Gesundheit heute

Ringelröteln

Ringelröteln (Erythema infectiosum): durch das Parvo-Virus B19 ausgelöste, eher seltene Infektionskrankheit, die v. a. Kindergartenkinder betrifft.

Ringelröteln sind meist harmlos, bei Infektionen in der Schwangerschaft besteht die Gefahr, dass das Ungeborene geschädigt wird. Ringelröteln kommen v. a. bei Kindern im Alter von 3–8 Jahren vor; Säuglinge und Erwachsene sind normalerweise nicht betroffen, eine Ansteckung ist jedoch möglich. Nach der Infektion besteht vermutlich eine lebenslange Immunität.

Symptome und Leitbeschwerden

  • Meist Erkältungszeichen, z. B. leichtes Fieber, Kopf- und Muskelschmerzen, aber auch Durchfall und Übelkeit
  • Juckender Hautausschlag mit flächiger Rötung beider Wangen ("schmetterlingsförmig"). Ausbreitung oft in einem girlandenförmigen Muster auf den übrigen Körper, v. a. auf die Streckseiten der Arme und Beine
  • Gelenkschmerzen
  • Entzündung der Rachenschleimhaut.

Inkubationszeit. 4–18 Tage bis zum Auftreten des Hautausschlages.

Zeitraum der Ansteckung. 7 Tage vor Ausbruch der Erkrankung und bis zu 7 Tage danach.

Wann zum Arzt

Am nächsten Tag zum Kinderarzt, wenn

  • Sie bei Ihrem Kind einen auf Ringelröteln verdächtigen Hautausschlag beobachten.

Am nächsten Tag zum Frauenarzt, wenn

  • Sie schwanger sind und Kontakt mit einem an Ringelröteln erkrankten Kind hatten.

Die Erkrankung

Krankheitsentstehung

Ringröteln treten alle 4–5 Jahre in kleinen Epidemien vom Spätwinter bis zum Frühsommer auf.

Die Übertragung des Parvo-Virus B19 erfolgt wahrscheinlich über eine Tröpfcheninfektion beim Niesen, Husten oder Sprechen von Mensch zu Mensch. Über die oberen Atemwege oder die Augenbindehaut dringen die Viren in den Blutkreislauf des Gesunden ein. Auch durch den direkten Kontakt mit dem Sekret beim Händeschütteln, Küssen oder bei der Benutzung desselben Essbestecks oder Geschirrs besteht die Gefahr, dass sich der Gesunde ansteckt, ebenso bei einer Bluttransfusion. Das Virus befällt v. a. die Vorläuferzellen der roten Blutkörperchen im Knochenmark.

Die meisten Infektionen machen aber kaum oder gar keine Beschwerden und bleiben unbemerkt. Schon unmittelbar nach der Ansteckung kann die Erkrankung weiter übertragen werden. Mit Auftreten des Ausschlags ist die Ansteckungsfähigkeit so gut wie vorüber.

Klinik

Im unspezifischen Anfangsstadium zeigen sich allenfalls erkältungsähnliche Symptome.

Treten Krankheitszeichen auf, so am ehesten der charakteristische Hautausschlag. Er ist nach 2–5 Tagen zu sehen. Der Ausschlag verblasst nach 7–10 Tagen, selten hält er für Monate an. Bei weniger als 10 % der Kinder kommt es vorübergehend zu Gelenkentzündungen, die sich durch Schmerzen an den kleinen Gelenken zeigen; die Gelenkentzündungen sind aber harmlos und hinterlassen keine Folgeschäden.

Verlauf

Wird die Infektion klinisch manifest, lässt sich ihr Verlauf in zwei Phasen einteilen, zwischen denen oft eine Pause von rund einer Woche liegt:

  • Phase 1 (Prodomal- oder Vorphase, Dauer 2–4 Tage): In dieser Phase bekommt das Kind einen leuchtend roten Ausschlag auf den Wangen ähnlich wie ein Sonnenbrand. Außerdem zeigt es eine markante Blässe um den Mund und leichtes Fieber.
  • Phase 2 (Exanthemphase, Dauer 1–4 Tage): charakteristischer Hausausschlag (Exanthem) auf Schultern, Oberarmen, Oberkörper und in einigen Fällen auch auf den Oberschenkeln. Er verblasst nach und nach. Fußsohlen und die Handinnenflächen sind meist nicht betroffen.

Komplikationen

Häufige aber letztlich harmlose Komplikation ist ein Anhalten des Ausschlags über Wochen bis Monate. Die Intensität des Ausschlags schwankt, manchmal scheint er auch verheilt zu sein, um bei Sonnenlichtexposition, Hitze, Stress oder körperlicher Belastung wieder aufzutreten.

Ernste Komplikationen bei Ringelröteln betreffen v. a. Kinder mit bestimmten Formen einer Blutarmut, wie etwa der Sichelzellanämie. Dies liegt daran, dass das Virus die Vorläuferzellen der roten Blutkörperchen im Knochenmark befällt. Letztere können dann nicht mehr rasch genug gebildet werden. Als Folge verschlimmert sich die Blutarmut, die sich durch einen erhöhten Herzschlag, Abgeschlagenheit und Blässe bemerkbar macht.

Gefährlicher sind die Ringelröteln für Ungeborene: Da die Erkrankung eher selten ist, haben nur rund die Hälfte aller Schwangeren die Erkrankung durchgemacht. Eine Impfung gibt es nicht – schätzungsweise 50 % aller Schwangeren sind somit ungeschützt. Bei einer Infektion in der Schwangerschaft besteht die Gefahr, dass sich das Ungeborene ansteckt und eine Blutarmut bekommt, die letztendlich zur Fehl- oder Totgeburt führt. Die Gefährdung ist in den ersten 12 Schwangerschaftswochen am größten, in der Mitte der Schwangerschaft löst das Parvovirus B19 häufig Fehlgeburten aus.

Schwangere mit Ringelröteln werden daher wöchentlich vom Gynäkologen mittels Ultraschall untersucht, damit bei einer Blutarmut des Ungeborenen noch vor der Geburt eine Bluttransfusion durchgeführt werden kann.

Diagnosesicherung

Eine Ringelröteln-Erkrankung lässt sich anhand des charakteristischen Hautausschlags meistens zweifellos erkennen. Ein Arztbesuch dient deshalb oft nur zur Sicherung der Diagnose. Falls nötig, lässt der Arzt durch eine Blutuntersuchung zusätzlich bestimmen, ob es sich um eine Ringelröteln-Infektion handelt.

Ärztliche Behandlung

Eine Behandlung der Ringelröteln ist nicht möglich. Der Körper muss das auslösende Virus selbst bekämpfen. Bei Fieber empfehlen sich Wadenwickel oder fiebersenkende Medikamente wie Paracetamol und Ibuprofen. Die Dosierung richtet sich nach dem Gewicht des Kindes. Fragen Sie dazu Ihren Arzt oder Apotheker!

Ihr Apotheker empfiehlt

Was Sie als Eltern tun können

  • Bettruhe und Schonung. Die meisten Kinder mit Ringröteln sind nur wenig beeinträchtigt. Bei Fieber, Gelenk- oder Muskelschmerzen empfiehlt sich jedoch Bettruhe und Schonung.
  • Gegen den Juckreiz Juckt der Hautausschlag sehr, helfen kühle Waschungen – zumindest zeitweise. Gleichzeitig wirken sie gut gegen Fieber. Frei verkäufliche Lotionen aus der Apotheke verschaffen Linderung.

Prävention

Derzeit gibt es noch keine Impfung gegen Ringelröteln; es befindet sich zwar ein Impfstoff in der Entwicklung, allerdings wird er in naher Zukunft nicht zur Verfügung stehen.

Vor allem in Kindergärten und Schulen treten Ringelröteln epidemisch auf. Eine Meidung des Erregers ist schwierig, da die Ansteckungsgefahr meist schon vorüber ist, wenn der Ausschlag beim Erkrankten sichtbar wird. Ist bekannt, dass in einer Gemeinschaftseinrichtung Ringelröteln aufgetreten sind, sollten Schwangere diese Orte meiden. Das gilt aber auch für die schwangeren Mitarbeiterinnen einer solchen Einrichtung sowie für schwangere Verwandte oder Tagesmütter! Wichtig ist eine gute Handhygiene, v. a. für Schwangere, die in der Familie oder im Beruf mit kleinen Kindern zu tun haben.

Bei Schwangeren sind möglicherweise Blutuntersuchungen nötig, die zum einen feststellen, ob eine Empfänglichkeit besteht, und zum anderen eine eventuelle Ansteckung nachweisen.

Von: Dr. med. Herbert Renz-Polster in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung der Sektionen „Beschreibung“, „Symptome und Beschwerden“, „Wann zum Arzt“, „Die Erkrankung“, „Ihre Apotheke empfiehlt“, „Ärztliche Behandlung“ und „Prävention“: Dagmar Fernholz
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Methylphenidat stört Wachstum nicht

Wachstumsstörungen scheinen einer Studie zufolge unter Methylphenidat nicht aufzutreten.

Methylphenidat stört Wachstum nicht

Entwarnung für ADHS-Medikament

Kinder mit einer Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) erhalten häufig Methylphenidat zur Therapie. Immer wieder wird angeführt, dass dieses Medikament das Wachstum hemmt. Neue Daten geben Entwarnung.

Über 1000 ADHS-Kinder beobachtet

Viele Eltern machen sich die Entscheidung nicht leicht, ihr Kind mit Methylphenidat (Ritalin) behandeln zu lassen. Ein Grund waren bisher unter anderem Hinweise, dass Kinder unter Ritalin langsamer wachsen könnten. Ob das stimmt, hat jetzt eine britische Arbeitsgruppe untersucht.

Sie sammelten über zwei Jahre lang europaweit die Daten von Kindern und Jugendlichen, die an ADHS litten. Von den insgesamt 1147 Patientinnen und Patienten im Alter von 6 bis 17 Jahren wurden 756 mit Methylphenidat behandelt. 391 erhielten gar keine medikamentöse Therapie.

Gewichtsverlust wird wieder aufgeholt

Beide Gruppen wurden mit gesunden Kontrollkindern verglichen, um das Auftreten von Nebenwirkungen zu erkennen. Die Wachstumsgeschwindigkeit war über zwei Jahre hinweg in allen drei Gruppen gleich. Ein Unterschied zeigte sich allerdings in der Gewichtskurve: Im Vergleich zu den gesunden und den unbehandelten ADHS-Kindern nahmen die mit Methylphenidat therapierten Kinder in den ersten sechs Behandlungsmonaten ab. Diese Gewichtsabnahme kam jedoch während der nächsten Monate zum Stillstand, und bis zum Studienende holten die Methylphenidat-Kinder die anderen gewichtsmäßig wieder ein.

Blutdruck und Puls kontrollieren

Das Forscherteam verglich bei den ADHS-Kindern auch das Auftreten möglicher Nebenwirkungen. Psychosen und Depressionen kamen gleich häufig vor, egal ob die Patient*innen Methylphenidat einnahmen oder nicht. Das Gleiche galt für motorische Störungen und nervöse Tics. Blutdruck und Herzrate waren allerdings unter Methylphenidat etwas höher. Die unbehandelten ADHS-Kinder konsumierten wiederum mehr Nikotin und Marihuana, außerdem traten bei ihnen mehr suizidale Handlungen auf.

Insgesamt ist bei einer Therapie mit Methylphenidat nicht mit einer Reduktion des Längenwachstums zu rechnen, fassen die Studienautor*innen zusammen. Sie raten jedoch dazu, bei den Kontrollbesuchen in der Arztpraxis regelmäßig Blutdruck und Herzfrequenz messen zu lassen.

Quelle: SpringerMedizin

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: mauritius images / Westend61 / Phillip Waterman