenidat nicht aufzutreten.

Methylphenidat stört Wachstum nicht

Entwarnung für ADHS-Medikament

Kinder mit einer Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) erhalten häufig Methylphenidat zur Therapie. Immer wieder wird angeführt, dass dieses Medikament das Wachstum hemmt. Neue Daten geben Entwarnung.

Über 1000 ADHS-Kinder beobachtet

Viele Eltern machen sich die Entscheidung nicht leicht, ihr Kind mit Methylphenidat (Ritalin) behandeln zu lassen. Ein Grund waren bisher unter anderem Hinweise, dass Kinder unter Ritalin langsamer wachsen könnten. Ob das stimmt, hat jetzt eine britische Arbeitsgruppe untersucht.

Sie sammelten über zwei Jahre lang europaweit die Daten von Kindern und Jugendlichen, die an ADHS litten. Von den insgesamt 1147 Patientinnen und Patienten im Alter von 6 bis 17 Jahren wurden 756 mit Methylphenidat behandelt. 391 erhielten gar keine medikamentöse Therapie.

Gewichtsverlust wird wieder aufgeholt

Beide Gruppen wurden mit gesunden Kontrollkindern verglichen, um das Auftreten von Nebenwirkungen zu erkennen. Die Wachstumsgeschwindigkeit war über zwei Jahre hinweg in allen drei Gruppen gleich. Ein Unterschied zeigte sich allerdings in der Gewichtskurve: Im Vergleich zu den gesunden und den unbehandelten ADHS-Kindern nahmen die mit Methylphenidat therapierten Kinder in den ersten sechs Behandlungsmonaten ab. Diese Gewichtsabnahme kam jedoch während der nächsten Monate zum Stillstand, und bis zum Studienende holten die Methylphenidat-Kinder die anderen gewichtsmäßig wieder ein.

Blutdruck und Puls kontrollieren

Das Forscherteam verglich bei den ADHS-Kindern auch das Auftreten möglicher Nebenwirkungen. Psychosen und Depressionen kamen gleich häufig vor, egal ob die Patient*innen Methylphenidat einnahmen oder nicht. Das Gleiche galt für motorische Störungen und nervöse Tics. Blutdruck und Herzrate waren allerdings unter Methylphenidat etwas höher. Die unbehandelten ADHS-Kinder konsumierten wiederum mehr Nikotin und Marihuana, außerdem traten bei ihnen mehr suizidale Handlungen auf.

Insgesamt ist bei einer Therapie mit Methylphenidat nicht mit einer Reduktion des Längenwachstums zu rechnen, fassen die Studienautor*innen zusammen. Sie raten jedoch dazu, bei den Kontrollbesuchen in der Arztpraxis regelmäßig Blutdruck und Herzfrequenz messen zu lassen.

Quelle: SpringerMedizin

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: mauritius images / Westend61 / Phillip Waterman